1
brust,
die
;
-Ø/-e
, auch
, jeweils + Uml.
1.
›Organ des weiblichen Oberkörpers, weibliche Brust‹; meist im Pl.
Syntagmen:
die b. abschneiden; an den b. hängen / saugen; bare / erhabene / fruchtbare / grosse / hängende / heilige / jungfräuliche / liebliche / meidliche / runde / säugende / selige brüste
.
Wortbildungen:
brustbinde
(a. 1466),
brusteuter
(a. 1541),
brustwarze
(a. 1561),
brustzitze
(a. 1482).

Belegblock:

Ziesemer, Proph. Cranc
28, 9
(
preuß.
,
M. 14. Jh.
):
wen sal er tun vornemenne daz gehorte? die entwenten von der milch, di abgezerreten von der brusten?
Holland, H. J. v. Braunschw. V. e. vngerat. Sohn (
Wolfenb.
1594
):
bedencke doch, das ich dich vnter meinem Hertzen getragen, Mit schmertzen geboren, Vnd mit meinen Brüsten gezeuget habe.
Dubizmay, kurß zu Teutze
16, 1
(
hess.
,
1463
):
Ich lobe dein seylige bruste die der süge der aller lebendigen gescheffte ir speyß gibt.
Voc. inc. teut. a III v (
Speyer
um 1483
/
4
):
Abneme͂ das kind võ den bruste͂ Ablactare.
J. W. von Cube. Hortus
87, 25
(
Mainz
1485
):
diß plaster geleyt vff die brüste der frauwen verswyndet ir die milch.
Belkin u. a., Rösslin. Kreutterb.
138, 17
(
Frankf.
1535
):
So man den [stein] sewgenden frawen anhencket so macht er jr brüst fruchtbar.
Wunderlich, Fierrabr.
146, 12
(
Simmern
1533
):
so waren jre bruͤstlin cleyn vnndt rundt erhaben / gleich zweyen cleynen berglin.
Quint, Eckharts Pred. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
sælic ist der lip, der dich truoc, und sælic sint die brüste, die dû gesogen hast.
Luther. Hl. Schrifft.
Hohel. 8, 8
(
Wittenb.
1545
):
VNser Schwester ist klein / vnd hat keine Brüste / Was sollen wir vnser Schwester thun / wenn man sie nu sol anreden?
Peil, Rollenhagen. Froschm.
49, 176
(
Magdeb.
1608
):
Vnd schmatzet wie die kleinen Kind / | Wenn sie an der Mutter Bruͤst sind.
Fischer, Brun v. Schoneb. (
md.
, Hs.
um 1400
):
uz den brusten milch vluzit, | des mancher muter barn genuzit.
Gille u. a., M. Beheim
120, 141
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
hie waz ain kint vil kleiner | Und saug die juncfralichen prüst.
Fastnachtsp. (
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
Pist aber du ein junge dirn | Vnd hast zwei pristlein als die pirn.
Williams u. a., Els. Leg. Aurea
820, 31
(
els.
,
1362
):
Do fant man daz dirre ammen lichone gar fúrfulet was one alleine die rechte brust do mitte sú sant Otilien hatte gesŏget.
Strauch, Schürebrand (
els.
,
E. 14. Jh.
):
[sú] liessent sich kerkeren, die brüste abesniden, die zene uzslohen, an hespele spannen.
Morrall, Mandev. Reiseb.
48, 15
(
schwäb.
,
E. 14. Jh.
):
wenn die milch tett ir [unser frowe] gar we in iren hailigen brüsten.
Brandstetter, Wigoleis
194, 32
(
Augsb.
1493
):
wolt sy [künigin] den keiner ammen beuelhen sunder selbs zyehen vnnd mit jren prüstlin ernoeren.
Thiele, Minner. II,
7, 45
(Hs. ˹
nalem.
/
sfrk.
,
1470
/
90
˺):
besonder itel samat | bedackt der reynen frauwenn brust.
Päpke, Marienl. Wernher (
halem.
,
v. 1382
):
Dú frowe zoch das kint allain | An ieren brústen wirdeklich | Mit trúwen gar begirdeklich.
Sudhoff, Paracelsus (
1527
/
8
):
gesotten kapiskraut ist gut, so den weibern die brüste geschwellen.
Rieder, St. Georg. Pred. (Hs. ˹
önalem.
,
1387
˺):
dú můter zaiget dem sun ir brúst die er sôg, und die schôss da er inne sass.
Mollay, H. Kottanerin
19, 5
(
moobd.
,
1439
/
40
):
die ain was hefam, das ander was die am, die das kind neren solt mit den prusten.
Turmair (
moobd.
,
1522
/
33
):
den gefangen schnitens die arspäckel und den frauen die prüstlein ab.
Jaksche, Gundacker (
oobd.
, Hs.
1. H. 14. Jh.
):
ich man dich daz diu mûter din | dich souget ûz ir pruͤstelin | unt dich vil dicke chuͤste | do du ir laͤge ouf ir pruͤste.
Eis u. a., G. v. Lebenstein
57, 15
(
oobd.
,
15. Jh.
):
wellichew junckfraw gross prüst hab, die nem regenwass vnd mintzen wasser vnd werm das gar wol vnd leg ain leinen tuech dar inn vnd das also warms v̈ber die prust.
Bremer, Voc. opt.
1, 227
;
Schmitt, Ordo rerum
342, 1
;
Voc. Teut.-Lat.
t viijr
;
Voc. inc. teut.
d iiijr
;
Maaler /v;
Hulsius
C jr
;
Dalby, Lex. Mhg Hunt.
1965, 39
f.;
Weber, Oswald. ;
Wiessner, Wortsch. Wittenw. Ring.
1970, 27
;
Lehmann, Rezeptb.
164
;
Türk, Wortsch. Dietr. v. Gotha.
1926, 18
;
Gleinser, Anna v. Diesb. Arzneib.
1989, 69
f.;
Matzel u. a., Spmal. dt. Wortschatz.
1989, 63
;
Dietz, Wb. Luther ;
Preuss. Wb. (Z)
1, 845
;
Öst. Wb.
3, 1197
f.
2.
von Menschen und Tieren, ›Vorderteil des Körpers zwischen Hals und Magengrube‹, häufig als Sitz des Lebens, Empfindens.
Bedeutungsverwandte:
(
das
2.
Syntagmen:
die b. küssen / salben; jn. an die b. drücken, sich an die b. schlagen, in der b. gebrech haben, an der b. wunden haben; eine breite / fellige / starke b
.
Wortbildungen:
brustband
(a. 1536),
brustblat
(a. 1636),
brustfel
›Zwerchfell‹ (dazu bdv.: ),
brustgarn
,
brustgeschwer
(a. 1535),
brustgeschwulst
,
brustlaz
(dazu bdv.: ; vgl. ),
brustheftlein
›kleine Gewand- oder Schmuckspange‹,
brustrok
(a. 1643),
brustschild
(a. 1680),
brustschwer
(um 1483/4),
brustsucht
(um 1483/4).

Belegblock:

Ziesemer, Gr. Ämterb.
734, 29
(
preuß.
,
1446
):
Kochen: [...] 16 spisse hirczfleisch, item 5 czemel und 5 bruͤste vam hircze im zalcze.
Tiemann, E. v. Nassau-S. Kgn. Sibille
140, 17
(
rhfrk.
,
um 1435
):
so was der hunt an yne gesprungen / vnd hat yme vnder siner brust eyn groß stuck fleysches vßgezogen.
J. W. von Cube. Hortus
122, 8
(
Mainz
1485
):
Castaneen rohe gessen machen dempffig vmb die brust.
Wunderlich, Fierrabr.
42, 1
(
Simmern
1533
):
also kame Brulland mit seinem scharpfen gere gerent / traff Oliuiern in die brust.
Dünnhaupt, Werder. Gottfr. v. Bullj.
24, 31
(
Frankf./M.
1626
):
VMbleuchte meinen Geist / gib klarheit meim Verstand / | Entzuͤnde meine Brust / regiere meineHand.
Bechstein, M. v. Beheim. Evang. L. (
osächs.
,
1343
):
abir her sluc an sine brust und sprach.
Feudel, Evangelistar
6, 26
(
omd.
,
M. 14. Jh.
):
der do inslif uf synen brusten in dem abent ezzene.
Jahr, H. v. Mügeln
2405
(
omd.
, Hs.
1463
):
sin hals und ouch sin nase lank, | sin heubet groß, sin lip ist swank, breit ist sin brust, schon sin gestalt.
Mylius (
Görlitz
1577
):
Pectorale Brustlatz.
Hajek, Gůte spise
23
(
rhfrk.
/
nobd.
,
um 1350
):
Nim von der brust des hůnes vnd hacke ez cleine.
Henschel u. a., Heidin
487
(
nobd.
,
um 1300
):
Der christen neiget ovch sin sper | Gegen des heiden brvst.
Gille u. a., M. Beheim
311, 78
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
ich wil im scheren | die lök von seiner prust.
Sachs (
Nürnb.
1559
):
[ich] auff meins herren brust hin-sanck, | Abkrefftig, ahnmechtig und kranck.
Cirurgia H. Brunschwig (
Straßb.
[
1497
]):
Würt aber einer gewu͂nt forn in die brüst biß vff dz bein dz ist ein plůt runß ob er ein gůtten cirurgi hat.
Dasypodius (
Straßb.
1536
):
Brust oder hertz / das vordertheil des menschen / vom halß biß auff den bauch.
Brack (
Basel
1483
):
Fibula. ein brusthefftlin.
Rauwolf. Raiß ([
Lauingen
]
1582
):
hernacher kniet er jme auch auff seine Arm / die er jm auff seiner brust vber einander mit den kniee͂ ein gůte weil geschrencket halt.
Ott-Voigtländer, Rezeptar
206v, 13
(Hs. ˹
nalem.
,
um 1400
˺):
welem menschen we ist vmb / die brust: Er swiczet gern vmb die brust.
Päpke, Marienl. Wernher (
halem.
,
v. 1382
):
An nak, an achsel si in kust: | Arme, hende, sin brust, | Ruggen, fuͤsse, siten, bain | Kuste vil dú maget rain.
Rieder, St. Georg. Pred. (Hs. ˹
önalem.
,
1387
˺):
so daz geschiht, so sprichet dú sele: ,ich han min liep begriffen und trage ez bi mir under minen brústen alz ain mirien gebúndelin‘.
Voc. rerum (
Augsb.
v. 1474
):
Dyafragma prust vel schidfel.
Fichtner, Füetrer. Trojanerkr.
255, 6
(
moobd.
,
1473
/
8
):
Hector der nam sein schwert zue paiden henden; | er schlueg den künig durch dy prust, | das er vom ors zer erden todt muest lenden.
Weber, Füetrer. Poyt.
344, 7
(
moobd.
,
1478
/
84
):
fröliches hertz trŭeg mannger vnnder prüssten.
Munz, Füetrer. Persibein
241, 4
(
moobd.
,
1478
/
84
):
sein schwert er stach enmitten durch dy prust, | darnach ain wund schlúeg er im durch sein haubet.
A. à S. Clara. Glori (
Wien
1680
):
seynd die erste gewest / welche an ihre Brust geschlagen / und Christum als einen wahren GOtt erkannt.
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
46, 25
(
tir.
,
1464
):
der heilig man [...] schlüeg offt an sein prust.
Eis u. a., G. v. Lebenstein
42, 15
(
oobd.
,
1. V. 15. Jh.
):
jsop wasser ist ein wasser ob allen wassern zu dem herczen, zu der prust, for die tampff, fur das keichen.
Deinhardt, Ross Artzney
213
(
oobd.
,
1598
):
Leg im [pferd] ain ring umb den halß oder an die brust.
Ebd.
363
:
so soll ain pferd haben [...] ain braiten arsch, ain vellige prust, dirre magere pain, ein dickhen halß.
Fichtner, a. a. O.
304, 7
;
334, 5
;
356, 2
;
Weber, a. a. O.
178, 6
;
289, 5
;
3.
›Brustteil am Kleid, Mieder‹.

Belegblock:

Bömer, Pilgerf. träum. Mönch (
rhfrk.
,
um 1405
):
Enge rocke, die die sijtten drocken, | Armen mit hangenden lappen | Und zyppen an großen kappen | Und an eime wißen underrocke rode ermel | Und am halse bruͤsten als ein hermel.
Thiele, Chron. Stolle (
thür.
,
3. Dr. 15. Jh.
):
Sy trugen auch kollerechtige brostchene, unde dy manne trugen yopen vorne offene.
4.
›Teil der Panzerung, Brustpanzer‹.

Belegblock:

Ziesemer, Gr. Ämterb.
92, 13
(
preuß.
,
1440
):
In der harnischkamer: 21 eysern hutte, 20 huben, 17 bruste, 16 par vorstollen.
Joachim, Marienb. Tresslerb. (
preuß.
,
1402
):
8 1/2 m. 1 firdung vor 33 bruste, yo die brust zu 1 firdung.
Thielen, Gr. Zinsb. Dt. Ord.
85, 36
(
preuß.
,
1437
/
8
):
9 bruste, item 12 ysen hute, item 2 huben.
Ziesemer, Marienb. Ämterb.
1, 18
(
preuß.
,
1383
):
In siner kamer: 10 huben, 2 ysinhute, 13 par blechanczkin, 3 helme, 1 brust, item 3 par beyngewant.