beziehen,
V., unr. abl.;
stark divergierendes und insgesamt wie für einzelne Bedeutungsansätze schwach belegtes Bedeutungsfeld; zusätzliche Bedeutungsangaben und rechtssprachliche Differenzierungen im , 305ff.; vgl. auch .
1.
allg.: ›etw. über jn. / etw. ziehen‹; im einzelnen: ›etw. anziehen‹; ›eine Wunde verbinden‹; ›etw. mit etw. überziehen, bedecken‹; ›(Erde) um die Bäume aufschütten‹; ›die Reben für den Winter niederlegen und mit Erde bedecken‹; ›etw. anstreichen‹; ›jn. fesseln‹.
Bedeutungsverwandte:
 1.

Belegblock:

Ziesemer, Proph. Cranc Jes.
30, 17
(
preuß.
,
M. 14. Jh.
):
ja wil ich beczien dine narwe und wil dich heylin von dinen wunden.
Franz u. a., Qu. hess. Ref. Bd.
3, 95, 40
(
hess.
,
1548
):
das man mesgewand bezihe.
v. Liliencron, Dür. Chron. Rothe (
thür.
,
1421
):
do was eyn tempel von mermelsteyne, ynwenigk allis mit golde bezogen unde besatzt.
Reissenberger, Väterb. (
md.
, Hs.
14. Jh.
):
Des leiden tuvels stricke | Beziehent mich dar an dicke.
Pyritz, Minneburg
2910
(
nobd.
, Hs.
um 1400
):
Ein lussende katze gesmogen, | Mit verborgener varb bezogen, | Von zobel und von dyamant.
Koppitz, Trojanerkr. (Hs. ˹
noschweiz.
,
15. Jh.
˺):
Daz mere ward vil garwe | Als es mitt rotter varwe | Were all durch bezogen.
Chron. Augsb. (
schwäb.
,
1. H. 15. Jh.
):
5 lb. du. haben wir gegeben [...] dem mauler von fünf ramen zu betziehen.
Henisch (
Augsb.
1616
):
Die baͤum wider beziehen / arbores rursus aggerare, cumulare [...]. Beziehen / bedecken / velare. Ein pfulgen mit einem tuch beziehen.
2.
›(Fische / Vögel) mit dem Netz fangen‹.

Belegblock:

Kurz, Waldis. Esopus (
Frankf.
1557
):
Dest mehr
[Netze]
gedachten zu beziehen, | Das jn auch keiner [Fisch] mocht entfliehen, | Vnd zohen dran mit allen Henden.
Ermisch u. a., Haush. Vorw.
220, 40
(
osächs.
,
1570
/
7
):
da man gleich einen vogel bezeucht und aufhebet, stehen doch die anderen nicht auf.
3.
›jn. / etw. gegnerisch angehen‹; im einzelnen: ›jn. finden, erwischen; jn. erreichen; jn. einholen, ereilen, fassen; jn. festnehmen; (ein Land) / jn. mit Krieg überziehen‹.
Bedeutungsverwandte:
 137,  2.
Wortbildungen:
beziehbrief
›gerichtlicher Einzugsschein‹ (a. 1557).

Belegblock:

Helm, H. v. Hesler. Apok. (
nrddt.
,
14. Jh.
):
swaz Herodes sint bezoch | Der kinder ober al Bethleem, | [...] | Die hiez her alle tot irslan.
Reissenberger, Väterb. (
md.
, Hs.
14. Jh.
):
Einen andern man bezoch, | Den man unschuldec an sprach.
Schade, Sat. u. Pasqu. (
obd.
,
1525
):
So wir in [bischof] bezogen haben, so wil ich mich stellen, als wist ichs nit, daß es der bischof sei.
Adrian, Saelden Hort
7219
(
alem.
, Hss.
E. 14.
/
15. Jh.
):
daz er [Johans] also hoh flog | daz in kain sin hette bezogen.
Bernoulli, Basler Chron. (
alem.
,
1445
):
so bald wir nun ie zůsamen komen, do hattent uns die fyent bezogen gerad gegen Núwenburg.
Ebd. (
um 1454
):
do warf der kunig sin ungenod an in [...] und det dem hertzogen sin land, slosz, stette beziechen in Ergowe.
Ebd. (
M. 15. Jh.
, Hs.
M. 16. Jh.
):
alsbald sy wider Zúrich hin sachen, und das die von Zúrich ze rosz und ze fůsz harusz woren, do was ynen also not, das wir sy nit beziechen kontden.
V. Anshelm. Berner Chron. (
halem.
,
n. 1529
):
Da wurdends gwisslich bericht, wie d’viend gewichen, nit me ze beziehen waͤrid.
Welti, Urk. Rheinfelden
330, 7
(
halem.
,
1458
):
da kumpt vns teglichs treffenliche warnung, das sy vns beziehen wellend.
UB Zug
1475
(
halem.
,
1488
):
Da lúffe er vast, das er inn bezuge.
Henisch (
Augsb.
1616
):
Beziehen / erlangen / ansprechen / assequi.
V. Anshelm. a. a. O. ;
UB Zug
758, 68
;
1773,
Anm. 3;
4.
›etw. fordern‹.

Belegblock:

UB Zug
673, 5
(
halem.
,
1425
):
und hand zů im bezogen, das der grab bÿ sÿnem gůt sol offen sin untz in den bach.
5.
›jm. etw. vorenthalten‹.

Belegblock:

Pfeiffer, Frk.-bay. Landfr.
236, 6
(
nobd.
,
1405
/
7
):
und sie daz recht gevordert haben an euch, daz in bisher betzogen ist worden.
6.
›etw. beweisen‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.
1
 1.

Belegblock:

UB Zug
670, 17
(
halem.
,
1425
):
dz nu die von Lucern ir sach und ir ansprach damit luter bezogen unn behebt haben.
UB Zug
601, 3
;
7.
›(ein Gut o. ä.) beziehen, bewirtschaften; (ein Erbe) antreten‹; möglicherweise hier anschließbar: ›(die Ehe) eingehen‹ sowie: ›an etw. teilnehmen‹.
Rechts- und Wirtschaftstexte.
Wortbildungen:
beziehung
1 ›Eingang (der Ehe)‹.

Belegblock:

Toeppen, Ständetage Preußen
5, 49, 17
(
preuß.
,
1461
):
dy semliche tagefarth beczyn werden.
Grosch u. a., Schöffenspr. Pössneck
316, 30
(
thür.
,
1474
):
so wolde her des gutis nicht habe nach daz beczyhen.
Welti, Stadtr. Bern (
halem.
,
1539
):
was iemants vonn sin selbs wegen in bezüchung vnd verpflichtung der ee zusagt.
Maaler (
Zürich
1561
):
Ein erb Beziehen. Cernere hæreditatem. Beziehen / Verbinden / als ein Ee. Matrimonio iungere. Sy hat die Ee Bezogen / Sy ist vermaͤchlet worden.
Rennefahrt, Staat/Kirche Bern (
halem.
,
1587
):
Von beziehung der ehe. Welche personen sich ouch ehelich zesamen verbindend, soͤllend ihr ehe innert halb sechs wuchen nach der verspraͤchung mit offentlichem kilchgang bezügen.