beleiten,
V.
1.
›jn. von einem Ort aus über einen bestimmten Weg zu einem räumlichen oder räumlich gedachten Ziel hin geleiten, jn. begleiten, jm. Ehren-, Sicherheitsgeleit geben; etw. (z. B. einen Graben) führen, ziehen‹; auch in verschiedener Richtung ütr.
Bedeutungsverwandte:
 1, ,  2, .
Syntagmen:
jn
. (z. B.
den keiser / cardinal / vogt / herren
)
b., die leiche b., jn. aus der kirche / stat, aus dem lande b., jn. durch das land / mer (um gut) b., jn. auf einen weg b., jn. bis in die schloskirche b., jn. in die herberge / stat, in das haus, in den tempel b., jn. heim, hin zum tor, zu der schranne, zu got, zu schif, zu der seligkeit b., jn. mit söldnern /
[einer Anzahl]
mannen, mit barmherzigkeit / glük b., jn. mit den augen b., jn. den tag b
.; formelhaft:
got / Maria beleite uns / dich, das dich got beleite
o. ä.
Wortbildungen:
beleitleute
(a. 1530).

Belegblock:

Chron. Magdeb. (
nrddt.
,
1565
/
6
):
der Kaiser Maximilian beleitete den neuen Cardinal aus der Kirchen in seine Herberge.
Meijboom, Pilgerf. träum. Mönch
4075
(
rib.
,
1444
):
He is oevel ind qualich beleyt
[›beraten‹]
| De mit deser wapen neit en is gecleit.
Wyss, Limb. Chron. (
mfrk.
, zu
1342
):
da wart der nuwer grabe ußwendich Limpurg [...] bit an di Lane beleidet.
Dienes, E. Gros. Witwenb.
280, 2
(
nürnb.
,
1446
):
sie belaytetet yn mit den augen als lang pyß das yn eyn wolken benam.
Bergmann, Ambr. Liederb. (
Frankf.
1582
):
Darnach beleit sie der könig | mit hundert guten mannen.
Thiele, Chron. Stolle (
thür.
,
3. Dr. 15. Jh.
):
wann das sie on en heim in sin pallacium unnd huss beleyten.
Lippert, UB Lübben
2, 232b, 22
(
osächs.
,
1525
):
1 tunne byr den knechten, ßo den hern lantvoit beleyth.
Tittmann, Schausp. 16. Jh. Ayrer. Sidea
283, 226
(
Nürnb.
1618
):
mit glück | wölln euch die götter beleiten.
Bihlmeyer, Seuse (
alem.
,
14. Jh.
):
wan die liehten engel huͤtent sin, die heiligen beleitent in.
Lauater. Gespaͤnste
32v, 5
(
Zürich
1578
):
habend erliche wyber vß grossem mitlyden / mit weinen vnd klagen sy biß zum thor beleitet.
Sappler, H. Kaufringer
27, 74
(
schwäb.
, Hs.
1472
):
barmherzigkait. | damit werdent sie dann belaidt | von hinnen zuo dem ewigen leben.
Diehl, Dreytw. Essl. Chron. (
schwäb.
,
1548
):
ettliche hackennschitzenn, die soltten in beleytte.
Barack, Zim. Chron. (
schwäb.
,
M. 16. Jh.
):
hat er des Gunzo gewartet und hat in alsdann widerumb haim belaitet.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, zu
1563
):
er ist mit etlichen statsöldnern belaitet worden.
Henisch (
Augsb.
1616
):
Beleiten / gelaiten / ein gesellschafft auff den weg halten.
McClean, Havich
2461
(
moobd.
, Hs.
15. Jh.
):
do Moyses pelaite durch das mer | von Israhel ein grosses her.
Turmair (
moobd.
,
1522
/
33
):
ist gedult die höchst tugent, die uns gên himel zu gott mueß füeren und belaiten.
Qu. Brassó
5, 530, 11
(
siebenb.
,
1615
):
der Popa Costantin aber beleitet ihnen mit Ehren aus der Stadt.
Tittmann, a. a. O.
2, 32
Regieanweisung;
Goedeke u. a., Liederb. ;
Bell, G. Hager
285, 2, 15
;
403, 3, 11
;
V. Anshelm. Berner Chron. ;
Morrall, Mandev. Reiseb.
55, 15
;
Müller, Grafsch. Hohenb.
2, 64, 15
;
Baumann, Bauernkr. Oberschw. ;
Spechtler, Mönch v. Salzb.
2, 64
;
Gereke, Seifrits Alex.
7470
;
Weber, Füetrer. Poyt.
58, 3
;
Grossmann, Unrest. Öst. Chron. ; ;
Spiller, Füetrer. Bay. Chron. ;
Siegel u. a., Salzb. Taid. ;
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. ;
Maaler /v;
Wmu
1, 178
;
Dietz, Wb. Luther ;
Preuss. Wb. (Z)
1, 517
;
Wolf, Mathesius.
1969, 388
.
2.
als part. Adj.
beleitet
›erfahren, mit Vergangenheit‹ (von der Frau mit Bezug auf sexuelle Beziehungen gesagt); euphemistisch auf 1 beziehbar.

Belegblock:

Henisch (
Augsb.
1616
):
Ein belaitet weib / mulier multis viris comitata.
3.
›etw. (Güter, Ausrüstungen, Fuhrwerke o. ä.) beim Transport, der Bewegung begleiten und dadurch sichern; (eine Feste) mit Besatzung belegen; etw. (Feststehendes) bewachen, (Werte, z. B. die Gerechtigkeit) schützen‹.
Bedeutungsverwandte:
.

Belegblock:

Toeppen, Ständetage Preußen
4, 354, 37
(
preuß.
,
1454
):
das gröste, ewerer kirchen gerechtigkeit zu beleiten, alles hinden an gelassen habt.
Baumann, Bauernkr. Rotenb. (
nobd.
,
um 1525
):
ist in gepotten, das geschutz zu plaitten.
Jörg, Salat. Reformationschr.
251, 17
(
halem.
,
1534
/
5
):
da nun allso vil lüt zamen kemend [...] beleytend sj des Waͤpfers hus.
Tobler, Schilling. Bern. Chron. (
whalem.
,
1484
):
und solten etwas wines und spiswaͤgen den Eidgnossen von Múlhusen harus beleiten.
Adomatis u. a., J. Murer. Bab.
2536
(
Zürich
1560
):
Der dicke ist fünfftzg schůch [...] | [...] | Zů dem ist sy gar starck beleit.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, zu
1395
):
fieng dri der stat diener, die daz gůt solten belaiten.
Chron. baier. Städte. Regensb. (
noobd.
,
1552
):
im dorff haben sy das gelt entphangen und voln herein gepleyt.
4.
›etw. ausführen, durchführen, tun‹.

Belegblock:

Toeppen, Ständetage Preußen
4, 241, 37
(
preuß.
,
1453
):
bitte ich euw. erw. gn. mir czu schreiben [...] wie ich die dink beleiten sal.
Dirr, Münchner Stadtr. (
moobd.
,
1489
):
wie vnd inwas gestallten die vischvaͤng syen zu beleidten.
Wohl hierher: Niewöhner, Teichner
357, 103
(Hs. ˹
moobd.
,
1360
/
70
˺):
peychtiger | dw da liten grozz swaͤr | durich der christenhait belaiten.
5.
als Teil eines Funktionsverbgefüges
etw. zu einem abtrag beleiten
›etw. zur Schlichtung bringen‹.

Belegblock:

UB Zug
1406, 7
(
halem.
,
1485
):
den handell, wie wol er eben gros ist, zů guͤtigen abtrag zů beleiten.
6.
›sich an etw. beteiligen, an etw. teilnehmen‹.

Belegblock:

Toeppen, Ständetage Preußen
1, 315, 8
(
preuß.
,
1418
):
off das der ordin desin kryk hette mocht beleytin [...], so gobin alle gebitiger [...] von sich alle ir silberin gevese.
7.
›etw. (mit Zeugen) beweisen, nachweisen; etw. amtlich besichtigen; (die Grenze) begehen‹. – Der Beleg
Loersch
kann auch als Form von nl.
belijden
2 ›bekennen‹ () gelesen werden, die Belege aus
Grosch
sind auch als kontrahierte Schreibungen von  12 lesbar.
Bedeutungsverwandte:
 1.

Belegblock:

Loersch, Weist. Boppard (
mosfrk.
,
1510
; Hs.
17. Jh.
):
was sunst eigen erbe antrifft, muß mit zweien mannen beleidt werden.
Grosch u. a., Schöffenspr. Pössneck
163, 5
(
thür.
,
1474
):
Hat Jacuff Knoche solliche wunden [...] in gerichte [...] bewiset unde beleytt.
Ebd.
170, 38
:
ym Hans Hoderdei eyne wunden gehouwen habe, die [...] met deme gesworn artczte unde met zcweyen burgern beleyt ist.
Ebd.
194, 20
:
daz dy wunden uff frischer tad nicht beleyt sint.
Mitzschke, UB Bürgel (
thür.
,
1428
):
daz dy wondin nicht beleid synt vor den schepphin.
Struck, Cist. Marienst.
1374
;
Wiese, UB Wetzlar ;