blau,
blaw,
blo,
Adj.;
zu
mhd.
blâ
›blau‹
(); ursprünglich wohl
›hell, glänzend‹
und damit
ahd.
zur Wiedergabe von
lat.
flavus
›gelb‹
dienend, bildet es erst
mhd.
seine endgültige Bedeutung aus (
Pfeifer, Etym. Wb. d. Dt.
1993, 146
).
– Zur Lautung von 'blau' in den rezenten dt. Mundarten s.
regionalsprache.de, s. v.
.
1.
natürliche Farbe des Farbspektrums, ›blau‹.
Zu phraselogischen Verbindungen mit
blau
vgl.
Wanzeck, Etym. lexikalisierter Farbwortverbindungen
130
 ff.
Bedeutungsverwandte:
.
Syntagmen:
in Verbindung mit Bezeichnungen für Blumen, Edelsteine, Himmelserscheinungen, Stoffe, Tiere (in Wappen), auch allegorisch und symbolisch verwendet.

Belegblock:

Joachim, Marienb. Tresslerb. (
preuß.
,
1403
):
7 fird. vor 8 elen bloes gewandes.
Thiele, Minner. II,
23, 24
(Hs. ˹
md.
/
rhein.
,
1. V. 15. Jh.
˺):
das pruevede ich dair unden bas | das bloe die cleider wairen.
J. W. von Cube. Hortus
93, 7
(
Mainz
1485
):
diß krut [...] hait oben eyn blae blome glich eynẽ stern.
Belkin u. a., Rösslin. Kreutterb.
196, 11
(
Frankf.
1535
):
Tvrchois ist ein steyn des farbe ist blae.
Ebd.
200, 9
:
Das glas hat vil farben / eins ist rot / eins gruͤn / eins gele / eins blaw.
Ralegh. America (
Frankf.
1599
):
wir [...] waren gezwungen vnder dem blauwen Himmel / im Windt / Regen [...] zu verharren.
Ermisch u. a., Haush. Vorw.
132, 25
(
osächs.
,
1570
/
7
):
Münzen, balsamkraut, weise und blaue lilien bekommen auch von ihren wurzeln.
Lappenberg, Fleming. Ged. (
1639
):
Du durchkennst die große Welt, | was sie hält | an und unter diesem Blauen
(›Himmel‹).
Jahr, H. v. Mügeln
271
(
omd.
, Hs.
1463
):
Die virde kunst Rethorica | gink vor den werden keiser da. | bla sam lasure was ir wat.
Chron. Nürnb. (
nobd.
,
1449
/
50
):
daz warn pinten, ein weil rot, ein weil weiß, ein weil ploe, nicht ain weil von varben als die andern.
Gille u. a., M. Beheim
339, 10
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
Frucht pringet er genucht. | blumen gel, praun, weiss, plaw | die sicht man auff der aw.
Fastnachtsp. (
nobd.
,
15. Jh.
):
Des lieb die leuchtet auß falschem schein; | Dem schüln blob farb verpoten sein.
Mayer, Folz. Meisterl. (
nobd.
,
v. 1496
):
Dar auff [anger] von plumen manch gespreng | Pla, gel, rot, praun und weiß.
Ebd. (
nobd.
,
1517
/
8
):
Aüs orient saffire pla | Ir zücht pestetet schöne.
Sachs (
Nürnb.
1537
):
Ein fraw inn eytel blaw, | Hieß Pacientia.
Kehrein, Kath. Gesangb. (
Nürnb.
1631
):
Sein Haupt vnd Antlitz schlugen weich, | Gelb, gruͤn vnd schwartz, braun, blaw vnd bleich.
Kurrelmeyer, Dt. Bibel (
Straßb.
1466
):
er nam vil goldes vnd silbers vnd edel gestein blo geuerbt purpur vnd roten purpur vnd groß reichtum.
Gilman, Agricola. Sprichw.
1, 435, 12
(
Hagenau
1534
):
Der hymel ist blaw / [...] daher wir eyn blawe farbe nennen hymelblaw.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, zu
1378
):
darnach fuͤrt man im vor ain panier mit zinnen in ainem plawen feld des landes von Bawditzein.
Schlosser, H. v. Sachsenh.
32
(
schwäb.
,
1435
):
Der trůg ain sail in siner hand | Mit blawer siden von palmand.
Ebd.
4436
:
Du bist doch nit der blaw ißfogel.
Barack, Zim. Chron. (
schwäb.
,
M. 16. Jh.
):
war ein Rotweiler hauptman, ein bloer
›blau gekleideter‹
Schweizer mit den gelen füesen, zugegen.
Henisch f. (
Augsb.
1616
):
Blaw / blab / blawfarbig / wie der Him̃el / wann er in seiner natürlichen farb vnd schön ist / item wie das Meer ist.
Barack, Teufels Netz (
Bodenseegeb.
,
1. H. 15. Jh.
):
Wan bla, rot, grün gewand | Bringt wib und man in schand.
Koppitz, Trojanerkr. (Hs. ˹
noschweiz.
,
15. Jh.
˺):
Uff daz gesidel wunneklich | Waz manig purper herlich | Gelaitt, als es der küng gebott, | Wis, gel, blaw, grün und rott.
Sudhoff, Paracelsus (
1536
):
so wiß das der morbus auch besser ist, voraus so schwerze und blaue nit mit liefen.
Lauater. Gespaͤnste
33r, 27
(
Zürich
1578
):
Zů letst hat diser pfarrer ein blaw tůch mit guldinen sternen vß der kilchen genom̄en.
Voc. rerum (
Augsb.
v. 1474
):
Rinium rote dint [...]. Lagarium plae dint.
Mollay, H. Kottanerin
11, 11
(
moobd.
,
1439
/
40
):
oben auf der kisten lag ain plaber, samedeiner polster.
Fichtner, Füetrer. Trojanerkr.
251, 7
(
moobd.
,
1473
/
8
):
Aglon ain straussen gulden | in plabem schilt fuert.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
der [lazûrstain] ist himelvar, wan er ist plâ mit goltvarben sprekeln.
Spechtler, Mönch v. Salzb.
11, 108
(
oobd.
,
3. Dr. 14. Jh.
):
Zwen herbstmon bringent wein und prot | für durst und hungers not, | hais zeit was rot, die stet saphirlich plau.
Grothausmann, Stadtb. Karpfen
80
, 22c (
mslow. inseldt.
,
1616
):
Ein gürtl mit einem blauen Porten.
Vetter, Pred. Taulers ; ;
Thiele, Minner. II,
6, 32
;
7, 80
;
Koller, Ref. Siegmunds ; ;
Klein, Oswald
42, 39
;
53, 11
;
101, 4
;
102, 94
;
Deinhardt, Ross Artzney
240
;
287
;
Mollay, Ofner Stadtr.
423, 45
;
423, 47
;
Rechn. Kronstadt
3, 310, 28
;
315, 33
;
373, 19
;
428, 12
;
Voc. inc. teut.
c viijr
;
Schmitt, Ordo rerum
463, 10
;
Hulsius
B iijr
;
Wiessner, Wortsch. Wittenw. Ring.
1970, 24
;
Hyrtl, Anatomie.
1884, 22
;
Türk, Wortsch. Dietr. v. Gotha.
1926, 16
;
Weber, Oswald. ;
Dietz, Wb. Luther ;
Preuss. Wb. (Z)
1, 637
;
Schmidt, Hist. Wb. Elsaß ;
Öst. Wb.
3, 319
f.
2.
›blutunterlaufen, blau (wie nach Schlägen auf den menschlichen Körper)‹.
Phraseme:
jn. braun und blau schlagen
.
Syntagmen:
ein blauer arm / flecken / leib / mund, ein blaues mal
.

Belegblock:

Buch Weinsb. (
rib.
,
1567
):
machten ir einen arm bla und blont.
Küther, UB Frauensee
412, 28
(
thür.
,
1540
):
streiche die blutig ader blau und doch nit thotlich sein.
Ermisch, Sächs. Bergr. (
osächs.
, Hs.
E. 15. Jh.
):
Ist er blaw geschlogenn, ßo vorbust er drei margk.
Behrend, Magd. Fragen (
omd.
,
um 1400
):
Wy wunden blut unde blaw kampwirdig werdin.
Hübner, Buch Daniel (
omd.
, Hs.
14.
/
A. 15. Jh.
):
Blawe mal sich cloben | Über al an siner hut.
Leman, Kulm. Recht (
Thorn
1584
):
Wurde eyn man myt steben geslagen [...] vnd ouch dy slege brun oder bla weren vnd vfgehaben.
Kehrein, Kath. Gesangb. (
Nürnb.
1631
):
Verspott, verspeyt, mit Backenstreich, | Geschlagen schwartz, braun, blaw vnd weich, | Dein zarter Leib mit Ruthen scharpff.
Roloff, Brant. Tsp.
1070
(
Straßb.
1554
):
Vil bloger kriechen hab ich doran gesehen.
Schlosser, H. v. Sachsenh.
4908
(
schwäb.
,
1453
):
Ir mangem wurden flecken blaw | Uff siner nasen.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, zu
1550
):
Obgenannter Hürnhaim hat auch des Jacob Meuttings weib bei dem har die stiegen hinab geworfen, daß sie an der ainen seiten alle plau gewesen.
Thiele, Minner. II,
14, 212
(Hs. ˹
wobd.
,
15. Jh.
˺):
din bart und och din falwes här | die beyde werdent dir griß und grä | din roter múnd wirt dir blä.
Klein, Oswald
105, 61
(
oobd.
,
1431
/
2
):
Von slegen ward der Steren blaw.
Unger, Richtes Stig (o. O.
1474
):
Sprichstu des wort, dem swartz, brawn ader pla geschlagen ist, ader suenst durch die hawt gekratzt ist.
3.
›dunkel, unklar, ungewiß‹; ütr. zu 1.

Belegblock:

Buch Weinsb. (
rib.
,
1574
):
der licentiat Petrus Rindorf [...] machte ein bla ursach, ob ich Wilhelmo schriben wolt.
Ebd. (
rib.
,
1577
):
das weis man dan mit einer blauwer ursachen oder ander farben uiszustrichen.
Gilman, Agricola. Sprichw.
1, 399, 2
(
Hagenau
1534
):
Das blawe das vor dem donner herlaufft / das ist nichts gůts / sonder alles unglück.
Scholz, Lanfrank. Chir. Parva
235v, 3
(
md.
/
oobd.
,
1446
/
8
):
ist ein wetage des lebes vnd / neht sich czu dem plaüen, ab wol / dy melancolia sey swarcz.
4.
phras.:
blauer dunst, blaue enten
›Nebelhaftes, Nichtiges, lügenhafte Vorspiegelung‹; ütr. zu 3.
Zu phraselogischen Verbindungen mit
blau
vgl.
Wanzeck, Etym. lexikalisierter Farbwortverbindungen
130
 ff.

Belegblock:

Spanier, Murner. Schelmenz.
1, 1
(
Frankf.
1512
):
Von blouwen enten predigen.
Schade, Sat. u. Pasqu. (o. O. o. J.):
Es seint fürwar nit blaue enten, | Es ist der ernst und warheit gar.
Ebd. (
nobd.
,
1524
):
Die hand gethon auch wenig feiren, | Biß sie uns hand mit irn commenten | Vom bronnen gfuͤrt zů bloen enten.
Reichmann, Dietrich. Schrr.
231, 1
(
Nürnb.
1548
):
diß alles ist / wie ein blawer tunst fuͤr den augen / der dich betriegen [...] wirdt.
Chron. baier. Städte. Regensb. (
noobd.
,
1552
):
Man saget von dem grösten zauberer, man khundt in nit verwunden [...] es was alles nuer plau enttn.
Sachs (
Nürnb.
1562
):
Der offt keins warhafft war zumal, | Sonder gricht mit abenthewr und kunst | Dem volck gemachet ein blober dunst.