dichter,
der
;
-s/-Ø
.
1.
›j., der schreiben, etw. schriftlich abfassen kann; Verfasser, Autor‹; auch generell, dann: ›Urheber, Initiator e. S.‹;
vgl.  345.
Syntagmen:
jn. d. heissen
;
ein d
. (Subj.)
jn. bitten, etw. anmerken, jm. etw. zeigen
;
j. ein d. e. S
. (z. B.
des buchs / lateins, der briefe
)
sein
;
der arme / keiserliche / trefliche d., der klügste d. von deutschen / lateinischen
[Texten] ;
der beschlus, die vorrede des dichters
.

Belegblock:

Strehlke, Nic. Jerosch. Chron. (
preuß.
,
um 1330
/
40
):
Ouch gibt des gezûgunge | Jȯhannes der kenzelêr, | der selbin brîve ein tichtêr.
Luther, WA /24 (
1531
):
Das muͤgen mir doch ja treffliche vnd billih keiserliche tichter vnd schreiber heissen.
Wyss, Limb. Chron. (
mfrk.
, zu
1336
):
Auch was he [Dithart] der klugeste dichter von Duschen unde von Latinischen.
Voc. Ex quo C
680
(
15. Jh.
):
Comicus, Comedus ain gepewrischer gedat dichter uel sunt libri Terensi.
Schwartzenbach (
Frankf.
1564
):
Dichter. Erdichter. Erfinder. Anfanger. Stiffter. Erster anrichter. Fuͤrgeber. Vrhaber [...]. Vrsacher / von dem etwas [...] entsprungen ist. Hauptsacher.
v. Tscharner, Md. Marco Polo
41, 26
(
osächs.
,
2. H. 14. Jh.
):
Abir der stat herschaft di hilt ich ynne Marcus Polo, eyn dichter disis buchis, von deme geheyse des grozen chaam dry jar.
Reichert, Gesamtausl. Messe
2, 114, 18
(
Nürnb.
um 1480
):
Der almechtig got welle dennocht nach minem, dis buͦchs tichter, begeren siner armen und darzuͦ allen andern gloͤubigen selen barmherzig und gnedig sin.
Boot, Cassiodor. Hist. Eccl.
12, 16
(
moobd.
,
um 1385
):
daz dy vorgenanten drey tichteͣr nur daz allein haben angemerkcht, waz sich von der zeit des seͣligen chaiser Constantin vergangen hat.
Roloff, Naogeorg/Tyrolff. Pamm.
7, 18
;
Menge, Laufenb. Reg.
4906
;
Schottenloher, Flugschrr.
72, 9
;
77, 33
.
2.
›Dichter, Poet, Sänger, Künstler‹; auch mit negativer Wertungskomponente, dann in Richtung auf ›Verfälscher (der Wahrheit)‹; eng anschließbar an 1;
vgl.  34.
Syntagmen:
sich / jn. d. nennen, die dichter begaffen
;
ein d
. (Subj.)
von etw. sagen / sprechen, nach hohen künsten streben, auf der erde sein
;
j. d. e. S
. (z. B.
der rede
)
sein
;
etw
. (z. B.
eine sprache
)
einem d. erlaubt sein
;
etw
. (z. B.
ein stab
)
auf die dichter zielen
;
ein d. der rede, die dichter der Gallier, die herren dichter
.

Belegblock:

Luther, WA (
1520
):
Dan wo man der klaren warheit nit widderstehen unnd sie doch nit leiden mag, ist das fewer der beste Patron widder die bucher und der todt widder die tichter.
Schorer, Sprachposaun
51, 10
(o. O.
1648
):
Weiter zielet mein Stab auf die Herren Dichter (Poeten) welche [...] von Leuten geliebet vnnd geehret werden moͤchten.
Mayer, Folz. Meisterl. (
nobd.
,
1517
/
8
):
Ich hab mir das genomen fort, | Das ich wil kein aus dingen, | Und wer sich dichter nenet | Und kein buchstaben kenet.
Turmair (
Nürnb.
1541
):
daher der Gallier tichter und poeten die bardi genent sein.
Koppitz, Trojanerkr. (Hs. ˹
noschweiz.
,
15. Jh.
˺):
Des wol ain gezüge ist | Her Wolffran der gewere, | Der rede ain tichtäre.
Sappler, H. Kaufringer
30, 122
(
schwäb.
, Hs.
1464
):
her Neithart [...] | [...] hätt mer davon gesait | und seinen spott an sie gelait. | ob noch auf erd ain solicher wär, | ain gesell oder ain tichter, | der möcht wol davon sagen mer.
Williams u. a., Els. Leg. Aurea
252, 23
;
Thiele, Minner. II,
13, 19
;
Vgl. ferner s. v.  11,  1, .
3.
›Kritiker, Spötter‹; auch: ›j., der Lügen verbreitet, Denunziant‹;
zu  6; vgl. (
das
3.

Belegblock:

Luther, WA Br. (
1529
):
so doch der ehrlose Bösewicht und Dichter des Büchlins wohl weiß, daß wir in aller Welt die berühmetesten sind, so wider Aufruhr [...] so fleißig geschrieben [...] haben.
Opel, Spittendorf (
osächs.
,
um 1480
):
Vincentius, der ein dichter zu allem argen uber die pfenner mit seiner geselschaft was.
Franck, Klagbr.
226, 10
(˹wohl
Nürnb.
˺
1529
):
Lieber dichter vnd nachtrachter / seyest wer du woͤllest / seind sie nit wirdig des titels der Heyligen veter?
Klein, Oswald
22, 87
(
oobd.
,
1417
):
scharf tichter, klug juristen.