biederman,
der
;
-s/biedermanne
, meist
biederleute
.
›unbescholtener, rechtschaffener Mensch, Ehrenmann‹;
zu ,
1
 11.
Syntagmen:
jn. für einen b. halten, als ein b. handeln, sich als ein b. verhalten; ein erlicher / frommer / geistlicher / weltlicher b
.

Belegblock:

Loesch, Kölner Zunfturk. (
rib.
,
1486
):
dem son die zunft darumb zu versagen, der ein fromer biederman und sins goltsmithantwergs ein fertiger, suptiler gesell ist.
Gropper. Gegenw. (
Köln
1556
):
Ja wer hat ye gehoͤrt das ein frõmer byderman in seinem Testament seine Erben vnd Legatarien / dermaß betrogen habe.
Bömer, Pilgerf. träum. Mönch (
rhfrk.
,
um 1405
):
Lieber were der biderman fin | Gestorben ee er daz ließe dinstber sin.
Dann is ist keyn gut stab nit, | Der da sie bequemelich | Eyme biedermanne odir erlich.
Tiemann, E. v. Nassau-S. Kgn. Sibille
172, 28
(
rhfrk.
,
um 1435
):
Das dun ist mögelich / Er hat getan als ein biderbeman.
Brinkmann, Bad. Weist. (
rhfrk.
,
1606
):
sich in der sache als eim christ und biderman gebürt zu verhalten.
Karnein, Salm. u. Morolf
246, 7
(
srhfrk.
, Hs.
um 1470
):
was einem biederman wirret, | das sol er an sinem hertzen han.
Froning, Alsf. Passionssp. 
4217
(
ohess.
,
1501ff.
):
Got danck uch, er herren al zu mayl, | das er hude des todes quail | mer armen nicht willet legen an! | ich wel vorbaß syn eyn bidderman.
Ralegh. America iiijr, (
Frankf.
1599
):
Aber alle fromme / ehrliche vnnd verständige Biderleut werden selbst wol wissen / daß man durch Lügen vnd Betriegerey keine sonderliche Ehr vnd einen guten Namen kan erlangen.
Grosch u. a., Schöffenspr. Pössneck
291, 25
(
thür.
,
1474
):
Mogen dy vorweser des vorgenanten gotishuß solliche tad […] met zcwen beddermanne geczugen.
Kisch, Leipz. Schöffenspr. (
osächs.
,
1523
/
4
):
stet er als ein biderman, man gebe ime pillich einen man, der sein wort spreche.
wissentlich biderleuten, geistlich und weltlich, die er zu gezeugen darzu gerufen hat.
die habe ich geleit nach meiner muter tode mit biderleuten und mit eingesessen leuten.
Wattenbach, Urk. Czarnowanz (
schles.
,
1390
):
das vor vns qwomen dy bedirlewthe, Pawlicza vnde Nickel Marus mit Irn fründen.
Bindewald, Texte schles. Kanzl.
56, 42
(
schles.
,
v. 1361
):
Hern Hers, den bedirman, Sante ich czu Ratman vnde den mannen.
Behrend, Magd. Fragen (
omd.
,
um 1400
):
Undirwindet sich eyn bedirman vorspreche zcu syn in sachen umme benant lon, das ist man ym pflichtig zcu gebin.
Eyn vater, der eyn unvorsprochen bedirman ist, mag synen ungesunderten son […] wol eyns usznemen.
Röhrich u. a., Cod. Dipl. Warm.
4, 542, 10
(
omd.
,
1434
):
welche egenante czwene ir sache von beyden teylen gegangen han czu bedirweleuten, dy das entricht haben czwysschen den czween czu voller genuͤge.
Leman, Kulm. Recht (
Thorn
1584
):
das eyn bedirman allyne her nicht beerbit sy zu rotmanne gekorn wirt.
Vnd ist her eyn vremde man das man syn nicht wol enkennet, so sal her tzwene bedirmanne tzu sich nemen.
Niewöhner, Teichner
554, 53
(Hs. ˹
nobd.
,
E. 14. Jh.
˺):
etleich herr ist in den siten | daz er mangen pider man | let verderben und nymt sich an | unrain volk.
Hoffmann, Würzb. Polizeisätze
117, 3
(
nobd.
,
1424
/
6
):
Doch so mag ein iglich biderman, er sey geistlich oder werntlich, sein vihe […] in iren husern wol lassen slahen oder stechen.
Dinklage, Frk. Bauernweist.
80, 1
(
nobd.
,
1429
):
wer es, das ein biederman den andern solicher sach schuldigt, das off die zent gehort und im sin ere antreffe.
Gille u. a., M. Beheim
26, 31
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
Also manch pider man verlogen wurt, | ee wann die warhait wirt geoffenboret.
Ebd.
245, 44
:
das het er wal verschuldet | An mir und manchem pider man, | den er gwalt hat geleget an.
Stackmann u. a., Frauenlob
5, 15, 6
(Hs. ˹
nobd.
,
3. V. 15. Jh.
˺):
darnach ein ieslich wiser sol gut bi gute leren, | ein lob eim bidermanne tun dem andern wol zu prise.
Ebd.
5, 85, 6
:
ernest zimt bidermannen.
Chron. Nürnb. (
nobd.
,
1449
/
50
):
und sol darnach ein seiner gesellen mit im in die stat senten zu irm herren oder süst zu aim andern piderman, daz er für in sprech.
Ebd. (
nobd.
,
1450
):
als sich gepüret tut als frum piderleut.
Köbler, Ref. Nürnberg
116, 8
(
Nürnb.
1484
):
Nach dem in erschynen zeitten vil vnd offt zu schulden komen ist das biderlewt mit Clag vnd Recht fuͤrgenomẽ sind vmb vermeint geltschuld.
Fastnachtsp. (
nobd.
,
v. 1494
):
Trutz das uber mich iemant thut klagen. | do sullent piderleut umb sagen.
Ebd. (
nobd.
,
15. Jh.
):
wen du eim biderman das sin, | Es sii hüner oder schwin, | Gestolen hettest us sim hus, | Meinst nit, ich kont dir helfen rus.
Bührer, Kl. Renner
414
(
nobd.
, Hs.
um 1480
):
Das wirtt nun als vmb gelt verkaufft, | Das kein gelerter noch piderman | An Iudas gelt czu kummen kan.
Sachs (
Nürnb.
1563
):
Wer gar nit mit ihm hat zu than, | Helt ihn für einen byderman.
Daß sich zu todt auch schemet er | Seins hartseligen ungemachß | Vor biderleuten, spricht Hans Sachs.
Ebd. (
Nürnb.
1554
):
Dei vattr […] Helt sich nun als ein bidermann. | Mein tochter, thu im auch also.
Die [pfaffen] sol kein bidermann ladn zu hauß, | Sunder mit in zum thor hinauß.
Schottenloher, Flugschrr.
107, 36
(
Bamb.
1523
):
also das ein bidermann vom Adel offt nit sicher für sein schloß hat dörffen geen.
Gilman, Agricola. Sprichw.
1, 537, 8
(
Hagenau
1534
):
Er hat gehandelt als eyn biderman.
Roloff, Brant. Tsp. 
39
(
Straßb.
1554
):
Da wer mein Rath du soltest keren | Zů rechten Tugenden und zůn Eeren | Das man spraͤch / das ist eins bydermans Son.
Wickram
4, 10, 1
(
Straßb.
1556
):
Künnend oder wissend auch nit / wie sie eim biderman zůsprechen / antworten oder fragen sollen.
Ebd.
4, 37, 19
:
Nůn sichstu […] was zů diser zeit für arglistiger kupler und kuplerin in der welt sind / so […] manchem biderman ein kindt an ein ort verkuplen.
Morrall, Mandev. Reiseb.
134, 8
(
schwäb.
,
E. 14. Jh.
):
Nun kam es dar zů das in dem ersten land […] da was in gar ain byderman.
Schlosser, H. v. Sachsenh.
2787
(
schwäb.
,
1453
):
Du dunkst uns oͮch ain biderman.
Ebd.
5386
:
Der marschalk lacht und sach mich an | Und sprach: ,hab danck, gůt byderman‘.
Sappler, H. Kaufringer
20, 171
(
schwäb.
, Hs.
1472
):
ob sich daselb ain piderman | des wortes näm ze reden an | durch gott und gar umb kainen lon, | man hätt in fürbaß nicht als schon, | sam man in vor hett gehabt.
Chron. Augsb. (
schwäb.
,
1536
):
es stuend aim bidermann das hindersichkauffen schimpflich an.
Ebd. (
schwäb.
,
16. Jh.
):
Dasselb steht ainem bidermann, | Der ehren liebt, aufs übelst an, | Wirt auch verschmecht darumb.
Barack, Zim. Chron. (
schwäb.
,
M. 16. Jh.
):
Do warden sie gleich wider ohne biderleut, wie man sprücht, verglichen.
Daselbs verainigeten sie sich selbs ohne biderleut.
Gehring, Würt. Ländl. Rechtsqu.
3, 160, 34
(
schwäb.
,
1562
):
und soll darzu dem beschedigten seinen schaden nach zimblichen billichen dingen und erkantnus biderleüten abzulegen schuldig sein.
Boos, UB Aarau (
halem.
,
1301
):
Des ersten hein wir uf gesezzet und uns ze recht gegeben, das ein ieclich biderman gezúch wol sulle wesen uber die sache, die er hat gesehen.
Koppitz, Trojanerkr. (Hs. ˹
noschweiz.
,
15. Jh.
˺):
Dar umb ain ietlich biderman | Gern mag daz beste tün: | Es bringett im erre und rün.
Bihlmeyer, Seuse (
alem.
,
14. Jh.
):
da das boͤs wip den biderman hate an gelogen.
Rennefahrt, Zivilr. Bern (
halem.
,
1404
):
daz der Lampart sust mit zwein bidermannen oder mit briefen bezuͥgen moͤcht, daz der pfantsetzer die geluͥpte also getaͧn hette.
Rennefahrt, Statut. Saanen (
halem.
,
1470
):
so er geseit, das der ober schwelinet, sol er ime helffen, den costen tragen nach schatzung vier bidermann.
Lemmer, Brant. Narrensch.
82, 52
(
Basel
1494
):
Do mit verdyrbt manch byderman | Der mit sym wib můß baͤttlen gan.
Schib, H. Stockar
80, 12
(
halem.
,
1520
/
9
):
und gros unruw gemacht hatt in ainer Eydgnoschafft und ist im nütt zu vil gesin, und uns um miengen bidermian bracht.
Dirr, Münchner Stadtr. (
moobd.
,
1340
):
Aver swen er mer wirbet, daz pider laeut sint oder swer darzů chuͤmpt, do mag er als wol mit erzewgen als mit den, die fronbot dar gepoten hat.
Vogel, Urk. Heiliggeistsp. 
1, 503, 1
(
moobd.
,
1464
):
Als das beschach, liessen baid taill reden, sy hietten vil piderlewt poten vnd petten.
Meisen u. a., J. Eck
25, 3
(
Ingolst.
1526
):
so wer ewer statt alls rain unnd in soͤllicher ainigkeit des glaubens, wie die biderberleut zů Uberlingen.
Ebd.
49, 8
:
darum die biderberleut von den loblichen oͤrtern Glaris, Schaffhusen und Apenzell zů den alten oͤrtern wider die Zwinglische ketzerey nach der disputation getreten sind.
Winter, Nöst. Weist. (
moobd.
,
16. Jh.
):
so soll man von den geschlössern ainen ieden piderman laiten und besichern von den weingärten hindan auf ein meil weegs, damit ain piderman mit seinem güetlen mit frid haimkommen müg.
Ebd. (
moobd.
,
1427
):
wil er es nicht, so sol der biderman hingeben auf dem aigen vor meins herrn von Tegernsee ambtman.
Kummer, Erlauer Sp.  (
m/soobd.
,
1400
/
40
):
nu luͤgt mich all eben an, | ob ich moͤcht sein ein piderman.
Bischoff, Steir. Landr. (
m/soobd.
, Hs. 
v. 1425
):
So sullen gemein lewt, das piderlewt sind, daz leibgeding schäczen.
Ist ez aber ander gût, daz nicht gewant oder viech ist, daz sullen zwen pider man schäczen.
Rennent die strasrawber piderlewt an, wer die sind, vnd wellent in ir gut nemen.
Niewöhner, Teichner
197, 1
(
oobd.
,
1350
/
65
):
man haist manigen ein pider man | wann er zucht auf den plan; | man solt in ain ab zog haizzen guͤt.
Bastian, Runtingerb.
2, 19, 16
(
oobd.
,
1390
):
derselb leibtingbrif sol dacz ainem biderman ligen, und der sol nyemant davon antwuͤrtten.
Straus, Juden Regensb.
1100, 36
(
oobd.
,
1519
):
damit man Got erzuͤrnen mag | und daß der piderman hab klag.
Piirainen, Stadtr. Sillein
76, 17
(
sslow. inseldt.
,
1378
):
Geschicht eyn streit nachtez oder tagez wolt man einen biderman dar czu beclagen.
Kisch, a. a. O. ; ; ; ;
Bindewald, a. a. O.
56, 54
;
128, 18, 7
;
Leman, a. a. O. ; ;
Gille u. a., a. a. O.
189, 110
;
Schottenloher, a. a. O.
109, 36
;
Gilman, a. a. O.
1, 536, 7
;
Barack, a. a. O. ;
Cirullies, Rechtsterm. Anh.
1981, 117
;
Dietz, Wb. Luther ;
Weber, Oswald. ;
Henne, Hochspr.
1966, 86
;
Bad. Wb.
1, 223
;