1
diet,die
,der
;-e, -Ø/-Ø, -en
;zur Herkunft vgl.
Dwb, Neub.
.6, 1040
– Im mittleren Frnhd. auslaufend.
1.
›Volk, Bevölkerung eines Landes; Leute, Ansammlung, Gruppe von Menschen (auch von menschenähnlich gedachten Wesen, wie z. B. Engeln); Gesamtheit der Menschen, Menschheit‹; besonders in eschatologischen Texten auch zur Bezeichnung religiös bestimmter, vor allem nichtchristlicher Volksgruppen.Gehäuft erzählende Texte sowie Texte der Sinnwelt ,Religon/Didaxe‘.
Phraseme:
bei schlafender diet
›nachts, während die Leute schlafen‹.Syntagmen:
die d. finden / speisen / verleiten, etw. die d. verschlinden
; die d. sich bekeren, einen weg gehen, sich nicht auf liegen / schmeichen tun
; der d. borgen, sich der d. geben, gleich machen
; etw
. (z. B. narung
) aus der d. nemen, jn. aus der d. auserkiesen / erwälen, jn. über die d. setzen
; die d. des volkes, der juden / heiden / manne
; die arme / böse / engelische / falsche / freisame / fromme / grobe / grosse / himlische / irdische / jüdische
(mehrfach) / unglaubhafte / ungläubige / ungetaufte / ungewisse d
.; alle d
. (mehrfach) ›jedermann, alle Menschen‹, viel d
.; ein haupt der d., die namen der d
. (Pl.); der d. zu hilfe / gezeugnis
.Wortbildungen
dietlich
dietweg
judischdiet
undiet
Belegblock:
odir man dî erdin | ûfsperrin iren munt gesît | und vorslindin gar dî dît.
Do diz geschach des volkes diet, | Daz mich daz vuwer niht virschriet | Und vor in stunt sunder we, | Algemeinlich ez do schre: [...].
o du falsche judesche dyt!
Nu weystu doch wol, das die Juddische diet | keynen konig enhon anders nyt | wan den Romische konigk herre.
Ebd.
5224
: ir falschen boßen Juddesdiet.
Got nam des armen herzen | Craft, macht, so daz er verschiet. | Ez vienc engelische diet | Sin sele mit lobis dos | Und vurten sie in den schos | Abrahams.
Dv erloses mich von der wederrede der lute, dv sezzes mich eyn houbet der diete.
Reimundus Marlianus, [...] da er außlegt die namen der diet, wider die Julius Cesar gestritten hat, spricht also: [...].
wann dieses römisch reich hat narung und raub genomen auß allen dieten, heiden, landen und völkern.
czu hilff aller diet | han ich mich pedaht diser liet | etwaz auss czu erreüten | Und mit getihten czu erklern.
Ebd.
234, 14
: Ich main der snoden juden diet, | die ir umb pose gab und miet | enthaltt in euerem gepiett.
dar an sont ir merken daz si [ain ruͦte von Yesse] us waz gangen von dem weg den alle ir vordren giengent und den aͤllú irdeschú diet gie.
Mit richeit der sú wieltend, | Spisetend die armen diet, | Mit allem dem des sú Got beriet.
dis vorbenempten alle wollten her Ruͦdolf Brunen [...] bi nacht und schlaffender tiet unwider seit schantlich ermurt han.
Da kristengelaub anfieng | [...] | da begunden sich bekeren | gar vil ungelaubiger diet.
Ebd.
9, 260
: es wirt in diser welt gepiet | oft und vil der manne diet | von den weiben ser betrogen.
Die frum̄en diet | Sy tuͦnd sich nit | Uff liegen vnd uff schmaichen.
Ich wen, er hab mich aine; | Hatt er aber darzu chaine | Mer dann mich, des glaub ich nit, | Seid ich In vsz aller dieth | Hab erwelt vnd vszerkoren.
,Es muͦß das ewangeli [...] gebrediget werden ze gezúgnúß aller diet‘, daz ist ze gezúgnúß irer verdampnúß, die nit gelaubhaft werdent.
Ebd.
794
: Nit mer, nit mer sol er [túfel] die diet verlaiten, vntz das tusent jar volbracht werdent.
Ebd.
1000
: ,Herre setze uber sy‘, daz ist uber die juden vnd uber ander diet ,den botten der e‘.
Ebd.
1524
: Aber die wonung, die vor dem tempel ist, das bezaichnet die valschen cristen, [...] den bredig nit, wann sy seind der diet gegeben, daz ist, sy habent sich der vngelaubhaften diet gegeben vnd geleich machet.
Dar nach sach man den grafen hoch | Von Ungern mit dem chunige varn | In Reuzzen, da er nicht ensparn | Wolt di ungetauften diet.
do er uber das pirg cham, | er vant ain diet fraissam, | die was [...] | [...] an schiessen fraislich.
Ebd.
6684
: das enhalb des piriges wer | vill diett und lanndt achtper.
Thiele, Minner. II,
13, 111
; Völker, a. a. O.
1839
; Fichtner, Füetrer. Trojanerkr.
561, 2
; Bad. Wb.
1, 480b
; Schmeller/F.
1, 552
.2.
›militärische Einheit, Truppe; Krieger-, Heerschar‹.Belegblock:
Dâ slûg ûz dîselbe dît | zwei dorfir unde ritten dan.
Diß ist ein ungedaufft diet, | got laßt uns under wegen niht | umb die kunigin her, | er lat uns unser truwe geniessen | und hilffet und wider uber see.
Olfan der heiden herre ward do sigelos, | [...] | Die cristen uberwunden gar der heiden diet.
3.
›Abhängige, Gefolge eines Herrschers; Hofgesellschaft‹.Belegblock:
Er hies einen hof gebieten der fürste lobsam. | do kam uz den dieten manig werder man.
Gaban zúe hof sagt dise mär, | des freudt der künig vnd dy dyett sich an massen.
Er sagt ir gar, wie er sein diet verpfenndet | het gen dem künig von Rankulat.
4.
möglicherweise Bezeichnung einer Einzelperson, dann: ›(gemeiner) Mensch‹; s. dazu: ; Stackmann u. a., Wb. zur Gött. Frauenlob-Ausg.
; 1990, 60b
Mwb
.1, 1293
Belegblock:
Ez went ein narre unwise, | spricht im ein wib gutliche zu, | der minnen dru, | der si zuhant uf siner wise gru. | der
[Gen. Pl.?]
ist ein diet.