bogen,
der
;
-s/-Ø
(+ Uml.);
boge,
bog,
der
.
1.
›krumme Linie, Krümmung, Kreisbogen, Kurve‹.

Belegblock:

M. Cunitia. Ur. Prop. (
Öls
1650
):
Horarius (das stuͤndliche fortruͤcken) ist auch eine portion eines gar kleinen bogens / den ein Plan: inner einer stund fortruͤcket.
Horarius Solis, das stuͤndliche fortrucken der Sonnen / ist ein kleiner / [...] innhaltender bogen / welchen die Sonne in der Ecliptica inner einer stund durchwandert.
Moscherosch. Ges. Phil. v. Sittew. (
Straßb.
1650
):
Sobald ersahe ich einen Mänschen eines scheutzlichen schröcklichen Angesichts [...] die Augbrauen gekrümt als ein Bogen.
Brévart, K. v. Megenberg. Sphaera
6, 29
(
noobd.
,
1347
/
50
):
spera ist ain leibik dinch, stark und sinwel, daz enspringt von ainem pogen aines umbgefurten halben kraizzes.
Ebd.
42, 4
:
Daruͤmb ist der pog der neht lenger danne der pog des tags, und nach der pogen gestalt kurtzent sich die tag uͤber die neht.
Brévart, a. a. O.
27, 10
;
28, 20
;
39, 15
;
58, 3
;
Bremer, Voc. opt.
1, 221
f.;
Schmitt, Ordo rerum
275, 17
;
Maaler 73v-;
Hulsius
B iiijr
;
Wiessner, Wortsch. Wittenw. Ring.
1970, 25
;
Patocka, Salzwesen.
1987, 270
;
Schmid, R. Cysat
6, 14
;
Dietz, Wb. Luther ;
Preuss. Wb. (Z)
1, 703
;
Vorarlb. Wb.
1, 406
.
2.
›bogenförmiger Bauteil, bogenförmiges Bauwerk (z. B. Brücken-, Torbogen, Gewölbe)‹.

Belegblock:

v. Tscharner, Md. Marco Polo
28, 16
(
osächs.
,
2. H. 14. Jh.
):
di brucke [...] hatte xxiiij bogin und pfiler also vil.
Köbler, Ref. Nürnberg
413, 7
(
Nürnb.
1484
):
Das die gemeinen mawrn mit pogen behaltern vn̄ andern loͤchern nit zeschwerlich beschedigt werd̄.
Welti, Stadtr. Bern (
halem.
,
1405
):
sol ǒch jederman also vff varen an den selben gassen vnd enkeinen bogen machen.
Uhlirz, Qu. Wien (
moobd.
,
1470
):
und darzu ain pogen von dem hindern egk seins hauss uber den hof von drein oder drithalben ziegl dikh.
3.
›(aus einem biegsamen, mit einer Sehne bespannten Holzstab bestehende) Waffe zum Abschießen von Pfeilen‹.
Phraseme:
den bogen zu hoch spannen
›zu weit gehen, übertreiben‹;
jm. den bogen spannen
›jn. (gehörig) verprügeln, schlagen‹.
Bedeutungsverwandte:
 1; vgl. , , .
Syntagmen:
den b. spannen / zerbrechen; mit dem b. schiessen / zielen
.
Wortbildungen:
bogengeschüz
,
bogenjagd
.

Belegblock:

Ziesemer, Gr. Ämterb.
35, 27
(
preuß.
,
1436
):
Sniczhaws: [...] 1 schog und 8 bogen czu rugarmbrost, 1 schog und 4 alde bogen [...] 4 bogen czu windarmbrost.
Ziesemer, Marienb. Ämterb.
146, 12
(
preuß.
,
1409
):
2 schog bogen, item 7 bogen czu rocarmbroste.
Sattler, Handelsrechn. Dt. Orden
471, 9
(
preuß.
,
1423
):
1 Ungerschen bogen mit gescos.
Große, Schwabensp. (Hs. ˹
nd.
/
md.
,
um 1410
˺):
Swer dorch den banvorst ritet, der sol sinen bogen vnde armborst abe lazen vnde sinen koker beslozzen.
Froning, Alsf. Passionssp.
2175
(
ohess.
,
1501ff.
):
reuber, ritter und knecht, | die nemmen ich alle myt rechte: | ich wel sie myt mym boegen schyssen.
Eggers, Psalter
11, 8
(
thür.
,
1378
):
Bekeret ir uch nicht, so weget her sin swert vn̄ denet sinen bogen.
Ermisch, Freib. Stadtr. (
osächs.
, Hs. 
v. 1325
):
da mugen si vuren spitze, swert, grellen, armbrust unde bogen.
v. Tscharner, Md. Marco Polo
4, 13
(
osächs.
,
2. H. 14. Jh.
):
Gorgyani di sint schone lute und gute striter und almeystlichin mit bogen.
Ermisch, Sächs. Bergr. (
osächs.
, Hs.
1482
):
Also verre also eyn man mit eynem bogen geschyßen mag, also verre beheldet eyn berg feldis, doruff dy bergluͤte yr fyhe spysen.
Mylius (
Görlitz
1577
):
Arcus Ein Bogẽ od´ Armbrust. Balista chalibræa Ein stelern Bogen.
Gille u. a., M. Beheim
104, 458
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
Da daz dy Turken sahen, | sy wurffen wer und pogen hin.
Sachs (
Nürnb.
1553
):
Ich sol auff in ziln mit dem bogen.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
1359
):
recht alle die krefte uf spannen, als der einen bogen harte spannet als er verre schiessen wil.
Schlosser, H. v. Sachsenh.
459
(
schwäb.
,
1453
):
Die warent all gewappent gar | Mit scharpffen spiessen, bogen, swert.
Wintterlin, Würt. Ländl. Rechtsqu. (
schwäb.
,
1502
):
büxen, armbrust und bögen soll keiner über feld tragen geladen und gespannen.
Gehring, Würt. Ländl. Rechtsqu.
3, 113, 9
(
schwäb.
,
1554
):
es soll kainer kein spieß, gladen bix, gespanne armbrost, bogen, hellenparten, wurfbeil oder creuz in kein wiertshauß [...] tragen.
Barack, Zim. Chron. (
schwäb.
,
M. 16. Jh.
):
dann der schneider [...] hielt ine beim har und spante im gleichwol den bogen.
Lemmer, Brant. Narrensch.
13, 25
(
Basel
1494
):
Cupido treit syn bogen bloß | Vff yeder sytt / ein kocher groß.
Bächtold, N. Manuel. Barb.,
180, 1312
(
Zürich
1526
):
Mich dunkt, ir spannind z‘ houch den bogen.
Brunner, Rechtsqu. Krems u. Stein
13, 41
(
moobd.
,
1305
):
Ez sol auch dehain man des andern haus angreifen oder anderswa in der stat ze vehten chomen mit pogen und mit armenbrusten.
Fichtner, Füetrer. Trojanerkr.
70, 5
(
moobd.
,
1473
/
8
):
Auch ler ich in wol mit den pogen schiessen.
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
3, 26
(
tir.
,
1464
):
er hat zerprochen iren pogen, vnd ire waffen vnd were die hat er zermüst.
Grossmann, Unrest. Öst. Chron. (
oobd.
,
3. Dr. 15. Jh.
):
Die von Gennt lieffen dem Romischn kunig bey der nacht mit gespannten pogen fur seyn herberg.
Piirainen, Stadtr. Sillein 95, l
31
(
sslow. inseldt.
,
1378
):
Wer reytet durch den ban vorst seyn pogen sol vngespannē seyn seyn choͤcher sol czu seyn gespert.
Winter, Nöst. Weist. ;
Türk, Wortsch. Dietr. v. Gotha.
1926, 16
;
Schmid, Pilgerreisen.
1957, 406
;
4.
›Geräte, Zierat aus gebogenem Metall‹.

Belegblock:

Ziesemer, Gr. Ämterb.
388, 5
(
preuß.
,
1428
):
1 silberin boge czu der monstrancie do man das sachrament inne hat.
Goerlitz u. a., Rechtsd. Schweidnitz
112, 8
(
omd.
,
1363
):
armgolt, schapil, musschin, bowgin vnd furspan vnd alle gesmide, daz czu frouwin geczirde horit.
Chron. Augsb. Anm. 2 (
schwäb.
, zu
1562
):
zwei verguldte, knorrete gschirr mit deckinen und ob jeder deckin ein schwartzer adler und ob jedes adlers kopf ein verguldts böglin.
5.
›längster Rebenschößling eines Weinstocks, der sich umbiegen und anbinden läßt‹.
Wortbildungen:
bogrebe
.

Belegblock:

Winter, Nöst. Weist. (
moobd.
,
1578
):
welcher in seinem weingarten bogen einlegt und ein ander hebt ihn die auf, der ist zu pen verfallen sechs schilling zwölf pfenning.
Ebd. (
moobd.
,
um 1580
):
Die weingartarbait als schneiden rebklauben vastenhawen stekenschlagen das jathawen binden heken und bogen anziehen.
6.
›Gerte mit Schlinge zum Wild- und Vogelfang‹; auch ütr.

Belegblock:

Pyritz, Minneburg
2568
(
nobd.
, Hs.
um 1400
):
Dar zu ist leit so rechte reße, | Daz ez mir uff daz hertze min | Spennet ein herin bogelin.
Rennefahrt, Gebiet Bern (
halem.
,
1637
):
dz [...] auch niemandt mit verbotnen mittlen, als da sind bogli, läntsch, korbli, fallen, zug-, steck- und schnelgarn [...] gembschen, item urhanen, urhennen, fasanen, hasel-, wildt- und steinhuͤneren [...] nachstellen [...] sölle.
Winter, Nöst. Weist. (
moobd.
,
16. Jh.
):
ob ainer pögen oder sunst den vögeln und andern gewilt in panhölzern Molrambs [...] ân erlaubnuß richtet, dem mag und soll der herr [...] straffen wie er will.
Dalby, Lex. Mhg Hunt.
1965, 33
.
7.
›Regenbogen‹.

Belegblock:

Bihlmeyer, Seuse (
alem.
,
14. Jh.
):
ich wil minen bogen zerspannen in die lúfte.
v. Liliencron, Dür. Chron. Rothe (
thür.
,
1421
):
Ich setze meynen bogen yn den wulken, unde der sal eyn sunezeichen seyn zwuschen mir unde deme ertreiche, wenn ich den hymmel mit den wolken obirzihe, so sal meyn boge dorynne erscheynen.
Die ander farbe die ist wasservar unde bedutet, das got [...] den bogen zu eyme sunezeichen gemacht.
8.
›rechteckig zugeschnittenes Papier‹.
Wortbildungen:
bogenblat
.

Belegblock:

Schmidt, Frankf. Zunfturk. (
hess.
,
1598
):
Die trucker sollen das papier fleissig und ohne einigen gesuchten vortheil 25 bogen für ein buch abzehlen lassen.
Mylius (
Görlitz
1577
):
Duemio Bogen Papier. Quaternio Ein Bogẽ in vier Bletter gelegt. Octernio Ein Bogẽ in acht Bletter gelegt.
Chron. Augsb. Var. (
schwäb.
,
v. 1536
):
sind die burgermeister [...] zů bischoff Christoff von Augspurg komen und im von ainen rat 4 bogen papir überschriben inhalts überandtwurt.
9.
phras.:
über das böglein treten
›einen Seitensprung tun, Ehebruch begehen‹.

Belegblock:

Lutz, Buch Alfadol
201, 6
(
obd.
,
n. 1478
):
Deß muter hat uber daß böglein gedretten mit einem andern vnd darymb magst du wol verstan wer er sy geborn.
Schmidt, Hist. Wb. Elsaß .