breite,
die
;
-n/-n
.
1.
›seitliche Ausdehnung‹;
zu  1.
Phraseme:
eines hares breite
(Maßangabe).
Gegensätze:
 1,  1.

Belegblock:

Ziesemer, Proph. Cranc Ez.
45, 6
(
preuß.
,
M. 14. Jh.
):
vryheit der stat sullit ir gebin vumftusent dy breite und dy lenge vumfundzwenzig tusent noch der abteylunge des sanctuariums.
Buch Weinsb. (
rib.
,
2. H. 16. Jh.
):
Mich gedenckt etlich mail, das der wint die hedern langs die mawr zu Cronenberg ein stuck breiten abgewehet.
Altmann, Wind. Denkw. (
wmd.
,
um 1440
):
das horte der güt man und hette die vergift bi ime und ging uf die breite des wassers und warf die vergift darin.
Quint, Eckharts Trakt. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
Ouch ist daz inner werk dar ane götlich und gotvar und smacket götlîche eigenschaft, daz, ze glîcher wîse alsam alle crêatûren, ob joch tûsent werlte wæren, eines hâres breite niht bezzer enist dan got eine.
Luther, WA (
1537
/
40
):
wen einem schalck eines fingers breitt nachgelassen wirdt, so nimpt ehr einer spannen lang.
v. Tscharner, Md. Marco Polo
28, 16
(
osächs.
,
2. H. 14. Jh.
):
der bruckin lenge was von drin hundirt schretin, abir di breyte hatte viij schrete.
Ermisch, Freib. Stadtr. (
osächs.
,
1468
/
86
):
Wo das handwerg sulche linwat, dy am gewurchte und breite nicht recht ist, ankommet, dy mogen sy nemen und uff das rathuß antwerten.
Reichert, Gesamtausl. Messe
33, 4
(
Nürnb.
um 1480
):
Die paten bedeut den steyn, der fuer das grab gelegt ward und versigelt [...], dy breyte der paten bedeut die liebe der heiligen XIIpoten.
Gille u. a., M. Beheim
4, 3
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
Da got den himel und die erd peschaffen was | mit clugen siten, sinnen, hubscher wicze | die hochung, tieffung, weit, preit, leng er mass.
Brandstetter, Wigoleis
209, 10
(
Augsb.
1493
):
sein schnabel bloß wol einer klaffter lanck vnd einer ellen preyte vornen an gespiczet.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, Hs.
E. 15.
/
A. 16. Jh.
):
der stern erschin in der praitte als ains menschen hand.
Bihlmeyer, Seuse (
alem.
,
14. Jh.
):
Also machet er im selb ein húltczin krúz, daz waz in der lengi als eins mannes spang und hate dez sin ordenlichen breiti.
Fichtner, Füetrer. Trojanerkr.
387, 6
(
moobd.
,
1473
/
8
):
Des wages tieff und praite | macht villeicht, das ir hie verdurbet paide.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
all visch, die nâch der praiten swimment, die werdent vaizt wenn der sudenwint wæt von mittem tag.
Schmid, R. Cysat
6, 15
;
Weber, Oswald. ;
Wielandt, Leinengewerbe.
1950, 168
;
Dietz, Wb. Luther ;
Bad. Wb.
1, 317
;
Öst. Wb.
3, 841
f.;
Vorarlb. Wb.
1, 442
.
2.
›Unbegrenztheit, Größe, Tiefe‹; ütr. zu 1;
zu  2.
Gehäuft im Schrifttum der Mystik.

Belegblock:

Rosenthal. Bedencken
36, 3
(
Köln
1653
):
Wir bedenken [...] Die Enge [...] des Wegs zum Leben / vnd die Breite zum Verderben.
Quint, Eckharts Pred. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
swenne ich spriche lenge âne lenge, daz ist lenge; ein breite âne breite, daz ist ein breite.
Diu sêle muoz sich erheben [...] und muoz gezogen werden über zît und über stat in die wîte und in die breite.
Eggers, Psalter
34, 9
(
thür.
,
1378
):
Vnde got leyte mich in eine breite; er bihilt mich, wan er wolde mich.
Strauch, Par. anime int.
88, 32
(
thür.
,
14. Jh.
):
groze der libe ligit weder an lenge noch an breide, mer si ligit an grozirme adile.
Ebd.
99, 2
:
si [sele] ist zumale ein lutir geist sunder alle materielichkeit und alle gropheit, groze, lenge, breite.
zu Dohna u. a., Staupitz/Scheurl
9
(
Nürnb.
1517
):
So wir dem glouben, sein wir itzundt durch die hoffnung selig worden und mögen mit allen heiligen vermittelst göttlicher gnad begreifen die breite, die leng, die höhe, die tief.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
1359
):
das ir múgent begriffen mit allen heiligen weles si die hoͤhi, die breiti und die tieffi und lengi Gotz.
Eichler, Ruusbr. obd. Brul.
2, 941
(
els.
,
E. 14. Jh.
):
Die hohe nature der gotheit wurt gemerket vnd angesehen, wie sv́ ist simpelheit vnd einvaltikeit, vnzergenglich hoͤhe und abgrúndige tiefe, vnbegriffenliche breite vnd ewige lenge.
Warnock, Pred. Paulis
3, 186
(
önalem.
,
1490
/
4
):
In dem pom des lebens ist die tieffe der gerechtikait, mit der gott die verworfen ewiglich wirt verdampnen; an im ist die braiti der götlichen liebi.
Rieder, St. Georg. Pred. (Hs.
önalem.
,
1387
):
er [unser herre] ist ôch dú braiti an der minne, won er hat sich gebraitet in hýmelrich und in ertrich.
3.
Zone der Erdkugel, ›geographische Breite‹.
Gegensätze:
 2.

Belegblock:

Brévart, K. v. Megenberg. Sphaera
33, 8
(
md.
,
1347
/
50
):
Daz selb scholt du auch versten von den praiten der erden, die darunder stend.
Ebd.
55, 16
:
Daruͤmb ist uns nu kunt die praiten ainer iegleichen wonung von irm anvang gegen dem ebennehter piz an ir end gegen der pernspitzzen, und daz die praiten der ersten wonung groͤzzer ist danne die praiten der andern wonung.
Lemmer, Brant. Narrensch.
66, 38
(
Basel
1494
):
Ptolomeus rechnet yß mit gradt | Was leng vnd breyt das ertrich hatt.
Ebd.
66, 43
:
Die breyt vom equinoccial | Gen mittemtag / ist sie me schmal | Zwentzig vnd funf er fyndet gradt | Des lands so man erkundet hat.
4.
›(größere) Feldfläche‹; häufig auch Flurbezeichnung;
zu  1.

Belegblock:

Wintterlin, Würt. Ländl. Rechtsqu. (
schwäb.
,
1577
):
wölcher an unsers gn. junckherrn braitin oder landgarb äcker oder zu holz oder feld ain anstosser ist.
Leisi, Thurg. UB
6, 365, 1
(
halem.
,
1365
):
offnet da vor úns, er welte ufgeben ainen aker, stosset ainhalb an der closterfrowen von Diessenhoffen Braiten.
Fuchs, Urb. Göttweig
75, 27
(
moobd.
,
1322
):
de agro an der Praiten aput Lebern 24 den.
UB ob der Enns (
moobd.
,
1377
):
die wayd gelegen ze Aichaprvnn, vnd vnser Praytten, der zehen gwanten Akchers ist.
Thiel u. a., Urk. Münchsm.
235, 1
(
moobd.
,
1403
):
ager qui dicitur Praytl in monte Huͤndorffer.
Winter, Nöst. Weist. (
moobd.
,
1594
):
nach gemelter preiten ist das march herab an ein marchstain bei dem Äntzpach.
5.
›Ausdehnung‹; auch ütr.;
zu  1.

Belegblock:

Helm, H. v. Hesler. Apok. (
nrddt.
,
14. Jh.
):
So vert her zu Josophat, | Dar Got mit sinen vuzen trat, | und sitzet an der selben stat | Uf des berges breite | Mit der cristenheite.
Hübner, Buch Daniel (
omd.
, Hs.
14.
/
A. 15. Jh.
):
Idoch daz riche bestat | In macht, wirde, die ez hat | Under des himels breite.
Niewöhner, Teichner
208, 14
(Hs. ˹
moobd.
,
1360
/
70
˺):
also get dez gewaltez prait | fuͤr daz recht recht uͤber all.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
dâ von derhebt der schein den irdischen dunst und wirmt in, daz er daz wazzer mit im aufhebt gegen der praiten des mers.