besiegeln,
V.
1.
›etw. (Urkunden o. ä.) mit einem Siegel versehen und damit für gültig erklären‹, teils in poetischen Bildern; offen zu 2.Gehäuft Rechts- und Wirtschaftstexte.
Syntagmen:
den brief
(häufig) / befel, das gesez b., etw. mit dem insiegel, mit einem zwei
(›Zweig‹), mit dem blut Christi b.; der besiegelte brief
.Wortbildungen:
besiegelung
besiegler
Belegblock:
Große, Schwabensp.
221a, 20
(Hs. ˹nd.
/md.
, um 1410
˺): der ne mach in nicht bereden mit sinem besegelten Breůen.
Sattler, Handelsrechn. Dt. Orden
198, 5
(preuß.
, 1402
/04
): Des habe wir seynen uffenen besegilten briff.
Behrend, Magd. Fragen
58, 9
(omd.
, um 1400
): ab dy ratmanne [...] mit ires obirsten herren brive willekor machten unde besegilt werden.
Küther, UB Frauensee
174, 21
(thür.
, 1385
): czu orkunde und merer sicherheit gebe ich en desin uffin brif besigilt mid myme eigin insegil.
Löscher, Erzgeb. Bergr.
134, 14
(Leipzig
1616
): Nach jeglichen erlengungen des kummers sollen auf’s neue schriftliche befehle an gegenschreiber oder außtheiler, mit des bergmeisters petschaft besiegelt, gegeben werden.
Gille u. a., M. Beheim
340, 34
(nobd.
, 2. H. 15. Jh.
): die freuntschafft warn wir zwei | Mit ainem grunen zwei | pesigeln und vertrewen.
Lauater. Gespaͤnste
26v, 8
(Zürich
1578
): gabend für / er [brieff] waͤre mit dem blůt Christi besiglet.
Köbler, Stattr. Fryburg
64, 27
(Basel
1520
): Besigelt brieff nach vnserm Stattrecht geben gůt kuntschafft.
Koller, Ref. Siegmunds
273, 35
(Hs. ˹Augsb.
, um 1440
˺): die kauffmanschafft verbriffen aigenlich in geschrifft und wie es gekaufft sey, das sol pesigelt sein und werden mit dem insigel.
Uhlirz, Qu. Wien
2, 3, 4991b, 19
(moobd.
, 1483
): Dise copei gehöret in der herren von Wienn brief, ist an dem besigeln heraus vergessen.
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid.
276, 39
(m/soobd.
, 14.-16. Jh.
): das die paurn heirattbrief [...] irn hausfraun geben und under frömbder leut besiglung verfertigen.
Seuffert u. a., Steir. Landtagsakten
2, 196, 33
(m/soobd.
, 1480
): daz derselb besigler sein handgeschrift unden an den brief durch zeugknuss wellen schreib.
Fischer, Brun v. Schoneb.
3886
; Aubin, Weist. Hülchrath
281, 16
; Dat nuwe Boych
425, 31
; Edlib. Chron.
5, 25
; Müller, Alte Landsch. St. Gallen
11, 21
; Rennefahrt, Statut. Saanen
70, 11
; Rwb
2, 142
; Schweiz. Id.
7, 504
f.; Schwäb. Wb.
6, 1625
.2.
›etw. bestätigen, die Gültigkeit von etw. ausdrücklich feststellen‹.Belegblock:
Stackmann u. a., Frauenlob
122, 19
(md.
, Hs. v. M. 14. Jh.
): besigelt mir diz liet. ez suln die besten sehen.
Gille u. a., M. Beheim
330, 68
(nobd.
, 2. H. 15. Jh.
): gancze stetikait | wart da gancz zu gesait, | pesigelt und versprochen.
Lemmer, Brant. Narrensch.
7, 9
(Basel
1494
): Vnd machet vß dem fründ ein findt | Vnd das ers wol besyglen moͤg | Lůgt er.
3.
›etw. (eine Ware) mit einem Siegel versehen und damit ihre vorschriftsmäßige Herstellung, Qualität usw. anzeigen‹.Wortbildungen:
besiegelung
Belegblock:
Welti, Stadtr. Bern
463, 34
(halem.
, 1462
): so sond sy sweren, das sy kein tůch soͤllend besiglen, weder berwer noch kein ander tůch.
Rennefahrt, Wirtsch. Bern
556, 3
(halem.
, 1467
): das man kein lantwullen [...] in gefierte tůch machen, und man die selben ouch nit besiglen sol.
Rennefahrt, Wirtsch. Bern
557, 21
(halem.
, 1469
): dz uß einem tůch druͥ stuck gemacht werdent, ist ze mercken, dz ob die stuck wirdig sint zů der besiglung.
Schnyder, Qu. Zürcher Wirtsch.
688, 23
(halem.
, 1468
): ein tuch fúr kouffmans gůt und gerecht zů kouffent geben, das er selbs gewebet und besigelt hab.
4.
›etw. abschließen, dem Zugriff durch Versiegeln entziehen‹; auch: ›etw. definitiv entscheiden‹.Meist älteres und mittleres Frnhd.; oft Verstexte religiösen oder didaktischen Inhalts.
Belegblock:
Helm, H. v. Hesler. Apok.
10251
(nrddt.
, 14. Jh.
): Mit den siben ingesigelen | Als mit vesten rigelen | Die cristenheit ist besigelet, | Den argen vor vorrigelet.
Fischer, Brun v. Schoneb.
3937
(md.
, Hs. um 1400
): du beslozzener garte der wunne, | du gar ein besigelt brunne.
Bömer, Pilgerf. träum. Mönch
1340
(rhfrk.
, um 1405
): Obe dir das swert gegeben ist | In der scheiden und dar in gestoßen ist | Und die slußel besiegelt und gebonden.
v. Tscharner, Md. Marco Polo
50, 11
(osächs.
, 2. H. 14. Jh.
): Nymant mak das gewynnen, wen das mer muz man nicht besigiln.
Koppitz, Trojanerkr.
2380
(Hs. ˹noschweiz.
, 15. Jh.
˺): Din rainer lib besigeltt | Ist an dem brïff der gerechtekaitt.