besitzung,
die
;-Ø/–
.6.
›Besitz von etw. als Rechtsverhältnis e. P. zu einer liegenden (meist) oder fahrenden Habe; Besitz als Verfügung über Rechte oder abstrakte Gegebenheiten (wie die Seligkeit); im Besitz e. P. befindliches Gut; Streben nach Besitz‹; Metonymieverhältnis der Varianten zueinander; Syntagmen:
die b. erkunden / erlangen / haben
; sich der b. entziehen
; etw. in b. sein / stehen, etw. in b. haben / nemen, jn. in b. setzen, (jm.) etw. zu b. geben
; b. des bodens / erbes / gutes / hauses / reiches, der habe / rente / seligkeit
; alte / eigene / erbliche / ewige / volkommene / kirchliche / rechtliche / ruhige / stäte b
.; begierde / titel der b
.; ane nachteil der b
. (als Verwahrformel).Wortbildungen:
besitzungsbrief
Belegblock:
Ders. Hl. Schrifft.
1. Mose 17, 8
(Wittenb.
1545
): ich wil [...] dir [...] geben [...] das gantze land Canaan / zu ewiger besitzung.
Quint, Eckharts Trakt.
223, 1
(E. 13.
/A. 14. Jh.
): als ob er allez guot hæte gehabet, daz ie wart, in ganzer besitzunge und des williclîchen wære ûzgegangen.
Behrend, Magd. Fragen
146, 14
(omd.
, um 1400
): ab is
[Durchlaufrecht für Wasser]
yener mit der besiczunge iar unde tag unde vil mer besiczen [...] moge. Grosch u. a., Schöffenspr. Pössneck
70, 30
(thür.
, 1474
): hath denne der genante Adam sothene gutere [...] uff sogethanne besprochin beteyding in syne gewere unde besitczunge genomen.
Ebd.
123, 10
: Nigkel Tuber, so er dy besitczunge sollicher guttere [...] irkunden unde zcubrengen magk.
Küther, UB Frauensee
318, 34
(thür.
, 1513
): dy schenckstadt mitsampt haus schurnn stallung garten, wy sy in besiczung stedt dem closter.
Bechstein, M. v. Beheim. Evang. Mk.
10, 22
(osächs.
, 1343
): her wart betrûbit in dem worte und gînc inwec grînende, wan her hatte vile besitzunge
[
güterLuther
1545: ].
Vetter, Pred. Taulers
17, 12
(els.
, E. 14. Jh.
): dise genuͤgede [...] ensol nit lust darsetzen sunder hinfliessen und nút in eigener besitzunge das man út daruf raste mit genuͤgede oder mit lust.
Ebd.
332, 5
: alles das den grunt verunlútert hat in deheiner besitzunge, das ensi al ze mole us, und alles das der mensche mit lust ie besas willeklich in geist oder in nature, [...], das enwerde als gantz abgetilgget.
Schmidt, Rud. v. Biberach
155, 4
(whalem.
, 1345
/60
): reiset den sin der geistlichen beruͤrde, ze enphindenne ewiger dingen hab vnd besitzzvnge.
Grundmann u. a., A. v. Roes
195, 29
(alem.
, 15. Jh.
): das sy [fúrsten] nit durch den geyt weltlicher eren und gewaltes ynen selbeß die reht und besitzungen des riches an sich zychent.
Rennefahrt, Stadtr. Bern
509, 3
(halem.
, 1416
): und setzen si [...] in liplich besitzung und in vollen nutz mit kraft diß brieffes.
Ders., Staat/Kirche Bern
570, 13
(halem.
, 1570
): uns ane nachtheil siner besitzung biß an den thod, das eigenthůmb [...] zeübergeben.
Maaler
62v
(Zürich
1561
): Besitzung (die) Possessio. Rechte Besitzu͂g vnnd brauch / als eines gebeüws oder bodens. Possessio. Eines yeden Besitzung vnd eigengůt. Regnum. Besitzung die einem Fürsten heimfalt auß mangel deß erbens.
Luther, WA
21, 483, 28
; Köbler, Ref. Nürnberg
310, 2
; Thielen, Gr. Zinsb. Dt. Ord.
74, 36
; Küther, a. a. O.
198, 29
; Bindewald, Texte schles. Kanzl.
51, 31
; Illing, Albert. Sup. miss.
524
; Strauch, Schürebrand
16, 7
; Köbler, Stattr. Fryburg
199, 14
; Pfeiffer-Belli, Murner im Glaubensk.
1, 3, 49, 2
; Rennefahrt, Statut. Saanen
181, 21
; ders., Staat/Kirche Bern
569, 36
; Niewöhner, Teichner
590, 103
; Grothausmann, Stadtb. Karpfen
46, 3
; Schwartzenbach
B iiijr
; Hulsius
B iv
; Rwb
2, 150
f.; Schweiz. Id.
7, 1781
.7.
›auf einem Besitzverhältnis beruhende wirtschaftliche Nutzung von etw.; Verfügung über etw. (Fahrhabe)‹; Belegblock:
Grosch u. a., Schöffenspr. Pössneck
311, 8
(thür.
, 1474
): daz in syner besitczunge unde nutczunge zcu behalden.
Rennefahrt, Stadtr. Bern
5, 8
(halem.
, 1218
): die [guͤtre] ein burger jar und tag in gewonlicher besitzunge hat.
Köbler, Stattr. Fryburg
67, 7
(Basel
1520
): Ein iärig besitzung in varendem / vnd zehen iaͤrig in ligendem gůt / gibt kuntschafft.
Rennefahrt, Statut. Saanen
180, 19
(halem.
, 1555
): das [...] wir von Bern unsern ober teil der grafschaft Gryers [...] in unsern gwalt, besitzung, beherschung und regierung nemmen.
8.
›Besessenheit (z. B. durch den Teufel); Erfaßtsein, Beherrschtwerden durch etw.‹; Belegblock:
zu Dohna u. a., Staupitz/Scheurl
183
(Nürnb.
1517
): Die ,teuflisch besitzung‘ ist ein zugefügte pein von got.
Strauch, Schürebrand
40, 29
Var. (els.
, E. 14. Jh.
): Hůtent úch durch got von aller eigenschaft und lont sú bi núte wurtzeln in uwerm hertzen in keiner besitzunge.
‒
Vgl. ferner s. v. .