besamnen,
V.
1.
refl.: ›zusammenkommen, sich versammeln‹; auch ›sich zusammenrotten‹; ˹als Synekdoche hier anschließbar: ›sich einigen, etw. beschließen‹˺; mit Akk.obj.: ›(Personen) zusammenrufen, (eine Versammlung) einberufen‹.
Phraseme:
mit besamenter hand
›nach gemeinsamem Beschluß‹.
Bedeutungsverwandte:
 2.
Syntagmen:
j
. (z. B.
die gleisner / meister
)
sich b., sich mit den untertanen b., sich fru / gefärlich b
.;
j. jn
. (z. B.
die gerichtsherren / schöffen, die guten
›Edlen‹)
b., j. die schafe
(ütr.)
b., j. das antwerk / volk, den reichstag, die zunft b
.;
pfaffen, die gemeine besament sein
;
das besamnete capitel, die besamnete urteil
(letzteres Hypallage: ›Urteil der Versammlung‹).

Belegblock:

Kochendörffer, Tilo v. Kulm (
preuß.
,
1331
):
daz si uf Cristes tot | Sich besamten vru von not.
Feudel, Evangelistar
125, 10
(
omd.
,
M. 14. Jh.
):
In der czit besamenten sich dy glissenere unde dy meistere der e unde vorsuchten Jhesum.
v. Tscharner, Md. Marco Polo
24, 10
(
osächs.
,
2. H. 14. Jh.
):
dy bayorn [...] besamen sich mit iren undirtonen und mit iren hundin.
Gille u. a., M. Beheim
453, 857
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
da besampten sie mit ain | als volk der stat.
Williams u. a., Els. Leg. Aurea
287, 23
(
els.
,
1362
):
der groue von Lamparten [...], der besamte alle die gůten von Meylon.
V. Anshelm. Berner Chron. (
halem.
,
n. 1529
):
und [...] disen gegenwärtigen richstag har gon Trier uf dis zit besamnet haben.
Geier, Stadtr. Überl. (
nalem.
,
um 1400
):
daz nieman sich gefarlich [...] besamnen sol úber den andern von zornes wegen.
Boos, UB Aarau (
halem.
,
1404
):
und ward do nach miner frag erteilt uf den eyd von gemeiner besamnoter urteil.
Welti, Stadtr. Bern (
halem.
,
1516
):
die gerichtzherren von obbemelltter vrsach wegen zů besamnen.
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
12, 29
(
tir.
,
1464
):
Er ist pesammen seine schaff in sein schoss an den lesten tägen.
Williams, a. a. O.
621, 6
;
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. ; ;
Roth, E. v. Wildenberg ;
Winter, Nöst. Weist. ;
Schmidt, Hist. Wb. Elsaß ;
2.
refl.: ›sich mit seinem Heer umgeben (vom dazu Befugten gesagt); sich zu einem Heer o. ä. zusammenfügen, sich zum Feldzug sammeln (von den Soldaten gesagt)‹; mit Akk.obj.: ›(jn. / ein Heer o. ä.) aufbieten, zusammenrufen‹; Tendenz zu: ›sich rüsten‹ wie zu: ›sich mit jm. verbünden‹; Spezialisierung zu 1 auf den Militärbereich.
Gehäuft Chroniken.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  3.
Syntagmen:
j
. (z. B.
der könig / sultan, die Schweizer
)
sich b., j. sich mit knechten / rittern, mit der landschaft, mit ganzer macht b., j. jn
. (z. B.
die man
),
das her, die ritterschaft b
.;
besamnet kommen
.

Belegblock:

Strehlke, Nic. Jerosch. Chron. (
preuß.
,
um 1330
/
40
):
ein Littouwe swindir list | [...] | besaminte vumfhundirt man.
Wyss, Limb. Chron. (
mfrk.
, zu
1375
):
Da besameten sich di swizer unde zogen vur si unde [...] irslugen ir darzu also vil.
Altmann, Wind. Denkw. (
wmd.
,
um 1440
):
Hie besampte sich konig Sigemont und zoch mit grosser macht gon Behem.
v. Tscharner, Md. Marco Polo
5, 14
(
osächs.
,
2. H. 14. Jh.
):
do besamete her sich unde belegite di stat.
Ebd.
71, 31
:
Do das der soldan irvrisch, do besamete her sich mit czwir also vil volkis.
Hübner, Buch Daniel (
omd.
, Hs.
14.
/
A. 15. Jh.
):
Besamnen ritterlichen | Beginnet er sine man.
Chron. Nürnb. (
nobd.
,
15. Jh.
):
da besampt er sich mit ganczer maht und zoch fur den kunig.
Chron. Strassb. (
els.
,
1362
):
der wolt den hof zů Frankefurt letzen und irren, und besamete ein michel volg.
Bernoulli, Basler Chron. (
alem.
,
A. 15. Jh.
):
der lantvogt [...] besamnete ein erber ritterschafft zesamen und wolte uff die Appentzeller gezogen sin.
Grossmann, Unrest. Öst. Chron. (
oobd.
,
3. Dr. 15. Jh.
):
Da enntgegen sich aber der kayser pesamt mit der lanndtschafft von Osterreich.
Des wurden die frumen lewdt innen und gewar und besambten und schickten sich zw wer.
Roth, E. v. Wildenberg (
moobd.
,
v. 1493
):
also besambt konig Ludbig gar gros ritterschaft und fuer mit macht durch welische land.
Völker, Antichrist
869
;
Primisser, Suchenwirt ;
Gereke, Seifrits Alex.
3193
;
Grossmann, a. a. O. ; .
Vgl. ferner s. v.  8.
3.
›etw. (konkrete und abstrakte Bezugsgegenstände) sammeln, zusammentragen, erwerben, erarbeiten‹.

Belegblock:

Kurrelmeyer, Dt. Bibel (
Straßb.
1466
):
Gee zů helchiam dem micheln pfaffen das er besamen das gůte das do ist in dem tempel des herren das die túr hietter haben gesamet von dem volck.
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
24, 25
(
tir.
,
1464
):
ir sült sëen in der zerstörung, das ir pesammet von der zerstörung die erschrikhenleich vrtail.
Ebd.
31, 21
:
menschen, die da pesammen die stain vnd auf lassen pauen die mauren.
Bauer, Imitatio Haller
98, 29
(
tir.
,
1466
):
Du solt dir pesamen die vntödleichen reichtumb, die weil du die czeit hast.
Ebd.
96, 9
.
4.
refl.: ›sich konzentrieren, zu innerer Sammlung, andächtiger Aufmerksamkeit finden‹; mit Akk.obj.: ›etw. (seine Kräfte o. ä.) konzentrieren‹.
Texte religiösen Inhalts.
Wortbildungen:
besamnung
3.

Belegblock:

Schmidt, Rud. v. Biberach
24, 25
(
whalem.
,
1345
/
60
):
Si getwingent des gerechten menschen herze, das es sich nvͥt teilt in vil begirde vnd besamnot die alle in gotte.
Ebd.
26, 21
:
Alsus sol vnser geist im selben wol geordenot sin vnd sol mit allen sinen geteten sich in sich selben besamenen vnd denne in die ewikeit gan.
Ebd.
130, 17
:
Hvgo [...] spricht alsus, ,daz in offenung můs sin heimlich wonunge vnd besamnung des gemvͦtes vnd einunge‘.
Jaspers, St. v. Landskron
153v, 6
(
Augsb.
1484
):
Noch eins wolt ich eine͂ ratten der vnsern herrn enpfahen will. vnd kan sich nít wol besamen.
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
66, 26
(
tir.
,
1464
):
als ich nu widerum pesamt het die chrefften des gemüetes.