billicheit,
billichkeit,
die
,
häufiger auch schon
billigkeit
.
›Angemessenheit, Gemäßheit, Gerechtigkeit‹;
Bedeutungsverwandte:
 1,  4, (
das
1, .
Syntagmen:
etw. mit / nach / wieder recht und b. tun, jn. mit b. strafen, mit b. handeln
.

Belegblock:

Kehrein, Kath. Gesangb. (
Köln
1582
):
Denn er wirt in gerechtigkeit | Die welt gebuͤrlich richten, | wirt durch das recht vcnd billigkeit | Der völcker hendel schlichten.
Schöpper (
Dortm.
1550
):
Recht billigkeit gerechigkeit.
Köbler, Ref. Wormbs
96, 12
(
Worms
1499
):
güter geschickt oder ingetrungen mit eigenem gedürstigem fürnemen wider billicheit vnd recht.
Brinkmann, Bad. Weist. (
rhfrk.
,
1480
):
Diether von Hentschuchßheim und andern unsern reten die sachen zu verhoren und nach billichkeit hinzulegen befolhen.
Ebd. (
rhfrk.
,
1565
):
aller parteien clag und antwort nach notturft gehört und daruf der billigkeit nach […] gesprochen werden.
und alles tun, was sich hierinnen der billichkeit nach gebürt.
Laufs, Reichskammergo.
275, 34
(
Mainz
1555
):
alle und jede gerichtsacta solcher sachen mit fleyß zu revidiren und besichtigen und darauf vermög der recht zu handlen und die billichheyt zu verfügen.
Küther, UB Frauensee
414, 27
(
thür.
,
1540
):
der und dieselbigen sollen uns den hertzogen zu Sachssen etc. ader unnsern ambtleuthen nach pillicheit zu straffen gestadt werdenn.
Luther, WA (
1530
):
weil sich ewer oberherrn beschweren ym gewissen nach den geistlichen odder Bapsts rechten zu sprechen, als die ynn solchen fellen fehrlich und offt widder alle billigkeit, vernunfft und recht streben.
sol die offentliche vertrawete dirne der billigkeit nach weichen, angesehen, das sie den schatz yhrer ehren noch gantz hat.
Opel, Spittendorf (
osächs.
,
um 1480
):
das wir […] wieder alle billigkeit von unsern wiederwertigen und abgönnern derhalben beredet werden.
Weise. Jugend-Lust (
Leipzig
1684
):
Und so viel in meinen Kräften stehet / so viel werde ich auch / nach Anleitung der Billigkeit / selber versprechen.
Wutke, Schles. Bergb., Cod. Sil. (
schles.
,
1698
):
in ansehung der notorischen armuth, insoweit es die billigkeit mit sich gebracht, das recht verholfen habe.
Löscher, Erzgeb. Bergr.
110, 12
(
omd.
,
um 1559
):
Hierinnen alwege trachten, das das berckwerck in diesen sachen gefordert, kein teil das andere fursecziglich und mutwillig wieder die billikeit hindere.
Ebd.
127, 28
:
Auf diesen fal ist man ihnen dasselbige wiederzuerlegen der billikeit nach schuldig.
Chron. Nürnb. (
nobd.
,
1444
):
die gefangen ledig zu laßen, als wir auch meynten, das sie in selbs von eren, rechtens und aller pillichkeit wegen wol pflichtig wern.
Mayer, Folz. Meisterl. (
nobd.
,
v. 1496
):
Ich sprich, die durch figure | Mein suchen wore pillekeyt | In gleichnus und nature, | Das doch die schrift ym text clar gnung bescheit.
Das ich bewer durch die natur | Peyde durch schrifft und durch figur, | Durch pillikeit, | Exempel und durch wunder.
Köbler, Ref. Nürnberg
99, 25
(
Nürnb.
1484
):
so dann er sich der vermelten bekantnus soͤllicher schuld wider pillicheit gesperrt vnd dem Clager das Recht verzogen hett.
zu Dohna u. a., Staupitz/Scheurl
42
(
Nürnb.
1517
):
So nun gefraget wirdet, ob Christus aus einer billikeit unsere verdinst und werk belone mit dem ewigen leben.
Anderson u. a., Flugschrr.
24, 3, 15
([
Nürnb.
]
1525
):
so wil yhm eyn Erber Raht in solchem yedes mals gebuͤrlichen entscheidt / nach billicheyt vnnd gleicheyt zu thun / vorbehalten habẽ.
Kehrein, Kath. Gesangb. (
Nürnb.
1631
):
Daß sie [Potentaten] in Fried vnd Einigkeit, | Ihr Land vnd Leuth regieren, | Nach Recht vnd Billichkeit.
v. Birken. Erzh. Österreich (
Nürnb.
1668
):
ist auch die billichkeit / daß ich ihm / als meinem Lehenherren / pflicht und gehorsam leiste.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
E. 14. Jh.
):
Die minne stet so gereht und in so grosser billicheit in in daz daz ein wunder ist.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, Hs.
16. Jh.
):
wenn daz beschäch, so wölten wir im alz gern tůn alz ainem andern, waz wir im von pillichait wegen tůn söllten.
Ebd. (
schwäb.
,
1415
):
daz wir denn ainem yeglichen pyschoff von pillichait wegen pillichen tůn süllen.
Ebd. (
schwäb.
,
1523
/
7
):
daß ettwan, wo ir mt. in dem nit genedig und der billichait nach fürsechung tůn wurden, daraus nit clain sonder ferrer widerwill auch nachtail […] in vil weg erwachsen möcht.
Ebd. (
schwäb.
, zu
1552
):
Das kompt Euch neben Gottes reicher belonung an leib und seel und allem zuͤ guͤt, und wir wöllen es zur billichhait mit sondern gnaden erkennen.
Ebd. (
schwäb.
, zu
1555
):
Und da ain rat rechtmessig und der billichait nach gegen mir het handlen wöllen.
Mir ist aber bisher auf mein underthenig ansůchen kain billichait gevolgt.
Ebd. (
schwäb.
,
1544
/
5
):
dann inen am vorsitz des rats session und sonst in allen ratsamen billichkaiten kain eintrag, sonder alle gepürliche fraintschafft von den erberen zunften ertzaiget und bewisen wirt.
Barack, Zim. Chron. (
schwäb.
,
M. 16. Jh.
):
das sie […] von iren übergebnen und anererpten herrschaften und güetern wider pillickait vertriben und verjagt.
Rennefahrt, Wirtsch. Bern (
halem.
,
1491
):
Übertreter wöllen wir nach irem verdienen straffen, alß sich der billlichkeit nach wirdt gebuͥren.
Rennefahrt, Statut. Saanen (
halem.
,
1494
):
ein gemeind und sunderbar luͥtt von bescheidnen luͥtten wider billikeit und wider alt uͤbungen und gewonheit ersůcht wurden.
Ebd. (
halem.
,
1571
):
das man inen die ringeren und zů irer fryen erkantnus setzen wöll, darüber nach der billichkeit, und der sachen wichtigkeit mit der meeren hand abzesprächen.
Ebd. (
halem.
,
1598
):
so soll den ein semlicher handel zu der landlüten erkantnus stan, darüber nach der billigkeit zuerkennen.
Müller, Alte Landsch. St. Gallen (
halem.
,
1525
):
dero gotzhus us rechter oberkait und gewaltsami als dem lantzherren von billichait und recht zůgehördt.
Roder, Stadtr. Villingen (
önalem.
,
1573
):
Er [stattschreiber] soll auch über die aufgesetzte taxordnung niemandt […] wider die billichkeit beschweren, treulich und ohne alle geferde.
Rennefahrt, Recht Laupen (
halem.
,
1508
):
sover sich einer wellte widren, inen ire uffgefangne stuck zů geben, den mogen si dar umb mit recht sůchen und gegen im alle billikeyt erlangen.
Rennefahrt, Staat/Kirche Bern (
halem.
,
1517
):
wie sich dann der notturft und billichkeyt nach geburren wurt.
Ebd. (
halem.
,
1507
):
und haben uns daruff ungeruͤft und gebetten, die billikeyt zů bedencken.
Adomatis u. a., J. Murer. B
275
(
Zürich
1559
):
kein gwalt ist vor im ufrecht bliben | Vil stett und schloͤsser nidergleit | regiert nach keiner billigkeit.
Turmair (
moobd.
,
1522
/
33
):
Etlich gar wenig, die der frümkait […] holt, aller pillikait beflissen waren.
scham, zucht und alle pillikait war do in der welt bei meniglich, jungen und alten.
Winter, Nöst. Weist. (
moobd.
,
1580
):
nachdem bißhero große staigerung mit dem taglohn wider die billicheit beschehen.
Grossmann, Unrest. Öst. Chron. (
oobd.
,
3. Dr. 15. Jh.
):
Das tedt der kayser mit aller pillichkait, wiewol den lewdten […] wenig damit geholfen was.
Darnach schuef der kayser Cunratten Verber von Fraunstain sein geslos mit der billikait wider.
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. (
m/soobd.
,
16. Jh.
):
recht und aufrichtiglich und nach aller billigkait das pandaitung heut hie gehalten sei worten.
Ebd. (
m/soobd.
,
17. Jh.
):
deßgleichen sollen […] der billigkeit nach die steuer aufgeschlagen werten.
Ebd. (
m/soobd.
,
16. Jh.
):
gebührt der grundherrschaft solche sachen zu vertragen und darin die billigkait zu verschaffen.
Piirainen, Stadtr. Kremnitz
30
(
mslow. inseldt.
,
1537
):
das er allen […] treulich Raten, zusehen vnd pillikayt vnd gerechtigkeit welle widerfaren lassen.
Brinkmann, a. a. O. ;
Laufs, a. a. O.
203, 28
;
279, 16
;
Küther, a. a. O.
392, 5
;
Anderson u. a., Flugschrr.
21, 10, 18
;
M. Cunitia. Ur. Prop. ;
Löscher, a. a. O.
72, 3
;
131, 24
;
Köbler, a. a. O.
108, 17
;
206, 6
;
Bischoff u. a., a. a. O. ;
Dietz, Wb. Luther ;
Schmid, R. Cysat
6, 13
;
Schmidt, Hist. Wb. Elsaß ;
Öst. Wb.
3, 174
;