dicht,
deicht,
Adj.;
zu
mhd.
dîhte
›dicht‹
, dies zu
mhd.
dîhen
›wachsen, (ge)deihen‹
(); im älteren Omd. vereinzelt Formen mit langem Vokal und ohne
-t
(
diche
), die wohl dem Reim geschuldet sind (
riche, wiche
); unter Einfluss von
mnd.
dicht
zunehmende Verdrängung der diphthongierten Formen; vgl.
Pfeifer
2000, 223
.
1.
›dicht, fest gefügt‹; über die Beschaffenheit, Struktur verschiedener (überwiegend kollektiver) Bezugsgrößen gesagt; im Einzelnen: ›dicht belaubt, gewachsen‹ (von Bäumen, Büschen); ›dicht gewebt, engmaschig‹ (z. B. von Stoffen, Geweben); ›undurchlässig‹ (z. B. von Gefäßen); ›fest‹ (z. B. von Brot, Holz, Fruchtfleisch); ›massiv‹ (von Edelmetallen); ütr. auch: ›total‹ (z. B. von der Dunkelheit).
Bedeutungsverwandte:
I, 1, , ; vgl.  3,  1, I, 4, ,  1.
Gegensätze:
 45; vgl. .
Syntagmen:
etw
. (z. B.
die frucht, das brot / fas / gold / holz / nez / silber, bäume
)
d. sein
;
etw. d. und dik / fest ineinander bringen / fügen / schicken, übereinander schlagen
›fest zusammenfügen‹;
die dichte finsternis, das dichte fas / holz
.

Belegblock:

Luther, WA (
1544
):
wie ein Goldschmied einerley stuͤck silbers dicht und dick ubernander in einen klumpen schlahen und widerumb breit, kraus und krum und zu duͤnnen blech schlahen kan.
Ebd. (
1533
/
36
):
jre lere [...] breitet sich aus wie feur jnn wachholdern puschen, die da leichtlich und seer brennen, denn sie sind fett und ticht.
J. W. von Cube. Hortus
75, 32
(
Mainz
1485
):
Disse frucht ist alle zyt besser frisch wan alt. vn̄ so sie dicht ist vn̄ nit lochericht.
Kurz, Waldis. Esopus (
Frankf.
1557
):
Er fandt kein deichtes volles Vaß, | Sie waren vnden alle naß.
Hübner, Buch Daniel (
omd.
, Hs.
14.
/
A. 15. Jh.
):
Sin
[
Lucifers
]
netze die sint diche, | Er wirfet sie al umme.
M. Cunitia. Ur. Prop. (
Öls
1650
):
gemischter schatten / ist / wann der liechten und verfinsternden scheibe Licht und finsternuͤß [...] also vermischet empfunden wird / daß keine recht dichte
[hier auch als Substantiv interpretierbar]
oder nachtfinsterniß / dabey zuspuͤren.
Bauer u. a., Kunstk. Rud.
644
(
oobd.
,
1607
/
11
):
sehr schwer und dicht holtz als ebano.
Vgl. ferner s. v. .
2.
›nahe, zusammengedrängt, eng‹; auf den Abstand zwischen Personen, Personengruppen (z. B. in einer Siedlung, Schlachtordnung) oder Personifikationen abstrakter Bezugsgrößen (z. B. Wucher) bezogen; ütr.: ›treu, zuverlässig, beständig‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  1,  1,  6, (Adj.) 16.
Syntagmen:
j
. (z. B.
die frau
)
d. sein
;
d. bei jm. wonen, sich d. zu jm. halten, etw
. (z. B.
der haufen
›Heer‹)
d. ineinandergedrükt sein
;
die dichte schlachtordnung, deichte freunde
.

Belegblock:

Holland, H. J. v. Braunschw. V. e. Weibe (
Wolfenb.
1593
):
Die Leute sagen, Ewre Fraw sey nicht dichte, Vnd halte mit einem andern zu in ewrem abwesen.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
530, 738
(
Magdeb.
1608
):
Jch wil mich zu dir halten dicht.
Kurz, Waldis. Esopus (
Frankf.
1557
):
Eins mals gedacht er zu probieren | Obs auch so deichte Freunde weren.
Hübner, Buch Daniel (
omd.
, Hs.
14.
/
A. 15. Jh.
):
Wucher wone vil diche | Bi im in sinen sinnen.