dia-,
Lehnpräfix
zu diesem Wortbildungstypus s. generell Schulz/Basler griech.
Herkunft; 4, 1999, 470-527
.›durch-, hindurch-, aus(einander)-‹; begegnet vorwiegend in (über [m]lat. Übersetzungen vermittelten) fachsprachlichen Termini und Appellativen (sowie von diesen abgeleiteten Verben und Adjektiven), z. B. in Bezeichnungen für aus etw. (z. B. Früchten, Gewürzen) zubereitete Salben und Tinkturen; die Substantive werden häufig lat. flektiert oder bleiben ohne klare Genuszuordnung; vgl. Pfeifer
2000, 221
; Kluge/S. 2011, 196
.Gehäuft in Fachtexten (Medizin, Naturkunde, Geometrie) belegt, häufig mit lat.-dt. Sprachmischung.
Wortbildungen
(Beispiele nach Wortarten geordnet): - (diabetesdie) ›Nierenkrankheit‹,
- ›Katzensalbe‹,diacatum
- ›Ingwerlatwerge‹,diacinciber
- ›Baumharz‹,diadragant
- ,dialatenus
- ›Eibischsalbe‹ (s. 2),dialthea
- ›Maulbeersaft‹,diamoron
- ›Mohnsamenlatwerge‹,diapapaveron
- (eine Salbe),diapenidion
- ›Lichtdurchlässigkeit‹,diaphanität
- ›Zwerchfell‹,diaphragma
- ›Pflaumenlatwerge‹,diaprunis
- ›Durchfall‹.diarrhoea
- ›etw. läutern, reinigen‹.diaphinieren
- ›durchsichtig, lichtdurchlässig, klar‹ (dazu bdv.: , , ),diaphanisch
- ›schweißtreibend‹.diaphoretisch
Belegblock:
Zu a):
Belkin u. a., Rösslin. Kreutterb.
190, 13
(Frankf.
1535
): Welcher gern mager were / der nem weinsteyn vnd Mastix [...] vnd nütz das mit Diapenidion odder einem anderen Electuario.
Keil, Peter v. Ulm
200
(nobd.
, 1453
/4
): Eyn salb haist diacatum, wann sie wirt gemacht von einer katzen.
Menge, Laufenb. Reg.
53
(Hs. ˹nalem.
, um 1470
˺): Nüchter trinken guͦten win | Ein wenig mag kein schade sin | Die lattwery dyalatenus | Machtu ouch niessen alsus.
Sudhoff, Paracelsus
6, 82, 5
(1528
): darumb so ein kugel geschossen wird in leib und [...] keme auferhalb oder underhalb dem diaphragma; am selben ort ist es nit müglich heraus zu ziehen.
Ebd.
9, 534, 5
(1531
/5
): betreffen [tötliche krankheiten] [...] auch die nieren, diabetes und ire species.
Ebd.
9, 219, 9
: profluvium matricis aus dem gestirn, daraus dysenteria, lienteria, diarrhoea entspringen.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat.
330, 18
(oobd.
, 1349
/50
): sein saf
[der Maulbeere]
haizt dyameron. Ebd.
414, 15
: für die dürren der prust mache diapapaveron, daz ist ain electuari gemacht auz mâgensâmen und auz lakritzenzahersaf.
Ebd.
425, 34
: sein
[des Ingwers]
electuari, daz diacinciber haizt, daz ist kreftiger zden vorgenanten dingen wan der ingwer sust. Weitz, Albich v. Prag
136, 13
(Hs. ˹oobd.
, A. 16. Jh.
˺): Wem ain glid erlampt ist, den hail mit diser salb vnd mit dyaltea.
Zu b):
Sudhoff, Paracelsus
3, 51, 6
(1526
/7
): von der geberung des golts wissent, das do ist ein sulphur, der do ist von der natur in das höchst sublimirt und gereinigt von allen seinen faecibus [...] und so hoch diaphinirt und candirt, das do nichts sein mag under allen metallen.