beraten,
V., unr. abl.
1.
›jn. / (eine Stadt o. ä.) mit dem Nötigsten versehen, versorgen; jn. mit etw. ausstatten, ausrüsten, jm. etw. verschaffen, zukommen lassen; jn. unterstützen, jm. helfen‹.
Bedeutungsverwandte:
1
 1,  3, .
Syntagmen:
oft mit
got
im Subj.;
jn
. (z. B.
den gast
)
b., jn. e. S
. (z. B.
brotes / weines, der zerung, eines mundvols
)
b., die stat b., die gemeinde, den konvent e. S
. (z. B.
geltes, obses
)
b., jn. mit etw
. (z. B.
mit einem dienst, mit almosen / braten / hilfe
)
b., die welt mit dem gesez b
.;
jm. das bette b
.;
haus / keller mit etw
. (z. B.
mit wein
)
beraten sein, j. mit gesinde / reichheit beraten (sein)
;
beratenes haus
.

Belegblock:

Meisen, Wierstr. Hist. Nuys
3015
(
Köln
1476
):
Des syn keyserlygh genaeden | Dye stat van Nuyssz hayn beraeden | Ind seer hoyghlich priuilegijrt.
Hübner, Buch Daniel (
omd.
, Hs.
14.
/
A. 15. Jh.
):
ganc zu Gote! | Brotis er dich berote!
Quint, Md. Karl u. Eleg.
912
(Hs. ˹
thür.
,
n. 1455
˺):
Eine schone huß. keller vñ ke͂menote͂ | Dy wore͂ wol berote͂ | Mit met vnd mit wine.
Luther, WA (
1544
):
dabey bleibe, das es heisse, wie man auff deudsch sagt: Gott hat beraten.
Ders. Hl. Schrifft.
Jak. 2, 16
(
Wittenb.
1545
):
Gott berate euch / wermet euch vnd settiget euch.
Sachs (
Nürnb.
1554
):
Betteln sie, so wil ich sie beraten.
Voc. Teut.-Lat.
d ijv
(
Nürnb.
1482
):
Berate͂ helffen od’ reichmache͂.
Rieder, St. Georg. Pred. (Hs. ˹
önalem.
,
1387
˺):
es [hus] můss schoͤn sin und wit und stark und wol beraten.
Zů dem vierden male sont wir sin beraten mit edelm gesinde.
Bihlmeyer, Seuse (
alem.
,
14. Jh.
):
die wil mich got beratet eins einigen muntvols.
Du [Herr] beratest es alles, ein iekliches in siner wise.
Banz, Christus u. d. minn. Seele
1569
(
alem.
,
1. H. 15. Jh.
):
Und alweg sprach: ,mich hat got beraten!‘ - | Do warents des tiefels taten.
Roder, Hugs Vill. Chron. (
önalem.
,
1519
):
Da aßen mir zů morgen, was ain gott beriet.
Henisch (
Augsb.
1616
):
Gott beraht (beschert) die seinen vber nacht. [...]. Wie der Wirth ist / so beraͤht Gott die gaͤst [...]. Gott beraͤht / so lang ein ey braͤt.
Primisser, Suchenwirt (
oobd.
,
2. H. 14. Jh.
):
Jr diner si mit helf beriet.
Kummer, Erlauer Sp.  (
m/soobd.
,
1400
/
40
):
da get di gans gepraten | und mit pheffer wol weraten.
Winter, Nöst. Weist. (
moobd.
,
1484
):
das gott die frawen berett witibn gweiß ains guets das si erarbeit hat mit iren henden.
Ebd. (
1529
):
wenn aber gott der herr ain beräitt das er in ainer trüeb ain essen fisch zuwëgen pringt.
Piirainen, Stadtr. Sillein
80a, 16
(
sslow. inseldt.
,
1378
):
STirbt eim man seyn weyp [...] so sol ir nechste nistel [...] Dem man seyn bette beraten alz ez stimt.
Tiemann, E. v. Nassau-S. Kgn. Sibille
165, 24
;
Rueff, Rhein. Ostersp.
545
;
Meisen, a. a. O.
1304
;
Ermisch, Freib. Stadtr. ;
Welti, Pilgerf. v. Walth.
35, 4
;
Bihlmeyer, a. a. O. ;
Lemmer, Brant. Narrensch.
48, 88
;
110a, 208
;
Leisi, Thurg. UB
7, 885, 13
;
Päpke, Marienl. Wernher ; ;
Rieder, a. a. O. ;
Koppitz, Trojanerkr. ;
UB Zug
1938, 11
;
Bächtold, N. Manuel. Zugabe H. R. Manuel
310, 150
;
Sappler, H. Kaufringer
5, 251
;
24, 10
;
Dirr, Münchner Stadtr. ;
Dietz, Wb. Luther ;
2.
›jn. versorgen, zur Hochzeit, zum Eintritt in ein Kloster aussteuern; jn. verheiraten‹; vereinzelt: ›jn. unterhalten, für js. Unterhalt aufkommen‹.
Syntagmen:
jn
. (z. B.
das kind, den son, die tochter
; auch:
sich
)
b., jn. bei seinem leben b., die tochter in ein / in einem kloster b., das kind ze kloster b., jn. mit gut b., die tochter mit einem manne, ze manne b., jn. zu / mit der ehe b., jn
. (
den diener
)
zu einer witwe b., jn. wol b
.
Wortbildungen:
berat
2 (a. 1577).

Belegblock:

Schöpper (
Dortm.
1550
):
Verehen verehelichen beraten bestatten außsteuren außsetzen jn die Ehe versorgen versehen bringen verheyraten eim man vermäheln.
Schneider, Pont. u. Sid.
176, 17
(
rhfrk.
/
mosfrk.
,
2. H. 15. Jh.
):
Darumb so sehe ich gern [...], das ir beraden by mynem leben werdent.
Burkhardt, UB Arnstadt (
thür.
,
1350
):
sullen wir die vierden tochter beraten in eyn kloster.
Küther, UB Frauensee
119, 21
(
thür.
,
1350
):
vorkouͤffen [...] umme virzig phund heller vechischer were, darmitde wir unse kindir in irme clostir bıͤratden han.
Luther. Hl. Schrifft.
Spr. 8, 21
(
Wittenb.
1545
):
Das ich wol berate die mich lieben.
Gille u. a., M. Beheim
444, 11
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
mit mannen wurden sie [neun tochter] peraten, | da sie sich nider taten.
Chron. Strassb. (
els.
,
A. 15. Jh.
):
die herren berietent ire diener [...] zů richen wittewen in der stat den ire manne erslagen worent.
Ebd. (
1371
):
wol mügent unsere berauten kinde [...] umbe iren dienst wol gůt von iren herren nemen.
Geier, Stadtr. Überl. (
nalem.
,
1520
):
das das beliben eegemecht [...] die erneuten kinder [...] disem verfangnen gůt gemeß ussteurn und beratten machen soll.
Boner, Urk. Brugg
30, 5
(
halem.
,
1378
):
daz [...] Hans von Ostra [...] sein tochter auf dise nachgeschriben guͤter [...] fuͥr vierhundert vnd viertzig guldin geweisen vnd si damit zů ainem erbern manne beraten vnd verheiraten mag.
Qu. Schweiz. Gesch. (
halem.
,
um 1470
):
were ouch daruf har gan Bern komen und sich mit der e den eren nach beraten.
Rennefahrt, Zivilr. Bern (
halem.
,
1501
):
sich und ire kind zů ir gůtten notturft und nach irem willen [...] zů versorgen, beratten und ußzůstuͥren.
Schneider, a. a. O.
175, 22
;
253, 8
;
Geier, a. a. O. ;
Roder, Stadtr. Villingen ;
Welti, Stadtr. Bern ;
UB Zug
440, 54
;
Merz, Urk. Wildegg
49, 15
;
Köbler, Stattr. Fryburg ;
Vock, Urk. Hochst. Augsb.
344, 23
;
Wintterlin, Würt. Ländl. Rechtsqu. ;
Auer, Stadtr. München ;
Dirr, Münchner Stadtr. ;
Dietz, Wb. Luther ;
Vorarlb. Wb.
1, 290
;
Schmidt, Hist. Wb. Elsaß ;
3.
›jm. ein Kind schenken, jm. (zu einem Erben, einer Frau) verhelfen‹; in allen Aktivsätzen von Gott oder einer anderen religiösen Person gesagt.

Belegblock:

Wyss, Limb. Chron. (
mfrk.
, zu
1336
):
unde berit si [wip] Got einer dochter.
Grosch u. a., Schöffenspr. Pössneck
121, 37
(
thür.
,
1474
):
so dy frouwe eynes liebeslehenserbin Conraden von Greffindorff seligen beraten worde.
Bindewald, Texte schles. Kanzl.
130, 8, 14
(
schles.
,
1437
):
die weÿle en got mit ettweuil kinden beraten hat.
Williams u. a., Els. Leg. Aurea
28, 7
(
els.
,
1362
):
Es was ein richer herre der bat sant Nyclaus das er in eins kindes beriete.
Haltaus, Liederb. Hätzlerin (
schwäb.
,
1471
):
Ob In got ainer frawen beriett, | Er liesz sich pillig benügen.
Mollay, H. Kottanerin
19, 38
(
moobd.
,
1439
/
40
):
Daz vns got der almoͤchtig ains Jungen kunigs beriet.
4.
›etw. überlegen, sich mit jm. besprechen; mit sich / jm. zu Rate gehen, sich beraten‹; auch resultativ: ›zu einem Entschluß kommen‹.
Phraseme
sich eines anderen beraten
›sich eines anderen besinnen‹; (als Rechtsformel):
beratenen mutes, mit beratenem mute
›wohlüberlegt‹.
Bedeutungsverwandte:
(V.) 34, ,  1,  23, , (V.) 2,
2
 2,  23, , .
Syntagmen:
sich e. S
. (Gen., z. B.
der kundschaft
)
b., sich auf etw. b., sich wieder jn. b., sich mit der mutter, den freunden b
.;
sich b., das [...] / ob [...]
;
got sich b. etw. zu tun, sich bald / bas / harte / schier / wol / eine zeit b
.
Wortbildungen
beratung
›Überlegung, Beratung‹ (dazu bdv.: , , ).

Belegblock:

Quint, Eckharts Pred. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
Man sol sich dar umbe berâten, welhez man kür.
Wyss, Limb. Chron. (
mfrk.
, zu
1374
):
Darumb gingen di scheffen aber uß unde beriden sich unde qwamen wider.
Luther. Hl. Schrifft.
2. Chr. 25, 16
(
Wittenb.
1545
):
Jch mercke wol / das Gott sich beraten hat dich zu verderben.
Kehrein, Kath. Gesangb. (
Bautzen
1584
):
du [Gabriel] solt der Botte sein, | Thu dich nicht lang berahten
[›zögern‹]
, | Vnd fahr hin zu der reinen Mayd.
Stackmann u. a., Frauenlob
5, 98, 12
(Hs. ˹
nobd.
,
3. V. 15. Jh.
˺):
swes ir gein got bestanden sit, | welt ir iuch wol beraten?
Päpke, Marienl. Wernher (
halem.
,
v. 1382
):
Sú giengent sich beratent, | Bischoff und schribere, | [...] | Wider Ihesum altersaine.
Williams u. a., Els. Leg. Aurea
10, 25
(
els.
,
1362
):
zugent in in einen kerker, vnd berietent sich was todes sú imme woltent an tůn.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
E. 14. Jh.
):
wenne wir mit willen und mit beroteme můte unser hertze [...] einigen creaturen geben.
dennoch wil sich es Got beroten obe er in behalten welle.
Ebd. (
1359
):
der sunder alles beraten ȯder rede dem ruschenden brůder nach gieng.
Brandstetter, Wigoleis
193, 20
(
Augsb.
1493
):
Herr gabon het sich diser kuntschafft gar bald beraten.
Henisch (
Augsb.
1616
):
Das Gott sich berahten hat / dich zu verderben.
Karnein, de amore dt.
128, 464
(
moobd.
,
v. 1440
):
Als ir aber lanng [...] bedenncken mit rat haben wolt, [...], so main ich, daz ewr beratten vnpillich kraft vnd stat haben müg.
Fichtner, Füetrer. Trojanerkr.
231, 7
(
moobd.
,
1473
/
8
):
von den Chriechen, | wie sy dahaim sich urlaubs tag berietten.
Tiemann, E. v. Nassau-S. Kgn. Sibille
136, 23
;
Froning, Alsf. Passionssp.
959
;
Opel, Spittendorf ;
Sermon Thauleri
12r, 36
;
Vetter, a. a. O. ;
Bernoulli, Basler Chron. ;
Sappler, H. Kaufringer
13, 206
;
Fichtner, a. a. O.
519, 2
;
Voc. Teut.-Lat.
k iiijv
;
nn iijv
;
iiijr
;
Dietz, Wb. Luther ;
5.
›jn. beraten, jm. einen Rat erteilen‹.

Belegblock:

Chron. Köln (
rib.
, Hs.
1. H. 15. Jh.
):
ire boden zo houe sus sint beraden, | dat men sente geleirde heren.
Kurz, Murner. Luth. Narr (
Straßb.
1522
):
Lassen euch den pfaffen nit beraten, | Zů diser grosen nerrischen daten.
Primisser, Suchenwirt (
oobd.
,
2. H. 14. Jh.
):
Als in des got von in beriet, | Gen Rittern, chnechten, er sich wag | Mit stæter milt.