beraten,
V., unr. abl.
1.
›jn. / (eine Stadt o. ä.) mit dem Nötigsten versehen, versorgen; jn. mit etw. ausstatten, ausrüsten, jm. etw. verschaffen, zukommen lassen; jn. unterstützen, jm. helfen‹.Syntagmen:
oft mit got
im Subj.; jn
. (z. B. den gast
) b., jn. e. S
. (z. B. brotes / weines, der zerung, eines mundvols
) b., die stat b., die gemeinde, den konvent e. S
. (z. B. geltes, obses
) b., jn. mit etw
. (z. B. mit einem dienst, mit almosen / braten / hilfe
) b., die welt mit dem gesez b
.; jm. das bette b
.; haus / keller mit etw
. (z. B. mit wein
) beraten sein, j. mit gesinde / reichheit beraten (sein)
; beratenes haus
.Belegblock:
Meisen, Wierstr. Hist. Nuys
3015
(Köln
1476
): Des syn keyserlygh genaeden | Dye stat van Nuyssz hayn beraeden | Ind seer hoyghlich priuilegijrt.
Quint, Md. Karl u. Eleg.
912
(Hs. ˹thür.
, n. 1455
˺): Eine schone huß. keller vñ ke͂menote͂ | Dy wore͂ wol berote͂ | Mit met vnd mit wine.
Luther, WA
22, 76, 22
(1544
): dabey bleibe, das es heisse, wie man auff deudsch sagt: Gott hat beraten.
Rieder, St. Georg. Pred.
244, 8
(Hs. ˹önalem.
, 1387
˺): es [hus] můss schoͤn sin und wit und stark und wol beraten.
Banz, Christus u. d. minn. Seele
1569
(alem.
, 1. H. 15. Jh.
): Und alweg sprach: ,mich hat got beraten!‘ - | Do warents des tiefels taten.
Henisch
281
(Augsb.
1616
): Gott beraht (beschert) die seinen vber nacht. [...]. Wie der Wirth ist / so beraͤht Gott die gaͤst [...]. Gott beraͤht / so lang ein ey braͤt.
Kummer, Erlauer Sp.
3, 878
(m/soobd.
, 1400
/40
): da get di gans gepraten | und mit pheffer wol weraten.
Winter, Nöst. Weist.
3, 782, 16
(moobd.
, 1484
): das gott die frawen berett witibn gweiß ains guets das si erarbeit hat mit iren henden.
Ebd.
4, 13, 16
(1529
): wenn aber gott der herr ain beräitt das er in ainer trüeb ain essen fisch zuwëgen pringt.
Piirainen, Stadtr. Sillein
80a, 16
(sslow. inseldt.
, 1378
): STirbt eim man seyn weyp [...] so sol ir nechste nistel [...] Dem man seyn bette beraten alz ez stimt.
Tiemann, E. v. Nassau-S. Kgn. Sibille
165, 24
; Rueff, Rhein. Ostersp.
545
; Meisen, a. a. O.
1304
; Ermisch, Freib. Stadtr.
112, 33
; Welti, Pilgerf. v. Walth.
35, 4
; Chron. Nürnb.
5, 766, 26
; Bihlmeyer, a. a. O.
25, 14
; Leisi, Thurg. UB
7, 885, 13
; Rieder, a. a. O.
247, 17
; Koppitz, Trojanerkr.
11552
; UB Zug
1938, 11
; Bächtold, N. Manuel. Zugabe H. R. Manuel
310, 150
; Dirr, Münchner Stadtr.
347, 23
; Dietz, Wb. Luther
1, 255
; Schweiz. Id.
6, 1611
.2.
›jn. versorgen, zur Hochzeit, zum Eintritt in ein Kloster aussteuern; jn. verheiraten‹; vereinzelt: ›jn. unterhalten, für js. Unterhalt aufkommen‹.Syntagmen:
jn
. (z. B. das kind, den son, die tochter
; auch: sich
) b., jn. bei seinem leben b., die tochter in ein / in einem kloster b., das kind ze kloster b., jn. mit gut b., die tochter mit einem manne, ze manne b., jn. zu / mit der ehe b., jn
. (den diener
) zu einer witwe b., jn. wol b
.Wortbildungen:
berat
Belegblock:
Schöpper
69b
(Dortm.
1550
): Verehen verehelichen beraten bestatten außsteuren außsetzen jn die Ehe versorgen versehen bringen verheyraten eim man vermäheln.
Schneider, Pont. u. Sid.
176, 17
(rhfrk.
/mosfrk.
, 2. H. 15. Jh.
): Darumb so sehe ich gern [...], das ir beraden by mynem leben werdent.
Küther, UB Frauensee
119, 21
(thür.
, 1350
): vorkouͤffen [...] umme virzig phund heller vechischer were, darmitde wir unse kindir in irme clostir bıͤratden han.
Gille u. a., M. Beheim
444, 11
(nobd.
, 2. H. 15. Jh.
): mit mannen wurden sie [neun tochter] peraten, | da sie sich nider taten.
Chron. Strassb.
913, 13
(els.
, A. 15. Jh.
): die herren berietent ire diener [...] zů richen wittewen in der stat den ire manne erslagen worent.
Ebd.
940, 1
(1371
): wol mügent unsere berauten kinde [...] umbe iren dienst wol gůt von iren herren nemen.
Geier, Stadtr. Überl.
300, 6
(nalem.
, 1520
): das das beliben eegemecht [...] die erneuten kinder [...] disem verfangnen gůt gemeß ussteurn und beratten machen soll.
Boner, Urk. Brugg
30, 5
(halem.
, 1378
): daz [...] Hans von Ostra [...] sein tochter auf dise nachgeschriben guͤter [...] fuͥr vierhundert vnd viertzig guldin geweisen vnd si damit zů ainem erbern manne beraten vnd verheiraten mag.
Qu. Schweiz. Gesch.
1, 275, 19
(halem.
, um 1470
): were ouch daruf har gan Bern komen und sich mit der e den eren nach beraten.
Rennefahrt, Zivilr. Bern
45, 16
(halem.
, 1501
): sich und ire kind zů ir gůtten notturft und nach irem willen [...] zů versorgen, beratten und ußzůstuͥren.
Buch Weinsb.
2, 14, 9
; Chron. Magdeb.
2, 235, 23
; Geier, a. a. O.
19, 21
; Roder, Stadtr. Villingen
84, 9
; Welti, Stadtr. Bern
112, 19
; UB Zug
440, 54
; Merz, Urk. Wildegg
49, 15
; Köbler, Stattr. Fryburg
124, 30
; Vock, Urk. Hochst. Augsb.
344, 23
; Wintterlin, Würt. Ländl. Rechtsqu.
2, 125, 2
; Auer, Stadtr. München
211, 8
; Dirr, Münchner Stadtr.
526, 23
; Dietz, Wb. Luther
1, 255
; Brinckmeier
1, 337
; Rwb
1, 1551
; Vorarlb. Wb.
1, 290
; Schmidt, Hist. Wb. Elsaß
29
; Schwäb. Wb.
1, 856
; Schweiz. Id.
6, 1611/2
.3.
›jm. ein Kind schenken, jm. (zu einem Erben, einer Frau) verhelfen‹; in allen Aktivsätzen von Gott oder einer anderen religiösen Person gesagt.Belegblock:
Grosch u. a., Schöffenspr. Pössneck
121, 37
(thür.
, 1474
): so dy frouwe eynes liebeslehenserbin Conraden von Greffindorff seligen beraten worde.
Bindewald, Texte schles. Kanzl.
130, 8, 14
(schles.
, 1437
): die weÿle en got mit ettweuil kinden beraten hat.
Williams u. a., Els. Leg. Aurea
28, 7
(els.
, 1362
): Es was ein richer herre der bat sant Nyclaus das er in eins kindes beriete.
Haltaus, Liederb. Hätzlerin
2, 3, 136
(schwäb.
, 1471
): Ob In got ainer frawen beriett, | Er liesz sich pillig benügen.
Mollay, H. Kottanerin
19, 38
(moobd.
, 1439
/40
): Daz vns got der almoͤchtig ains Jungen kunigs beriet.
Schwäb. Wb.
1, 856
.4.
›etw. überlegen, sich mit jm. besprechen; mit sich / jm. zu Rate gehen, sich beraten‹; auch resultativ: ›zu einem Entschluß kommen‹.Phraseme
sich eines anderen beraten
›sich eines anderen besinnen‹; (als Rechtsformel): beratenen mutes, mit beratenem mute
›wohlüberlegt‹.Syntagmen:
sich e. S
. (Gen., z. B. der kundschaft
) b., sich auf etw. b., sich wieder jn. b., sich mit der mutter, den freunden b
.; sich b., das [...] / ob [...]
; got sich b. etw. zu tun, sich bald / bas / harte / schier / wol / eine zeit b
.Belegblock:
Wyss, Limb. Chron.
70, 3
(mfrk.
, zu 1374
): Darumb gingen di scheffen aber uß unde beriden sich unde qwamen wider.
Luther. Hl. Schrifft.
2. Chr. 25, 16
(Wittenb.
1545
): Jch mercke wol / das Gott sich beraten hat dich zu verderben.
Kehrein, Kath. Gesangb.
1, 49, 3
(Bautzen
1584
): du [Gabriel] solt der Botte sein, | Thu dich nicht lang berahten
[›zögern‹]
, | Vnd fahr hin zu der reinen Mayd. Stackmann u. a., Frauenlob
5, 98, 12
(nobd.
, 3. V. 15. Jh.
): swes ir gein got bestanden sit, | welt ir iuch wol beraten?
Päpke, Marienl. Wernher
7874
(halem.
, v. 1382
): Sú giengent sich beratent, | Bischoff und schribere, | [...] | Wider Ihesum altersaine.
Williams u. a., Els. Leg. Aurea
10, 25
(els.
, 1362
): zugent in in einen kerker, vnd berietent sich was todes sú imme woltent an tůn.
Vetter, Pred. Taulers
58, 15
(els.
, E. 14. Jh.
): wenne wir mit willen und mit beroteme můte unser hertze [...] einigen creaturen geben.
Brandstetter, Wigoleis
193, 20
(Augsb.
1493
): Herr gabon het sich diser kuntschafft gar bald beraten.
Karnein, de amore dt.
128, 464
(moobd.
, v. 1440
): Als ir aber lanng [...] bedenncken mit rat haben wolt, [...], so main ich, daz ewr beratten vnpillich kraft vnd stat haben müg.
Fichtner, Füetrer. Trojanerkr.
231, 7
(moobd.
, 1473
/8
): von den Chriechen, | wie sy dahaim sich urlaubs tag berietten.
Chron. Köln
1, 1669
; Tiemann, E. v. Nassau-S. Kgn. Sibille
136, 23
; Froning, Alsf. Passionssp.
959
; Opel, Spittendorf
304, 18
; Sermon Thauleri
12r, 36
; Vetter, a. a. O.
79, 2
; Bernoulli, Basler Chron.
5, 363, 11
; Sappler, H. Kaufringer
13, 206
; Fichtner, a. a. O.
519, 2
; Diefenbach
61a
; Voc. Teut.-Lat.
d ijv
; Maaler
58r
; Schwartzenbach
D iijr
; Dietz, Wb. Luther
1, 255/6
; Rwb
1, 1551
; Schweiz. Id.
6, 1614
.5.
›jn. beraten, jm. einen Rat erteilen‹.Belegblock:
Chron. Köln
1, 71
(rib.
, Hs. 1. H. 15. Jh.
): ire boden zo houe sus sint beraden, | dat men sente geleirde heren.
Kurz, Murner. Luth. Narr
1234
(Straßb.
1522
): Lassen euch den pfaffen nit beraten, | Zů diser grosen nerrischen daten.
Primisser, Suchenwirt
11, 242
(oobd.
, 2. H. 14. Jh.
): Als in des got von in beriet, | Gen Rittern, chnechten, er sich wag | Mit stæter milt.