besiegeln,
V.
1.
›etw. (Urkunden o. ä.) mit einem Siegel versehen und damit für gültig erklären‹, teils in poetischen Bildern; offen zu 2.
Gehäuft Rechts- und Wirtschaftstexte.
Syntagmen:
den brief
(häufig) /
befel, das gesez b., etw. mit dem insiegel, mit einem zwei
(›Zweig‹),
mit dem blut Christi b.; der besiegelte brief
.
Wortbildungen:
besiegelung
1,
besiegler
.

Belegblock:

Große, Schwabensp. (Hs. ˹
nd.
/
md.
,
um 1410
˺):
der ne mach in nicht bereden mit sinem besegelten Breůen.
Sattler, Handelsrechn. Dt. Orden
198, 5
(
preuß.
,
1402
/
04
):
Des habe wir seynen uffenen besegilten briff.
Behrend, Magd. Fragen (
omd.
,
um 1400
):
ab dy ratmanne [...] mit ires obirsten herren brive willekor machten unde besegilt werden.
Küther, UB Frauensee
174, 21
(
thür.
,
1385
):
czu orkunde und merer sicherheit gebe ich en desin uffin brif besigilt mid myme eigin insegil.
Löscher, Erzgeb. Bergr.
134, 14
(
Leipzig
1616
):
Nach jeglichen erlengungen des kummers sollen auf’s neue schriftliche befehle an gegenschreiber oder außtheiler, mit des bergmeisters petschaft besiegelt, gegeben werden.
Gille u. a., M. Beheim
340, 34
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
die freuntschafft warn wir zwei | Mit ainem grunen zwei | pesigeln und vertrewen.
Lauater. Gespaͤnste
26v, 8
(
Zürich
1578
):
gabend für / er [brieff] waͤre mit dem blůt Christi besiglet.
Köbler, Stattr. Fryburg (
Basel
1520
):
Besigelt brieff nach vnserm Stattrecht geben gůt kuntschafft.
Koller, Ref. Siegmunds (Hs. ˹
Augsb.
,
um 1440
˺):
die kauffmanschafft verbriffen aigenlich in geschrifft und wie es gekaufft sey, das sol pesigelt sein und werden mit dem insigel.
Henisch (
Augsb.
1616
):
Besieglen / siegel anhencken.
Uhlirz, Qu. Wien (
moobd.
,
1483
):
Dise copei gehöret in der herren von Wienn brief, ist an dem besigeln heraus vergessen.
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. (
m/soobd.
,
14.-16. Jh.
):
das die paurn heirattbrief [...] irn hausfraun geben und under frömbder leut besiglung verfertigen.
Seuffert u. a., Steir. Landtagsakten
2, 196, 33
(
m/soobd.
,
1480
):
daz derselb besigler sein handgeschrift unden an den brief durch zeugknuss wellen schreib.
Fischer, Brun v. Schoneb. ;
Aubin, Weist. Hülchrath ;
Müller, Alte Landsch. St. Gallen ;
Rennefahrt, Statut. Saanen ;
Vgl. ferner s. v.  15.
2.
›etw. bestätigen, die Gültigkeit von etw. ausdrücklich feststellen‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  1.

Belegblock:

Stackmann u. a., Frauenlob
122, 19
(Hs. ˹
md.
auf nd. Grundlage,
v. M. 14. Jh.
˺):
besigelt mir diz liet. ez suln die besten sehen.
Gille u. a., M. Beheim
330, 68
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
gancze stetikait | wart da gancz zu gesait, | pesigelt und versprochen.
Lemmer, Brant. Narrensch.
7, 9
(
Basel
1494
):
Vnd machet vß dem fründ ein findt | Vnd das ers wol besyglen moͤg | Lůgt er.
3.
›etw. (eine Ware) mit einem Siegel versehen und damit ihre vorschriftsmäßige Herstellung, Qualität usw. anzeigen‹.
Wortbildungen:
besiegelung
2.

Belegblock:

Welti, Stadtr. Bern (
halem.
,
1462
):
so sond sy sweren, das sy kein tůch soͤllend besiglen, weder berwer noch kein ander tůch.
Rennefahrt, Wirtsch. Bern
556, 3
(
halem.
,
1467
):
das man kein lantwullen [...] in gefierte tůch machen, und man die selben ouch nit besiglen sol.
Rennefahrt, Wirtsch. Bern
557, 21
(
halem.
,
1469
):
dz uß einem tůch druͥ stuck gemacht werdent, ist ze mercken, dz ob die stuck wirdig sint zů der besiglung.
Schnyder, Qu. Zürcher Wirtsch.
688, 23
(
halem.
,
1468
):
ein tuch fúr kouffmans gůt und gerecht zů kouffent geben, das er selbs gewebet und besigelt hab.
Vgl. ferner s. v.  3.
4.
›etw. abschließen, dem Zugriff durch Versiegeln entziehen‹; auch: ›etw. definitiv entscheiden‹.
Meist älteres und mittleres Frnhd.; oft Verstexte religiösen oder didaktischen Inhalts.

Belegblock:

Helm, H. v. Hesler. Apok. (
nrddt.
,
14. Jh.
):
Mit den siben ingesigelen | Als mit vesten rigelen | Die cristenheit ist besigelet, | Den argen vor vorrigelet.
Den ist daz himelische tor | Besigelet ewiclichen vor.
Luther, WA (
1537
):
Eß falle, wer do woll, so sagen wir: Gott hat sein besigelt.
Fischer, Brun v. Schoneb. (
md.
, Hs.
um 1400
):
du beslozzener garte der wunne, | du gar ein besigelt brunne.
Bömer, Pilgerf. träum. Mönch (
rhfrk.
,
um 1405
):
Obe dir das swert gegeben ist | In der scheiden und dar in gestoßen ist | Und die slußel besiegelt und gebonden.
Behrend, Magd. Fragen (
omd.
,
um 1400
):
das her mir gelt hat zcu behalden gegeben besegelt.
v. Tscharner, Md. Marco Polo
50, 11
(
osächs.
,
2. H. 14. Jh.
):
Nymant mak das gewynnen, wen das mer muz man nicht besigiln.
Koppitz, Trojanerkr. (Hs. ˹
noschweiz.
,
15. Jh.
˺):
Din rainer lib besigeltt | Ist an dem brïff der gerechtekaitt.
Fischer, a. a. O. ;
Bömer, a. a. O. ; ;
Dietz, Wb. Luther .