bescheissen,
V., unr. abl.
1.
›etw. / jn. (auch: sich) beschmutzen, besudeln, verdrecken‹; auch: ›etw. verderben‹; vereinzelt ütr., z. B. auf unflätiges sprachliches Handeln; als part. Adj. beschissen
sowohl voll motiviert wie ansatzweise lexikalisiert, dann z. B. ›armselig, übel, elend‹; ›pestverdächtig (von Wirtshäusern)‹; ›schlecht (vom Wetter)‹.Phraseme
beschissenes ende; sich die hände
(meist: nicht
) bescheissen
›sich die Hände (nicht) schmutzig machen‹ (im ütr. Sinne).Syntagmen:
etw
. (z. B. den epitaph / tisch, das brot / gras / kleid / laken / papier, die füsse / hände
) / jn
. (oft: sich
) b., etw. mit etw
. (z. B. mit kat / kalk / speichel
) b., die tat mit einem vers b., papier mit worten b., jm. etw.
(z. B. das antlit
) b.
; beschissener fus, beschissene strasse
.Belegblock:
Der beschyssene hende hat kan nichts reyne waschen.
Dreck lesscht auch feǔr, Bescheisst aber die brende.
So hat diß ein beschissen end.
ye me man wescht ein beltz fürwar, | ye mer vnd mer bschyßt er das har
[mit Subjektumsprung].
Daß du das thůch vnd disch bescheist.
wer aber wil rangen in deme quate, | der wirt dar van beschissen drate.
das er die dischlachen nit beschyß.
Den himmel, erden foͤrchten můß, | Der knüwt da vor eim bschissen fůß.
Wer syn hend nit will beschissen, | Der soll mit narren sich nit rissen.
Vnd bist rotunder dan ein boltz, | Auch beschißner dan das galgenholtz.
er kam zů einer Mistlachen, da ließ er zwei Weißbrot fallen, die warden beschissen.
An bschissnem mag sich keiner wäschen.
Von dem höwzehenden zu Hirsow, alz der hewer mit dem Näker beschissen waz, 16 lb. h.
Welcher aufm kirchhof zů Unser Frauen die epitavien mit blůt beschissen hett.
2.
›jn. (oft: sich) / etw. mit Exkrementen beschmutzen, besudeln, jn. / etw. bescheißen (von Menschen und Tieren gesagt)‹; Spezialisierung zu 1.Phraseme:
beschissener montag
›Montag nach der Bauernfastnacht‹ (a. 1533/4).Syntagmen:
jn. mit drek b., sich
(vor angst / lachen / leide
) b., etw
. (z. B. die wiese, den balg
) b., etw. mit etw
. (z. B. mit drek / kat
) b., die helle b.
(tropisch für: ›zur Hölle fahren‹), den polster beschissen haben
(für: ›zu lange verweilt haben‹); um das loch beschissen
(dazu ggs.: ); das beschissene gesäs / kleid, die beschissene ku
.Belegblock:
Lieber Bapst, man soll dich bescheissen und an die Sonne setzen und lassen wider trucken werden.
Kansts an der wigen sehen / wenn sich das kind beschissen hat.
Wie die Wiesen tragn nuͤtzlich graß / | Bescheist sie gleich / ders teglich fraß.
Wollust hat ein schoͤn Gesicht vnd ein beschiessen Geseß.
Beschissene kynder sol man nicht weg werffen.
wann einer sich so voll einfrißt und säuft, daß er weder gehn noch stehn kan, darzue sich gespeiet und bescheußt.
Die zogend so klösterlich dahar, | So bschißen um ,s loch, und thatend als fin, | Als wärend s‘ ir lebtag in clöstern gsin.
Ich förcht, ich werd mich vor lachen bschissen!
ouch das im einmal der altar mit menschenkǎt beschißen, also das er sych nit umbwenden hette koͤnnen, er hette sych muͤßen bschisen.
3.
›jn. betrügen, überlisten, hinters Licht führen‹; im Geschäftsbereich mit Tendenz zu ›jn. schädigen, übervorteilen‹; im Bereich der Erotik mit Tendenz zu ›(eine Frau) schänden, entehren‹; als part. Adj. beschissen
im eigentlichen Sinne (dann: ›betrogen‹) wie als Hypallage gebraucht, dann: ›falsch, betrügerisch‹.Phraseme:
sich beschissen machen
›sich selber betriegen‹; sich in der weisheit bescheissen
›sich in vermeintlicher Klugheit selber übertölpeln‹; euch wird der teufel bescheissen
o. ä. ›euch wird der Teufel holen‹.Bedeutungsverwandte:
12, 2, 2, 1; 2, , 2, 1, 3, , , , 1
1, , , 2
, , , , , (s. v. 10); vgl. 3, , 2; zum part. Adj.: , 4, 3; 4, .Syntagmen:
jn
. (z. B. die leute / knechte / Teutschen, die frau / meid / tochter, das weib
) b., jm. weib und kinder b., jn. um etw
. (z. B. um gelt / gut, ein ros, die treue
) b., jn. mit etw
. (z. B. mit dem ablas / handel / spiel, mit list
) b., jn. mit jm
. (z. B. mit narren / pfaffen
) b., das land / reich, die welt / oberkeit b., jn. hinterwert / lästerlich / schämlich b
.Wortbildungen:
beschislich
beschissenheit
beschisser
Belegblock:
Fallere. Betriegen verforteiln geferden einfuͤren teuschen vberkluͤgen bescheissen hintergehen bethoͤren hinterkommen vbers seyl werffen schrencken feinantzen das huͤtlin vffsetzen beruͤcken jns stuͤblin fuͤren mit dem Judenspieß nieder rennen ¶ außsaugen beroͤpffen schinden.
der schweige die warheit und bescheisse, liege und triege.
es sol yhn der tewffel wider bescheyssen.
Heisst sich das nicht fein jnn die backen gehawen und sich jnn der weisheit beschissen.
machen sie sich doch so beschiessen mit der geringen parteken, dem reichtumb, das sie ander leute fur gense halten.
Der Affe zu Rom [...] scribit in seim geistlichen recht, in seim beschissen buch.
Beschissne hur Futa. i. me͂trix maculata.
Die Voͤgel sie belachen theten, | Hiessens ein beschißnen Propheten.
wanne si [di unkuscher] sich allezyd dar an flissen | das si fromme meide beschissen.
Wie iez die welt so gar ist geflissen, | Gefiert, listen vol und beschissen.
Darob wird euch der teuffel bscheissen, | Man muß euch zungen zum nack außreissen.
man findt mengen beschissen fuchs.
der bescheis und vergiftet daz ganze rich in tutschen landen mit sinre simonie.
waͤn der tufel bschissen wil | Dem gibt er glück.
Ebd.
103, 119
: Der tüfel beschißt vns wol mit pfaffen.
Das wer recht, das ir mich also umb das Mein wolten bescheissen.
also hat der schelmisch, bosshaftig verraͤter sinen hern, [...], beschissen und betrogen um hohe trüw.
Beschyssen. Decipere. Eim eins über dz aug geben. [...]. Beschißlicher. Mit beschisß. Dolose.
Habend dise dem Mundo gehulffen / daß er ein fromme frauwen bschyssen moͤchte.
es ist ein öder pfaff, er hat manichem biderman sein weib und kinder beschüssen.
Spanier, Murner. Schelmenz. Vorr.
107
; Michels, Murner. Badenf.
4, 19
; Bächtold, N. Manuel. Abl.
192, 481
; Sappler, H. Kaufringer
13, 496
; ‒
Vgl. ferner s. v. .