dienstlich,
Adj.,
bei adv. Gebrauch oft
dienstlichen
.
1.
s.  7.
2.
›jm. als Dienstbote unterstellt und als solcher stellungsentsprechend dienend, jm. dadurch vertraut; e. S. / jm. aus kreatürlicher Neigung zugetan‹; auch: ›der Tagesarbeit unterworfen‹; ütr.: ›(dem Teufel) verfallen, untertan‹;
vgl.  19.
Bedeutungsverwandte:
 12,  12; vgl. ,  1, (Adj.).
Wortbildungen:
dienstlichkeit
.

Belegblock:

Quint, Eckharts Trakt. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
daz nemmet diu geschrift allez den alten menschen, den irdischen menschen, den ûzern menschen, den vîentlîchen menschen, einen dienstlîchen menschen.
Meijboom, Pilgerf. träum. Mönch
8699
(
rib.
,
1444
):
Der ander dat hie [man] neit en sij behaft | Mit dienstlicheit off eigenschaff.
Kurrelmeyer, Dt. Bibel Var. (
Straßb.
1466
):
Der erst tag wirt eúch feirlich vnd heilig. Alles knechtlich
[Var. 1475
1
u. ö.:
dienstlich
;
Froschauer
1530:
dienstwerck
,
Dietenberger
1534:
handwerck
;
Luther
1545, 3. Mose 23, 7:
diensterbeit
]
werck thuͦt nit an im.
Schmidt, Rud. v. Biberach
93, 16
(
whalem.
,
1345
/
60
):
Dv́ drittú herzgung ist dienstlich.
Welti, Stadtr. Bern (
halem.
,
1401
):
wa ieman dem andren von dishin dienot, [...], das oͮch die selb dienstlich person [...] iren lidlon [...] vordren sol.
Chron. Augsb. (
schwäb.
,
1523
/
7
):
nach dem ich die Lamenittin zuͦ schanden gemacht hett und ich sie dem teuffel, [...], dienstlichen fand, aus der ursach ich sorg hett, sie wurd ir selbs den tod anton.
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
118, 22
(
tir.
,
1464
):
der [münch] was dem heiligen Jeronimo gar dienstleichen vnd gehaim.
3.
›ergeben, untertänig, zuvorkommend‹; oft formelhaft zum Ausdruck der Ergebenheit gegenüber einem Höhergestellten;
vgl.  68.
Bedeutungsverwandte:
, ; vgl.  2, , (Adj.),
1
 3,  2.
Syntagmen:
d. bitten
[+ Hauptsatz im Konj.];
jn. d. bitten, das [...] / zu [...], etw. d. präsentieren / überreichen, sich d. erzeigen, sich e. S
. (z. B.
der andeutung
)
d. bedanken / zeigen, die knie d. beugen
;
der dienstliche wille, die dienstliche bitte
(mehrfach, teils formelhaft)
/ meinung, das dienstliche anlangen
.

Belegblock:

Meisen, Wierstr. Hist. Nuys
3158
(
Köln
1476
):
Nu wyll ich, frund, vort layssen stayn myn reden | Ind begeren fruntlych myt dyenstlycher beden, | [...] | [...] myr nyet dayr in zo verkeren!
Hoffmeister, Kuffstein. Gef. B 3v,
3
(
Leipzig
1625
):
Der Andeutúng deiner Herkunfft [...] / thue ich mich / [...] dienstlichen bedancken.
Schein, NA 7, 15b
10
(
Leipzig
,
1626
;
Straßb.
1632
):
Ich soches
[sic!]
hiermit in optima dienstlichen præsentiren vnd vberreichen thue.
Päpke, Marienl. Wernher (
halem.
,
v. 1382
):
Das sin [Johannes] vil getrúwer muͦt | Gewan ir [Marien] sunder hulde | Mit dienstlicher schulde.
Altmann, Wind. Denkw. (
wmd.
,
um 1440
):
also santen die korfursten ir treffenlich botschaft [...] zum selben konige Albrecht und ließen in bitten dinstlichen, daz er sich dez riches annemen wolt.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, zu
1552
):
den loblichen geschlechten von herren diser stat möcht ursach geben werden, ir, der zünften, dienstlichen, underthenigen willen gegen inen zuͤ vermercken.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
126, 2593
;
Anderson u. a., Flugschrr.
15, 11, 19
;
Hoffmeister, a. a. O. A vijr,
23
; iiijr
27
;
Kehrein, Kath. Gesangb. ; ;
Baumann, Bauernkr. Rotenb. ; ;
Grothausmann, Stadtb. Karpfen
97, 2
.
4.
›aus religiöser Motivation, aus freier christlicher Bereitschaft heraus zu dienen bereit, die Härte des Dienens auf sich nehmend‹; auch auf die als
dienst
gedachte Opferbereitschaft Christi bezogen;
vgl.  4.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  3.

Belegblock:

Luther, WA
20, 517b
, 30 (
1526
):
Daruͤmb sollen myr wol lernen, [...] das all unser leben allein dahyn gericht sey und werde, das es dienstlich sey dem nehisten.
Ebd. (
1535
):
Et ideo scriptum, Non ut gens et ente, Sed omnibus virginibus [...], ut demutig, dinstlich, nicht storig, knorrich.
Reissenberger, Väterb. (
md.
, Hs.
14. Jh.
):
Die reine vrouwe Marthe | Die hielt sich vil harte | An dienstlicher hertekeit, | Der sie vil durch Got leit.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
1359
):
Under wilen sol der mensche sich uͤben in heiligen dienstlichen minne werken.
Bauer, Imitatio Haller
53, 20
(
tir.
,
1466
):
Von der dinstleichen freunttschaft Jesu.
5.
›e. S.förderlich, dienlich, hilfreich‹; mit Subj. d. S. / (vereinzelt:) d. P. und Obj. einer abstrakt gedachten Sache gesagt, die einer positiven Wertung unterliegt (wie z. B.
ere, seligkeit
); vgl.  131416; offen zu 6.
Gegensätze:
.
Syntagmen:
etw
. (Subj.)
jm. / e. S
. (Dat.obj.)
d. sein
(z. B.
die arbeit dem menschlichen geschlecht
),
j. jm
. (z. B.
der bauernschaft
)
nicht d. sein, etw
. (Subj.)
zu etw. d. sein
(z. B.
kunst, sprachen zu gottes ere, werke zur seligkeit, etw. zu gemeinem nuz, zu einem handel, das gute zu ere / nuz
),
etw
. (Akk.obj.)
zu etw. d. setzen
(z. B.
die steuer zu erhaltung der stat
);
etw
. (Subj.)
zum lesen, zu wissen d. sein
.

Belegblock:

Schöpper (
Dortm.
1550
):
Vtilis. Nuͤtz nuͤtzlich fruchtbar fruchtsam wachßbar zutreglich dienstlich nuͤtzbarlich ersprießlich bekoͤmlich erschießlich fuͤrderlich zuthätig gedeylich zustendig.
Perez, Dietzin
1, 41, 24
(
Frankf.
1626
):
nicht zu glauben / daß irrgend ein Thier zu finden / daß nicht etwan auch eine gute Eigenschafft hab / die zu etwas bequem vnd dienstlich sey.
Rupprich, Dürer (
nobd.
,
1528
):
darzu bedunckt mich am aller dienstlichsten sein, das du von vil lebendiger menschen dein maß nemest.
Baumann, Bauernkr. Rotenb. (
nobd.
,
n. 1525
):
und konnten [...] der rotenburgischen bawrschaft mit ainicher gutlicher underhandlung nit nutzlich, dienstlich oder ersprießlich sein.
Reichmann, Dietrich. Schrr.
215, 2
(
Nürnb.
1548
):
solche werck alle / die zur seligkeit dienstlich von den menschen geachtet werden.
Sachs (
Nürnb.
1563
):
Ein verkehrt hertz sinnt auß nichts guts, | Das dienstlich sey zu ehr und nutz.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
1359
):
Ir súllent úch uͤben an tugentlichen werken in minnen under ein ander und súllent stritten minneklichen ze dienstlichen werken ze tuͦnde úwer eine der anderen.
Kurz, Murner. Luth. Narr (
Straßb.
1522
):
Ich wil die rechten grollen bringen, | Die dienstlich sein zuͦ vnsern dingen.
Welti, Stadtr. Bern (
halem.
,
1534
):
dann wir [...] vorbehalten woͤllent han, froͤmbd artzet, rechen oder leermeister vnd derglychen, was gemeinem nutz dienstlich moͤchte sin, beherbergen ze erlouben.
Kohler, Ickelsamer. Gram. (wohl ˹
Augsb.
1. Dr. 16. Jh.
˺):
vil [Mancher] ist dennocht so verwirret in der grossen kunst, das sy weder jm noch andern zu Gotes ehr dienstlich od. nütz ist.
Vom überfluß, mangel, vnnd verwandlung vnsers A be cees, sampt ainer Regel zum lesen dienstlich.
Lemmer, Amman/Sachs. Ständeb.
9, 38
;
Anderson u. a., Flugschrr.
14, 4, 21
;
Baumann, a. a. O. Rotenb. ;
Goedeke, Fischart Flöh Haz
2809
;
Lauater. Gespaͤnste
24v, 14
;
Rauwolf. Raiß ;
Vgl. ferner s. v.
1
 14,  10.
6.
›zu etw. geeignet, dienlich, tauglich‹ (gehäuft von konkret gedachten Bezugsgegenständen gesagt, die zu einem bestimmten Zweck genutzt werden); in 1 Beleg von einer Person gesagt; dann: ›von Nutzen‹; speziell: ›heilsam, therapeutisch nutzbar‹; vgl.  1314; auch 16.
Bedeutungsverwandte:
 12; vgl. .

Belegblock:

Peil, Rollenhagen. Froschm.
674, 5259
(
Magdeb.
1608
):
des Gruͤnrocks scharffer Spieß / | Sein spitz obn im rand hangen lies / | Vnd zum ernst nicht mehr dienstlich war.
Wyss, Limb. Chron. (
mfrk.
, zu
1363
):
di herren unde stat zu Limpurg vurloren in zu male noide, dan he in nutzlich unde dinstlich was.
Köbler, Ref. Franckenfort
24, 12
(
Mainz
1509
):
Wan̄ dan solche Posiciones [...] fürbracht werden / sollen alßdan̄ Schultes vnnd Schoͤffen die besichtigen / ob sie zum handel dienstlich sein.
Anderson u. a., Flugschrr.
22, 7, 22
([
Erfurt
]
1525
):
Haben aber darneben yhr oͤberkeyt trotzige wort entbotten / [...] / zum auffgeleuff dienstlich.
Maaler (
Zürich
1561
):
Baumwolwirtel / zur Baumwol gespunst dienstlich. Verticillum.
Becke (das) Peluis. Sunderlich zuͦ fußwasser dienstlich.
Lauater. Gespaͤnste
25r, 19
(
Zürich
1578
):
der [orden] beduͤcht sy zuͦ disem jrem fürnemmen dienstlich.
Rennefahrt, Zivilr. Bern (
halem.
,
1615
):
die grotzen und abholtz oder ander holtz, so zuͦ jhren büwen nit dienstlich, zenemmen.
Barack, Zim. Chron.
14, 22
(
schwäb.
,
M. 16. Jh.
):
ain berüempts badt [...] hat der leber und dem magen ganz dienstlich sein sollen.
Rot
290
(
Augsb.
1571
):
Apoteck, [...] / sonderlich wirt es verstanden fuͤr die Laͤden / darinn man mancherley species vnd gattung von kreuttern / saͤfften / wurtzen / vnd was zur Artzney dienstlich findet.
Mell u. a., Steir. Taid. (
m/soobd.
,
1568
):
sollen richter und rat jederzeit vleis furwenden, si [burger] nit in langwürige rechtfertigung wachsen zu lassen, sonder albeg versuchen und dienstliche mitl und weeg gebrauchen, damit dieselben in der güete verglichen werden.
Gleinser, Anna v. Diesb. Arzneib.
1989, 78
.