bergrecht,
das
;
-s/-e
, auch
.
1.
›Bergrecht, Bergwerksrecht, auf das Betreiben von Bergbau bezogenes Privat- und Verwaltungsrecht‹; es verbindet Gewohnheitsrecht mit landesherrlichen Befugnissen und regelt insbesondere die Beziehungen zwischen Landesherren, Gewerken, Bergwerksunternehmern und Arbeitern; offen zu 2; 3; 4;
zu
1
 3.
Zur Sache:
Hrg
1, 373-8
s. v.
Bergrecht
sowie 378-381 s. v.
Bergregal
.
Bedeutungsverwandte:
 2,  10.
Syntagmen:
oft im Pl.;
das b. antreffen / beschreiben / bestätigen / erfinden / haben / halten, jm. das b. eigen / geben
;
b
. (Subj.)
etw. wollen
;
des b. gebrauchen
;
dem b. entgegen sein
;
nach b. bauen / belegen, etw. wieder b. sein, etw. nach b. ausmessen / halten / handeln
;
b. der stat
;
altes / christliches / ordentliches / gemeines / freibergisches / iglauisches b.
;
gewonheit / inhalt des b
.

Belegblock:

Helbig, Qu. Wirtsch.
4, 110, 28
(
md.
,
1497
):
So geben vnnd eigen Wir auß furstlicher macht [...] der genanten Newen stat Vnnd allen itzigen vnnd nachuolgenden einwohnern Alles stat vnd BergRecht.
Ermisch, Sächs. Bergr. (
osächs.
, Hs.
1482
):
Dis syn dy bergrecht, dy von allirerst, do bergwerck funden wart yn Behemen unde yn Merhern, von den burgern von der Ygla unde von den eldesten bergluten bestetiget unde beschriben syn.
Das synt gemeyne bergrecht in desym furstymtum, der eyn yczlych bergman czu rechte wol gebruchyn mag.
Ebd. (
1500
):
zu viel maln etlichen gewercken umb schuld, so auch vom bergkwergk nicht fliessen, zu yren teyln und awßteylung verholffen, das do wider bergrecht sein solle.
Ebd. (
1503
):
dem sal nach altherkomender gewonheyt und bergkrecht unverandert seyn gerechtigkeyt volgen.
Löscher, Erzgeb. Bergr.
103, 22
(
omd.
,
um 1559
):
Einem iczlichen grundherrn, des der acker ader boden ist, darauf man einen gang endplost, geburen nach altem berckrecht vier kuxe.
Ebd.
157, 15
(
1554
/
1633
):
die bergkrechte wollen, daß die gänge sollen gebauet werden, wie recht ist.
Wutke, Schles. Bergb., Cod. Sil. (
schles.
,
1518
):
die erbstollen und suchstollen sollen gehalden und ausgemessen werden noch bergrecht und gewonheit konigreichs zu Behem.
Ebd. (
1653
):
ingleichen sollen sie Magdeburgisch stadtrecht und Iglauisch bergrecht haben.
Piirainen, Stadtr. Sillein
155a, 1
(
sslow. inseldt.
,
1378
):
Hy heben sich an dy berg recht von der rodenawͤ.
Ders., Stadtr. Kremnitz
5
(
mslow. inseldt.
,
1492
):
So Einer eÿ(n) pergwerch noch gewonheith der pergrecht vom pergmaister oder Staiger [...] aufgenome(n) hat.
Ders., Igl. Bergr.
21, 5b
(
slow. inseldt.
,
16. Jh.
):
Das sind die Perckhrecht, Die von ersten erfunnden sind, von Frum(en) vnd weisen man(en), in Behaim, vnd in Märch(en)n, vnd von Burgern von d(er) Iglaẅ, vnd von den perckhleutt(en), vnd von dem Kunig bestättigeth.
Ermisch, a. a. O. , Anm. d; ; ; , Anm. a;
Helbig, a. a. O.
4, 16, 16
;
113, 16
;
5, 151, 12
;
Weizsäcker, Graupn. Bergb.
150, 10/11
;
Piirainen, Stadtr. Kremnitz
10
;
44
;
115
;
ders., Igl. Bergr.
59
;
Veith, Bwb. ;
Wolf, Bergmannsspr.
1958, 163
.
2.
›einzelne Rechtsbestimmung, einzelner Rechtsinhalt‹; oft: ›Privileg‹.

Belegblock:

Wutke, Schles. Bergb., Cod. Sil. (
schles.
,
1525
):
das wir inen und iren mitgewerken angezeigt bergwergk, [...] mit gepurlicher zuegehorung bergrechten und gerechtigkeit vorlehenen [...] welden.
Ebd. (
1529
):
Bei aller solcher freiheit begnadung und bergrechten globen und versprechen wir, alle diejenige gewergken und bergleut [...] zu schutzen.
3.
›Abbauberechtigung in einem Bergrevier oder -revierteil‹.
Syntagmen:
das b. behalten / bekräftigen / haben / verlieren
.

Belegblock:

Löscher, Erzgeb. Bergr.
83, 35
(
omd.
,
um 1559
):
Welcher einen gang erstlich endplost, deme geburt als dem ersten finder zu berckrecht die fundtgrube darauf.
Ebd.
125, 12
:
Wurde [...] sein lehen freygemacht, er sol es zu berckrecht nicht vorlieren.
Wutke, Schles. Bergb., Cod. Sil. (
schles.
,
1377
):
der sol sein stollenrecht behalten, und die herren alle vier sol ein yeczlicher sein bergkrecht daran haben.
4.
›Berggerichtsbarkeit, Berggericht als Instanz‹; metonymisch dazu: ›Verhandlung des Berggerichts‹ sowie ›Gerichtsbezirk‹.
Bedeutungsverwandte:
 1.
Syntagmen:
ein b. haben / besitzen / halten
(jeweils: ›abhalten‹);
die sache an das b. weisen, das gericht zu b. verordnen, im b. sitzen, etw. in das b. gehören
;
gemeines / nächstes / ordentliches b
.

Belegblock:

Ermisch, Sächs. Bergr. (
osächs.
,
1479
):
nachdem das gericht uff dem Sneberge nicht alleyn zcu bergrecht ader berggericht, sundern auch als ein geordents statgericht verordent [...] ist.
Wutke, Schles. Bergb., Cod. Sil. (
schles.
,
1528
):
unser berckmeister auch geschworne sollen alle vier wochen gemein bergrecht besizen.
So aber sachen [...] gutlichen ie nicht entscheiden werden mochten und an das ordenlich berckrecht geweist werden müssen.
Ermisch, a. a. O. , A. c;
5.
›Abgabe (konversosem: ›Einnahme‹) vom Bergwerk; Abgabe vom Steinebrechen‹;
zu
1
 57.
Syntagmen:
das b. geben / haben
.

Belegblock:

Grimm, Weisth. (
mosfrk.
,
1483
):
zo dem funfften mail hait der vurges. amptman gefraget vmb die steynkule, aiff die arme lude vff das sloss Kastelburgh gehorich ye keyn berchrecht plegen zo geben zu Duyne?
6.
›Weingartenrecht, Weinbergrecht‹; zu
1
 10; offen zu 7; 8; 9.
Oobd.
Wortbildungen:
bergrechtbusse
,
bergrechtsordnung
.

Belegblock:

Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. (
m/soobd.
,
15. Jh.
):
so ein perkher einen perkman den weingart verpeut umb sein perkrecht [...] und er [...] achtet des nit, so ist die perkrechtpueß [...] 60 den.
Mell, Steir. Weinbergr.
112, 5
(
smoobd.
,
1543
):
all sachen so das perkrecht berurt.
Ebd.
113, 20
:
An dem perktaiding soll man melden alle gerechtikait und freihait des pergrechts.
Ebd.
127, 22
(
1572
):
ob der angezognen landhandvest und perkrechtsordnung.
Ebd.
125, 31
;
7.
›(in Erbleihe bewirtschafteter oder grundherrlicher) Weinberg, Weinbaubezirk‹;
zu
1
 10.
Oobd.; Rechts- und Wirtschaftstexte.
Bedeutungsverwandte:
 6, .
Syntagmen:
das / ein b. haben / verkaufen
;
b
. (Subj.)
jm. verderben, b. zu
[einem Ort]
gehören, b. jm. ledig werden
;
jn. auf dem b. fordern
(›provozieren, herausfordern‹),
auf dem b. etw. ausgraben, in dem b. sitzen
(›wohnen, sich aufhalten‹),
in dem b. ein zimmer abtun
.

Belegblock:

Uhlirz, Qu. Wien
2, 1, 306, 3
(
moobd.
,
1346
):
Hainreichs des Paltrams, pergmaister des perchrechtes, das zu Medlich gehoͤret.
Mell u. a., Steir. Taid. (
m/soobd.
,
17. Jh.
):
wa einer etwan uf dem pergrecht den andern forderten und der forderte wurde blutris geschlagen.
wa einer eim uf sein pergrecht ein palzer usgrub.
Winter, Nöst. Weist. (
moobd.
,
16. Jh.
):
wen ainer ein ganz pergrecht in dieser meines gnädigen herrn freihait hette.
Seuffert u. a., Steir. Landtagsakten
2, 236, 16
(
m/soobd.
,
1488
):
die pawrn, die in dem perkhrecht bey irn kellern sein.
Mell, Steir. Weinbergr.
130, 11
(
smoobd.
,
1543
):
so ist dasselb perkrecht mit recht dem herrn ledig worden.
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. (
m/soobd.
,
16. Jh.
):
daselbst nöben deß herren von Stubenberg bergrecht, die Widen genant.
Mell u. a., a. a. O.
244, 17
;
Siegel u. a., Salzb. Taid. ;
Bischoff u. a., a. a. O. ;
Seuffert u. a., Steir. Landtagsakten
1, 110, 29
;
Mell, a. a. O.
126, 28
;
132, 39
;
8.
›Weinzehnt, Abgabe vom Weinberg in Geld oder Wein‹; metonymisch: ›Recht auf den Weinzehnt‹;
zu
1
 10.
Oobd.; Rechts- und Wirtschaftstexte.
Syntagmen:
das b. abschöpfen / ausrichten / bezalen / bringen / dienen / haben / geben / nemen; ausstehendes / ganzes b
.
Wortbildungen:
bergrechtdienst
(a. 1401ff.),
bergrechtmost
,
bergrechtsmas
›Maß für den Weinzehent‹,
bergrechttrager
›Arbeiter, der die Weinabgabe trägt‹,
bergrechtwein
.

Belegblock:

Uhlirz, Qu. Wien
2, 1, 226, 7
(
moobd.
,
1340
):
davon man dient alle iar ze perchrecht zwen emmer weins.
Ebd. (
1468
):
dass in seines [...] Bruders [...]
haus [...] ettlich pauwein und perkrechtwein ligen.
Brunner, Rechtsqu. Krems u. Stein
184, 20
(
moobd.
,
1524
):
des, so ime auf seinen grundten wechst, auch von dienst, bergrecht und zehendt gefellt.
Mell u. a., Steir. Taid. (
m/soobd.
,
1572
):
auch die perkrechtsmassen auf den kauf- oder Gräzer emer.
Winter, Nöst. Weist. (
moobd.
,
um 1580
):
das ain ieder sein perkrechtmost iner drein tagen [...] raichen (soll).
Ebd. (
1515
):
ob der ambtman mit seinem pergrechttrager käm für ainen weingarten.
Ebd. (
E. 16. Jh.
):
so soll der pürkher [...] nemben das perkrecht drei tag nach einander, also das das pregrecht am dritten tag alß bei einander sei.
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. (
m/soobd.
,
16. Jh.
):
all ir wein, es sein pauwein, zechent, perkrecht, kaufwein.
Bischoff, Steir. Landr. ; ; ;
Uhlirz, a. a. O.
2, 1, 175, 20
; ;
Staub, Qu. Wien
3, 2, 19, 12
;
Brunner, a. a. O.
203, 46
;
Mell, Steir. Weinbergr.
121, 2
;
Bretholz, Liechtenst. Herrsch.
30, 14
;
52, 8
;
218, 36
;
Vgl. ferner s. v.  11.
9.
›Gerichtsversammlung der Weinbergholden‹;
zu
1
 10.
Syntagmen:
das b. berufen / besitzen / halten
;
etw. im b. feil setzen
.
Wortbildungen:
bergrechtsbesitzung
›Abhaltung einer Gerichtsversammlung der Weinbergholden‹ (a. 1574),
bergrechtsrecht
(verdeutlichend).

Belegblock:

Mell u. a., Steir. Taid. (
m/soobd.
,
1572
):
das sie kainen underton [...] außerhalb nidersezung aines ordenlichen urbar- und perkrechtsrechts von seiner verkaufrechten hueben, hofstat [...] entsezen.
Ders., Steir. Weinbergr.
118, 4
(
smoobd.
,
1543
):
auf den tag oder auf welchen man das perkrecht oder perktaiding berueft und besitzt.
Ebd.
135, 3
:
clager noch antworter, der im perkrechtsrecht zu clagen oder zu antworten hat.
Ebd.
144, 17
:
so ain weingarten oder ander erb im perkrechten fail gesezt wirdet, so soll der perkherr fur all ander mit dem kauf angenott werden.
10.
s.
1
 11.