bevogten
(vereinzelt auch:
befögten
),
V.
– Meist alem., selten auch schwäb.; fast ausschließlich Rechts- und Wirtschaftstexte.
1.
›für ein Gut einen Verwalter, Vogt, der die volle Herrschaftsgewalt hat, einsetzen‹; dies geschieht je nach Handlungsträger freiwillig oder erzwungenermaßen.

Belegblock:

Hauber, UB Heiligkr. 1, 
394, 33
(
schwäb.
,
1361
):
Die frowa von Hailigeruͥtztal […] ensont och duͥ guͤt ze Fridingen […] weder versetzen noch verkouffen noch mitt andren luͥten bevogtun denn mitt in selber und mitt ir amptluͥten.
Graf-Fuchs, Ämter Interl./Unterseen  (
halem.
,
1543
):
so landtlütt sind und aber das iro mit muͤssiggan unnützlich verthůnd, […], so soll sin gůtt bevogtet werden und er in den kilchen verruͤfft.
Hauber, a. a. O.
2, 84, 1
.
2.
›nicht oder nur eingeschränkt geschäfts- und rechtsfähigen Personen (z. B. Kindern, Waisen, Frauen) einen Vormund geben‹; mit verschobener Bezugsgröße auch von Gütern gesagt; auch als part. Adj.
bevogtet
›unter Vormundschaft stehend‹; offen zu 3.
Syntagmen:
jn
. (z. B.
das weib /
[verschoben:]
etw
. (z. B.
das gut
)
b
., in der Regel in passivischen Ausdrücken als part. Adj.:
j
. (z. B.
das kind, die frau / witwe, die minderjärigen / sinlosen / toren / weisen
)
/
(verschoben:)
etw
. (z. B.
das gut
)
bevogtet werden / sein
;
bevogtete person
.

Belegblock:

Geier, Stadtr. Überl.  (
nalem.
,
1520
):
wa waisen unser statt werden von burgern, das dieselben […] bevogtet werden, und sollen für sich selbs on verwilligen ains rats nit macht haben, dieselben iro vögt wider ufzesagen.
sobald er […] von der statt verwisen würdet, soll sein hußfrow, kind oder verlassen gůt bevogtet werden.
Welti, Stadtr. Bern  (
halem.
,
n. 1437
):
das nieman in vͥnser stat, der in sintlicher verunfte ist, uon dißhin sinem wibe einen andren uogt sol geͣben […] vnd sol ouch uon dißhin, die wile sin wip beuogtet ist, zů vnsrem rate […] komen.
Schnyder, Qu. Zürcher Wirtsch.
979, 17
(
halem.
,
1498
):
nieman denen, so bevogtet sind, es syen kind oder erwachsen lút, frowen oder man, nichtz ze kouffen noch uff borrg geben noch schulden uff sy slachen soͤllen hinder den voͤgten und aͧn irn wússen und willen.
Maaler (
Zürich
1561
):
Einen Beuogten / Das ist eim ein vogt geben. […]. Nit mer Beuogtet / sunder selbs herr vnd meister uber sein gůt seyn.
Glitsch u. a., Hofger. Rottw.
81, 8
 (
schwäb.
,
um 1435
):
wa junkfrowen, frowen, pfaffen, münch […] ouch kinde […] ir clag an ieman seczen wöllen uf dem hofgericht, so sol man si bevoͤgten.
Welti, Urk. Rheinfelden 
57, 3
; 4;
ders., Stadtr. Bern ; ;
Rennefahrt, Stadtr. Bern ;
ders., Statut. Saanen ; ; ;
3.
›über etw. (auch: Personengruppen) Herrschaft ausüben, etw. verwalten, leiten, beherrschen, regieren‹.

Belegblock:

Rennefahrt, Stadtr. Bern  (
halem.
,
1395
):
da wir - - - Elßbeth ze der vogtye - - - recht meinen ze habenne und daz wir das [gotzhus] suͥllen bevogten alleine und nieman anders von unser herschaft wegen.
Bartsch, Reinfrid (
halem.
, Hs.
14. Jh.
):
der [Samuêl] sît aller juden schar | bevogtet.
Jörg, Salat. Reformationschr.
435, 4
(
halem.
,
1534
/
5
):
Ouch l(ieben) E(ydgnossen) es moͤcht […] ungschicktt reden fürgan / ja wie jr wettend von ettlichen orten nit bevoget / geregiertt / nit glert / noch zů glouben zwungen werden.
Primisser, Suchenwirt  (
oobd.
,
2. H. 14. Jh.
):
Nieman an dem marggraffen tet | Recht in dem lande, wann zwo stet: | […] | Die ander stat zu der Prissen, | Die hielt auch ir gewissen | Und ward mit valschait nicht bevogt.