betrüben,
V.,
auch rückuml.
1.
›etw. (Klares) trüben‹; als part. Adj.
betrübt
1 ›trüb, unklar‹.
Phraseme:
(jm.) das wasser trüben
(auch im eigentlichen Sinne).
Wortbildungen:
betrübt
1 ›trüb, unklar‹.

Belegblock:

Luther, WA (
um 1535
):
Er hat nie kein wasser betrubt.
Thiele, Chron. Stolle (
thür.
,
3. Dr. 15. Jh.
):
In des lossen dy lute den selbigen betrubeten win abe.
Neumann, Rothe. Keuschh.
1844
(
thür.
,
1. H. 15. Jh.
):
turtel duben, | di uf dem dorren aste kluben | unnd das wasser mit den fussen betruben.
Sachs (
Nürnb.
1531
):
der wolff sprach: | Lamb, du betrübst das wasser mir.
Reichmann, Dietrich. Schrr.
260, 28
(
Nürnb.
1548
):
Paulus / vnd andere heiligē / sind leut gewesen on allen wandel / die nye kein wasser haben betruͤbt.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
sô die vischær den visch wellent vâhen, sô senket er sich an den grunt und betrüebt daz wazzer ob im.
Vgl. ferner s. v. (
die
).
2.
›jn. betrüben, traurig machen, jm. Kummer bereiten; jn. durch Traurigkeit belasten, religiös anfechten; sich (um etw.) grämen, härmen, sorgen‹; als part. Adj.
betrübt
2 in verschiedenen Richtungen lexikalisiert, dann: ›betrübt, traurig‹; ›zornig‹; ›reuig, zerknirscht‹.
Texte religiösen und didaktischen Inhalts.
Gegensätze:
 1,  3,  1.
Syntagmen:
jn
. (z. B.
den menschen, got, die engel
)
/ etw
. (z. B.
den geist, das herz
)
b., jm. den leib b., jn. mit etw
. (z. B.
mit worten / werken
)
b.; j., der geist, das herz, die sele sich b., sich in etw
. (z. B.
in der anfechtung
)
/ um etw. b., sich b., das [...]
;
sich e. S
. (Gen., z. B.
der dinge
)
b
.;
j., der mut, die sele, das herz betrübt sein / werden
;
der betrübte gedanke / man, das betrübte herz / leid
(mixtura verborum),
die betrübte aue
›Erde‹.
Wortbildungen:
betrüber
1, ˹
betrübt
2,
betrübtlich
˺ (dazu bdv.:  1,  1,  2,  1, , , ).

Belegblock:

Helm, H. v. Hesler. Apok. (
nrddt.
,
14. Jh.
):
Daz wir den geist betruben | Und ruwic jamer uben.
Schöpper (
Dortm.
1550
):
Tristis. Leidig vnmuͤtig traurig leidenhafft truͤbig betruͤbt trubselig bekuͤmmert.
Turbare. Turbiern betruͤben verunruͤwigen.
Luther, WA (
1523
):
Darumb kan er [geyst] nichts schaffen, denn alleyn bey den betruͤbten, trostloßen und vertzagtten hertzen.
Ebd. (
1531
):
ist das gar ein troͤstlich Euangelion allen erschrockenen und betruͤbten gewissen.
Ebd. (
1532
):
so solt yhr einen Troͤster haben, Er sagt nicht ein Betruber.
Ders. Hl. Schrifft.
Sir. 3, 14
(
Wittenb.
1545
):
Kind / pflege deines Vaters im alter / vnd betrübe
[
Froschauer
1530,
Eck
1537:
bekümmer
]
jn ja nicht.
Ebd.
Joh. 11, 33
:
ergrimmet er [Jhesus] im Geist / vnd betrübt sich selbs.
Quint, Eckharts Pred. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
der mensche sölte sich alsô getriuwelîche ze gote halten, daz in alliu dinc nihtes niht enmöchten ervröuwen noch betrüeben.
Ders., Eckharts Trakt. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
den gerehten enbetrüebet niht allez, daz im geschehen mac.
Froning, Alsf. Passionssp.
6183
(
ohess.
,
1501ff.
):
Nu betrubet sich myn geist in mynes herczen libe!
Mone, Adt. Schausp. (Hs. ˹
omd.
,
1391
˺):
daz wir uz der betrubeten awe
[›Erde‹]
dir mussen alle volgen schir.
Feudel, Evangelistar
47, 21
(
omd.
,
M. 14. Jh.
):
myne sele ist betrubit biz an den tot.
Ebd.
141, 14
:
Selik syn dy do betrubit syn, wen sy sullen getrostet werden.
Strauch, Par. anime int.
64, 32
(
thür.
,
14. Jh.
):
vil ist der dinge dar umme wir uns betrubin mugin, abir sundirlichin sint ir dri
. ((Q. unlesbar ??))
waz man dem menschen tu̇t, daz betru̇bet got.
Neumann, Rothe. Keuschh.
4826
(
thür.
,
1. H. 15. Jh.
):
sich betruben etzlich das si nicht | vil unkuscheid mogen getriben, | di wil ich deme tuvel zu schriben. | der betrubet sich dar umme sere | das her di lute nicht mag vorkere.
Jungbluth, J. v. Saaz. Ackermann
15, 16
(Hs. ˹
omd.
,
1465
˺):
tröste mich und ergetze mich armen, betrübten, ellenden, selbsitzenden man!
Bechstein, M. v. Beheim. Evang. Mt. (
osächs.
,
1343
):
si sint swinde betrûbit
[
Eck
1537:
traurig
]
, und ein îclîcher begonde zů sprechene: Wie bin ich iz icht, herre?
v. d. Broek, Suevus. Spieg.
68v, 24
(
Leipzig
1588
):
Liebes Kind / pflege deines Vaters im Alter / vnd betruͤbe jhn ja nicht so lange er lebet.
Reu, Süddt. Kat.
1, 720, 13
(
Leipzig
1595
):
Ein hertzliche Zuuersicht auff den verdienst Jesu Christi, das der betrübte Sünder sich tröstet.
Pyritz, Minneburg
2136
(
nobd.
, Hs.
um 1400
):
Sich, Mynne, daz betrubet denne | Den der dich in hertzen treit.
Ebd.
4403
:
du solt dich niht krenken | Dar umb und niht betruben!
Ebd.
5341
:
Dez ist betroben mir der muͤt.
Reichmann, Dietrich. Schrr.
204, 37
(
Nürnb.
1548
):
Lasts euch nicht andethun / noch betruͤben / das man euch in der welt so vbel helt.
Ebd.
261, 27
:
da er [Gott] sich am ersten woͤlle finden lassen / wo ein zubrochens / vnnd zerschlagens / das ist / ein betruͤbtes / vn̄ wehmuͤtiges hertz sey.
Morgan u. a., Mhg. Transl. Summa
92, 19
(
schwäb.
,
14. Jh.
):
daz etwer betrüebet wirt von verliesunge der gnaden.
Schmidt, Rud. v. Biberach
80, 9
(
whalem.
,
1345
/
60
):
die vf der strasse des guͤtetlichen lebens gant, werdent dicke betruͤbet.
Päpke, Marienl. Wernher (
halem.
,
v. 1382
):
Er inneklich betruͤbet wart | Und trurig was von herczen.
Moscherosch. Ges. Phil. v. Sittew. (
Straßb.
1650
):
o Ein betrübter Mann der eines so Edelen Weibs muß beraubet leben.
Jellinek, Friedr. v. Schwaben
5427
(
schwäb.
, Hs.
1478
):
Betruͤplich sy zů im gieng, | Mit armen sy in umbfieng.
hail. altvaͤter (
schwäb.
,
E. 14. Jh.
):
da von sin hercz gar betruͥbet ward.
Klein, Oswald
43, 49
(
oobd.
,
um 1408
?):
was dich übet, säligs weib, | zu nassen öglin klare, | dasselb betrübet mir den leib.
Hohmann, H. v. Langenstein. Untersch.
73, 48
(
moobd.
,
1. H. 15. Jh.
):
davon verhengt got, daz sy mit swaren anweigungen werdent petruͤbt vnd gemuͤet.
Wolf, Norm im sp. Ma.
48, 54
(
oobd.
,
1486
):
das sy nit czornig werden vnd gancz betrubt vmb dy sund eins andern.
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
12, 11
(
tir.
,
1464
):
der gerëcht mensch der ward nie petrüebt, wend der herr hat gesterkhet sein hant.
Dies., Imitatio Haller
73, 2
(
tir.
,
1466
):
Was ist dich mer hindern vnd petrueben denn dein vntödleiche pegierd des herczen?
Mollay, Ofner Stadtr.
330, 8
(
ung. inseldt.
,
1. H. 15. Jh.
):
das es [kint] seine eltern smeͤcht mit vbil handelung petruͤbt vnnd leidigt mit schlegen.
Quint, a. a. O. ;
Meijboom, Pilgerf. träum. Mönch
7310
;
Froning, a. a. O.
7164
;
Tiemann, E. v. Nassau-S. Kgn. Sibille
123, 2
;
Strauch, a. a. O.
3, 26
;
71, 28
;
105, 30
;
Schönbach, Adt. Pred. ;
Gille u. a., M. Beheim
73, 26
;
Reichmann, a. a. O.
186, 18
;
191, 2
;
Vetter, Pred. Taulers ; ; ;
Bihlmeyer, Seuse ;
Roloff, Brant. Tsp.
1807
;
Warnock, Pred. Paulis
9, 219
;
Reu, Süddt. Kat.
1, 159, 17
;
Brandstetter, Wigoleis
192, 12
;
Spechtler, Mönch v. Salzb.
16, 5
;
33, 119
;
Klein, a. a. O.
114, 76
;
Grossmann, Unrest. Öst. Chron. ;
Fichtner, Füetrer. Trojanerkr.
236, 4
;
Spiller, Füetrer. Bay. Chron. ;
Bauer, Zist.-Pred. Haller
89, 195
;
Mollay, a. a. O.
20, 15
;
Voc. Teut.-Lat.
d vv
;
vjr
;
Dietz, Wb. Luther ;
Vgl. ferner s. v.
1
 1,  4.
3.
›jn. verwirren, js. sinnliche, moralische oder geistige Kräfte schwächen, antasten, trüben‹.
Wortbildungen
betrüber
2 (dazu bdv.: ),
betrüberin
(beide Bildungen auch zu 2 und 4 stellbar).

Belegblock:

Luther, WA (
1527
):
die zeichen odder gesichte, so Gott neben dem wort gibt, sind not den schwachen und betruͤbten seelen, sie deste bas ym glauben zu stercken, welche am blossen wort nicht so wol hafften koͤnnen.
Voc. inc. teut.
c vjv
(
Speyer
um 1483
/
4
):
Betruber Tribulator tristator perturbator deturbator.
Kurz, Waldis. Esopus (
Frankf.
1557
):
Sprach: „du elendt, betruͤbter fraß, | Wustest deins geitzes keine maß“.
Schmitt, Fachprosa
54, 15
(
thür.
,
3. V. 14. Jh.
):
wen pech stoppit di brust, beswert vnde betrubit das gehirne vnd brengit trunkinheit.
Eggers, Psalter
67, 3
(
thür.
,
1378
):
min ouge ist betrubet, in zcorne ist min sele.
Bechstein, M. v. Beheim. Evang. Mt. (
osächs.
,
1343
):
si sâhin en ûf dem mere wandernde und sint betrûbit und sprâchin: „Wan iz ist ein getrok“.
Lemmer, Brant. Narrensch.
77, 72
(
Basel
1494
):
Veracht das spyel zů aller zytt | Das dich nit btruͤb der schaͤntlich gytt.
Maaler (
Zürich
1561
):
Betruͤber. (der) Conturbator, Perturbator, Turbator. Betruͤberin. (die) Perturbatrix.
Plant u. a., Main. Naturl.
297rb, 21
(
ohalem.
, Hs.
E. 14. Jh.
):
d
s
boͤse loͮm der betrubet die hirne.
Scholz, Lanfrank. Chir. Parva
232v, 15
(
md.
/
oobd.
,
1446
/
8
):
es ist kein ding, das das haubt / also sere betribe, als der wein.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
der einzug kümpt von dem, daz die gaist betrüebt sint oder sich inziehent von der glider müeden.
si [sunne] gefräwet gesundeu augen und betrüebet krankeu augen.
Hohmann, H. v. Langenstein. Untersch.
67, 83
(
moobd.
,
1. H. 15. Jh.
):
Maria wart petruͤbt von der scheynung des engels.
Dietz, Wb. Luther ;
Preuss. Wb. (Z)
1, 579
.
Vgl. ferner s. v. (V.) 1.
4.
›jn. (z. B. tätlich, verbal) angreifen‹; je nach Art des Angriffs: ›jn. plagen, quälen; jn. (auch: sich) verletzen; jn. belästigen; jn. bestrafen; jn. in seiner Rechts- und Wirtschaftsstellung antasten, einengen, bedrängen, schädigen; etw. (z. B. das Land) unterdrücken, brandschatzen; (eine Instanz) bedrängen‹; auch: ›etw. zerstören‹.
Syntagmen:
die ruhe, das volk / land / regiment / jn
. (z. B.
den armen, den feind / geschworenen / ratman / schepfen / schösser
)
b., seinen fus, js. fusspur b., jn. an leibe / lehen / gut, an seinen gerechtigkeiten, an seiner hausfrau / tochter b., das land mit raub / brand b., jn. mit achtersprache b., die stat in der regierung b
.;
die betrübte
(›zerstörerische‹)
schlacht
.
Wortbildungen:
betrüblich
2 ›scharf, schneidend vom Wind‹ (1. H. 17. Jh.),
betrübung
2.

Belegblock:

Leman, Kulm. Recht (
Thorn
1584
):
Ab eyn ratman [...] betrubet wurde in der stat dynste.
Meisen, Wierstr. Hist. Nuys
2894
(
Köln
1476
):
Seer kortz her nae [...] | Geschach eyn swayr bedroeffde slacht | Vp den vrydach.
Kurz, Waldis. Esopus (
Frankf.
1557
):
ein solch verzweiffelt Bub | Wer wert, das man jn baß betrub.
Küther, UB Frauensee
387, 9
(
thür.
,
1528
):
das der voyt [...] erspurt wordenn, besitz unnd vorjarung zu erlangenn unnd also e. cf. g. ann irenn gerechtigkeytenn zu betrubenn furhadt.
Bechstein, M. v. Beheim. Evang. Mk. (
osächs.
,
1343
):
dô her en gesach, zůhant betrûbite
[
Luther
1545:
reis
]
en der geist, und her vil ûf di erden.
v. Tscharner, Md. Marco Polo
17, 11
(
osächs.
,
2. H. 14. Jh.
):
Sy [wip] bewarn sich doran das keyner den andirn betrube an siner husvrowin odir an sinen tochtirn.
Feudel, Evangelistar
20, 24
(
omd.
,
M. 14. Jh.
):
uf daz daz du icht betrubes an dem steyne dynen vuz.
Jahr, H. v. Mügeln
1951
(
omd.
, Hs.
1463
):
den armen den betrübet nicht | und habt zu steter güte pflicht.
Neubauer, Kriegsb. Seldeneck
90, 8
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
Es soll keiner ..., was gott oder der kirchenn zustett, nit nemen noch betrubenn.
Gille u. a., M. Beheim
109, 65
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
Frankreich verleust vil gwalcz und er, | Ispana wirt petrubet ser.
Voc. Teut.-Lat.
f ijr
(
Nürnb.
1482
):
Drechßen. tribulare. betruben peinigen vmbtreiben. tritulare.
Ebd.
o vr
:
Hindern od’ v’sern wied’sten betruben. officere.
Illing, Albert. Sup. miss.
1148
(
els.
,
n. 1380
):
Herre, du hest in dinre angesiht gemaht einen tisch wider die mich betruͤbent oder anevehtent.
Rieder, St. Georg. Pred. (Hs. ˹
önalem.
,
1387
˺):
unsaͤlich man, du hast úns betruͤbet, nu betruͤbe dich Got, und [...] staintent in.
Williams u. a., Els. Leg. Aurea
172, 10
(
els.
,
1362
):
Dise zit der gefengnisse vnd der betruͤbunge dez folkes von Israhel bezeichent die zit vnser widerwertikeit.
Rennefahrt, Statut. Saanen (
halem.
,
1555
):
das hinfür dewedere stat die andere in der regierung, verwaltung und besitzung ires teils bekümbern, betruͤben, noch anfächten [...] sölle.
Maaler (
Zürich
1561
):
Das gemein regiment Betruͤben vnd vnruͤwig machen.
v. d. Broek, Spiegel d. Sünders
175, 13
(
Augsb.
1476
):
schwaͤrer ist betruͤben ein heilige͂ oder geistlichen me͂schen od’ den selben verspotte͂: wãn ein súndige͂ leichtfertige͂ od’ laͤst’lichen me͂sche͂.
Primisser, Suchenwirt (
oobd.
,
2. H. 14. Jh.
):
Wa man sol veint betriuͤben | Tzu rozz, tzu fuz, da ist ez gŭt.
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. (
m/soobd.
,
16. Jh.
):
das man niemant schieß, stech, schlach, werf, noch keiner den andern in keinerlei weiß betrüeb.
Piirainen, Stadtr. Sillein
161, 8
(
sslow. inseldt.
,
1378
):
wen ayn(er) dye Schoͤsser / [...] betrwͤbt ader hyndert / wnd messer wber yn chewcht.
Bechstein, a. a. O. Lk. ;
Bindewald, Texte schles. Kanzl.
131, 11, 38
;
Bell, G. Hager
240, 1, 2
;
V. Anshelm. Berner Chron. ;
Spiller, Füetrer. Bay. Chron. ; ;
Preuss. Wb. (Z)
1, 579
;
Vgl. ferner s. v. (
die
),  1, .