dünken,
däuchten,
V.
unr.;
däuchten
ist Neubildung zu den bereits
mhd.
in Analogie zum Prät.
dûhte, gedûht
gebildeten Präsensformen (
Dwb, Neub.
6, 798
;
1514
).
1.
›etw. glauben, meinen, etw. für richtig, gut halten, wähnen‹; häufig bezogen auf eigene Eigenschaften, Fertigkeiten usw., dann offen zu: ›sich etwas einbilden, etwas von sich glauben; sich für etwas halten‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl. (V.) 5; vgl.  21.
Syntagmen:
sich arm / geschikt / kün / mächtig / nüzlich / wacker d., sich könig / nar, ein christ, selig man d., sich d. lassen
[+ Hauptsatz im Konj.],
sich beschwert / weise sein d
.
Wortbildungen:
dünke
,
dünkrecht
,
dünkler
›Besserwisser‹ (dazu bdv.: ; vgl. ).

Belegblock:

Peil, Rollenhagen. Froschm.
67, 6197
(
Magdeb.
1608
):
Vnd jhr wie ich mich duͤncken laß / | Seit erwachsen zum freyen paß.
Luther, WA (
1521
):
Nu geschichts in gottis sachen, das die klugler und hoffertigen dunckler sich gemeiniglich schlahen zu den geweltigen.
Ebd. (
1537
):
was mehr da bleibt, das ist eitel schauen und ungewisse persuasiones odder duͤncke odder ein gemalter, geferbter glaube.
Ders. Hl. Schrifft.
1. Kor. 3, 18
(
Wittenb.
1545
):
Welcher sich vnter euch düncket Weise sein / der werde ein Narr in dieser welt.
Ebd.
10, 12
:
Darumb / wer sich lesset düncken / Er stehe / Mag wol zusehen / das er nicht falle.
Quint, Eckharts Pred. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
sô sol er doch sich dünken arm.
Schützeichel, Mrhein. Passionssp.
1203
(
mrhein.
,
um 1335
):
so dunken ich mich ein selig man.
Lamprecht, Dt. Wirtschaftsl. Anm. 5 (
mosfrk.
,
1542
):
die lehenschaeft sol weren ein dunkrecht [...] und doch alles nach eines hern apts gefallen.
Harms u. a., Alberus. Fabeln
106, 35
(
Frankf./M.
1550
):
Die dauchten sich nicht Narren sein.
Gille u. a., M. Beheim
569, 3
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
Vor grunem hag | ein esel lag, | der daucht sich chune.
Baumann, Bauernkr. Rotenb. (
nobd.
, wohl
1525
):
damit sich der gemain man ser beschwert dunkt sein.
Haas u. a., Erasmus/Jud. Klag
117, 30
(
Zürich
1521
):
über das / duncken sich die guͦt Christen sin / die vmb ein yetliche kleine schmach vnd vnbill / ein gantz lād in krieg bringen.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
der hirz dunket sich seiner hörner gar gemait.
Klein, Oswald
112, 224
(
oobd.
,
1438
):
nach duncken recht, wo man das treibt, | wo kaiserliche recht nicht gän.
Fichtner, Füetrer. Trojanerkr.
313, 5
(
moobd.
,
1473
/
8
):
Aschalapus sich dauchte streittes wacker.
Vgl. ferner s. v.
1
 1,  1,  5, (Adj.) 1,  1.
2.
›bei jm. / auch: bei sich selbst eine (bestimmte, subjektive) Wahrnehmung (einer Sache) hervorrufen‹ und dadurch ›eine Meinung, Ansicht erzeugen (im Gegensatz zu objektivem Wissen)‹; ›jm. in bestimmter Weise zu sein erscheinen, jm. vorkommen, wie, als [...]‹.
Bedeutungsverwandte:
2
 1,  510, ; vgl.
1
 7,  2, (V.) 11, (V.) 1, , ,
1
 6.
Syntagmen:
j. d
. (absolut);
jn. etw. d
. [Hauptsatz im Konj. oder Relativsatz / Konjunktionalsatz, Infinitivsatz mit oder ohne
zu
],
der walfisch [jn.] eine insel d., jn. etw
. [wie] (z. B.
abgeschmakt / geheuer / genug / gut / kindisch / klein / lieb / nüzlich / recht / schlecht / schwer
),
ein gros ding (sein) d., jm. etw. ein gespöt d
.;
jn. etw. von nöten d., wie etw. d., jn. etw. mer als etw. d
.
Wortbildungen
dünklich
›eingebildet‹ (dazu bdv.:  1, ),
dünknis
(dazu bdv.:  2,  1, ,  1),
dünkung
›Einbildung, Vorstellungskraft‹.

Belegblock:

Große, Schwabensp. (Hs. ˹
nd.
/
md.
,
um 1410
˺):
ir suͦlt irvinden, daz vch recht duͦnke.
Mieder, Lehmann. Flor. (
Lübeck
1639
):
Das die Menschen nur duncken / wehnen vnd meynen / ist daher zu vernehmen / das der HERR Christus von den Phariseern fragt / was dunckt euch von Christo / wes Sohn ist er?
Peil, Rollenhagen. Froschm.
67, 734
(
Magdeb.
1608
):
Vlysses [...] | Fragt was jhm dauchte lieb vnd gut.
Luther, WA (
1531
):
hoͤret mir zu, lasset euch duͤncken und gleubets, das [...].
Ebd. (
1535
):
Er hatte die Corinthern scharff angriffen [...], das dauchte etliche zu viel sein.
Meisen, Wierstr. Hist. Nuys
148
(
Köln
1476
):
Dye bolwerck satten sy dar ind her, | As yn van noeden duchte.
Frantzen u. a., Kölner Schwankb. (
Köln
um 1490
):
My dochte, wij waren in eyn priell.
Froning, Alsf. Passionssp.
1135
(
ohess.
,
1501ff.
):
eynen dagk [...] | der sail sie duncken mer wan tusent jar!
Müller, Faustb.
919, 19
(
Frankf.
1587
):
der kleinest stern am Himmel / so vns hierunden kaum wie vnsere grosse Wachßliechter geduncket / groͤsser ist als ein Fuͦrstenthumb.
M. Cunitia. Ur. Prop. (
Öls
1650
):
deucht mich nuͤtzlich seyn [...] etwas zu erinnern.
Keil, Peter v. Ulm
85
(
nobd.
,
1453
/
4
):
Nym [...] loröl also uil das dich duncket daz es genug sey.
Mayer, Folz. Meisterl. (
nobd.
,
um 1480
):
die burden sprechen daz er [Got] hett nit gehabt ein rechten leib, sunder einen wetriglichen oder fentestischen duncklichen leib.
Rupprich, Dürer (
nobd.
,
1507
/
9
):
Alle ding, dÿ jn engen radÿ begriffen werden, dÿ duncken klein.
v. Keller, Ayrer. Dramen (
Nürnb.
1610
/
8
):
Mich deucht, es thet der Heylig sagen, | Er wolt kommen auff heut zu nacht.
Banz, Christus u. d. minn. Seele
1122
(
alem.
,
1. H. 15. Jh.
):
Das dunket si [gotes knecht] denocht als ze clain.
Chron. Strassb. (
els.
,
1362
):
do di mere kunig Rudolf fürkam, do duhte es in ein gespotte.
Lemmer, Brant. Narrensch.
9, 12
(
Basel
1494
):
Das dunckt ein yeden wysen guͦt.
Barack, Zim. Chron. (
schwäb.
,
M. 16. Jh.
):
Das leben deuch mich gar geheur.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
wenn daz geschicht, sô dunket uns an der selben stat ain sunne sein.
etleich walvisch sint sô grôz, daz si inseln dunkent [...] oder scheinent als die grôzen perg.
die slang [...] wegt ir zungen sô snell, daz ainz dunket, si hab drei zungen.
Klein, Oswald
23, 45
(
oobd.
,
1425
):
mich daucht, ich wolt versinken | in ainem vas mit wein.
Bremer, Voc. opt.
2039
(
wbair.
,
2. H. 15. Jh.
):
Fantasia [...] dunckung.
Weber, Füetrer. Poyt.
99, 6
(
moobd.
,
1478
/
84
):
vor müed sein lauff in dauchte schwär.
Kummer, Erlauer Sp. ;
Pausch, Ital.-Dt. Sprachb.
251, 35
;
Voc. Ex quo F
65
;
Henisch ;  f.;
Dietz, Wb. Luther  f.;
Wiessner, Wortsch. Wittenw. Ring.
1970, 45
;
Ágel, Valenzlexikon.
1988, 248
.
Vgl. ferner s. v.  12, ,  9,  4,  9, (Adj.) 11,  1,  5, ,
2
 11,  5.
3.
›jn. geistig beschäftigen, umtreiben‹.

Belegblock:

Bauer, Zist.-Pred. Haller
49, 22
(
tir.
,
1466
):
Was dunkchet dich, du liebhaber Kchristi, du diener gottes?