blasen,
V.,
unr. abl.; vgl.
Dammers u. a., Flexion der st. und schw. Verben.
1988, 489
.
1.
›Luft ausstoßen, einen Luftstrom erzeugen, pusten‹; als part. Adj.
blasend
auch ›lebendig, lebhaft‹;
vgl.  1.
Bedeutungsverwandte:
,
1
 1, , .

Belegblock:

Bömer, Pilgerf. träum. Mönch (
rhfrk.
,
um 1405
):
Mit syme blasen verjaget er sij alle | Und dut als die atzel.
Kurz, Waldis. Esopus (
Frankf.
1557
):
sein hende waren | Fuͤr grosser kelte hart gefroren, | Drumb bließ er, das ers mocht auff dawen.
Mathesius, Passionale (
Leipzig
1587
):
blasen vnd spruͤen / wie die Juͤden theten / da Christus am Creutze hieng.
Jahr, H. v. Mügeln
1217
(
omd.
, Hs.
1463
):
da stund in blauwer wete vor | ein man, der fientlichen blis: | zwelf wind er uß dem munde liß.
Dienes, E. Gros. Witwenb.
51, 20
(
nürnb.
,
1446
):
wenn das geschach, so stunden die plasenden wynde.
Williams u. a., Els. Leg. Aurea
651, 26
(
els.
,
1362
):
do von kam ein engel zů den drien kinden in den gluͤgenden ofen vnd troste sú vnd erkuͤlete daz fúr also einen blosenden wint.
Chron. Strassb. (
els.
,
A. 15. Jh.
):
die [bürnende lucerne] möhte nieman verlöschen weder mit blosende noch mit wasser.
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
33, 29
(
tir.
,
1464
):
da hört der tiefl nimmer auf zu plasen, pis das das feur angezuent würt.
Voc. inc. teut.
t iiijr
;
Hulsius
B iijr
;
Dietz, Wb. Luther ;
Göpfert, Wb. Katechismus
50
;
Preuss. Wb. (Z)
1, 632
;
Bad. Wb.
1, 247
;
Öst. Wb.
3, 272
f.
2.
›den Luftstrom in eine bestimmte Richtung, auf ein Ziel lenken; in/auf etw. blasen‹.
Phraseme:
in das büchslein blasen
›sich pudern, schminken‹;
mit jm. in ein loch blasen
›dasselbe tun wie der andere‹;
jm. in den ars(ch) blasen
›jm. schmeicheln‹.

Belegblock:

Frantzen u. a., Kölner Schwankb. (
Köln
um 1490
):
Alsus saltu myt yn vysevasen, | Ind salt yn driwerf in den ars blaesen.
v. Liliencron, Dür. Chron. Rothe (
thür.
,
1421
):
sie boreten eyn loch under dem fuer yn das tocht unde blissen doryn, do vorlasch sie [lucerne].
Anderson u. a., Flugschrr.
19, 13, 4
([
Eilenb.
]
1524
):
worden wir nicht mit den Turcken in ein loch blaßen.
Gille u. a., M. Beheim
168, 12
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
hort, wie sy vor dem spiegel sein | peschauen irs gesichtes schein, | wie sy plasen in das puchslein | und die varb streichen ane.
Bell, G. Hager
331, 2, 18
(
nobd.
,
1610
):
wo du blesest jn ein füncklein, | So wirt ein fewer mit gefer.
Bolte, Pauli. Schimpf u. Ernst (
Straßb.
1522
):
das sie rote Bäcklin uͤberkumen, und sich etwan malen und ein Färblin anstreichen, das heißt in das buͤchslin geblosen.
Brandstetter, Wigoleis
208, 9
(
Augsb.
1493
):
er aber stuonde aussen an der maure vnd pließ an eyn zinnen von dem die burg überal in hellem feüre ward so laut brinnen.
Barack, Teufels Netz (
Bodenseegeb.
,
1. H. 15. Jh.
):
e das sis [Bader u. a.] liessind gan lers, | Si bliessend den lüten e in die ärs | Und tætind aim die hoden leken.
Ott-Voigtländer, Rezeptar
205r, 3
(Hs. ˹
nalem.
,
um 1400
˺):
Der ze der nase bluͤtet, der neme ayger schalan […] vnd púluer die vnd blas in die / nasen.
Lemmer, Brant. Narrensch.
110a, 34
(
Basel
1494
):
Dem ouch so nott zů essen sy | Das er bloßt jn das můß vnd bry.
Maaler (
Zürich
1561
):
Gefaͤrbte weyber / Angestrichẽ / die ins büchßle geblasen habend.
3.
›etw. in eine bestimmte Richtung, auf ein Ziel hin blasen‹; ütr. ›etw. verbreiten‹.
Phraseme:
jm. etw. unter augen blasen
›jm. Schwierigkeiten machen‹.

Belegblock:

Belkin u. a., Rösslin. Kreutterb.
80, 1
(
Frankf.
1535
):
Man blaßt es in die naßloͤcher vmb des blu‹ô›tfluß willen.
Ralegh. America (
Frankf.
1599
):
etliche Diener deß Keysers […] / die blassen mit Rhoͤrlein ein reines Puluerlein von lauterem Goldt darüber.
Luther, WA (
1545
):
wird im der Teuffel gar manchen strick legen vnd vil boͤses windes vnter augen blosen.
Opel, Spittendorf (
osächs.
,
um 1480
):
die regierer […] blissen und trieben so viel böses in das volck, das sie ihrer viel umbekarten.
Stackmann u. a., Frauenlob 5, 59 A,
6
(Hs. ˹
nobd.
,
3. V. 15. Jh.
˺):
er blies den geist der ewikeit in in.
Williams u. a., Els. Leg. Aurea
628, 29
(
els.
,
1362
):
do lies er sich in sinre priester hende fúr den altar nider vnd blies sinen geist zů himele.
Hubert, Straßb. lit. Ordn. (
Straßb.
1525
):
gott der herr macht den menschen vß staub der erden vnd blyeß in sein angesycht ein lebendigen athum.
Ott-Voigtländer, Rezeptar
214r, 3
(Hs. ˹
nalem.
,
um 1400
˺):
mach / dar yss ain puluer vnd blas im das in die / nasen.
4.
›(mit einem Instrument) ein Signal, Zeichen (für etw.) geben‹.

Belegblock:

Tiemann, E. v. Nassau-S. Kgn. Sibille
121, 22
(
rhfrk.
,
um 1435
):
Als sije zu Parijs jn ridden / da begonden sye zu blasen.
Kollnig, Weist. Schriesh.
72, 40
(
rhfrk.
,
1687
):
so solle derselben zue 3 malen mit blaßen ein zeichen geben.
Baumann, Bauernkr. Rotenb. (
nobd.
,
n. 1525
):
Morgen umb funf hor wurd man das erst plasen, soll yederman uff sein und sich rusten.
Sachs (
Nürnb.
1558
):
schlag auß den unfal | Und laß uns hienein auff den sal, | Man hat blassen zu dem nachtmal.
Schlosser, H. v. Sachsenh.
4672
(
schwäb.
,
1453
):
Da plies ich zwirocht an der stund.
Tobler, Schilling. Bern. Chron. (
whalem.
,
1484
):
So sind sus aller fúrsten und herren trumeter mit mins hern des keisers ouch do gesin […] und was ein gros blosen durch die stat.
Adomatis u. a., J. Murer. N
1206
(
Zürich
1556
):
Blaß zhof trummeter starck mit schal | Damit mans hoͤre überal.
Klein, Oswald
49, 17
(
oobd.
,
1431
/
2
):
blas schon, wachter!
5.
›in ein Instrument, z. B. ein Horn, blasen‹.
Phraseme:
mit jm. in ein horn blasen
›mit jm. derselben Meinung sein, gemeinsame Sache machen‹.

Belegblock:

Kehrein, Kath. Gesangb. (
Köln
1619
):
Der Jäger bließ in sein Hoͤrnlein.
Luther, WA (
1531
):
gleich als koͤndten die Menschen nicht jrren, verachten, lestern und schenden denn andere, die nicht mit jnen heulen und in ein Horn blasen.
Karnein, Salm. u. Morolf
24, 11
(
srhfrk.
, Hs.
um 1470
):
Da bließ man uff das herhorn.
Schlosser, H. v. Sachsenh.
5014
(
schwäb.
,
1453
):
so will ich gon | Und siczen bald uff min ainhorn | Und haissen blausen uff die horn | Busuner, pfiffer manigvalt.
6.
›ein Instrument, z. B. ein Horn, bedienen, blasen‹.

Belegblock:

Große, Schwabensp.  (Hs. ˹
nd.
/
md.
,
um 1410
˺):
unde ne sol sin horn nicht blasen in dem vorste noch de hůnde grůzen.
Bömer, Pilgerf. träum. Mönch (
rhfrk.
,
um 1405
):
Von diesem horn get achtem gros; | Dan is wirt geblasen von eyme buche, ist gros.
Feudel, Evangelistar
19, 18
(
omd.
,
M. 14. Jh.
):
Swen du icht gutes tuz, so bloz keyne bosune.
Henschel u. a., Heidin
473
(
nobd.
,
um 1300
):
Man bliez ein starkes herhorn.
Gille u. a., M. Beheim
428, 50
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
sa du almusen gibst auff diser erd, | sa soltu vor dir nit mit rum | pusaumen blǎsen lassen.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
1359
):
ir ensúllent enkein busunen blasen.
Schlosser, H. v. Sachsenh.
5045
(
schwäb.
,
1453
):
Und bliesen bald das groß herhorn.
Anderson u. a., Flugschrr.
6, 4, 21
([
Augsb.
]
1523
):
er laßt auch kain busaunen vor im blaßen.
Koppitz, Trojanerkr. (Hs. ˹
noschweiz.
,
15. Jh.
˺):
Min brüder her Nestor | Blassett ain klaines hörnnelin, Da mitt söllt ir gewarnett sin.
Spiller, Füetrer. Bay. Chron. (
moobd.
,
1478
/
81
):
Under dem hueb Ruelandt an zu plasen das horn.
Qu. Brassó
5, 457, 40
(
siebenb.
,
1613
):
Indem schlägt die Stund, so blosen die auf der Wacht die Hörner.
7.
›jn./etw. (durch Blasen) ankündigen‹.

Belegblock:

Bömer, Pilgerf. träum. Mönch (
rhfrk.
,
um 1405
):
Ich blase da mit manichen ufffang.
Chron. Nürnb. (
nobd.
,
1449
/
50
):
wenn sie feint sahen, so plisen die turner feint.
Bachmann, Haimonsk. (
halem.
,
1530
):
ziechen blăssen ließ, des die Frantzossen vast fro wărend.
Ebd. (
halem.
,
1537
):
Bring mir min horn Bondar; wann ich will fröud blăssen von wegen mines heren zuokunft.