bildung,
die
;
-Ø/-en
.
– Die Bedeutungen gehäuft im Schrifttum der Mystik.
1.
›Bild, Bildnis, Gemälde‹ zu
bild
1; 2.

Belegblock:

Schade, Sat. u. Pasqu. (
md.
,
1521
):
wann ich hort singen, ward ich im fleisch aber nit im geist bewegt, het auch oft böse gedanken in anschauwung der fröulichen bildungen auf den altaren.
Bolte, Pauli. Schimpf u. Ernst (
Straßb.
1522
):
ich bit Jesum, des Bildung da ist, das er dich laß Sant Anthonius Feuer anzünden an Hend und an Füssen.
Ich bit euch umb des willen, des Bildung ich da an dem Crütz hab, geben wider, was ir genumen haben.
die Florentiner legten im zů, er wer ein Verreter, und liessen sein Bildung an die Thürn malen.
Heydn. maister
20v, 7
(
Augsb.
1490
):
seiner manigfaltigẽ tugent wegen seind jm seül auf gericht vnd mitsampt seiner bildunge darein geschribẽ wordẽ.
2.
›äußere Erscheinung, Gestalt, Abbild, Ebenbild‹;
zu  45.

Belegblock:

Steer, W. v. Herrenb. Büchl.
116
(
pfälz.
,
1436
):
als da ein antlitz aller antlitz gestalt an sich nemme, dasselb antlitz het bildunge aller antlitz.
Ebd.
431
:
Vff den synne spricht der heidenisch meister Catho Censorius, das des menschen leben ane die lere sy also ein bildunge des todes.
Gille u. a., M. Beheim
2, 25
, (
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
list man, das die furm und pildung vor im swebt | aller geschepht von angend pis czu ende.
Ebd.
74, 115
:
Ein mensch wal sprechen mocht: ,wie kan | ein geist ein solche pildung han?‘
Ebd.
119, 48
:
Die erlosung des menschen solt | an paiden geslehten er volt | werden ader erscheinne, | An weib und mann yeglicher pildung.
Ebd.
301, 309
:
daz ist die zwalffte sper | und der gestirnet himel, | da aller sternen wimel | sein ein gemacht nach irn | Pildungen und furmirn.
Mayer, Folz. Meisterl. (
nobd.
,
1517
/
8
):
Die [Adams sünde] aller welt den dote pracht, | Des sie waren stam, zweig und pros, | Pis aüf die leczt menschlich pildung, | So sich der welt endung beschein.
Ruh, Bonaventura
336, 22
(
oschwäb.
,
2. V. 15. Jh.
):
Durch schawen gat vnnser gemůt in die obren Jerusalem, nach diser pildung geformieret ist die hailig cristenhait.
Fischer, Eunuchus d. Terenz (
Ulm
1486
):
Und spricht Cicero das Comedia menschlichs wesens ain spiegel seie und ain pildung der warhait.
Heydn. maister
8v, 22
(
Augsb.
1490
):
Er warde gefraget wz das wort waͤr / sagt er ein bildũg der werck.
Rieder, St. Georg. Pred. (Hs. ˹
önalem.
,
1387
˺):
der erst sprosse ist gehúgde; dú ist bildung aller ding und ist glich aim schrin oder ainer arche.
Bihlmeyer, Seuse (
alem.
,
14. Jh.
):
Do begegent im in geistlicher unsaglicher bildunge dú Ewig Wisheit und zoh in dur suͤz und sur.
Schmidt, Hist. Wb. Elsaß .
3.
›Gleichnis, Vorbild, Beispiel‹;
zu  6.

Belegblock:

Mayer, Folz. Meisterl. (
nobd.
,
um 1480
):
vill mer hat in nit grautt zw wonen in dem leib der reinen und keuschsten jukfrawen der sel gemacht nach der pildtung Gotz.
Ruh, Bonaventura
343, 27
(
oschwäb.
,
2. V. 15. Jh.
):
Wann die schöpfung ist geschechen zů der bildung, die erlösung durch daz aigen blůt.
Niewöhner, Teichner
697, 33
(Hs. ˹
moobd.
,
3. V. 15. Jh.
˺):
des wil ich ew pildung sagen: | wer seinen nächsten hat erschlagen, | der muß darumb leiden ser.
Warnock, Pred. Paulis
8, 48
(
önalem.
,
1490
/
4
):
Wir wellint den menschen machen nach únsrem bild und gelichnus. Dis wort mag von dem lib nit verstanden werden, won er hát nit die byldung und gelichnus gottz.
4.
›Einbildung, Vorstellung, Vorstellungskraft‹;
zu  7.
Bedeutungsverwandte:
, .

Belegblock:

Belkin u. a., Rösslin. Kreutterb.
56, 17
(
Frankf.
1535
):
Gelegt zu den haupten eins schlaffenden zeygt er vilerley bildungen der troͤm.
Sermon Thauleri
20, 8
(
Leipzig
1498
):
das meinen wir die neygunge der sinnelichen crefte vñ yr bildunge.
Gille u. a., M. Beheim
3, 214
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
man spricht wol van dem menschen, das im sey | nach gocz gleichnus die pildung an gelekt.
Cirurgia H. Brunschwig (
Straßb.
[
1497
]):
also würt gesterckt die […] kraft vñ das plůt gehindert durch die widewertigen imaginierung od’ bildung.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
E. 14. Jh.
):
die moge, daz meinen wir die neigunge der sinnelicher krefte und ir bildunge, die in noch inziehen und sleiffent.
Ebd. (
els.
,
1359
):
es ist kein widerwertikeit, wan in disem enist nút bildunge noch sinlicheit noch zitlicheit noch vergenglicheit.
Morgan u. a., Mhg. Transl. Summa
92, 18
(
schwäb.
,
14. Jh.
):
daz ist die schedelich ding oder daz übel, daz da inwendig begriffen wirt, ez si übermitz die reden oder übermitz die bildunge.
Ebd.
283, 27
:
Dar umbe so enmag er [got] noch von den sinnen noch von bildungen gesehen werden, sunder allein von dem verstan.
Schmidt, Rud. v. Biberach
55, 6
(
whalem.
,
1345
/
60
):
Aber der gedanck gat gar traglicher ab wege, want er enspringet von bildung.
Ebd.
55, 21
:
waz die bildung old dv́ vernunft begrift, daz begrift als dv́ verstentnissi vnd begrift dar zv́, daz weder bilderin noch vernunft begriffen mag.
Höver, Bonaventura. Itin. B
678
(
moobd.
,
1450
/
60
):
wir muͤssen seczen ain gancz schweigen allen sorgfeltigkaitten, begirungen, pildungen, fantasirungen vnd muͤssen gen mit Jhesu dem gecreúczigten seraph.
5.
›Einprägung des göttlichen Vorbilds in der Seele, innere Beschaffenheit, innerer Wert‹.

Belegblock:

Jostes, Eckhart
62, 35
(
14. Jh.
):
Do bei solt du meren, und in dir merung engent dir alle bildung.
Ruh, Bonaventura
350, 31
(
orhein.
,
um 1480
):
zerströwet nit allein daz gemüt eines fridlichen hertzen, innige ruw zertrenende, me ouch, begerende bildung von innen.
Schmidt, Rud. v. Biberach
54, 18
(
whalem.
,
1345
/
60
):
der gedank, der da vrsprung hat von bildunge, wirt verwandelt in meditacium.
Ebd.
66, 21
:
wie dv́ bildung enhein sprosse des vúrstandes si, so entwirft si doch ze vúrstande.
Rieder, St. Georg. Pred. (Hs.
önalem.
,
1387
):
alz sich Got in der sele bildet, daz si in denne mit ir hertzen erkennend und sehend wirt an der bildung die si von im enphangen hat.