beschlagen,
V., unr. abl.
1.
›etw. (einen Gebrauchsgegenstand, auch Kleidungsstücke) mit (meist) Metallbeschlägen (zur Erhöhung der Haltbarkeit oder zur Verzierung) versehen, etw. beschlagen, einfassen, schmücken‹.
Syntagmen:
etw
. (z. B.
den karren / wagen / riemen / säbel / stab, die geisel / metze / tasche / truhe, das buch / gefäs / gewand / rad / schwert
)
b., etw. mit silber / gold / eisen, mit einem reifen b
.;
beschlagener eimer / gürtel / kopf
(›Becher‹) /
pflug / rok
.
Wortbildungen:
beschlagwein
(eine festgelegte Menge Wein als Belohnung für Schmiedearbeiten, den Radbeschlag; a. 1640),
beschlahlade
›Brett zum Beschlagen einer Wand‹ (a. 1544; 1555).

Belegblock:

Bömer, Pilgerf. träum. Mönch (
rhfrk.
,
um 1405
):
Wenent ir das sij yn [stab] foͤchtent also sere | Als obe er vor beslagen were?
Strehlke, Nic. Jerosch. Chron. (
preuß.
,
um 1330
/
40
):
dem Kraft goltschmid von meinem druckten petpüchlen czubeschlahen, [...], dafur ime beczalt 1 fl.
Bihlmeyer, Seuse (
alem.
,
14. Jh.
):
Er hat im selber ein geisel gemachet uss einem riemen; den schůf er ime beschlahen mit moͤschinen spizzigen steften.
Barack, Teufels Netz (
Bodenseegeb.
,
1. H. 15. Jh.
):
Si wil beslagen rök tragen | Und dem man zühen us dem magen.
Kurrelmeyer, Dt. Bibel (
Straßb.
1466
):
Er mocht nit vertilgen die entweler des tals: wann sy begnúgten mit beschlagen
[
Luther
1545:
eisern
]
wegen.
Hampe, Ged. v. Hausrat
4, 4, 27
(
Straßb.
vor 1514
):
beschlagen Eimer zů dem brunen.
Maaler (
Zürich
1561
):
Ein trinckgeschir oben vmbhin mit silber Beschlahen.
Mollwo, Rotes Buch Ulm (
schwäb.
,
1403
):
daz och si metzen [...] haben, die geichet und beschlagen sien.
Ebd. (
schwäb.
,
1411
):
der mag wol beschlagens tragen an sinem gewande biz an dri mark.
Hauber, UB Heiligkr. (
schwäb.
,
1480
):
an silber geschirn v becher, ii beschlagen koͤpf.
Rauwolf. Raiß ([
Lauingen
]
1582
):
jre Sebel waren maistthails beschlagen / mit lang verguldten beschlaͤgen.
Gereke, Seifrits Alex.
6420
(
oobd.
, Hs.
1466
):
den schrein, | der da beslagen ward mit eyssen.
Weber, Füetrer. Poyt.
31, 7
(
moobd.
,
1478
/
84
):
[Ir rais gewanndt] mit gstain vnd golld peschlagen.
Moscouia
B 3v, 33
(
Wien
1557
):
aus desselben Hiernschallen ein Tringkhgefaͤß gemacht / mit Gold beschlagen.
Mollay, H. Kottanerin
27, 1
(
moobd.
,
1439
/
40
):
ain swert, das was beslagen mit silber.
Joachim, Marienb. Tresslerb. ;
Ziesemer, Gr. Ämterb.
92, 16
;
ders., Marienb. Konventsb.
286, 26
;
Karnein, Salm. u. Morolf
56, 9
;
Lemmer, Amman/Sachs. Ständeb.
72, 2
;
Hauber, a. a. O. ;
Kurrelmeyer, a. a. O. Var.;
Sappler, H. Kaufringer
1, 139
;
385
;
Bastian, Runtingerb.
2, 354, 15
;
Zingerle, Inventare ;
Gereke, a. a. O.
6401
;
Piirainen, Stadtr. Sillein
80b, 10
;
Rechn. Kronstadt
3, 521, 9
;
Vgl. ferner s. v. .
2.
›(ein Pferd oder sonstiges Zugtier) beschlagen‹; mit Verschiebung der Bezugsgröße;
den ritter beschlagen
›mit Pferden ausstatten‹.
Wortbildungen:
beschlagzeug
›Schmiedehammer zum Beschlagen von Hufen‹.

Belegblock:

Große, Schwabensp. (Hs. ˹
nd.
/
md.
,
um 1410
˺):
de pfert sůlen vore beslagen sin vnde hindene nicht.
v. Tscharner, Md. Marco Polo
11, 31
(
osächs.
,
2. H. 14. Jh.
):
von den ediln pferdin di man nicht darf beslon.
Lemmer, Brant. Narrensch.
94, 11
(
Basel
1494
):
Der selb den esel důt beschlagen | Der jn goͤn narrenberg würt tragen.
Henisch (
Augsb.
1616
):
Man beschlegt die Ochsen auch / die zum zug an steinechten oͤrtern gebraucht werden [...]. Wer vil will reiten / der muß vil beschlagen.
Deinhardt, Ross Artzney
57
(
oobd.
,
1598
):
So ain pferdt nit gern stet zu dem beschlagen.
Bastian, Runtingerb.
2, 213, 28
(
oobd.
,
1404
):
gab von dem pfaͤrd peslahen und ze zaumrecht und ze underchauf 42 dn.
Zingerle, Inventare (
tir.
,
1478
):
i grosser hamer, ain beschlagzug.
Rechn. Kronstadt
3, 327, 37
(
siebenb.
,
1560
):
dem schmidt, das Ehr das Jorr Iberr dÿ Ross beschlogenn hadt.
Loesch, Kölner Zunfturk.
1, 155, 2
;
Bömer, Pilgerf. träum. Mönch ;
Voc. Teut.-Lat.
y vijr
;
3.
›etw. (z. B. Holz) zurechtschlagen, zu etw. (z. B. Zimmerholz) behauen; etw. (z. B. ein Lager, einen Verkaufsstand) aufschlagen‹.
Bedeutungsverwandte:
.
Wortbildungen:
beschlag
2.

Belegblock:

Luther, WA (
1535
):
bewme voller este und knoten, ob wir gleich lang dran waldrechten und beschluͤgen.
Ders. Hl. Schrifft.
Weish. 13, 11
(
Wittenb.
1545
):
wenn ein Zimmerman [...] etwa einen Bawm abhawet / vnd beschlehet vnd schlichtet den selbigen.
Sattler, Handelsrechn. Dt. Orden
502, 33
(
preuß.
,
1429
):
Das obrige halbe hundert [holtcz] ist zcu beslage gegangen.
Chron. Köln (
Köln
1499
):
ind besloigen also dae iren legger, dat si alzit dae woulden bliven wonen.
Kurz, Waldis. Esopus (
Frankf.
1557
):
[Die Zimmerleute] Fellten die Eychen vnd die Tannen, | Beschlugens vnd brachtens von dannen.
v. Liliencron, Dür. Chron. Rothe (
thür.
,
1421
):
Mache dir eyne arche mit beslagen holtzern.
v. Tscharner, Md. Marco Polo
30, 26
(
osächs.
,
2. H. 14. Jh.
):
von den stetin der koufmans also uf der bruckin beslagin.
Lexer, Tucher. Baumeisterb. (
nürnb.
,
1464
/
75
):
wenn es [das zimmer] beschlagen und gewalthawet ist wider auf der Peunt.
Müller, Grafsch. Hohenb.
2, 283, 11
(
schwäb.
,
1410
/
11
):
vier knechten ze lon und für cost, daz sy die höltzer valten und die besliegen in dem wald 2. lb.
4.
›etw. (Waren mit Bändern) verpacken, einschlagen; etw. umgeben, umzäunen, einhegen; etw. an Umfang ausmachen, umfassen; etw. verhüllen, verstecken, verdecken‹; hier anschließbar:
die decke beschlägt jn., j. beschlägt die decke
(jeweils für den Vollzug der Ehe).

Belegblock:

Loesch, Kölner Zunfturk.
1, 112, 15
(
rib.
,
1397
):
sowa einich broider [...] einiche wolle besloige of gelden wůlde, die zo irme werke goit were, in oirber vremder lude.
Ebd. (
1370-97
):
so in sal man up ingeine geboiden virdagen ingein were an deim garrinampte doen, sunder in die varwe zo begaden of upzuschudden of umbzoschudden of zo beslaine.
Meijboom, Pilgerf. träum. Mönch
7995
(
rib.
,
1444
):
myne unvlait zo bedecken, | [...] | Ind myne gebreche dar in zo beslaen.
Ebd.
102, 36
:
dat sij yre antlitze besloich | Mit yrre kogelen nauwe genoich.
UB Zug
990, 23
(
halem.
,
1456
):
das jetweder teil sinen teil deß hags soll haben uff sinem grund und den hag beschlahen und in gůtten eeren han.
Bastian, Runtingerb.
2, 177, 18
(
oobd.
,
1395
):
umb 12 loͤsch 31 grozz, zuͤ dem beslahen.
UB Zug
2133
;
Schöningh, Int. Wortsch. Luthers.
1937, 2
;
Matzel u. a., Spmal. dt. Wortschatz.
1989, 40
;
Vorarlb. Wb.
1, 300
;
Preuss. Wb. (Z)
1, 551
;
5.
›etw. (z. B. Mörtel) zum Verputzen verwenden‹; mit verschobener Bezugsgröße: ›etw. (eine Speise) mit etw. bestreichen, beträufeln‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl. (zu ersterer Variante)  3.

Belegblock:

Buch Weinsb. (
rib.
,
1565
):
van 1 malder kalk zu besclan 4 alb.
Hajek, Gůte spise
27
(
rhfrk.
/
nobd.
,
um 1350
):
vnd beslahez [blat von eyern] eins mit eyern vnd eins mit smaltze.
6.
›etw. mit Arrest belegen, beschlagnahmen, in Beschlag nehmen; jn. gerichtlich ansprechen‹; hier anschließbar: ›durch Inbesitznahme von etw. wo siedeln‹.
Zur Sache:
Hrg
1, 1971, 386
.
Bedeutungsverwandte:
 9.
Syntagmen:
etw
. (z. B.
das brot / gut, die frucht, fische
)
b., etw. rechtlich, mit kummer, mit dem richter b., jn. um schuld b
.

Belegblock:

Chron. Köln (
Köln
1499
):
Karolus Magnus: hatte der niet sin geslecht wit ind breit beslagen ind waren van groisser gewalt ind moegentheit.
Loersch, Weist. Boppard (
mosfrk.
,
1551
/
2
):
man soll den guitern naich volgen und beslagen mit recht.
Wolf, Gesetze Frankf.
105, 2
(
hess.
,
1405
):
ensal kein sagdreger oder imands keinerley frucht [...] keuffen oder beslagen zu Sassinhusen.
Ebd.
107, 2
:
sullen die fisschere vurter kein fissche in der banmyle uff dem Mein beslahen.
Matthaei, Minner. I, (Hs. ˹
nalem.
,
1459
˺):
waß gehoͤrt in der gaistlichhait, | [...] | daß beschlecht der Pfenning.
Anderson u. a., Flugschrr.
28, 7, 8
([
Augsb.
]
1524
):
sech ainer zů wie sy [münch] den vogelherd beschlahent.
Schmidt, Frankf. Zunfturk. ; ;
Preuss. Wb. (Z)
1, 551
;
7.
›jn. ertappen, erwischen, stellen; jn. festnehmen, jn. in Ketten schlagen; (ein Tier) fangen‹; in der zweiten Nuance auch bildlich sowie ütr., in diesem Falle: ›jn. zum Schweigen bringen, zurechtweisen‹.
Syntagmen:
den fuchs / storch / trügner, fische b., jn. mit eisen b., jn. auf der hurerei, auf frischer tat b
.

Belegblock:

Kurz, Waldis. Esopus (
Frankf.
1557
):
Ein grosser alter Adelar, | Schoß baldt hinab in einem flug, | Mit klawen bart das Fuͤchßlin bschlug.
Karsten, Md. Paraphr. Hiob (
omd.
,
1338
):
Das her [der wise] dy trugenere va | Unde behendeclich besla | In der valschen arklistekeit.
Ermisch u. a., Haush. Vorw.
144, 6
(
osächs.
,
1570
/
7
):
eines halben gulden pfandegeldes deme, so sie
[gegen die Mahlordnung Verstoßende]
beschlegt oder umbtreibet.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
1359
):
Do der vische als vil beslagen und gevangen wart, do reis das netz.
Klein, Oswald
1, 36
(
oobd.
,
1421
):
mit trauren ich das überwind, | seid mir die bain und arm beslagen sind.
Ebd.
26, 113
(
1427
):
die mich vor jaren ouch beslüg | mit grossen eisen niden zu den bainen.
Kurz, a. a. O. ;
Dalby, Lex. Mhg Hunt.
1965, 20
;
Preuss. Wb. (Z)
1, 551
;
8.
›jn. mit etw. (positiv oder negativ Bewertetem) überhäufen, ausstatten, belasten; etw. mit etw. versehen‹ (z. B. ›die Weide mit Vieh besetzen‹).
Bedeutungsverwandte:
vgl. (zu letzterer Variante) .

Belegblock:

Helm, H. v. Hesler. Apok. (
nrddt.
,
14. Jh.
):
Jener swerzet sie [cleider] leider | Der mit sunden sich beslet.
Schade, Sat. u. Pasqu. (
wmd.
1521
):
dar mit die christenlich weid tapferlich und wul beschlagen werden möcht.
Gille u. a., M. Beheim
50, 43
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
Du bist der se, | der da mit we | Pharon pesluge.
Holtzmann, Gr. Wolfdietrich (Hs.
A. 15. Jh.
):
do ward beschlagen mit golde manig ritter lobsam.
9.
›etw. (oft: die Herberge) belegen‹, mit Tendenz zu ›etw. besetzen‹.
Syntagmen:
die herberge / kamer / stube b
.

Belegblock:

Barack, Zim. Chron. (
schwäb.
,
M. 16. Jh.
):
das ein grose herrschaft in Ulm were und gar nach alle herbirgen beschlagen.
Mayer, Folz. Meisterl. ; ;
Barack, a. a. O. ;
Baumann-Zwirner, Augsb. Volksb.
1991, 116
;
Schmidt, Hist. Wb. Elsaß .
10.
›sich konkret in etw. verfangen; jn. umschlingen, umfassen‹; auch ütr., dann: ›sich mit etw. zufriedengeben‹.

Belegblock:

Barack, Zim. Chron. (
schwäb.
,
M. 16. Jh.
):
so sich [schwein] in ainer reuchin von wegholder dermassen beschlagen, das [...].
Do hat es [gespenst] ine dermassen mit den fordern füessen beschlagen und geengstiget.
der narr [...] hat sich in den garnen dermasen verwicklet und beschlagen, das [...].
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
eisnein rechen [...], dar inn beslahent sich die delphin.
11.
›etw. überlegen; etw. planen, entwerfen‹.
Wortbildungen:
beschlag
3.

Belegblock:

Reissenberger, Väterb. (
md.
, Hs.
14. Jh.
):
In sime herzen er ez besluc | Daz Sathanas mit syner list | Ettewaz hette in der vrist | Die cristenheit in schaden bracht.
Meisen, Wierstr. Hist. Nuys
307
(
Köln
1476
):
Ouch wart dar vast bestanden | Seer manch subtijll beslach.
Bolte, Pauli. Schimpf u. Ernst (
Straßb.
1522
):
ich wil auch gemein und Teil an dem Beschlagen haben
(doppeldeutig; auch: ›mit Hufeisen versehen‹).
Niewöhner, Teichner
509, 15
(Hs. ˹
oschwäb.
,
1368
˺):
daz haut unser herre getaun. | der haut ælliuͤ ding beschlagen.
Dietz, Wb. Luther .
12.
›schimmeln, von Schimmel befallen werden‹.
Bedeutungsverwandte:
, .

Belegblock:

Henisch (
Augsb.
1616
):
Beschim͂eln / verschimmeln / beschlagen / graw sein / mucere, mucescere.
13.
›etw. durch Zusatz von Stoffen verändern (z. B. verdünnen) oder gebrauchsfertig machen‹.
Bedeutungsverwandte:
 7.

Belegblock:

Henisch (
Augsb.
1616
):
Beschlagen / vberschlagen / macerare aqua, vino, oleo, temperare, miscere convenienter.