1
diet,
die
,
vereinzelt
der
;
-e, -Ø/-Ø, -en
;
zur Herkunft vgl.
Dwb, Neub.
6, 1040
.
– Im mittleren Frnhd. auslaufend.
1.
›Volk, Bevölkerung eines Landes; Leute, Ansammlung, Gruppe von Menschen (auch von menschenähnlich gedachten Wesen, wie z. B. Engeln); Gesamtheit der Menschen, Menschheit‹; besonders in eschatologischen Texten auch zur Bezeichnung religiös bestimmter, vor allem nichtchristlicher Volksgruppen.
Gehäuft erzählende Texte sowie Texte der Sinnwelt ,Religon/Didaxe‘.
Phraseme:
bei schlafender diet
›nachts, während die Leute schlafen‹.
Bedeutungsverwandte:
1
,  10,  1,  14, ; vgl. (
das
6, (
der
5.
Syntagmen:
die d. finden / speisen / verleiten, etw. die d. verschlinden
;
die d. sich bekeren, einen weg gehen, sich nicht auf liegen / schmeichen tun
;
der d. borgen, sich der d. geben, gleich machen
;
etw
. (z. B.
narung
)
aus der d. nemen, jn. aus der d. auserkiesen / erwälen, jn. über die d. setzen
;
die d. des volkes, der juden / heiden / manne
;
die arme / böse / engelische / falsche / freisame / fromme / grobe / grosse / himlische / irdische / jüdische
(mehrfach)
/ unglaubhafte / ungläubige / ungetaufte / ungewisse d
.;
alle d
. (mehrfach) ›jedermann, alle Menschen‹,
viel d
.;
ein haupt der d., die namen der d
. (Pl.);
der d. zu hilfe / gezeugnis
.
Wortbildungen
dietlich
wohl ›öffentlich, vor allem Volk‹ (16. Jh.; dazu bdv.:  3, ),
dietweg
(a. 1615),
judischdiet
(vgl. ).

Belegblock:

Strehlke, Nic. Jerosch. Chron. (
preuß.
,
um 1330
/
40
):
odir man dî erdin | ûfsperrin iren munt gesît | und vorslindin gar dî dît.
Reissenberger, Väterb. (
md.
,
14. Jh.
):
Do diz geschach des volkes diet, | Daz mich daz vuwer niht virschriet | Und vor in stunt sunder we, | Algemeinlich ez do schre: [...].
Rueff, Rhein. Ostersp.
752
(
rhfrk.
,
M. 15. Jh.
):
o du falsche judesche dyt!
Froning, Alsf. Passionssp.
4412
(
ohess.
,
1501ff.
):
Nu weystu doch wol, das die Juddische diet | keynen konig enhon anders nyt | wan den Romische konigk herre.
Ebd.
5224
:
ir falschen boßen Juddesdiet.
Hübner, Buch Daniel (
omd.
, Hs.
14.
/
A. 15. Jh.
):
Got nam des armen herzen | Craft, macht, so daz er verschiet. | Ez vienc engelische diet | Sin sele mit lobis dos | Und vurten sie in den schos | Abrahams.
Des siges wirt vil gemeit | Alle himelische diet.
Eggers, Psalter
37, 19
(
thür.
,
1378
):
Dv erloses mich von der wederrede der lute, dv sezzes mich eyn houbet der diete.
Chron. Nürnb. (
nobd.
,
1488
):
Reimundus Marlianus, [...] da er außlegt die namen der diet, wider die Julius Cesar gestritten hat, spricht also: [...].
wann dieses römisch reich hat narung und raub genomen auß allen dieten, heiden, landen und völkern.
Gille u. a., M. Beheim
125, 80
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
czu hilff aller diet | han ich mich pedaht diser liet | etwaz auss czu erreüten | Und mit getihten czu erklern.
Ebd.
234, 14
:
Ich main der snoden juden diet, | die ir umb pose gab und miet | enthaltt in euerem gepiett.
Rieder, St. Georg. Pred. (Hs. ˹
önalem.
,
1387
˺):
dar an sont ir merken daz si [ain ruͦte von Yesse] us waz gangen von dem weg den alle ir vordren giengent und den aͤllú irdeschú diet gie.
Päpke, Marienl. Wernher (
halem.
,
v. 1382
):
Mit richeit der sú wieltend, | Spisetend die armen diet, | Mit allem dem des sú Got beriet.
Luginbühl, Brennwalds Schweizer Chron.
1, 182, 10
(
halem.
,
1508
/
16
):
dis vorbenempten alle wollten her Ruͦdolf Brunen [...] bi nacht und schlaffender tiet unwider seit schantlich ermurt han.
Sappler, H. Kaufringer
2, 5
(
schwäb.
, Hs.
1464
):
Da kristengelaub anfieng | [...] | da begunden sich bekeren | gar vil ungelaubiger diet.
Ebd.
9, 260
:
es wirt in diser welt gepiet | oft und vil der manne diet | von den weiben ser betrogen.
Haltaus, Liederb. Hätzlerin (
schwäb.
,
1471
):
Die frum̄en diet | Sy tuͦnd sich nit | Uff liegen vnd uff schmaichen.
Ich wen, er hab mich aine; | Hatt er aber darzu chaine | Mer dann mich, des glaub ich nit, | Seid ich In vsz aller dieth | Hab erwelt vnd vszerkoren.
[Wer] porget vngewisser dieth, | Der singet oft ain clage lied.
Völker, Antichrist
209
(
wschwäb.
,
15. Jh.
):
,Es muͦß das ewangeli [...] gebrediget werden ze gezúgnúß aller diet‘, daz ist ze gezúgnúß irer verdampnúß, die nit gelaubhaft werdent.
Ebd.
794
:
Nit mer, nit mer sol er [túfel] die diet verlaiten, vntz das tusent jar volbracht werdent.
Ebd.
1000
:
,Herre setze uber sy‘, daz ist uber die juden vnd uber ander diet ,den botten der e‘.
Ebd.
1524
:
Aber die wonung, die vor dem tempel ist, das bezaichnet die valschen cristen, [...] den bredig nit, wann sy seind der diet gegeben, daz ist, sy habent sich der vngelaubhaften diet gegeben vnd geleich machet.
Primisser, Suchenwirt (
oobd.
,
2. H. 14. Jh.
):
Dar nach sach man den grafen hoch | Von Ungern mit dem chunige varn | In Reuzzen, da er nicht ensparn | Wolt di ungetauften diet.
Gereke, Seifrits Alex.
4207
(
oobd.
, Hs.
1466
):
do er uber das pirg cham, | er vant ain diet fraissam, | die was [...] | [...] an schiessen fraislich.
Ebd.
6684
:
das enhalb des piriges wer | vill diett und lanndt achtper.
Siegel u. a., Salzb. Taid. (
smoobd.
, Hs.
15. Jh.
):
wann ainer ainem bei gerochem feuer und bei slaffender diet in sein haus geet bei der nacht.
Hübner, a. a. O. ; ;
Thiele, Minner. II,
13, 111
;
Haltaus, a. a. O. ;
Völker, a. a. O.
1839
;
Jaksche, Gundacker ;
Fichtner, Füetrer. Trojanerkr.
561, 2
;
Bad. Wb.
1, 480b
;
Schmeller/F.
1, 552
.
2.
›militärische Einheit, Truppe; Krieger-, Heerschar‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl. (
der
4, (
das
1,
1
, .

Belegblock:

Strehlke, Nic. Jerosch. Chron. (
preuß.
,
um 1330
/
40
):
Dâ slûg ûz dîselbe dît | zwei dorfir unde ritten dan.
Karnein, Salm. u. Morolf
753, 1
(
srhfrk.
, Hs.
um 1470
):
Diß ist ein ungedaufft diet, | got laßt uns under wegen niht | umb die kunigin her, | er lat uns unser truwe geniessen | und hilffet und wider uber see.
Holtzmann, Gr. Wolfdietrich (Hs.
A. 15. Jh.
):
Olfan der heiden herre ward do sigelos, | [...] | Die cristen uberwunden gar der heiden diet.
Koppitz, Trojanerkr. (
halem.
, Hs.
E. 15. Jh.
):
Des dings sere wundertt | Den herren Ulixes | Daz der ritter Hercules | Die rotten diett unraine | Bestünd da alters aine.
Strehlke, a. a. O. .
3.
›Abhängige, Gefolge eines Herrschers; Hofgesellschaft‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl. , , (
das
3,  2,  1, (
die
1, (
der
6.

Belegblock:

Holtzmann, Gr. Wolfdietrich (Hs.
A. 15. Jh.
):
Er hies einen hof gebieten der fürste lobsam. | do kam uz den dieten manig werder man.
Munz, Füetrer. Persibein
26, 7
(
moobd.
,
1478
/
84
):
Gaban zúe hof sagt dise mär, | des freudt der künig vnd dy dyett sich an massen.
Weber, Füetrer. Poyt.
338, 5
(
moobd.
,
1478
/
84
):
Er sagt ir gar, wie er sein diet verpfenndet | het gen dem künig von Rankulat.
Munz, a. a. O.
32, 6
;
51, 6
.
4.
möglicherweise Bezeichnung einer Einzelperson, dann: ›(gemeiner) Mensch‹; s. dazu: ;
Stackmann u. a., Wb. zur Gött. Frauenlob-Ausg.
1990, 60b
;
Mwb
1, 1293
.

Belegblock:

Stackmann u. a., Frauenlob
6, 9, 5
(Hs. ˹
md.
auf nd. Grundlage,
v. M. 14. Jh.
˺):
Ez went ein narre unwise, | spricht im ein wib gutliche zu, | der minnen dru, | der si zuhant uf siner wise gru. | der
[Gen. Pl.?]
ist ein diet.