bengel,
der
;
–/-Ø
.
1.
›(Holz-)Stock, starker Stab; Knüttel, Keule, Prügel‹; als Verteidigungswaffe oder Strafinstrument gebraucht, Hunden als Mittel der Bändigung angehängt (s. die Syntagmen und Belege); selten ›Stab als Zeichen einer (Amts-)Würde, Szepter‹.
Bedeutungsverwandte:
2
,  1,  1,  1,  2,  1, ,  2,  3.
Syntagmen:
den / einen b. aufziehen / nemen / schleifen / tragen, zu sich nemen, in der hand haben / füren, von etw. hauen, von dem zaun brechen, aus stro stricken, gegen jn. aufheben, einem hund anhängen, die b. auflesen, an weibern sparen
(›jn. nicht hart genug angehen‹);
der b. den hund bendig machen
;
mit (dem) b. die buben austreiben, jn. anfallen / bleuen / nüteln / schlagen, jn. weren
(›jn. mit Knüppeln, Keulen bewaffnen‹),
jm. die haut erklecken, einen hund behängen, ane b. laufen
;
grosser / güldener / guter / handfölliger / hellischer / langer / schwarzer / starker b
.;
eines marschalks b
.
Wortbildungen:
bengelecht
›von der Stärke eines Stockes‹ (a. 1468),
bengelkraut
›Prügel‹,
bengelstrafe
,
bengler
(a. 1561),
benglung
.

Belegblock:

Schade, Sat. u. Pasqu. (
wmd.
1521
):
den wütenden reißenden hunden (id est cortisan) groß bengel an henken, wo das nit helfen, ins maul binden.
Küther, UB Frauensee
386, 32
(
thür.
,
1528
):
das die scheffer [...] die hunde ann strickenn gefurt unnd uber jar benngel knottel oder bengel annhenge mussen.
Bobertag, Schwänke (o. O.
1558
):
bengel⸗kraut het leiden wol thon, wann sie also dem mann zu laid ires vorigen manns tugendt erzelt hatte.
Gille u. a., M. Beheim
318, 31
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
ich wil dich nüteln | mit pengeln und ach knuteln. | du must mein esel sein.
Sachs (
Nürnb.
1554
):
Dort kommet gleich der pfarrherr selb, | [...] | Und thut ein bengel mit im tragen.
Matthaei, Minner. I, (Hs.
15. Jh.
):
so kumpt das zwerglin stoltz | mit in synr handt ein holtz, | recht wie eins marschalcks bengel.
Spanier, Murner. Narrenb.
9, 8
(
Straßb.
1512
):
die wyber hondt ein art, | Wer an in die bengel spart | Vnd schlecht nit druff als in ein mist, | Das im kein dester hoͤlder ist.
Bolte, Pauli. Schimpf u. Ernst (
Straßb.
1522
):
[Der Priester] het in einer Hand ein Crutzifix und in der andern ein Bengel und sprach zů den Dieben.
Ebd. (
1535
):
Er gieng darzů und hawet ein gůten handvoͤlligen Bengel darvon [-baum].
Lindqvist, K. v. Helmsd.
4265
(
halem.
, Hs.
um 1435
):
Mitt ainer grossen juden schar, | Die schwert und bengel trůgend | Und Jhesum fiengend.
Fuchs, Murner. Geuchmat
4171
(
Basel
1519
):
wer die zinß wil loēen ab, | Der lůg, das er ein bengel hab, | Vnd schlah die geuchin vß dem huß.
Maaler (
Zürich
1561
):
Bengel oder knüttel straaff (die) dz streich loͤsen mit gůten benglen. Fustuarium.
Lauater. Gespaͤnste
34r, 10
(
Zürich
1578
):
Diser habe für die Exorcismos / dz ist / an statt deß beschweerens ein gůten bengel oder knüttel zů jm genom͂en.
Heidegger. Mythoscopia
13, 15
(
Zürich
1698
):
was das Sprichwort von den Penglen meldet / wer sie auflesen wolle / finde bald einen Arm voll
[vgl. den Beleg
Henisch
unter 2].
Haltaus, Liederb. Hätzlerin (
schwäb.
,
1471
):
Wer nit wër hett, der prach | Von dem zaun ain pengel.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, zu
1563
):
ist der statvogt weit vorher geriten, ainen schwartzen bengel in der handt [...] gehapt.
Rauwolf. Raiß ([
Lauingen
]
1582
):
etliche Türcken / die hetten keine andere Wehren bey sich / dañ lange vnnd starcke bengel.
Henisch (
Augsb.
1616
):
Den Hund der bengel bendig macht / Der Jugent legt die ruth den pracht. [...] Benglung / ein staupen hawen / fustuarium.
Primisser, Suchenwirt (
oobd.
,
2. H. 14. Jh.
):
Hundert ritter, hundert chnecht | Wol nach ritterleichem recht; | Mit dem pengel, mit dem swert | Wiert yeder man von in gewert.
Klein, Oswald
19, 178
(
oobd.
,
1431
/
2
):
Die nacio von aller schüle | mit iren guldin bengel | erten in auf seinem stüle.
Kurz, Waldis. Esopus ;
Goedeke u. a., Liederb. ;
Roder, Hugs Vill. Chron. ;
Bolte, a. a. O. ;
Roloff, Brant. Tsp.
1760
;
Tittmann, Schausp. 16. Jh. Funk.
198, 744
;
Diehl, Dreytw. Essl. Chron. ;
Rauwolf. a. a. O. ;
Alberus
c iijr
;
y iijr
;
Hulsius
B jr
;
Dietz, Wb. Luther ;
Preuss. Wb. (Z)
1, 524
;
Schmidt, Hist. Wb. Elsaß ;
Öst. Wb.
2, 1003
;
Wiessner, Wortsch. Wittenw. Ring.
1970, 21
.
Vgl. ferner s. v. ,  1.
2.
›junger, starker Mensch‹; meist mit negativer Konnotation ›fauler, frecher, roher Junge, Nichtsnutz, Lümmel‹.
Bedeutungsverwandte
, als pl. t.: (s. v. , Adj., 8).
Syntagmen:
fauler / gerader / guter / starker / undankbarer b
.
Wortbildungen:
bengelprediger
›Lumpenprediger‹.

Belegblock:

Österley, Kirchhof. Wendunmuth (
Frankf.
1602
):
zog im land umbher ein gerader, starcker bengel, dem keine arbeit schmecken wolt.
Lichtenstein, Lindener. Katzip. (o. O.
1558
):
gůte, starcke, fawle pängel, die nit gern arbayten, und in die klöster lauffen.
Schade, Sat. u. Pasqu. (
els.
1521
):
denn ich glaub, er [Murner] wer beßer zů aim bengelprediger, dann die hailig gschrift zů widerfechten.
Henisch (
Augsb.
1616
):
Solcher bengel find einer bald ein arm voll / das ist / lose leut find man gnug.