beschelten,
V., unr. abl.
1.
›jn. schmähen, jn. ehrabschneiderisch beschimpfen, jn. auf justitiable Weise beleidigen, kränken‹; offen zu 2.
Syntagmen:
jn
. (z. B.
das weib, den vater / knecht / schepfen
)
b., jn. lügner / ketzer b., jn. um / an etw
. (z. B.
an der ere, am leumund
)
b., etw
. (z. B.
den frevel, die trägheit, faulkeit
)
b., jn. böslich / frefenlich / lästerlich / offenlich / rauh / schamlich b
.
Wortbildungen
bescheltung
1 (dazu bdv.: , , ,  2, ).

Belegblock:

Schöpper (
Dortm.
1550
):
INCREPARE: Straffen antasten tadlen ¶ schuͤldigen ruͤgen beschelten beschelcken.
Große, Schwabensp. (Hs. ˹
nd.
/
md.
,
um 1410
˺):
ob de son den vater sere vnde lesterlichen beschůlden hat.
SWer eynes knecht beschilt oder roůfet [...] vmme nicht anders Wan vmme des heren schůlde, der sol in beiden bůzen.
Grosch u. a., Schöffenspr. Pössneck
179, 37
(
thür.
,
1474
):
darumbe der ander burger yn unde synen vater an synen eren unde lumunde meynte zcu beschelden.
Boos, UB Aarau (
halem.
,
1301
):
swa [...] ein usman mit einem burger gestosset, das si ein ander slahent, roufent oder schamlich bescheltent.
Maaler (
Zürich
1561
):
Eine͂ mit schmaͤchlichen worte͂ Nachschreyen vnd übel beschaͤlten.
Müller, Stadtr. Ravensb.
64, 23
(
oschwäb.
,
1326-30
):
swer den andern schalclich mit disen worten beschiltet, daz er in haizzet ainen merhunsun, ainen zohunsun.
Rot
301
(
Augsb.
1571
):
Crimination, bescheltung / fürhaltung / auffrupffung / lestrung / schmehung.
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. (
m/soobd.
,
16.-18. Jh.
):
soll man jedem burger fürnemblich die bescheltung o. gottslästerung unterwegen zu lassen wohl einbinten.
Grosch, a. a. O.
278, 25
;
Welti, Stadtr. Bern ; ;
Piirainen, Stadtr. Sillein
107b, 19
;
Vgl. ferner s. v.
2
 1.
2.
›etw. verwerfen, für schlecht erklären; jn. tadeln, rügen, jm. scheltend Vorwürfe machen‹.
Bedeutungsverwandte:
 1,  2,  2,  1.
Wortbildungen
beschelter
(dazu bdv.: ),
bescheltung
2.

Belegblock:

Helm, H. v. Hesler. Apok. (
nrddt.
,
14. Jh.
):
Sint her die menscheit beschalt | Um ir bosheit manic valt.
Kochendörffer, Tilo v. Kulm (
preuß.
,
1331
):
[si] schulden waz der holde | Got von himelrich beschalt.
Karsten, Md. Paraphr. Hiob (
omd.
,
1338
):
Ich wil selben beschelden mich, | Ab man vindet icht an mir | Zu scheldene.
Stammler, Berner Weltger.
44
(
ohalem.
,
1465
):
Die boͤsen wil got beschelten, | Er wil jnen herte gelten.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
E. 14. Jh.
):
wanne Cristus die worheit sprach, also er keme, so solte er dise ding bestroffen und beschelten.
Maaler (
Zürich
1561
):
Beschaͤlter / Der einem vmb etwas mißhandlung übel beschilt vnd straafft. [...]. Beschaͤltung (die) Ein rauche wort straaff.
˹Hierher(?) im Sinne von ›jn. konstruktiv kritisieren‹: Rennefahrt, Gebiet Bern (
halem.
,
1610
):
dz sy dardurch einanderen in gůter ordnung bscheldtendt˺.
Vgl. ferner s. v. .
3.
›(ein Urteil) als unrechtmäßig anfechten, dagegen appellieren, Berufung einlegen; (eine rechtsverbindliche Quelle, z. B. eine Urkunde, eine rechtsrelevante Aussage, z. B. einen Eid) anfechten‹.
Syntagmen:
das recht / urteil, die sache b., jm. seinen eid b
.;
bescholtenes urteil
.

Belegblock:

Große, Schwabensp. (Hs. ˹
nd.
/
md.
,
um 1410
˺):
wir heyzen daz beschůldene ordel, der also sprichet: „Jch wedderspreche dat ordel, wan it is vnrecht“, vnde zůt sich dar hin, da her sich zů rechte zehen sol.
Behrend, Magd. Fragen (
omd.
,
um 1400
):
Ab stete, merkte adir dorffer, [...], beschulden ortel mit willen ires erbherren.
Wy dy scheppin beschulden orteil sullen beschriben laszen.
Große, a. a. O. ;
Piirainen, Stadtr. Sillein
63a, 36
;
Preuss. Wb. (Z)
1, 549
;
4.
›die Legitimität e. P. (oft: eines Kindes) anfechten‹.
Syntagmen
jn
. (meist:
ein kind
)
/ etw
. (z B.
die eheliche geburt
)
b., jn. an seiner geburt b
.

Belegblock:

Große, Schwabensp. (Hs. ˹
nd.
/
md.
,
um 1410
˺):
man můz daz kint beschelden an sinem rechte, daz iz zů vro geboren si.
Behrend, Magd. Fragen (
omd.
,
um 1400
):
Ab man eyn kint beschelden mag, das in sechs unde driszig wochen geboren ist.
Ist eyn man komen in uwer lant und ny vor gerichte unelicher gebort wart obirwunden, dy wile her lebete, beschildet ymand sine gebort noch sime tode, so mogen sine erbin sinen elichin gebort salbsebinde unversprochinder lute bewisen.
Bischoff, Steir. Landr. (
m/soobd.
, Hs. 
v. 1425
):
Gewint ain fraw kind nach irs manns tod nach irr rechten zeit, man mag ez auch wol beschelten, wann ez zu spat chomen ist.
Piirainen, Stadtr. Sillein
137b, 21
;