besorgen,
V.
1.
›etw. (das einzutreten droht oder sich als Realität erweisen könnte) befürchten, etw. fürchten; sich wegen e. S. / e. P. Sorge machen‹.
Phraseme:
nichts böses besorgen
›nichts Böses ahnen‹;
meines besorgens
›wie ich fürchte‹;
besorge dein nichts
›fürchte nichts für dich‹;
sich leibs und guts besorgen
›um Leib und Gut fürchten‹.
Bedeutungsverwandte:
1
 1, , , (s. v.
1
 4), .
Syntagmen:
(sich) etw
. (z. B.
den tod, die aberacht
)
b., (sich) b., das [...], b
. + Hauptsatz im Konj.;
(sich) e. S
. (z. B.
des anschlages / zwanges
)
b
.;
etw. klein b., sich harte b
.;
des beleges besorgt sein
;
etw
. (z. B.
der tod
)
zu b. sein
.
Wortbildungen:
besorg
1 ›Befürchtung‹.

Belegblock:

Schöpper (
Dortm.
1550
):
Timere absolutè. Fuͤrchten zagen in fahr stehen ¶ befuͤrchten besorgen befahren sorg tragen.
Meisen, Wierstr. Hist. Nuys
3110
(
Köln
1476
):
Steed, dye eyns beleegs besorget syn van buyssen, | Sullen altzijt dye zweydracht drijuen dar vyssen.
Chron. Mainz (
rhfrk.
,
15. Jh.
):
deshalben wir beide anlait, aberaicht und ander beswernisse besurgen mußen.
J. W. von Cube. Hortus
104, 29
(
Mainz
1485
):
daz darnach zů besorgen ist der doit.
Tiemann, E. v. Nassau-S. Kgn. Sibille
168, 7
(
rhfrk.
,
um 1435
):
myn vader hait Warakir gefangen / vnd ich besorge er werde yne döden.
Belkin u. a., Rösslin. Kreutterb.
130, 13
(
Frankf.
1535
):
wer jn [stein] bey jhm tregt der darff der sonnen hitz nitt besorgen.
Opel, Spittendorf (
osächs.
,
um 1480
):
den wir hetten besorg, da möchte arges ausskommen.
Luther, WA (
1530
):
das des Muͤntzers geist auch noch lebt, und meins besorgens mechtiger und ferlicher, denn jhr gleuben.
Also besorge ich mich hie auch, der hund mochte an den lepplin lernen ledder fressen.
Pfeiffer, Frk.-bay. Landfr.
234, 10
(
nobd.
,
1405
/
7
):
und müsse sich leibs und gutes von im besorgen.
Reichmann, Dietrich. Schrr.
72, 4
(
Nürnb.
1548
):
So dürffen wir vns nicht besorgen / das wir etwas vnrechts bitten.
Fuchs, Murner. 4 Ketzer
3182
(˹wohl
Straßb.
˺
1509
):
Wann er sich bsorget grosses zwangs.
Wiessner, Wittenw. Ring
4775
(
ohalem.
,
1400
/
08
):
Tuo daz best und bsorg dein nichts!
Haas u. a., Erasmus/Jud. Klag
16r, 31
(
Zürich
1521
):
Besorgst du nit das dir das lob / [...] verkert werd in ein schmach?
Lauater. Gespaͤnste
32r, 1
(
Zürich
1578
):
dañ er bsorgt er wurd hernach von münchen getoͤdt werden.
Maaler (
Zürich
1561
):
Er Besorgts zesagen / Er weißt nit ob er es sagen sol oder nitt. [...] Jch Besorg was doch darauß woͤlle werden. [...] Jch Besorg deinen / Jch foͤrcht dich gange etwas vnglücks an. Timor meus de te. Jch fürcht oder Besorg er moͤge nit gestillet oder versuͤnt werden.
Anderson u. a., Flugschrr.
25, 5, 28
([
Augsb.
1522
]):
darum͂ besorg ich daz der selben yetz vil seye͂ die in den klayd’n d’ schaff kom͂en.
Henisch (
Augsb.
1616
):
Fuͤr Judas kuß / muß man sich allenthalben besorge͂.
Seemüller, Chron. 95 Herrsch. (
oobd.
, Hs.
1. H. 15. Jh.
):
Nemroth besorg sich, daz er in wurd von dem künichreich vertreiben.
Grossmann, Unrest. Öst. Chron. (
oobd.
,
3. Dr. 15. Jh.
):
damit man soldner pestellt und die legt [...] an die enndt, da man die Turckhen besorgt.
sy besorgtn sich gar hartt, sy wurdn von dem hoffgesindt ze tod geslagn.
Turmair (
moobd.
,
1522
/
33
):
dieweil si sich nichts pös besorgten und frid angestossen hetten.
sagten darneben, wie sein brueder, künig Karl, gar übel hauset und wär zu besorgen, [...], die unglaubigen Nordmannen [...] würden entziehen dem reich die westerland.
Siegel u. a., Salzb. Taid. (
smoobd.
,
1354
):
wenn man sich besorgt, so mag man es in acht tagen wol gebieten.
Belkin, a. a. O.
86, 14
;
v. Liliencron, Dür. Chron. Rothe ;
Opel, a. a. O. ; ;
Köbler, Ref. Franckenfort
94, 3
;
Reichmann, a. a. O.
228, 7
;
Michels, Murner. Badenf.
8, 25
;
Wickram
4, 22, 29
;
Fuchs, Murner. Geuchmat
1, 248
;
Winter, Nöst. Weist. ;
Dietz, Wb. Luther ;
Vgl. ferner s. v.
2
 10,  1,  1.
2.
›sich vor jm. fürchten, jn. fürchten‹.
Syntagmen:
mit Obj. d. P. oder präp. Obj. mit
für / vor, von
.

Belegblock:

Luther, WA (
1530
):
fur wem wil ich mich furchten oder besorgen?
Kurz, Waldis. Esopus (
Frankf.
1557
):
Fuͤr dem [Fuchs] must sich der Hund besorgen.
Jungbluth, J. v. Saaz. Ackermann
32, 13
(Hs. ˹
omd.
,
1465
˺):
Tut nu jemant ichts gutes, das tut er uns [Tod] besorgend!
Schultheiss, Achtb. Nürnb.
102, 19
(
nobd.
,
1382
):
daz er [...] ein ubeltetig kneht ist und daz man sich vor im besorgt.
Chron. Nürnb. (
nobd.
,
E. 15. Jh.
):
wann die besorgten sich von den Rosenbergern.
Sachs (
Nürnb.
1534
):
Vor eym gespenst ich mich besorgt.
Lemmer, Brant. Narrensch.
56, 60
(
Basel
1494
):
Ob schon eyn herr sunst hatt keyn vynd | Můß er besorgen doch syn gsynd.
Wiessner, Wittenw. Ring
8118
(
ohalem.
,
1400
/
08
):
daz wıͤr die veinde schüllen bsorgen.
Morrall, Mandev. Reiseb.
20, 3
(
schwäb.
,
E. 14. Jh.
):
und [die haiden] besorgen sich vor den cristen.
Ebd.
126, 14
:
Wann sie sich da gar ser besorgent von des grossen kaysers wegen von Tharthary, wann sin land dar an stosset.
Sappler, H. Kaufringer
9, 23
(
schwäb.
, Hs.
1472
):
nun hett die fraw wolgetan | gar ain ainfältigen man, | vor dem si sich besorget clain.
Henisch (
Augsb.
1616
):
Man muß sich vnterweile͂ vntrewer freund mehr besorgen / denn der feind.
Winter, Nöst. Weist. (
moobd.
,
1520
):
Ob ainer wêr der sich besorget von seinen veinten.
Wackernell, Adt. Passionssp. Vsp.
1604
(
tir.
,
1530
/
50
):
Mayster, wir wollen wissen | (Du hast dich altzeit der warhayt geflissen, | Du besorgest kainen man).
Niewöhner, Teichner
393, 59
.
3.
›sorgsam auf etw. bedacht sein, etw. vorsehen, planen; jn., (oft:) sich vor etw. schützen; Vorsicht walten lassen, sich Sorgen um jn. machen‹.
Obd.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  3.

Belegblock:

Kurrelmeyer, Dt. Bibel (
Straßb.
1466
):
wir sein dorauf besorgt das wir got moͤchten wol geuallen.
Morrall, Mandev. Reiseb.
79, 3
(
schwäb.
,
E. 14. Jh.
):
sind vil artzet da, die die lút besorgent vor siechtagen.
Welti, Stadtr. Bern (
halem.
,
1406
):
wie man sich in der stat von hus ze hus besorgen sol vor dem fuͥre.
Ebd. (
n. 1437
):
ob allen dingen so ist besorgett vnd berett bi lib vnd bi gůt, dz nieman [...] enkeinen vßloͮff tuͤ.
Haltaus, Liederb. Hätzlerin (
schwäb.
,
1471
):
Du můst auch stätts besorgen, | Dein lieb waͮ es ym̄ lannde fert.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
ist aber daz der hauptman ainen menschen siht, sô schreit er, dar umb, daz sich die andern besorgen.
Hohmann, H. v. Langenstein. Untersch.
113, 10
(
moobd.
,
1. H. 15. Jh.
):
daz dew menschen wern ze lernen pesorgt.
4.
›sich um etw. kümmern, über etw. wachen, Verantwortung für etw. tragen, etw. prüfen; jn. versorgen, umsorgen, für jn. verantwortlich sein‹; im einzelnen: ›jn. in Gewahrsam halten‹; ›jn. bestatten‹.
Bedeutungsverwandte:
 3,  3,  3,  2, ; vgl.  3.
Wortbildungen:
besorg
2 ›Augenmerk, Sorge‹,
besorge
›Fürsorge, Hut, Aufmerksamkeit‹,
besorgnis
2 (dazu bdv.: , ; a. 1419/20).

Belegblock:

Strehlke, Nic. Jerosch. Chron. (
preuß.
,
um 1330
/
40
):
Hab ouch der andrin besorc, | want ùf dich was ir geborc!
Behrend, Magd. Fragen (
omd.
,
um 1400
):
so sal der richter mit rote der kinder frunde [...] geben eynen pfleger, der dy kinder mit irem gute vorsthe und besorge.
Langen, Myst. Leben
200, 3
(
nobd.
,
1463
):
Nu ist / es dar zw kumen, daz dy clausnerin abencz-geste enphahen vnd des morgens sie besorgen.
Jungbluth, J. v. Saaz. Ackermann
20, 29
(Hs. ˹
omd.
,
1465
˺):
Was schöne ist, ist mit tegelicher besorge swerlich zu halten, wann sein alle leut begeren.
Chron. Nürnb. (
nobd.
,
1385
):
wanne unser kunigliche wirdikeit von wegen dez heiligen romischen reichs sunderlichen angehort zu besorgen und untersteen irrsal, gebresten und schaden.
Williams u. a., Els. Leg. Aurea
152, 14
(
els.
,
1362
):
Het úch nů got richter úber mich geseczet? Gont hin vnd besorgent uch selber.
Illing, Albert. Sup. miss.
460
(
els.
,
n. 1380
):
Wenne also die goͤtteliche gesetzede die oͤbern ding bindent vnd bewegent, daz suͥ mit irre fuͥrsihtikeit die nidern ding besorgent.
Chron. Strassb. (
els.
,
1362
):
kunig Adolfen, daz er uf den selben tag dar keme, daz lant zů besorgende umbe gemeinen nütze.
Kurrelmeyer, Dt. Bibel Var. (
Straßb.
1466
):
Wann vorchtsam mann die berůchten
[Var. um 1475
2
:
besorgten
;
Froschauer
1531:
bestattetend
;
Eck
1537:
namen sich ... an
;
Luther
1545:
beschicketen
]
stephan.
Köbler, Stattr. Fryburg (
Basel
1520
):
Es sol ouch ein yeder der ein pfand / es sig ligend oder varend / in syn gewalt nimpt / daßselb pfand erlich vnd flyssig besorgen.
Wiessner, Wittenw. Ring
3127
(
ohalem.
,
1400
/
08
):
Den knaben muoss man bsorgen | [...] | Vor stelen und vor rauben.
Sappler, H. Kaufringer
1, 81
(
schwäb.
, Hs.
1464
):
als ain frumm wirt pillich tuot, | der sein gest sol besorgen.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, zu
1394
):
und fuͤrten in gen Praug uff sin aigen fest und legten in da gefangen und besorgten in gar wol.
Dirr, Münchner Stadtr. (
moobd.
,
1328
):
daz euer iegleihs, [...], nah dez maisters gepot di siehhen besorge bei tag und bei naht mit ezzen, trenchen.
Ebd. (
1353
):
so wolten si die wag und den marchtzol nach iren trewen also besetzzen und besorgen.
Ebd. (
1400
):
damit unser münzz besorgt und bewaͤrt sey.
Ebd. (
1380
):
Daz ich der stat ir zoͤll [...] trewleich einneme und besorg und trewlich widergebe.
Die schawer des grawen tuchs swerent, daz si das gewant beschawen und besorgen.
Winter, Nöst. Weist. (
moobd.
,
1527
):
in welhem haus das psorgen ist, so mag der richter mit 4 nachbaurn psichten.
Siegel u. a., Salzb. Taid. (
smoobd.
,
1354
):
den sol ain richter behalten und wol besorgen, daz lant und läut von im besichert werd.
Sievers, Oxf. Benedictinerr. ;
Palm, Veter Buoch ;
Gille u. a., M. Beheim
158, 97
;
Williams, a. a. O.
236, 22
;
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. ;
Vock, Urk. Hochst. Augsb.
178, 30
;
Dirr, a. a. O. ;
Dietz, Wb. Luther ;
Türk, Wortsch. Dietr. v. Gotha.
1926, 12
.
Vgl. ferner s. v.  12.
5.
›sich / jn. mit etw. versehen, versorgen, eindecken, bevorraten; jm. etw. zuteil werden lassen; sich für etw. (z. B. einen Krieg) rüsten; sich e. P. / e. S. (z. B. der Hilfe einer Stadt) gegen jn. / etw. versichern, sich mit etw. absichern‹; auch in hier anschließbaren Einzelverwendungen wie ›sich verheiraten (und dadurch in seiner Rechtsstellung sichern)‹; ›Vorsorge für etw. treffen‹; ›jn. bezahlen‹.
Bedeutungsverwandte:
,  4,  3, .
Wortbildungen:
besorgnis
3a) ›Sicherheit‹; 3b) ›Beschaffung von etw.‹; 3c) dazu als Metonymie: ›Vorrat‹ (15./16. Jh.).

Belegblock:

Behrend, Magd. Fragen (
omd.
,
um 1400
):
daz eyner [...] uff eynis andern mannis gut clagete, der uszgeczogen were unde von der clage uff syn gut nicht enwuste noch sich besorget hette.
Sievers, Oxf. Benedictinerr. (
hess.
,
14. Jh.
):
Sie [kelnerse] sal besorgen alle dink.
Franz u. a., Qu. hess. Ref.
2, 39, 8
(
hess.
,
1527
):
die hain er oibersten zimlichen besorget.
Küther, UB Frauensee
180, 26
(
thür.
,
1391
):
so sal ich dy gulde innehabe und sal in davone ir notdorft besorge.
Neumann, Rothe. Keuschh.
3790
(
thür.
,
1. H. 15. Jh.
):
god der besorget in die liebe, | alss ein elicher tud sime wibe.
Chron. Strassb. (
els.
,
A. 15. Jh.
):
darumb, künig, so besorge dich und die dynen in den gůten joren an korne.
und besorgete sich ouch die stat uf den krieg mit graben, geschütze und anderme gezüge und lüten.
Kurrelmeyer, Dt. Bibel (
Straßb.
1466
):
nit woͤlt sein sorgsam an den morgen. Wann der morgenlich tag besorgt sich selber.
Bernoulli, Basler Chron. (
alem.
,
1410
):
daz gar vil lútes unbesorget warent an korne, an wine [...], und sich aber die und menglich in dem friden by uns besorgen mochtent nach notdurft.
UB Zug
1, 208
(
halem.
,
1366
):
das únser stett und lender, [...], úns jendert hin gen herren oder gen stetten furbas besorgen oder verbinden wolten, das mugent wir wol tůn.
Dierauer, Chron. Zürich (
halem.
,
1415
/
20
):
wan si wolten sich selber besorgen mit der statt ze Rappreswil.
Und wellent úns wol besorgt haben gegen úch mit disem brief, besigelt mit mim [...] ingsigel.
Welti, Stadtr. Bern (
halem.
,
E. 14.
/
A. 15. Jh.
):
geburt sich ouch, das beiduͥ, stett vnd dorffluͥte, [...] sich gen dem hochgelobten wirdigen hochtzit der wienachten mit brot vnd andren notturftigen dingen besorgen vnd versechen muͤssent.
Ebd. (
n. 1437
):
ist geraten, das die stat fuͥrderlich sich besorgen sol vmb me ziegelhoͤfen.
Ebd. (
1539
):
wenn die mutter sich mit einem anndern eeman besorgen vnd sich mit der ee verenndern wurde.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, zu
1376
):
wann die stet warn fest und hetten sich wol besorget mit allen sachen.
Ebd. (
E. 15. Jh.
):
do pat Peter Langenmantel umb sein gefangen und das man im sein ere besorgt.
Klein, Oswald
104, 76
(
oobd.
,
1432
):
Ain mü die ander vindt; | wers alles wil besorgen, | das tü mein herr von Österreich | umb seinen schatz verborgen.