bescheissen,
V., unr. abl.
1.
›etw. / jn. (auch: sich) beschmutzen, besudeln, verdrecken‹; auch: ›etw. verderben‹; vereinzelt ütr., z. B. auf unflätiges sprachliches Handeln; als part. Adj.
beschissen
sowohl voll motiviert wie ansatzweise lexikalisiert, dann z. B. ›armselig, übel, elend‹; ›aussätzig; pestverdächtig (von Wirtshäusern)‹; ›schlecht (vom Wetter)‹.
Phraseme
beschissenes ende; sich die hände
(meist:
nicht
)
bescheissen
›sich die Hände (nicht) schmutzig machen‹ (im ütr. Sinne).
Syntagmen:
etw
. (z. B.
den epitaph / tisch, das brot / gras / kleid / laken / papier, die füsse / hände
) /
jn
. (oft:
sich
)
b., etw. mit etw
. (z. B.
mit kat / kalk / speichel
)
b., die tat mit einem vers b., papier mit worten b., jm. etw.
(z. B.
das antlit
)
b.
;
beschissener fus, beschissene strasse
.
Wortbildungen
bescheisser
1 (dazu bdv.: ).

Belegblock:

Luther, WA (
1529
):
Der beschyssene hende hat kan nichts reyne waschen.
Ebd. (
um 1535
):
Dreck lesscht auch feǔr, Bescheisst aber die brende.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
173, 3982
(
Magdeb.
1608
):
So hat diß ein beschissen end.
Spanier, Murner. Schelmenz.
41, 4
(
Frankf.
1512
):
ye me man wescht ein beltz fürwar, | ye mer vnd mer bschyßt er das har
[mit Subjektumsprung].
Dedekind/Scheidt. Grob.
139, 31
(
Worms
1551
):
Daß du das thůch vnd disch bescheist.
Neumann, Rothe. Keuschh.
2810
(
thür.
,
1. H. 15. Jh.
):
wer aber wil rangen in deme quate, | der wirt dar van beschissen drate.
Hampe, Ged. v. Hausrat
4, 13, 28
(
Straßb.
um 1514
):
das er die dischlachen nit beschyß.
Michels, Murner. Badenf.
9, 12
(
Straßb.
1514
):
Den himmel, erden foͤrchten můß, | Der knüwt da vor eim bschissen fůß.
Fuchs, Murner. Geuchmat
87
(
Basel
1519
):
Wer syn hend nit will beschissen, | Der soll mit narren sich nit rissen.
Kurz, Murner. Luth. Narr (
Straßb.
1522
):
Vnd bist rotunder dan ein boltz, | Auch beschißner dan das galgenholtz.
Bolte, Pauli. Schimpf u. Ernst (
Straßb.
1522
):
er kam zů einer Mistlachen, da ließ er zwei Weißbrot fallen, die warden beschissen.
Wyss, Luz. Ostersp.
4222
(
Luzern
1443
/
4
):
An bschissnem mag sich keiner wäschen.
Maaler (
Zürich
1561
):
Kaatig / Laͤttaͤchtig [...] beschissen.
Müller, Grafsch. Hohenb.
2, 177, 24
(
schwäb.
,
1443
/
4
):
Von dem höwzehenden zu Hirsow, alz der hewer mit dem Näker beschissen waz, 16 lb. h.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, zu
1524
):
Welcher aufm kirchhof zů Unser Frauen die epitavien mit blůt beschissen hett.
Diehl, Dreytw. Essl. Chron. (
schwäb.
,
1549
):
es regenett fast und gar beschissenn wetter.
Henisch (
Augsb.
1616
):
Bescheisser / besudler / fædator, pollutor.
Neumann, a. a. O.
2627
;
Bernoulli, Basler Chron. ;
Lemmer, Brant. Narrensch.
58, 18
;
110b, 63
;
Kurz, a. a. O. ;
Goedeke, Fischart Schiff/Kehrab
706
;
Schmidt, Hist. Wb. Elsaß ;
Vgl. ferner s. v.  4,  1, .
2.
›jn. (oft: sich) / etw. mit Exkrementen beschmutzen, besudeln, jn. / etw. bescheißen (von Menschen und Tieren gesagt)‹; Spezialisierung zu 1.
Phraseme:
beschissener montag
›Montag nach der Bauernfastnacht‹ (a. 1533/4).
Bedeutungsverwandte:
 1, , .
Gegensätze
(zum Part. Prät.): (Adj.) 2.
Syntagmen:
jn. mit drek b., sich
(
vor angst / lachen / leide
)
b., etw
. (z. B.
die wiese, den balg
)
b., etw. mit etw
. (z. B.
mit drek / kat
)
b., die helle b.
(tropisch für: ›zur Hölle fahren‹),
den polster beschissen haben
(für: ›zu lange verweilt haben‹);
um das loch beschissen
(dazu ggs.: );
das beschissene gesäs / kleid, die beschissene ku
.

Belegblock:

Luther, WA (
1537
):
Lieber Bapst, man soll dich bescheissen und an die Sonne setzen und lassen wider trucken werden.
Ebd. (
um 1535
):
Kansts an der wigen sehen / wenn sich das kind beschissen hat.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
311, 1574
(
Magdeb.
1608
):
Wie die Wiesen tragn nuͤtzlich graß / | Bescheist sie gleich / ders teglich fraß.
Mieder, Lehmann, Flor. (
Lübeck
1639
):
Wollust hat ein schoͤn Gesicht vnd ein beschiessen Geseß.
Mone, Adt. Schausp. (Hs. ˹
omd.
,
1391
˺):
dez muz ich dye helle beschißen.
Gilman, Agricola. Sprichw.
1, 431, 24
(
Hagenau
1534
):
Beschissene kynder sol man nicht weg werffen.
Goldammer, Paracelsus
2, 425, 15
(
1532
/
4
):
wann einer sich so voll einfrißt und säuft, daß er weder gehn noch stehn kan, darzue sich gespeiet und bescheußt.
Bächtold, H. Salat (
halem.
,
1532
; Hs.
E. 17.
/
A. 18. Jh.
):
Die zogend so klösterlich dahar, | So bschißen um ,s loch, und thatend als fin, | Als wärend s‘ ir lebtag in clöstern gsin.
Ders., N. Manuel. Elsli
258, 56
(
Basel
1530
):
Ich förcht, ich werd mich vor lachen bschissen!
Maaler (
Zürich
1561
):
Bescheyssen / Mit kaat beschlirpen oder verwuͤsten.
UB Zug
2267, 11
(
halem.
,
1523
):
ouch das im einmal der altar mit menschenkǎt beschißen, also das er sych nit umbwenden hette koͤnnen, er hette sych muͤßen bschisen.
Kummer, Erlauer Sp.  (
m/soobd.
,
1400
/
40
):
heb dich, du hast den polster weschissen!
Kurz, Waldis. Esopus ;
Luther, a. a. O. ;
Wiessner, Wittenw. Ring
623, 3437
;
Schmitt, Ordo rerum
675, 9
;
Dietz, Wb. Luther ;
Vgl. ferner s. v.  1.
3.
›jn. betrügen, überlisten, hinters Licht führen‹; im Geschäftsbereich mit Tendenz zu ›jn. schädigen, übervorteilen‹; im Bereich der Erotik mit Tendenz zu ›(eine Frau) schänden, entehren‹; als part. Adj.
beschissen
im eigentlichen Sinne (dann: ›betrogen‹) wie als Hypallage gebraucht, dann: ›falsch, betrügerisch‹.
Phraseme:
sich beschissen machen
›sich selber betriegen‹;
sich in der weisheit bescheissen
›sich in vermeintlicher Klugheit selber übertölpeln‹;
euch wird der teufel bescheissen
o. ä. ›euch wird der Teufel holen‹.
Syntagmen:
jn
. (z. B.
die leute / knechte / Teutschen, die frau / meid / tochter, das weib
)
b., jm. weib und kinder b., jn. um etw
. (z. B.
um gelt / gut, ein ros, die treue
)
b., jn. mit etw
. (z. B.
mit dem ablas / handel / spiel, mit list
)
b., jn. mit jm
. (z. B.
mit narren / pfaffen
)
b., das land / reich, die welt / oberkeit b., jn. hinterwert / lästerlich / schämlich b
.
Wortbildungen:
beschislich
›betrügerisch‹,
beschissenheit
(a. 1427/8),
beschisser
(a. 1477; dazu bdv.:  2).

Belegblock:

Schöpper (
Dortm.
1550
):
Fallere. Betriegen verforteiln geferden einfuͤren teuschen vberkluͤgen bescheissen hintergehen bethoͤren hinterkommen vbers seyl werffen schrencken feinantzen das huͤtlin vffsetzen beruͤcken jns stuͤblin fuͤren mit dem Judenspieß nieder rennen ¶ außsaugen beroͤpffen schinden.
Luther, WA (
1529
):
der schweige die warheit und bescheisse, liege und triege.
Ebd. (
1529
):
es sol yhn der tewffel wider bescheyssen.
Heisst sich das nicht fein jnn die backen gehawen und sich jnn der weisheit beschissen.
Ebd. (
1535
/
6
):
machen sie sich doch so beschiessen mit der geringen parteken, dem reichtumb, das sie ander leute fur gense halten.
Ebd. (
1539
):
Der Affe zu Rom [...] scribit in seim geistlichen recht, in seim beschissen buch.
Enders, Eberlin (o. O.
1521
):
Man sagt, trawe keinem, so bescheisst dich keiner.
Voc. inc. teut.
c vr
(
Speyer
um 1483
/
4
):
Beschissne hur Futa. i. me͂trix maculata.
Kurz, Waldis. Esopus (
Frankf.
1557
):
Die Voͤgel sie belachen theten, | Hiessens ein beschißnen Propheten.
Neumann, Rothe. Keuschh.
3441
(
thür.
,
1. H. 15. Jh.
):
wanne si [di unkuscher] sich allezyd dar an flissen | das si fromme meide beschissen.
Fastnachtsp. (
nobd.
,
15. Jh.
):
Wie iez die welt so gar ist geflissen, | Gefiert, listen vol und beschissen.
Sachs (
Nürnb.
1553
):
Darob wird euch der teuffel bscheissen, | Man muß euch zungen zum nack außreissen.
Warnock, Pred. Paulis
5, 138
(
önalem.
,
1490
/
4
):
man findt mengen beschissen fuchs.
Chron. Strassb. (
els.
,
1362
):
der bescheis und vergiftet daz ganze rich in tutschen landen mit sinre simonie.
Lemmer, Brant. Narrensch.
23, 23
(
Basel
1494
):
waͤn der tufel bschissen wil | Dem gibt er glück.
Ebd.
103, 119
:
Der tüfel beschißt vns wol mit pfaffen.
Bolte, Pauli. Schimpf u. Ernst (
Straßb.
1522
):
Das wer recht, das ir mich also umb das Mein wolten bescheissen.
V. Anshelm. Berner Chron. (
halem.
,
n. 1529
):
also hat der schelmisch, bosshaftig verraͤter sinen hern, [...], beschissen und betrogen um hohe trüw.
Maaler (
Zürich
1561
):
Beschyssen. Decipere. Eim eins über dz aug geben. [...]. Beschißlicher. Mit beschisß. Dolose.
Einer tochter die vneer Zůmůten vnd so zů bescheissen vnderston.
Lauater. Gespaͤnste
23r, 17
(
Zürich
1578
):
Habend dise dem Mundo gehulffen / daß er ein fromme frauwen bschyssen moͤchte.
Barack, Zim. Chron. (
schwäb.
,
M. 16. Jh.
):
es ist ein öder pfaff, er hat manichem biderman sein weib und kinder beschüssen.
Henisch (
Augsb.
1616
):
Welche arm geboren sind / sind auch beschissene betrogene leut.
Turmair (
moobd.
,
1522
/
33
):
laichen, betriegen, bescheissen ist nur ain lang hergeprachter brauch.
Schade, Sat. u. Pasqu. ; ;
Spanier, Murner. Schelmenz. Vorr.
107
;
Lemmer, a. a. O.
35, 10
;
102, 29
;
Goldammer, Paracelsus
4, 246, 9
;
246, 13
;
6, 186, 18
;
Michels, Murner. Badenf.
4, 19
;
Bolte, a. a. O. ; ;
Bächtold, N. Manuel. Abl.
192, 481
;
Kottinger, Ruffs Adam ;
Sappler, H. Kaufringer
13, 496
;
Dietz, Wb. Luther ;
Schmidt, Hist. Wb. Elsaß ;
Vgl. ferner s. v. .