1
bärmlich,
bärmelich,
bärmelichen,
bärmiglich
(vereinzelte Schreibungen ohne Umlaut),
Adj.,
bärmelichen
nur als
Adv.
belegt;
keine scharfe geographische Trennung der Formen möglich, die
-lich-
Formen aber eher nrddt./md., die
-iglich-
Formen eher obd.
1.
›barmherzig als Wesensqualität Gottes sowie als Eigenschaft des Menschen‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  12,  12.

Belegblock:

Strehlke, Nic. Jerosch. Chron.  (
preuß.
,
um 1330
/
40
):
Dô sprach der bischof bermelich: | ‘Ô gûtir man, nû lege dich | in din grab’.
Karsten, Md. Paraphr. Hiob  (
omd.
,
1338
):
Versmehet ich in den gengen min | Den armen man gewandes an, | Ich hette barmlich ym getan.
Stackmann u. a., Frauenlob 
12, 1, 10
(Hs. ˹
nobd.
,
3. V. 15. Jh.
˺):
din gnade uns hie schenket | Salvator ho gepriset, | der werlte bermiglich.
Schülke, Geistl. Gemahelsch. 
2114
(
moobd.
, Hs.
15. Jh.
):
er [mensch] vall zü gotez pärmchleich füssen | mit rewigem hertzen und well ez püssen.
2.
›Mitleid, Erbarmen erregend, beklagenswert, bedauernswert, elend; herzerweichend‹.
Bedeutungsverwandte:
 2,  2,  2,  1; vgl.  4.
Syntagmen:
b. klagen / schreien / singen / sprechen, etw. b. verzälen
;
jn. b. ansehen / erwürgen / geiseln
;
b. verblendet sein
;
bärmlicher son / schaden, bärmliche qual
.

Belegblock:

Strehlke, Nic. Jerosch. Chron.  (
preuß.
,
um 1330
/
40
):
Si sluͤgin an dî herze | unde schrêhin bermelîch.
Ziesemer, Proph. Cranc. Klgl. Vorr.
161
 (
preuß.
,
M. 14. Jh.
):
do saz Jeremias der prophete weyninde und sang bermelichin dis clagelit.
Chron. Köln (
Köln
1499
):
den schentlichen und jemerlichen doit des vurß Conradinus beclacht ein historienschriver alzo bermenklich ind spricht alsus: och wie beschrielich ind bermelich is dat.
Kurz, Waldis. Esopus  (
Frankf.
1557
):
Das Thier siht mich so bermlich an, | Vnd hat so gar ein Geistlich gsicht.
v. Liliencron, Dür. Chron. Rothe  (
thür.
,
1421
):
unde slugen on mit den beynen nacket uff die strasse, do lagk der bermiglichen unbegraben.
Thiele, Chron. Stolle  (
thür.
,
3. Dr. 15. Jh.
):
do quomen dy czwene joden in dy mullen unnd erworgeten deme muller funff kindere bermelichen unnd fingen das blud in gewechste secke.
das ammecht stunt zu mole barmlich.
das stunt also betrubet unnd bermclich; wer das sach unnd horte, der muste weyne.
Mayer, Folz. Meisterl.  (
nobd.
,
um 1480
):
Und schriren all gemeine | Auß permeclicher qual.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
1359
):
wie mag nu das sin das die edel vernunft, das inwendig oͮge, alsus bermgklichen verblent ist das es dis woren liechtes nút ensicht?
Primisser, Suchenwirt  (
oobd.
,
2. H. 14. Jh.
):
Di Minn mich zehant ersach, | Wenn si gar pærmikleichen sprach, | Mein hertz in laides iamer swirt.
Klein, Oswald
111, 139
(
oobd.
,
1431
/
2
):
Er liess in gaiseln bärmiklich | an ainer seule bloss.
Meisen, Wierstr. Hist. Nuys
1571
;
2188
;
Bihlmeyer, Seuse ;
Niewöhner, Teichner 
556, 38
;
Drescher, Hartlieb. Caes. ;
Gereke, Seifrits Alex.
1175
;
3664
;
8433
;
8690
;
Preuss. Wb. (Z)
1, 412
;