beuteln,
V.
›etw. (in der Regel gemahlenes Getreide) durch ein Tuch schütteln, schlagen und dadurch das feinere Material vom gröberen scheiden‹; oft in Bildern und in ütr. Verwendung, dann z. B. ›etw. verfeinern, reinigen, läutern; jn. läutern; jn. hart hernehmen‹;
zu  4.
Bedeutungsverwandte:
 1,
2
,  1, (V., unr. abl.) 89, ,  5.
Syntagmen
den rocken, das korn / treide / mel b
., ˹mit verschobener Bezugsgröße und ütr.:
den säckel b.˺, etw. klein b., etw. durch ein tuch b
.;
das gebeutelte mel, gebeuteltes brot
›Brot aus gebeuteltem Mehl, Beutelbrot‹.
Wortbildungen:
beutellon
,
beutelmel
,
beutelmüle
,
beutelmüline
,
beutelrocke
(a. 1441),
beutelsak
(dazu phras.:
alles heraus plaudern wie ein beutelsak in der müle
),
beutelschrein
(wie ),
beutelsieb
,
beutelstaub
›beim Beuteln anfallender Mehlstaub‹,
beutelstecke
(Sacherklärung im ),
beuteltrog
(wie
beutelfas
),
beutelwein
›durchgeseihter, süßer, minderwertiger Wein‹ (vgl. s. v.
Sackwein
),
beutlich
, wohl ›gut beutelbar‹,
beutlung
.

Belegblock:

Helm, H. v. Hesler. Apok. (
nrddt.
,
14. Jh.
):
Sam ob Got ein mel butilte | Von irlesenen kernen | Gerifet wol in der ernen, | Also schiet Got uz die clien | Des vleisches an Marien.
Quint, Eckharts Pred. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
als vil hânt sie verlorn ir juncvröuwelîche reinicheit und enmügen niemer sô gar ûzgezogen werden noch sô gar gebiutelt werden, daz sie iemer komen mügen in die obersten krefte.
Diu varwe, diu an der want ist, sol diu getragen werden in mîn ouge, sô muoz si gebiutelt werden und kleinlich gemachet werden in dem lufte und in dem liehte und alsô geistlîche getragen werden in mîn ouge. Alsô muoz diu sêle gebiutelt werden in dem liehte und in der gnâde.
Lippert, UB Lübben
2, 260a, 37
(
osächs.
,
1544
):
von 7 scheffel mehell beutelllon gegeben.
Keil, Peter v. Ulm
41
(
nobd.
,
1453
/
4
):
was puluer sein schol, das stoß vnd peutels clein.
Franck, Decl.
336, 4
(
Nürnb.
1531
):
so begert sie doch taͤglich von jrem bůlen oder liebhaber ein silberinne steur / vnd beuttelt den seckel.
Voc. Ex quo T
54-55
(
15. Jh.
):
Taratantarisamen sichtung uel redunge [...] peytlung [...] maͤlredung [...] Taratantarisabilis sichtlich [...] maͤlraͤdlich [...] butlich.
Dasypodius (
Straßb.
1536
):
Pollinarium Cribrum, ein beütel sibe.
Bolte, Pauli. Schimpf u. Ernst (
Straßb.
1522
):
Vil Menschen sein gleich einem Buͤttel. Wan man Mel beittelt, so felt nur das suber Mel herdurch, und bleibt nichtz in dem Buͤtel dan der Wůst.
Rennefahrt, Wirtsch. Bern (
halem.
,
1510
):
ob yemand, es syen pfister oder ander, das wyß maͤl in der muͥle woͤlten laͧssen buͥtlen, mogen si fuͥr soͤlich buͥtlen von einem muͥtt zů yetzbestimptem lon einen fuͥnffer naͤmen.
Maaler (
Zürich
1561
):
Beütlen / durch ein beütel steüben. Cernere. Beütel mülle. Mola pollinaria.
Beütelsack (der) Incerniculum.
Mollwo, Rotes Buch Ulm (
schwäb.
,
1403
):
wenn ein immi roggen in der muͥllin gemalen und gebuͥtelt wirt.
Gehring, Würt. Ländl. Rechtsqu.
3, 80, 36
(
schwäb.
,
1587
):
Die rädzüber, mehlkästen, beüteltrög, wannen oder schwingen, sib, beütel und alle korn- oder getreidmeß sollen ganz unschadhaft sein.
Ebd.
81, 28
:
damit die boden und lauf von beütelstaub und schayß geseübert [...] werden mögen.
Ebd.
715, 42
(
1585
):
Deßgleichen die beitelkasten allenthalben besonder dahinten am beütelstecken mit dem säcklin oder häßlin so wohl versehen und vermachet, daß nichts darauß verstieben müge.
Ebd.
577, 32
(
1588
):
wa beitlmülinen seien, sollen die kasten ordenlich uff die trög gemacht werden.
Drescher, Hartlieb. Caes. (
moobd.
,
1456
/
67
):
Vor zeitten pawten die priester selber die pesten äcker, traschen, můlen und beitteln selb das trayd.
Henisch (
Augsb.
1616
):
Beutelen / reuteren / sieben / raͤden / sichten. [...]. Beutelsack / incerniculum pollinarium. [...]. Beutelwein / sackwein / vinum fæcatum. [...] Vber die hechel lassen lauffen / beutlen.
Gebeutlet / geǔbet / gewicklet / tractatus, versatus, a, um, persona in judicijs minimè tractata.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
daz ungepäutelt prôt verschoppet den leip minner denn das gepäutelt, wan diu nâtûr zeuht daz gepäutelt ze vast an sich, sô sinket daz ungepäutelt mêr an den grunt und suochet des leibes porten paz.
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. (
m/soobd.
,
16.-18. Jh.
):
da nun der schloßknecht [...] auch alles beitlmell und grieß vor daß schloß daß ganze jahr bereiten [...] mues.
Zingerle, Inventare (
tir.
,
1495
):
Im melgaden ain peuttlschreyn.
Quint, a. a. O. ;
Schmidt, Frankf. Zunfturk. ;
Rohland, Schäden
369
;
Schmitt, Fachprosa
95, 7
;
Rennefahrt, a. a. O. ;
Gehring, a. a. O.
718, 3
;
Mell u. a., Steir. Taid. ;
Hulsius
B ijr
;
Schmidt, Hist. Wb. Elsaß ;
Bad. Wb.
1, 179
;
Öst. Wb.
2, 721
.