deutsche,
der
;›Angehöriger einer Raumgruppe von Menschen, die – teils nach antiken Vorstellungstraditionen – geographisch im mittleren, zwischen Rhein und Oder, Alpen und Ostsee liegenden Europa lokalisiert wird‹; dabei dienen die angegebenen Grenzen als vage Markierungen; zugleich: ›Angehöriger des als
heiliges römisches reich deutscher nation
verstandenen Herrschaftsgebildes, des dieses bewohnenden und tragenden Volkes, das nach den unter deutsch
1; 3; 4; 7-9 genannten Kriterien zu bestimmen ist und das sich selbst besondere Charakter- und Verhaltenseigenschaften zueignet bzw. dem man solche zuschreibt‹ (vgl. dazu die Syntagmen und die Belege).Beleghäufung im mittleren und späteren Frnhd.
Syntagmen:
die deutschen äffen / närren, zu einer ere / hoheit ziehen, dem keiser abfällig / wiedersätzig machen, wieder Alexander aufbringen, für heilige der arznei achten, aus iren häusern stossen
; ein deutscher einen walchen wenig verstehen, die deutschen
(Subj.) fresser / weinsäufer, von alter römer sein, von helden herkommen, die warheit lieben, irer sprache nicht achten, einem laster
(z. B. dem saufen
) anhangen, sich mit reuterei behelfen, wieder die Römer aufleinen
; sich als deutsche aufrichtig beweisen
›zeigen, erweisen‹; den deutschen nicht angesiegen
; das römische reich an die deutschen gekommen sein, j. von deutschen fressen / saufen lernen
; der schwarze / volle / ungläubige
(bezogen auf Vandale
) d., die alten / unsinnigen deutschen
; der gebrauch / zins, die gewonheit, das lob, die geschriften der deutschen, Tuitsch, der anfänger der deutschen
; die kriege der römer mit den deutschen, der krieg wieder die deutschen, der streit zwischen deutschen und windischen
.Belegblock:
Goedeke, Fischart Bild. / Ermanung
75
(o. O. 1575
): Secht, diß hab als ein Teutscher ich | Aus teutschem gblüt treuherziglich | Euch Teutschen, die herkommt von helden.
Mieder, Lehmann. Flor.
889, 24
(Lübeck
1639
): Die Teutschen ehren vnnd lieben vor allen andern Voͤlckern die warheit.
Luther, WA
21, 200, 15
(1544
): Also muͤgen wir zu unsern Deudschen auch sagen, das uns Gott sein Wort reichlich gegeben hat in deudscher sprachen.
Alberus
N jv
(Frankf.
1540
): Teutones [...]. die Theütschen bei Deñmarck am teutschen meer / daher die Theutschen den namen haben.
Österley, Kirchhof. Wendunmuth
4, 13, 3
(Frankf.
1603
): Und nacheinander 4 monarchien gestanden: Erstlich der Assyrier; zum andern der Perser [...] gott hat die Teutschen, für andern nationen, zu dieser ehr und hoheit der welt auffs letzt gezogen.
Bihlmeyer, Seuse
199, 25
, (alem.
, 14. Jh.
): Ein minnerichen zungen ein unminneriches herze enkan als wenig verstan, als ein tuͤtscher einen walhen.
Chron. Strassb.
1, 421, 19
(els.
, A. 15. Jh.
): das daz roͤmesche rich bi disem keyser Otten keme alrest gerwe an die Dütschen.
Lauterbach, Orhein. Rev.
170, 17
(nalem.
, v. 1509
): die schedlich sproch latein ist kummen vnß dudeschen zuͦ einer zerstorung.
Golius
486
(Straßb.
1579
): Normanni, seind Teutschen gewesen / vnnd in Galliam an das Meer zuͤ den Britannis [...] gezogen.
Henisch
684
(Augsb.
1616
): Ein auffrichtiger deutscher / Germanus. [...]. Deutsche haben gemeiniklich lange silben / vnd kurtze wort. Deutsche lernen von Spaniern stelen / so lernen Spanier von deutschen fressen / und sauffen. [...]. Gerecht / und freundtlich / redlich / from͂ / Da hertz vnd mund vberein kom͂t / Die Deutschen weiland sind gewesen / Jetzt kan fuͤrfalschen niemand genesen.
Ebd.
1520
: Germanien, Teutschlandt / die Landtschafft so einschliessen vier graͤntzen / der Rhein / die Oder / Alpgebirg / vnd der Boltz oder Balto [...]. Hat den Namen von den Roͤmern uͤberkommen / so die Binder germanos nennen. Nun sollen die Teutschen / wie auch die Roͤmer vnd Gallier von den Trojanern herkommen. [...]. Germani, Germanier / die Teutschen Germani, Hebraicè Ascanazim, olim Ascanis [...], so nit auß andern Laͤndern ins Teutschlandt kom̄en.
Roth, E. v. Wildenberg
36, 9
(moobd.
, v. 1493
): aus dem vermischen, das die Römer mit den Dewsczen gethan, daraus volgt, das etlich hochedl sprechen, sie sein von alter Römer.
Reithmeier, B. v. Chiemsee
1, 6, 5
(München
1528
): Also fallen wir tewtsch [...] von dem waren glawb.
Turmair
1, 176, 18
(moobd.
, 1529
): die Teutschen, sein nur fresser und weinsaufer, müessen alweg ir huern mitfüern und die hauptleut ir linde pett am ars haben.
Ebd.
332, 4
(Nürnb.
1541
): Tuitsch, von der erd geborn, und der sei ein anfenger und erbauer der Teutschen.
Ebd.
4, 354, 3
(moobd.
, 1522
/33
): Bessus [...] wolt die Winden und Teutschen wider Alexander aufbringen.
Ebd.
593, 25
: Wie es Augusto, dem allerglücksäligisten und mächtigisten kaiser mit den Teutschen ergangen ist.
Grothausmann, Stadtb. Karpfen
35, 9
(mslow. inseldt.
, 1605
): Es śelbśt welle helffen etliche Teütśche auß ihren heüßern stośśen.
Piirainen, Stadtr. Sillein
51b, 29
(sslow. inseldt.
, 1378
): vnd waz auch der streyt czu boczne zwischen den tewͤczschen vnd den windischen.
Schorer, Sprach-Verd.
2, 11
; Mieder, a. a. O.
928, 29
; Ziesemer, Gr. Ämterb.
80, 20
; Lichtenstein, Lindener. Katzip.
222
; Perez, Dietzin
1, 318, 11
; Opitz. Poeterey
25, 20
; Fastnachtsp.
932, 6
; Sachs
17, 499, 36
; v. Birken. Erzh. Österreich
75, 27
; Lemmer, Brant. Narrensch.
99, 140
; Diehl, Dreytw. Essl. Chron.
53, 15
; Pausch, Ital.-Dt. Sprachb.
251, 2
; Maaler
400r
; Dietz, Wb. Luther
1, 432
.