bekrenken
(sehr vereinzelt
bekränken
),
V.
– Obd., in der 2. Bedeutung verstärkt halem.
1.
›jn. / etw. (unterschiedliche Bezugsgrößen) schwächen, schädigen, beeinträchtigen, verletzen, jm. Schaden zufügen, (seinen Körper) schwächen‹; auch: ›(Edelmetall) im Wert mindern‹; offen zu 2; 3.
Bedeutungsverwandte:
 12,  2,  1, .
Syntagmen:
den aker / hof, die stat, das gold b., jn. an leuten / gütern, nutzen, an seinem leib / gut, mit gewalt b., geiz jn. b., js. heil jn. b., sich den leib b.
;
seiner sinne bekrenkt sein, natur mit bresten bekrenkt sein, den leib bekrenkt machen
.

Belegblock:

Sachs (
Nürnberg
,
1557
):
Es ist der narr der füllerey, | Der dir lang hat gewonet bey | Und dich gemachet hat unmessig, | Vernascht, versuffen und gefressig, | Dein leib bekrenckt, dein sinn beschwert, | Dein magen gfült, dein peutel glert.
Kehrein, Kath. Gesangb. (
Nürnberg
,
1631
):
Offt fiele er [Jesus], das Creutz war schwer, | Mein Heyl thet jhn bekrencken.
Chron. Strassb. (
els.
,
1334
):
wer sie darüber mit deheinen sachen an irm lip oder an irm gůt leydiget oder bekrencket, der tůt swerlich wider uns.
Merk, Stadtr. Neuenb. (
nalem.
,
1414
):
hettend si gedacht oder moͤgen wissen, daz golt in solicher mossen abegesetzt und bekrenket solte sin worden.
Löffler, Columella/Österreicher (
schwäb.
,
1491
):
Es ist ǒch kain zwiffel dann das der acker bekrenckt werd mit den samen als mit dem hiersen und panico.
Maaler (
Zürich
1561
):
Bekrencken / Kranck machen.
Drescher, Hartlieb. Caes. (
moobd.
,
1456
/
67
):
Do der selb Daniel an seinem ennde aller seiner synn bechkrencht was.
Bernoulli, Basler Chron. ;
Gagliardi, Dok. Waldmann
1, 203, 18
;
Löffler, a. a. O. ;
Barack, Teufels Netz ;
Vorarlb. Wb.
1, 282
;
Bindewald, Reichsk. Wenzels.
1928, 196
.
2.
›jn. (an / in seinen Rechten o. ä.) beeinträchtigen, einschränken, schädigen; Gut schädigen; ein Rechtsabkommen verletzen, brechen, mißachten‹; seltener: ›ein religiöses Gebot, Gelübde brechen‹.
Chroniken und Rechtstexte.
Gegensätze:
 4,  410,
1
 1,  7, ,  34.
Syntagmen
jn. mit gewalt / werken / worten b., jn. an freiheiten / rechten, an leib und gut b., jn. e. S. wegen b., den artikel / brief / inhalt / spruch / konvent, die ere / freiheit / regel / verständnis / stat, das gebot / geschäft / gotteshaus b
. Formelhaft:
ane bekrenken
›ohne Beeinträchtigung‹.
Wortbildungen
bekrenkung
›Beeinträchtigung, Schaden‹ (dazu bdv.:  3; vgl. ,
der
, 1; a. 1599); formelhaft:
ane bekrenkung
.

Belegblock:

Rennefahrt, Stadtr. Bern (
halem.
,
1353
):
alle die, so uns an lib oder an gůt [...] angriffen, bekrenchen.
UB Zug
85, 49
(
halem.
,
1366
):
die obgenant unser herren von Oesterich [...] von der egenant vesti [...] wegen [...] niemer mer anzesprechen noch si daran ze bekrenken.
Rennefahrt, Statut. Saanen (
halem.
,
1397
/
98
):
damit dirre brief oder dehein friheit haran gesriben bekrenket oder geswechret werden moͤchten.
Welti, Stadtr. Bern (
halem.
,
n. 1437
):
vmb das vnser statt fryheit vnd handveste nitt bekrenckt werd.
Graf-Fuchs, Ämter Interl./Unterseen (
halem.
,
1445
):
das der dasselbe len dem bedachten gotzhus wol hat muͥgen uffzegeben, ane bekrenken.
Tobler, Schilling. Bern. Chron. (
whalem.
,
1484
):
er koͤnde nit verstan, das die verstentnús damit wurde bekrenket.
Mollwo, Rotes Buch Ulm (
schwäb.
,
um 1376
):
daz si daran [rechten] von uͥns gesterkt und nit bekrenket werden.
Koller, Ref. Siegmunds V, (
Augsb.
,
um 1440
):
nichtz zu erlauben, das gots ere oder sein gepot bekrenken müg.
Hör, Urk. St. Veit
118, 21
(
moobd.
,
1377
):
daz sy den egenanten abbt, den couent vnd ir goczhaus [...] in dhain weis bechrenchen noch vͤberfarn, sunder sy von vnsern wegen daran schuͤczen, vorsein vnd schirmen.
Turmair (
Ingolst.
,
1519
):
damit ditz gescheft durch niemants in ewig bekrenkt und stet gehalten werd, haben wir dasselb mit unser hant hie unden bevestent.
Boos, UB Aarau ; ;
Rennefahrt, a. a. O. ; ;
Leisi, Thurg. UB
8, 485, 28
;
UB Zug
555, 18, 3
;
Graf-Fuchs, a. a. O. ; ;
Rennefahrt, Staat/Kirche Bern ;
Rennefahrt, Zivilr. Bern ;
Jörg, Salat. Reformationschr.
731, 3
;
Mollwo, a. a. O. ;
Koller, a. a. O. G, ; P, ;
Dirr, Münchner Stadtr. ;
Leidinger, V. Arnpeck ;
Preuss. Wb. (Z)
1, 512
.
Vgl. ferner s. v.  5.
3.
›jn. (auch: sich) betrüben, beschweren, verletzen, plagen, kränken, beleidigen, herabsetzen; (das Herz) betrüben, kränken‹.
Bedeutungsverwandte
; zum part. Adj.:  1,  2,  2,  1, .
Syntagmen:
j. / etw. jn
. (z. B.
den man / ritter / teufel
; oft:
sich
)
b., (sich) das herz, die sele, die sinne b., jn. tot b
. ›(einen Leichnam) schänden, entehren‹;
sin bekrenkt sein
.

Belegblock:

Goedeke u. a., Liederb. (o. O., o. J.):
ach wechter, du bringst ungemach, | mit deinem gsang | mustu mein herz bekrenken.
Rieder, St. Georg. Pred. (Hs. ˹
önalem.
,
1387
˺):
swa der mentsch ist den sin hertz nit bekrenket umb dehain untugent, der hât ain luter conscienci.
Gille u. a., M. Beheim
444, 246
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
[fraw unkeüsch] lebt sa gar in wuster breusch, | daz es den teufel macht bekrangen.
Stackmann u. a., Frauenlob
13, 60, 6
(Hs. ˹
nobd.
, Hs.
3. V. 15. Jh.
˺):
hastu, frou, hie frouwen zucht | daz du ouch nicht bekrenkest in [man] | und swechest dines prises gewin.
Sachs (
Nürnb.
1518
):
wie thut sie [lieb] euch [ritter] ietzt bekrencken!
Ebd. (
1545
):
Theodore, dich nit bekrenck!
Ebd. (
1559
):
Daß ich nur sein nit mehr gedenck | Und mir mein frölich hertz bekrenck.
Da ist mein hertz betrübet von | Und thut mich innigklich bekrencken.
Thiele, Minner. II,
13, 348
(Hs. ˹
nalem.
/
sfrk.
,
1470
/
90
˺):
der fleugt nit gernn mit huwen, | als manich fremder grober blafus thutt, | die sich die ülen lassen gern bekrencken.
Jörg, Salat. Reformationschr.
47, 30
(
halem.
,
1534
/
5
):
wirtt das gedacht hertz / schwarlich übergwalltigett / bekrenckt / erstecktt / und verfuͤrt.
Haltaus, Liederb. Hätzlerin (
schwäb.
,
1471
):
Bekrencket ist mir all mein syn, | Vor iammer achet mir mein hertz.
Gierach, Märterb.
27183
(Hs. ˹
moobd.
,
A. 15. Jh.
˺):
er viel auf sey nider her ab | und wolt sey tot bechrenkchet han
[›poetisch auf das Handeln eines Liebenden gegenüber dem Leichnam der Geliebten bezogen‹].
Barack, Teufels Netz (
Bodenseegeb.
,
1. H. 15. Jh.
):
der im tuot schenken, | Den lat er nit bekrenken.
Barack, Teufels Netz (
Bodenseegeb.
,
1. H. 15. Jh.
):
Si tuond nur hoffart erdenken, | Damit si ir sel tügind bekrenken.
Gille u. a., a. a. O.
272, 17
;
Barack, a. a. O. ;
Schlosser, H. v. Sachsenh.
2277
;
Haltaus, Liederb. Hätzlerin ;
Klein, Oswald
56, 10
;
Baptist-Hlawatsch, U. v. Pottenst. Vorr.,
13
;
Preuss. Wb. (Z)
1, 512
;
Dietz, Wb. Luther .