betrübnis,
wobd. und nobd. auch
betrübdnis,
betrübtnis
aufgrund von Kontamination mit
betrübde
oder
betrübt
,
die
(meist) /
das
(seltener, md. und nobd.);
(für
die
),
-nisses
(für
das
) /
-nisse
.
– Hinsichtlich der Wortgeographie der Substantive mit
betrüb-
vgl.
Besch, Sprachlandschaften
1967
, K. 34 und S. 142.
1.
›Kummer, Trübsal, Jammer, Traurigkeit, Angstgefühl, Schmerz; Zustand der Reue‹; ein Teil der Belege ist als Metonymie auffaßbar, dann: ›kummererregende oder als kummererregend verstandene Situation, Elend, Mißgeschick, Unglück‹; speziell: ›Anfechtung, Glaubensprüfung‹ bzw. (metonymisch) ›als Anfechtung empfundener Leidzustand‹;
vgl.  2.
Texte religiösen, didaktischen, berichtenden Inhalts.
Phraseme:
buch der betrübnis
›Klagelieder (des Jeremias)‹.
Gegensätze:
 1,  12,  4, .
Syntagmen:
b. haben / leiden / verhören, jm. b. geben, jn. in b. gerecht finden, jn. in seiner b. erhören / trösten, jn. von der b. erhalten / erlösen
;
b. das herz erfüllen, b. das liecht verdünsten, b. das leben versticken
;
fol der b. sein
;
in b. sein, den trost in b. verkeren, mit b. scheiden, klagen füren, durch b. gehen, jm. von der b. helfen, an b. verderben
;
b. der bulschaft / sele
;
ewige / grosse / klägliche b
.

Belegblock:

Schöpper (
Dortm.
1550
):
TRISTITIA. Leidt Vnmůt traurigkeit betruͤbnus truͤbsall truͤbseligkeit leiden.
Luther. Hl. Schrifft.
Jer. 31, 13
(
Wittenb.
1545
):
ich wil jr Trauren in Freude verkeren vnd sie trösten / vnd sie erfrewen nach jrem betrübnis
[
Wormser Proph.
1527:
trawrigkeyt
;
Cranc
M. 14. Jh.,
Froschauer
1530,
Dietenberger
1534,
Eck
1537:
schmerz
].
Quint, Eckharts Pred. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
dô was si mit dem lîbe vol arbeit und pîne und ungemaches und betrüepnisses.
Reissenberger, Väterb. (
md.
, Hs.
14. Jh.
):
Vloz durch die ougen beide | Der betrůbnisse ein bach.
Fischer, Brun v. Schoneb. (
md.
, Hs.
um 1400
):
ir sult uch vrouwen | di in dem betrubnisse gewesin sit.
Meijboom, Pilgerf. träum. Mönch
9279
(
rib.
,
1444
):
De lachet as, ich yn lachen an, | Ind bedroift is, as ich bedroifnis hain.
Alberus
H iiijr
(
Frankf.
1540
):
angst / vnrůg/ bekümmernuß / truͤbniß / betruͤbniß.
Feudel, Evangelistar
62, 2
(
omd.
,
M. 14. Jh.
):
Do her von syme gebete uf stunt unde kumen waz czu synen jungeren, do vant her sy slafende vor betrupnisse
[
Luther
1545:
trawrigkeit
].
Jungbluth, J. v. Saaz. Ackermann
3240
(Hs. ˹
omd.
,
1465
˺):
die tötliche menschheit ist stete [...] in siechtagen, in trauren, in betrübnüß, in jamer, in kumer und in mangerlei widerwertigkeit.
v. Liliencron, Dür. Chron. Rothe (
thür.
,
1421
):
welche gar yemerliche clagen furten dornoch mit grossem betrupnisse Adam und Eva, do sie got irzornet hatten.
Eggers, Psalter
73, 9
(
thür.
,
1378
):
got irhort in vn̄ beheldet en von allen sinen betrupnissen.
Sermon Thauleri 12 ra,
19
(
Leipzig
1498
):
Herre es ghet mir also vbel vnd hab vil leidens vnd betrubniß.
Mayer, Folz. Meisterl. (
nobd.
,
um 1480
):
durch vill wetribnücz gin wir in daz reich der himel.
Chron. Nürnb. (
nobd.
,
E. 15.
/
A. 16. Jh.
):
so hilft er im von aller anfehtung und betrubtnus.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
E. 14. Jh.
):
beschiht an in daz sú von Gotte gemant werdent und gerůffet werdent úbermitz suhte oder betrůpnisse oder ander zůvelle liebes und leides.
Ebd. (
1359
):
Dis wolte er das si sunder betruͤbnisse weren; wan betruͤbnisse ist ein gros hindernisse: es verstiket das leben.
Williams u. a., Els. Leg. Aurea
269, 24
(
els.
,
1362
):
aller din trost ist fúrkert in eine betruͤbniscz.
Ebd.
417, 1
:
waz vns eine betruͤbnicz ist daz waz im ein wollust.
Ebd.
794, 31
:
wenne du uil menschen von der ewigen betruͤbnicz hast erloͤset.
Eichler, Ruusbr. obd. Brul.
2, 493
(
els.
,
E. 14. Jh.
):
so fließent die trehenen von betruͤbnisse vnd iamer.
Kurrelmeyer, Dt. Bibel Var. (
Straßb.
1466
):
do leyde er vil vngemachs vnd armůt vnd betrúbniß.
Maaler (
Zürich
1561
):
Betruͤbnuß (die) Kummer / Vnmůt / Vnrůw. Aegritudo, Aegrimonia, Animi dolor [...]. Betruͤbnuß in der bůlschafft. Calamitas in amore. Betruͤbnuß vnnd vnmůt so einer von waͤgen einsi kranckheit hat.
Bauer, Geiler. Pred.
318, 2
(
Augsb.
1508
):
Erlustigung in truck und in betrüepniß / das ist trost.
Quint, a. a. O. ;
ders., Eckharts Trakt. ; ; ;
Jostes, Eckhart
75, 19
;
Hübner, Buch Daniel ; ;
Wyss, Limb. Chron. ;
Tiemann, E. v. Nassau-S. Kgn. Sibille
119, 9
;
127, 29
;
Strauch, Par. anime int.
20, 34
;
Neumann, Rothe. Keuschh.
3115
;
Kehrein, Kath. Gesangb. ; ;
Gerhardt, Meister v. Prag
125, 26
;
Williams u. a., a. a. O.
166, 26
;
623, 15
;
Eichler, a. a. O.
1, 599
;
Morrall, Mandev. Reiseb.
177, 2
;
Bauer, Imitatio Haller
60, 3
;
Grothausmann, Stadtb. Karpfen
60, 27
;
Schmitt, Ordo rerum
352, 28
;
487, 12
;
Voc. Ex quo A
508
; M
362
; T
592
;
670
;
Türk, Wortsch. Dietr. v. Gotha.
1926, 56
;
Dietz, Wb. Luther ;
Warnke, Wb. Müntzer
100
.
Vgl. ferner s. v.  1,  1.
2.
›Schwächung, Antastung sinnlicher und körperlicher Kräfte‹;
vgl.  3.

Belegblock:

Neumann, Rothe. Keuschh.
1122
(
thür.
,
1. H. 15. Jh.
):
di da gross wollust ires fleisches triben | unnd in lustichlichen gedancken bliben | grosser bedorpnisse di gewinnen | in irem licham unnd an sinnen.
Kurrelmeyer, Dt. Bibel (
Straßb.
1466
):
Wann den mann vmb gab ein besundere betrúbtniß
[
Luther
1545:
war ... erschrocken
].
vnd grausam des leibs.
3.
›verbaler oder tätlicher Angriff auf jn., Nötigung, Bedrängung von jm. durch jn. / etw., Verfolgung (z. B. der Christenheit), Schädigung (z. B. eines Klosters)‹;
vgl.  4.
Bedeutungsverwandte:
,  1, ,  2,  1, (
die
2, (
der
5, ,  1, .
Gegensätze:
,  5.
Syntagmen:
b. haben / leiden / tun, jm. b. auftun
;
jm. b. von etw. werden
;
in b. sein, jn. von b. erheben
;
b. der christenheit
.

Belegblock:

Luther, WA (
1518
):
du bist in freuden, ich in betrubnisz und getzwang, du im fride, ich in ferlickeit.
Bechstein, M. v. Beheim. Evang. Mt. (
osächs.
,
1343
):
Wan abir betrûpnisse
[
Luther
1545:
trübsal
]
und durchêchtunge geschên durch daz wort, zůhant wirt her geergirt.
Baumann, Bauernkr. Rotenb. (
nobd.
,
n. 1525
):
das allergröst betruptnuss, so mir, mein eelichen weyb und unsern kynden zu verdurplichait zusteen will.
Ruh, Bonaventura
335, 16
(
oschwäb.
,
2. V. 15. Jh.
):
Der sechst staffel ist wary vnd gantzy stilmuttigkait, durch die söllich frid vnd růwe ist in der sell, [...] als waͤr sy in der arch Noe gesetzt, das ir nit betrubnüß moͤg werden von vmbstenden wassren.
Ebd.
358, 5
(
orhein.
,
um 1480
):
daz du niemer weder in wortten, wercken oder wissen etwaz vnwillens, haßses oder geschreyes noch figenliches gebrechttes, smocheit, betrüpniß, murmerien, hinderredens, [...] durch dich andern ein vrsach sigest.
Kurrelmeyer, Dt. Bibel (
Straßb.
1466
):
zů gedencken was sy teten iren brúdern die do warn in irem betrúbtniß
[Var. 1475
2
:
triebsal
,
Luther
1545:
Not
]
vnd von in wurden aufgefochten vnd vber striten.
Seemüller, Chron. 95 Herrsch. (
oobd.
, Hs.
1. H. 15. Jh.
):
Domicianus [...] tet auch die ander anvellung oder betrübnüss der christenhait nach Neronem.
Piirainen, Stadtr. Kremnitz
55
(
mslow. inseldt.
,
1537
):
Ein solcher verwegner loser mensch Einer gantzen gemain grossen schaden vnnd betrubnuß auffthun mag.
Küther, UB Frauensee
150, 22
;
Koller, Ref. Siegmunds ;
Brandstetter, Wigoleis
223, 39
.
Vgl. ferner s. v. (
der
2.