dün,
Adj.
1.
›von geringer Dicke, Schichtstärke eines Materials, dünn‹; speziell auch: ›von geringem Körperumfang, schmal; schlank‹ (von Menschen u. Tieren gesagt); ›von geringer Größe‹ (von Körperteilen gesagt).Phraseme:
jm. die haut dün schlagen
›jn. zurechtweisen‹.Syntagmen:
etw
. (z. B. ein bild, die schultern
) d. sein / werden; etw. d. machen / werkeln / breiten
(z. B. teig
) / schneiden
(z. B. die leber des hirzes
), in einen schaden
(›Wunde‹) streichen
(z. B. salbe
), etw
. (z. B. gold
) d. haben wollen
; der dünne geselle / handschu / reif / ring / rok, die dünne haut / wange / wunde / zunge, das dünne brot / buch / fel / gebein / gold / har / leder / zin, die dünnen ähern / hölzer
.Wortbildungen:
dünbauchet
dünblat
dünheit
Belegblock:
Ein selig jar, Fuchs! woher so tünbauchet durch die hecken?
Darnach sahe er [Pharao] sieben dünne vnd versengete Ehern auffgehen.
Ebd.
Jes. 40, 22
: Der [Gott] den Himel ausdehnet wie ein dünne Fell.
Ein hirzes lebern sol man [...] duͤnne schniden zvͦ schiben.
Ebd.
5a
: Man sol nemen einen teye vnd sol (den) duͤnne breiten.
so wil ich [...] dir din hut so wol dun slagen.
ess [golt] lesst sich triben | unnd wil doch by ein ander bliben, | wy duͤnne adder lang man ess wil han.
mel [...] ist gar gut czu wirkin czu dunnem brote.
Heintz [...] ist ein dünner, swartzer, gerader gesel.
streich die salb in den schaden gar dun.
Nymbstu jr aber, so wuͤrdet das bild an dem selben ende schmeler vnnd duͤnner.
Der meister volget seinem knecht | vnd schnit einen speck din vnd schlecht.
Sú hant dúnne brunes hare.
Eyns dünnen rocks acht man yetz nüt.
so schoß man nur die zinnen ab, da die maur tinn ist.
die schuldern sint praiteu pain dünneu dar umb, daz si daz flaisch vast halden auf den achseln.
Stedtfeld, Roger-Glosse
58
; Pyritz, Minneburg
2444
; Trunz, Meyfart. Tub. Nov.
3, 9
; Gilman, Agricola. Sprichw.
1, 132, 17
; Lemmer, a. a. O.
101, 4
; Rohland, Schäden
390
; Stopp, Kochbuch S. Welserin
95, 5
; Klein, Oswald
22, 77
; Piirainen, Stadtr. Sillein
110b, 39
; Schmitt, Ordo rerum
648, 27
; Schweiz. Id. f.;
Schwäb. Wb. f.;
Gleinser, Anna v. Diesb. Arzneib.
1989, 82
.2.
›dünn, kraftlos, schwach‹ (generell von Sachen gesagt: im Einzelnen z. B.: ›wässrig‹, für eine gehaltlose Suppe; ›verdorrt‹, für eine vertrocknete Traube oder sonstige Frucht); auch: ›licht, durchscheinend‹ (von der Konsistenz eines v. a. auch flüssigen oder gasförmigen Stoffes oder Gegenstandes).Syntagmen:
etw. d. sein / werden
(z. B. tinte
); etw
. (z. B. schwarzes wasser
) d. machen, d. bleiben, j. etw. d. befinden, etw
. (z. B. das korn
) d. stehen
; der dünne honig, die dünne farbe / suppe / wolke, das dünne bier / gewebe / sieb
.Wortbildungen:
dünarsch
dünbier
dündrek
dünscheis
), dünnen
dünscheis
Belegblock:
als seyen sie allein die rechten, so da frucht tragen werden, wir aber dagegen geringe, dunne und unfruchtbar.
Es tregt offt ein schwacher, dunner reben schone drawben.
so sall man under den anderen bruͦweren, die dunnebier vur gebruwen haint, die ander dickbierbruwer ersetzen.
Der steyn Chrisolitus ist an der farb dünn vnd liecht gruͤn.
Ebd.
196, 17
: er [steyn blaefarb] ist / aber nit durchsichtig noch dünn / sunder sat.
Depygis. i. dünnarsch.
Ebd.
Vu jvr
: duͤnn bier, Perennuis ceruisia.
Ebd.
AA ijr
: Foriu͂, duͤñdreck.
durchvertigen oder dünnen.
wil es [swartz wasßer] zu dick werden, so nym walwurtz-wasser vnd mach es domit dynn.
Dan kunt die sunne [...] und wurfet ir hitze uf dise fruht und machet sú túnne.
Ain wenig melwes es zertraib | Mit wasser, das es dúnne belaib.
des boͤsen menschen kraft wirt dv́nne vnd geminret von hvnger.
So lasß das reisß vor sieden vnnd stoß mandel, mach jn mit airen tinn vnnd bachs.
daz die räuch zwischen uns und den himeln mangerlai geschickt sint, dünne und dicke, klâr und trüeb, wäzzrig und erdisch.
daz ist ain dv̈nne vnd liechte wolkchen die er [got] gemacht het ee wenn die svnnen.
3.
›selten, wenig; schütter, spärlich, nicht dicht stehend‹ (bezogen auf die Quantität von Personen und Dingen).Phraseme:
j
. (z. B. christen
) / etw
. (z. B. dankbarkeit
) dün gesät sein
.Belegblock:
die Aposteln seindt hinweg gegangen undt die Zahl ist dunner worden.
die rechtschaffenen Christen sind duͤnne geseet.
Wenn ich hinter mich gedenke an meine Gesellen, die mit mir auferwachsen sind, so sind sie sehr dünne und schier alle hinweg.
sind die Christen sehr dünn vn̄ wenig / dagegen ist des vnkrauts [...] so vil.
Dünne / Nit dick in einanderen / Dünnigkeit [...]. Dünne der beĩumen / wenn sy nit dick inn einanderen gesetzt sind.
Das korn stehet gar duͤnn.