betauben,
betäuben
(letzteres seit dem 16. Jh., selten), V.;
Fortsetzung einer -ên, -ôn
und -jan-
Bildung; die
ahd.
und mhd.
Wortbildungsbedeutungen korrelieren nur in Einzelfällen mit der formalen Zeichengestalt.1.
›jn. / (ein Körperglied) durch Gewalteinwirkung o. ä. betäuben, schwächen, verletzen; jn. töten‹; intrans.: ›erliegen‹als part. Adj. betaubt
1 bzw. betäubt
1: ›besinnungslos, betäubt, gefühllos‹.Belegblock:
burnende unde roubinde | unde mortlich betoubinde | der Pogezenin âne zal.
wenn in Schmeltzhuͤtten die Hemmer / | Ein puffen machen vnd gedemmer / | Das einem Ohrn vnd Hirn beteubt.
Wan sy wider den gelouben | In dem strite gar betouben.
so zu krankait kumpt das haͮpt, | so sein dy glider auch petaupt.
ich du Eben | be dauben meinen leib all tag.
Do zeigte si im daz hovbt | Daz waz ir gar betovbt.
man satzt im auf sein hailigs hawbt | ain dürnin kron, mit hertem druck betaubt.
Mit schlegen wart er also ser betaubet.
2.
›jn. empfindungs- und kritikunfähig machen, um Besinnung und Bewußtsein bringen, jn. verwirren, entsetzen, betäuben; jn. ohnmächtig machen‹; speziell: ›jn. (durch etw., z. B. lautes Sprechen) stören‹; als part. Adj. betaubt
2 bzw. betäubt
2 auch: ›verrückt‹.Syntagmen:
etw
. (z. B. das gemüt
) / jn
. (z. B. die weib, schöpfen
) b
.; ˹oft mit Part. Prät.: der mut / sin, das haupt / herz b. sein
; im haupt, in furcht, von der müde, vor sorge betaubt sein
; seiner witze betaubt sein
˺; betaubendes getöse
.Wortbildungen:
betaubung
Belegblock:
ich beteube meinen leib / vnd zeme jn.
Sondern zerschlug mein schwaches Heupt / | Das ich dutzig ward vnd beteubt.
ein itzlicher wirt betoubet zu sinem nehesten, ir antlitze werden besenget.
Ebd.
44, 22
: so das uwir lant wurdin ist eyne wustenunge und eyne betoubunge.
Ebd. Hes.
32, 10
: [ich] wil vil volkis sich lazin betoyben
[
entsetzenLuther
1545: ]
umme dich. Ebd. Sach.
12, 4
: wil ich slan alle phert mit betoubunge und alle ir ufsitzere mit unsynnikeit.
Zagele mit slangenhoubeten, | Durch daz sie ir vil betoubeten | Der waren Gotes kinder.
dich hat betaubt ir [mynne] krefftig weder | und troffen mit ir donrstral.
so wird ich yezund | so gar petaubet auf der stund | in vorchten.
damit die Schöpfen jm Gericht nit betaubt werden.
Daß ich vor sorg nit ward betoubt, | Das was ain wunder tusent falt.
hat sich der hauptman [...], welcher im haupt betöpt gewesen [...] (getötet).
Betaͤuben / beteuben / dum͂ / taub / hoͤrloß machen [...]. Es sind vil dinge / die das gemuͤt beteuben [...]. Das glockengeleut hat mich betaͤubt.
wer da regiert nach seinem houbt, | wie clüg der ist, er wirt betoubt.
Mich wundert nicht an gmaine houbt, | die hoher klügkait sein beroubt, | ob die betoubt getrank der swachen witzen.
drumb ligt auch er mit nöten hie petaubet.
Vor wunnder diser reichait gros | was Lorandin seinr witz nahendt petaubet.
3.
›jn. betören, jm. einschmeicheln‹.Belegblock:
ir schone hat sein sel allein | gevangen und petaubet.
Ebd.
349, 32
: Den hern Olovernem | [...] | [...] ain weip petabt | Und slug im ab daz habt.
Da wir den armen und den reichen | Mit eim fuchsschwantz die federn abstreichen, | Mit schmeichelworten sie betauben.
ich ward betoubet | gevangen durch ains weibes list | der von Wolkenstein.
4.
›jn. verleiten, verführen, verblenden, zum Abfall (vom Glauben) bewegen‹.Belegblock:
Lazet uch nicht brechen, | Gesweigen noch betouben, | Stet vaste an dem gelouben.
So werd jr durch hoffart betaubt, | Vnd all ewr sinne gar beraubt.
Ir tumen juden so petabt, | seit das ir noch gedingen habt | und an euren Messiam glabt.
Ebd.
235, 8
: vil manchen sy in helle pein | verlaiten und petauben | Mit wilden ungelauben.
Der teuffel [...], | Welcher den menschen thut betauben | Mit irrthumb.
5.
›etw. vernichten, zugrunde richten‹; jn. an dem leben b
. ›jm. das Leben nehmen‹; die luft b
. ›die Luft verpesten‹.Belegblock:
wizzit, daz betoubit | wirt ûf den tac mîn lebin.
dis geistliche gute gut, | Das Got dem tugenrichen tut, | Di mac man hi nicht betouben.
Auff das er wolt beteuben, | Den alten Adam in vns gantz.
gar vil menschen wurden mit graus an dem leben betaubet.
also ward die lieb betaubt | gar cläglich zwischen in baiden | mit schaden und herzenlaide.
ich muezz sein lere betawbenn.
Ebd.
3297
: der luft von dem as betaubt wart.