beweisung,
die
;
-Ø/–
.
1.
›Beweis, plausible Begründung eines Sachverhaltes, Dogmas; innere Logik‹;
vgl.  1.
Bedeutungsverwandte:
 1,  1,
1
 1, (
der
18.

Belegblock:

Schöpper (
Dortm.
1550
):
PROBATIO. Beweiß schein beweisung beweerung beweißthumb.
Quint, Eckharts Pred. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
das was die hoͤchst bewisung, dar an Aristotiles bewisen moht ainen mentschen.
v. Tscharner, Md. Marco Polo
52, 9
(
osächs.
,
2. H. 14. Jh.
):
wen si werdin gevrogit worumme sy also manchirleyge ir gote, so han si eyne valsche bewisunge.
Morgan u. a., Mhg. Transl. Summa
149, 24
(
schwäb.
,
14. Jh.
):
dez ist ein driveltig bewisunge. Dü erste bewisunge ist, daz alles daz, daz ein ieklich creature vermag, daz ist si got schuldig.
Karnein, de amore dt.
149, 392
(
moobd.
,
v. 1440
):
Jch hab noch kain beweysung von ewrn worten gehört, die mein wort vnd racion mug widertreyben.
Höver, Bonaventura. Itin. B
327
(
moobd.
,
1450-60
):
ain sach zesein, ain vernufft oder webeisung zeversten, ain ordenung zeleben.
Andreae. Ber. Nachtmal
63v, 4
;
Höver, a. a. O.
2, 472
;
Dietz, Wb. Luther .
Vgl. ferner s. v.  1.
2.
›Beweis eines rechtsrelevanten Sachverhaltes, vor Gericht vorzutragende Begründung bzw. Widerlegung einer Behauptung, rechtsrelevanter Nachweis von etw.‹; im Bergwesen speziell: ›dem Älteren auferlegter Beweis über Klüfte und Gänge‹; er wird vom Fund bis zum streitigen Ort durchgeführt;
vgl.  2.
Rechtstexte.
Phraseme:
halbe beweisung
(Definition im Beleg).
Bedeutungsverwandte:
vgl.  1,
1
 2,  1,  1.
Syntagmen:
(die) b. bringen / volfüren / tun / haben / aufschreiben / sehen, b. mit jm
. (z. B.
mit zeugen
)
/ etw
. (z. B.
mit briefen / registern / verträgen
)
tun, jm. b. auferlegen / auftragen
;
die b. für dienstlich achten
;
der b. bedürfen, sich b. vermessen
;
etw. mit b. ableinen, zu der b. kommen, nach b. nicht bekennen, etw. ane b. verurteilen, ane b. vor gericht treten
;
b. der gewere / schuld / tat, des kaufs
;
die falsche / genugsame / gute / höhere / offene / redliche / schriftliche b
.;
volfarung / volfürung / zeit der b., mangel / gebrechen der b
.;
bruch an der b., termin zu der b
.

Belegblock:

Toeppen, Ständetage Preußen
2, 746, 8
(
preuß.
,
1446
):
wer vor gerichte kummet und sich beweisunge vermyst in kegenwertikeit seyns wedir teils, die muss her selbist holen.
Köbler, Ref. Wormbs
149, 4
(
Worms
1499
):
Von bewysungen in gemein. In manigerley wege vnd wyse můgen bewysung gescheen. Als durch gezügen. mit offenbaren glaubwirdigen schrifften Oder durch bekentnuss der Parthyen. durch einen offenbaren lymůt so ein gezüg od’ sust halb genůgsam bewysung da ist. durch einen Eidt der einer Parthy durch de͂ Richter od’ durch die widerparthy zuschwern vffgelegt oder zugeteilt wirdet. Auch in besichtigung des augenschyns. Vnd durch offenbar geschicht die am tag dauon kein zwyfel ist. vnd der glichen.
Behrend, Magd. Fragen (
omd.
,
um 1400
):
dez vormas sich der man in deme gefengnisze brive unde bewisunge zcu brengene.
möchte her beweysunge brengen von dem herczogen von Oppeln, das em das gut ane seyne vorwarlosunge myt gewaldiger hant genomen were.
Grosch u. a., Schöffenspr. Pössneck
122, 17
(
thür.
,
1474
):
die bewisunge sy denne met yren eldern nicht, sundern met andern, dy ir in mageschafft nicht gewant sint, thun muß.
Ebd.
191, 27
:
Worde yn abir bruch an deme geczugkeniß addir an der bewisunge, so müssen sye solliche gutter wedder henfuren.
Ermisch, Freib. Stadtr. f. (
osächs.
, Hs. 
v. 1325
):
wenne si im sine vorderunge intpfirret haben mit der valschen bewisunge.
daz si traten her vor gerichte an eine bewisunge unde sprachen: in were wizzenlich, daz der man besezzen were.
Kisch, Leipz. Schöffenspr. (
osächs.
,
1523
/
4
):
Ist Jacob Windisch durch euer erkantnus etzliche beweisung auferlegt wurden und er hat zu volfarung derselbigen seiner beweisung seine gezeugen fur gericht angesichtig furpracht.
alsdan volfurt derselbig Gute Heinrich sein beweisunge damit genugsamlich zu rechte und genöß derselbigen seiner beweisung pillichen.
Löscher, Erzgeb. Bergr.
103, 9
(
omd.
,
um 1559
):
Theilet sich des eltern gang in einer beweisung, alsden mag der elter auf einem drum, welchs ime gefellt, bleiben und gerechtigkeit erlangen.
Ebd.
105, 9
:
Wie man in irrigen sachen, darinne dem eldisten beweisung aufgelegt sol werden, sich vorhalten soll.
Ebd.
132, 18
:
Ist daß feldt ufm gange mit einer offenen beweißung oder sonsten biß an daß ort, do der lochstein hinkommen soll, vorfahren, so laß er den lochstein von dem orte, da er gestandten, durch dem geschwornen marscheider winckelrecht ufm gangk bringen.
Bindewald, Texte schles. Kanzl.
143, 5
f. (
schles.
,
1390
):
alz tycze von schellendorff sal tun eyne bewyͤsunge selbdritte mit erhafte lewten.
Köbler, Ref. Nürnberg
372, 2
(
Nürnb.
1484
):
Von beweisung der gewere vnd gewaltsamer oder vngepurlicher entwerung.
Kohler u. a., Bamb. Halsger. (
Bamb.
1507
):
so der beclagt nach gnugsamer beweysung noch nit bekennen woͤlte, Sol er alssdann vor der verurteylung mit peynlicher frage weyter angezogen werden.
Ders. u. a., Peinl. GO Karls V. (o. O.
1532
):
das jch soll vnd will in den sachen, das peinlich gericht bedreffenndt, fleissigs vffmercken habenn, Clag vnnd Anntwurt, anzeigung, argkwon, verdacht oder beweysung, Auch die Vrgiecht des gefanngnen, [...], getreulich vffschreiben.
ein halbe beweisunge: alls so einer jnn der hauptsache die missethat grundtlich mitt einem einzigen guten duglichen zeugenn, [...], beweiset, das heisset vnnd ist ein halbe bewysung, vnnd solche halb beweisung macht auch ein Redliche anzeigung, argkwon oder verdacht der Missennthatt.
Turmair (
moobd.
,
1522
/
33
):
[die haiden] verurtailten allain den nam, [...], ân alle solcher grossen übeltat urkund und beweisung und verzicht.
Rintelen, B. Walther
99, 25
(
moobd.
,
1552
/
8
):
Wann einer ein Erb zu sein vermaint, soll er die Siptschaft weisen, und solche Beweisung mag nit allein mit lebendigen Zeugen, sonder auch mit brieflichen Urkunden, als mit Testamenten, Heuratsbriefen, Verträgen, [...] bewisen werden.
Siegel u. a., Salzb. Taid. (
smoobd.
, Hs.
17. Jh.
):
Nach beschechner umbfrag soll richter den gerichtspothen die beweisung auftragen.
Laufs, Reichskammergo.
188, 22
;
221, 3
;
228, 10
;
Köbler, Ref. Wormbs
54, 6
;
Behrend, a. a. O. ; ; ;
Goerlitz u. a., Rechtsd. Schweidnitz
328, 31
;
Grosch u. a., a. a. O.
304, 1
;
325, 7
;
327, 20
;
Ermisch, a. a. O. ; ;
Löscher, a. a. O.
106, 10
f.;
Doubek u. a., Schöffenb. Krzemienica
519
;
Köbler, Ref. Nürnberg
133, 2
;
Kohler u. a., Bamb. Halsger. f.;
ders. u. a., Peinl. GO Karls V. ;
Rennefahrt, Zivilr. Bern f.;
Hauber, UB Heiligkr. ;
Vgl. ferner s. v.  5, (Adj.) 2, , ,  3,  9.
3.
›anschaulicher Nachweis von etw., sichtbares Zeugnis, Aufzeigen, Offenbarung von etw. Unanschaulichem‹;
vgl.  4.
Texte religiösen Inhalts.

Belegblock:

Helm, H. v. Hesler. Apok. Var. (
A. 15. Jh.
):
In rechter dutscher zunge Eine ware bewisunge.
Luther. Hl. Schrifft.
1. Kor. 2, 4
(
Wittenb.
1545
):
meine predigt war nicht in vernünfftigen Reden menschlicher weisheit / Sondern in beweisung
[
Mentel
:
zaigung
]
des Geists vnd der krafft.
Ebd.
2. Kor. 8, 24
:
Erzeiget nu die beweisung
[
Mentel
:
zaigunge
; Var. 1475
2
:
erzaigung
]
ewer Liebe vnd vnsers rhumes von euch [...] fur den Gemeinen.
Quint, Eckharts Pred. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
in got mac niht vremdes gevallen. Des habet ein bewîsunge an dem himel: der mac niht enpfâhen enkeinen vremden îndruk.
Ders., Eckharts Trakt. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
Dirre rede und dér wârheit hân wir ein offenlich bilde und bewîsunge in der natûre, ouch ûzerlîche.
Dirre lêre hân wir ein offenbâre bewîsunge an dem steine.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
E. 14. Jh.
):
Die bredie usser sancte Matheus ewangelio [...] von der chananeschen frowen, seit wie Got etteliche jaget durch den strit des inneren und usseren menschen, mit bewisunge einer gebesserlichen glichnisse.
Spechtler, Mönch v. Salzb.
41, 31
(
oobd.
,
3. Dr. 14. Jh.
):
Die beweisung halt wir christen, | das ein prot mit weisen listen | wirt zu fleisch und wein ze pluet, | was dein sin ensiecht noch smecket, | fest er dir dasselbe wecket, | wider ordnung er das tuet.
4.
›Anweisung, Aufforderung zu etw., verpflichtende Bedeutung von etw., Lehre‹;
vgl. am ehesten  5.

Belegblock:

Quint, Eckharts Pred. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
,er underhuop und huop von unden ûf sîniu ougen‘. In dem worte ligent zwêne sinne. Der eine ist ein bewîsunge lûterer dêmüeticheit.
Bömer, Pilgerf. träum. Mönch (
rhfrk.
,
um 1405
):
Das ist die bedutonge | Des swerts und auch bewisonge | Der slußel und underichtonge.
Baumann, Bauernkr. Rotenb. (
nobd.
,
n. 1525
):
ir wöllet uns hierinnen ewern rat [...], bey disem unsern botten schriftlich zuschicken mit gunstiger und freuntlicher beweysung.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
E. 14. Jh.
):
Die alte gesetzede die hatte vil untregenliche búrden und hatte gruweliche urteile und strenge bewisunge der gerehtikeit Gottes, und ein vinstere verre hoffenunge einre erloͤsunge.
Morgan u. a., Mhg. Transl. Summa
306, 23
(
schwäb.
,
14. Jh.
):
ein ander bewisung seit Avicenna, „warheit eins ieklichen dinges ist eigenschaft sins wesens“.
5.
s.  5.
6.
s.  7.
7.
s.  10.
8.
›Anweisung, Verschreibung (eines Betrages auf ein Gut)‹;
vgl.  12.
Rechts- und Wirtschaftstexte.
Wortbildungen:
beweisungbrief
.

Belegblock:

Struck, Klöster
504, 5
(
mosfrk.
,
1380
/
1
):
Von dyesim vorgescribin lande gyͤbit man uns 6 ewege ml. kornis un(d) 1 vastnachthůn un(d) bewysůnge uff den azzindin daig.
Mollwo, Rotes Buch Ulm (
schwäb.
,
1376
):
daz dehain burger [..] dehain sin gůt, [...], weder verschriben, vermachen noch dehainerlai bewisung, ordnung noch gemecht nit tůn sol.
Vock, Urk. Hochst. Augsb.
357, 6
(
schwäb.
,
1413
):
vergewisset und gnůg darumb getan hat mit briefen und bewysung.
Glitsch u. a., Hofger. Rottw.
88, 8
(
schwäb.
,
um 1435
):
Wie man hiratbrief, bewisungbrief, koufbrief und ander brief, da sich ieman gegen dem andern verschribt und verbindt oder im vermachet und verschaffet vor beseczten gerichten oder usserhalb uf dem hofgericht bestaͤtiget.
Qu. Brassó
5, 461, 13
(
siebenb.
,
1613
):
Die Stadt aber hat bemeldtem Szalonczky seiner rittermässigen Taten wegen eine stattliche schriftliche Beweisung geben und ehrlich verehret darzue.
9.
›Verhalten, Lebensweise‹;
vgl. am ehesten  13.

Belegblock:

v. Liliencron, Dür. Chron. Rothe (
thür.
,
1421
):
der wart [...] geduldigk an seyner arbeit, gezuchtig mit seyner wanderunge, schemick an seyme lebin, setigk, vorbesichtig yn seynen gescheften, gerecht yn seynen wercken unde allermelchem yn seyner beweissunge fruntlich.
Bihlmeyer, Seuse (
alem.
,
14. Jh.
):
Als sich der sterbend Cristus an dem crúze bewiste, dar nah sol unsrú bewisunge gebildet sin.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
E. 14. Jh.
):
in eime demuͤtigen undergeworffen gemuͤte under Got und in einre minnenclichen bewisungen under einander.
10.
›Führungszeugnis, Lobbrief, Dokument über ordentliches Verhalten‹; als Metonymie zu 8 auffaßbar.

Belegblock:

Toeppen, Ständetage Preußen
2, 364, 9
(
preuß.
,
1441
):
setczen wir [...], das nymand keynen sulchen uffneme, er brenge denne sottane bewysunge von synen herren, das er von em redellich sey gescheiden.
Ebd.
621, 10
:
Wir begeren, das eyn iglicher habe beweysunge von seyner herschafft.