dester,
deste,
dest,
desto,
2
des,
de,
Adv.,
Konj.
Die Varianten verteilen sich wie folgt:
dester
ist insgesamt am häufigsten belegt, vor allem obd. bis M. 16. Jh.;
desto
erscheint bis ins 16. Jh. vor allem md., im 17. Jh. im gesamten Sprachraum;
deste
erscheint selten und verstreut;
dest
ist vor allem in der 2. H. 15. Jh. und 1. H. 16. Jh. obd. belegt; vor 1500 erscheinen außerdem selten
des
wobd. und
de
md. Vereinzelt sind Formen mit inlautendem
-d-
vor allem md. bis A. 16. Jh. belegt. Vgl. zu den Formen auch
Dwb, Neub.
6, 779
.
1.
Modaladv. zum Ausdruck einer proportionalen Verstärkung: ›um so, desto‹; vor Komparativ und
e
. Das Adv. steht zumeist in (mit
das, damit, auf das, so das, darum das, um das
usw. eingeleiteten) Final- und Konsekutivsätzen und in Haupt- und Relativsätzen, in denen eine Folge bzw. Folgerung (häufig mit einem konsekutiven oder kausalen Adverb wie
also, darum, derhalben, deshalben, so
usw. angezeigt) angegeben wird.
d
. und Komparativ werden häufig zusammengeschrieben.
Phraseme:
nicht / nichts dester mer / minder / weniger
›trotzdem, gleichwohl‹. Diese Phraseme sind wohl lat. Wendungen wie
nihilo plus, nihilo minus (tamen), nihilo secius
usw. nachgebildet (vgl. ;
Georges
2, 1160
) und auf dem Weg der Lexikalisierung.
Syntagmen:
(als / so) viel d. bas / besser / minder
(usw.).
Bedeutungsverwandte:
vgl.  6.

Belegblock:

Schade, Sat. u. Pasqu. (
wmd.
Druck
1521
):
ich wolt, du hörtest das betlein, so ein kaufman von Brag [...] gereimpt gemacht hat, und darumb gereimpt, daß solichs dem gemeinen man dast lieplicher und ehe zu lernen wer.
Chron. Köln (
rib.
,
14. Jh.
):
in deme selven jaire [...] wurden de herren van Collen zu raide, dat si den Rin peilden al oiver zu bi Beien, umb dat de stat van Colne de bas bewart were.
Schützeichel, Mrhein. Passionssp.
286
(
mrhein.
,
um 1335
):
Owe, hede ich sie [sunden] virlan, | so wer mir vil desto baz.
Opel, Spittendorf (
osächs.
,
um 1480
):
wen man die beteglocke schluge, solte underbussen lassen und darnach uber 2 oder 3 stunden zum bornen gehen lassen, uff das die sole so viel desto bas bestadt möchte werden.
Kehrein, Kath. Gesangb. (
Leipzig
1537
):
VAtter ym hymel [...] | Hoͤr vnser schreyen nichts desto minder, | Ob wir wol nicht volkomen sind.
Weise. Jugend-Lust (
Leipzig
1684
):
Sie [die Zeitung des Todes] ist von uns ausgesprenget worden / damit die Feinde im Verfolgen desto nachlaͤssiger wuͤrden.
Chron. Nürnb. (
nobd.
,
15. Jh.
):
unser tochter dir zu geben zu gemahel mit zwelf milion stuck, [...] umb willen, das du unser tochter desterpaß behalten mügest in eren und wirden.
Kurz, Murner. Luth. Narr (
Straßb.
1522
):
WEr meiner kost geessen hat, | Vff das sie im dest minder schat, | Der üb sich hie mit dantzen vil.
Moscherosch. Ges. Phil. v. Sittew. (
Straßb.
1650
):
dann weil sie [die alte Vettel] vorgab, daß sie Zähne hätte, vermeynte sie, sich dardurch jünger vnd desto angenehmer bei vns zu machen.
Roder, Stadtr. Villingen (
önalem.
,
1516
):
damit dann baid obgemelt parthien und die iren dester in gnedigem und guͦtem nachburlichem wesen und willen beliben mogen, so ist hierin luter abgeredt.
Lindqvist, K. v. Helmsd.
4106
(
halem.
, Hs.
um 1435
):
Mitt dir [herr] fuͦrt man uss zwen schachere, | Das din versmaͤcht des groͤsser waͤre.
Haas u. a., Erasmus/Jud. Klag
14v, 31
(
Zürich
1521
):
Es sind etlich [...] / die mit flyß vnnd on not ein krieg vff wegen / da mit sy [...] das arbeitsälig folck dester baß schinden.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, Hs.
16. Jh.
):
Jn dem jar, als die Armiacken komen, was es gar wolfail, alle frucht, wein, korn, hew, stro, alles opß (etc.) dest baß mochten die fremden gest in dem land beleiben.
Ebd. (
Augsb.
1530
):
da man sie all 9 gefangen gen Stuͦtgarten hat pracht, da hat man sie von ainander than, damit daß sie dasderbaß peinlich gefragt möchten werden.
Fischer, Eunuchus d. Terenz (
Ulm
1486
):
wann so das gemüt zuͦ unfal nit berait ist. So ist die arbait deß schwerer den widerfal zeleiden.
Brandstetter, Wigoleis
230, 29
(
Augsb.
1493
):
darumb last eüch dises jamerlich geschicht vnd groß vnbild deßtermer zuo herczen geen.
Pfaff, Tristrant (
Augsb.
1498
):
Besunder gebar yn die lieb teglich neüwe lieb und freüntschafft, durch soliche lieb die reiß auch etwas dest lenger vertzogen ward.
klaget sich so hart, als ob er totsiech were. Er gieng aber nit dester minder zuͦ der frawen.
Eschenloher. Medicus (
Augsb.
1678
):
Vnder disem Nachsinnen verehrte er nichts desto weniger mit hoͤchster Reverenz vnd demuͤtigem Hertzen das vor Augen stehende Wunderbarliche Sacrament.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
der mag hât inwendig vil häutelvasen [...] dar umb, daz daz ezzen dester lenger in dem magen beleib.
Turmair (
moobd.
,
1522
/
33
):
er wär eins hafners sun, er wölt sein hantwerch êren [...], dasselbig vor augen haben und sich des glüks nit übernemen, nichts dest meͤr sich schezen, nichts dest herlicher halten.
Siegel u. a., Salzb. Taid. (
smoobd.
,
17. Jh.
):
Ob ainer seinen grundherrn seinen schuldigen gruntdienst williclich verhielt, [...]; vermaint aber der hold [...], er hiet es gethan aus unwissenhait und wolt furan gern dienen, so mag der grundherr denselben dester genediglicher aufnemen.
Kohler u. a., Peinl. GO Karls V. ;
Holland, H. J. v. Braunschw. V. e. Weibe ;
Peil, Rollenhagen. Froschm.
138, 2943
;
Meijboom, Pilgerf. träum. Mönch
540
;
5184
;
5271
;
Froning, Alsf. Passionssp.
122
;
278
;
v. Keller, Amadis ;
Löscher, Erzgeb. Bergr.
140, 8
;
Opel, a. a. O. ;
Toeppen, Ständetage Preußen
4, 65, 23
;
Lohmeyer, K. v. Nostitz ;
Skála, Egerer Urgichtenb.
153, 13
;
Merk, Stadtr. Neuenb. ;
Bernoulli, Basler Chron. ;
Wickram
4, 14, 34
;
Päpke, Marienl. Wernher ;
Lindqvist, a. a. O.
1782
;
2212
;
Luginbühl, Brennwalds Schweizer Chron.
1, 312, 19
;
Müller, Alte Landsch. St. Gallen ; ;
Spiller, Füetrer. Bay. Chron. ; ; ; ;
Leidinger, V. Arnpeck ;
Kummer, Erlauer Sp. ;
Siegel u. a., a. a. O. ;
Reithmeier, B. v. Chiemsee ;
Dietz, Wb. Luther ;
Vgl. ferner s. v. ,  9, (Adj.) 6,  1,  5,  1, .
2.
mehrteilige Konj., die zwei Komparative zueinander in Beziehung setzt;
dester
je
(in allen Belegen in dieser Reihenfolge): ›je – je, desto – je‹; vgl. auch
Frnhd. Gr. §  S
314
.
Phraseme:
(so viel) dester freier / geneigter / heilsamer / mer
je beschwerlicher / mer / weiser / weniger
.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  9.

Belegblock:

zu Dohna u. a., Staupitz/Scheurl
241
(
Nürnb.
1517
):
der kleinmütig [...] sündet sovil dest freier, ie mer er sihet fürnemlich die öbern in derselben straf verharren.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, zu
1563
):
dagegen hauffet sich das frembd [...] gelt dester mer, je weniger man die guͦten geschlagnen reichsmüntzen im reich findet.
zu Dohna u. a., a. a. O.
186
;
214
.
Vgl. ferner s. v.  9.