bekoren,
V.
1.
›sich zu etw. entscheiden, Gefallen an etw. finden‹.

Belegblock:

Helm, H. v. Hesler. Nicod. (
nrddt.
,
14. Jh.
):
Herodes ez bekorte, | Jesum er vorsmete, | in pfelliner wete | sand er in Pilato wider.
Pyritz, Minneburg
4856
(
nobd.
, Hs.
um 1400
):
Daz ich nuͤr sprech ein einig wort, | Daz ir daz hertze niht bekort, | An frevel sie daz niht enliezz.
Niewöhner, Teichner
477, 18
(Hs. ˹
oschwäb.
,
1368
˺):
der waz ain haiden und hat bekort, | scham und mauss, wie gůt daz sei.
Karsten, Md. Paraphr. Hiob .
2.
›etw. kosten, probieren, schmecken, genießen; etw. wahrnehmen; etw. zu spüren bekommen, etw. kennenlernen‹; auch ütr. auf Bezugsgegenstände moralischer wie konkreter Art.
Bedeutungsverwandte:
2
, , .

Belegblock:

Schöpper (
Dortm.
1550
):
Gustare. Schmecken versuchen bekoren bekosten.
Thiele, Minner. II,
22, 23
(Hs. ˹
md.
/
rhein.
,
1. V. 15. Jh.
˺):
wer heils van wiben nicht hait becort.
Meijboom, Pilgerf. träum. Mönch
9403
(
rib.
,
1444
):
dat du nummer vynden en macht | Noch gevunden en hais hie voeren | Quaider hende, du salt sij balde bekoren.
Chron. Köln (
Köln
1499
):
als sy die vrucht bekaert hadden vã stund an so voilden Sij beyde den brickell [...] yrre menlicher vnd vreulicher geleder.
Ebd. 8v, :
also syn vnser alderen. die de verboden dynge bekoirt hauen. geuallen van dem hoghen in dat nidder.
Frantzen u. a., Kölner Schwankb. (
Köln
um 1490
):
Ick woude dat wij eyn quertgijn hadden. | Id steit to becoren mit ju lip. | So bald as ichs hadde geproifft, | Pensde ich in mynem hertzen.
Asmussen, Buch d. 7 Grade
1196
(
nobd.
, Hs.
A. 15. Jh.
):
Der funfte grot treit solhen hort: | Swelh sel dez ze aimol hot pekort, | deu kan noch mach furpaz niht me | sorgen, wie daz korn ge.
Ebd.
1928
:
daz si kain auge nie gesach, | noch nie kain ore gehort, | noch menschenherze pekort.
Rieder, St. Georg. Pred. (Hs. ˹
önalem.
,
1387
˺):
swer nu welle in disem libe bekoren der vroͤde die da ist in hýmelriche.
Niewöhner, Teichner
595, 9
(Hs. ˹
önalem.
,
um 1433
˺):
waz ich nie gesach noch hort, | ez sy wiß oder wort, | da ist mir ain nuͤwez bekoren.
Kurrelmeyer, Dt. Bibel (
Straßb.
1466
):
das ich hab bekort ein lútzel von disem honige.
Schmidt, Rud. v. Biberach
74, 18
(
whalem.
,
1345
/
60
):
di sv́, das ist, wisheit, búkort vnd enphindet vnd wirt gelv́stiget.
Koppitz, Trojanerkr. (Hs. ˹
noschweiz.
,
15. Jh.
˺):
das du mütterlicher brust | Nie bekortest won der min.
Schmidt, a. a. O.
11, 12
;
Koppitz, a. a. O. ; .
3.
›jn. prüfen, einer weltbezogenen Prüfung unterziehen; an jm. etw. ausprobieren‹.

Belegblock:

Helm, H. v. Hesler. Nicod. (
nrddt.
,
14. Jh.
):
sprichet doch, er si gotes son | und wil unse e zustoren, | daz tumme volc bekoren.
Thiele, Minner. II,
28, 18
(Hs. ˹
md.
/
rhein.
,
1. V. 15. Jh.
˺):
syne manlicheit, syne zůesse woirt | haint mich sendes wyf bekoirt.
Ebd.
32, 206
:
waer om solde ich deme lonen | die scoonde mynt und richen hoirt | vur lieflich ducht die home becoirt?
Buch Weinsb. (
rib.
,
um 1560
):
Ob ich aber ehe heimlich darmit bekort sin, ist mir nit kundich.
Jellinek, Friedr. v. Schwaben
5280
(
schwäb.
, Hs.
1478
):
Fräw, [...] | [...] beschaid mich der wort | Wer sy mit losung hab bekort.
Niewöhner, Teichner
437, 22
(Hs. ˹
moobd.
,
1360
/
70
˺):
davon ist er in meim bechoren
[›meiner Meinung nach‹]
| pesser der daz wuecher gelt | wider pringt in di werlt | denn ders wuecherleichen gewan.
Schmidt, Hist. Wb. Elsaß .
4.
›sich e. S. unterziehen, unterwerfen; etw. auf sich nehmen‹.

Belegblock:

Helm, H. v. Hesler. Nicod. (
nrddt.
,
14. Jh.
):
des fleisches tot, den al die werlt bekoren muz.
Ders., H. v. Hesler. Apok. :
Wen her die botschaft durch in warb | Und vor die menscheit starb | [...], | Daz des todes hie bekorte | Der gotheit drinne luzende.
Matthaei, Minner. I, (Hs.
15. Jh.
):
mynne; wer der bekort | in irem reinen wesen, | der ist aller untugend genesen.
Henschel u. a., Heidin
1019
(
nobd.
,
um 1300
):
der selben not | Mvz ich nv bekoren | Sint ich sinne nv hant v́loren.
Niewöhner, Teichner
459, 39
(Hs. ˹
moobd.
,
1360
/
70
˺):
und lebt in dem guten wan | untz daz er der puez bechoret.
Fichtner, Füetrer. Trojanerkr.
494, 5
.
5.
›jn. überkommen‹.

Belegblock:

Reissenberger, Väterb. (
md.
, Hs.
14. Jh.
):
Wan im betrubet was der sin | Unde mit leide bekort.
Helm, Maccabäer (
omd.
/
nrddt.
, Hs.
A. 15. Jh.
):
Do daz Antipater horte | groz zorn en des do bekorte.
6.
›jn. versuchen, in Versuchung führen, js. Glauben einer Prüfung unterziehen‹.
Texte religiösen Inhalts.
Syntagmen:
feind / teufel / der helle fürste jn. b., anfechtung / bosheit jn. b
.

Belegblock:

Helm, H. v. Hesler. Apok. (
nrddt.
,
14. Jh.
):
Her was so selic bi der zit | Daz in der helle vursten | Bekorn nicht entursten.
Bechstein, M. v. Beheim. Evang. Mt. (
osächs.
,
1343
):
Dô ist Jhêsus gefûrt in di wůstenunge von dem geiste, ûf daz her bekorit worde von dem tûfele.
Karsten, Md. Paraphr. Hiob (
omd.
,
1338
):
Des suchet der tuvel loube | Daz er unschult beroube, | Versuche und bekore | Mit sinem valschen spore.
Rieder, St. Georg. Pred. (Hs. ˹
önalem.
,
1387
˺):
so ist der túvel in dem mentschen, und fuͤget denn mit sinen raͤten daz der mentsch bekort wirt.
in ain ander wis wirt der mentsch bekort von sin selbes boshait.
Bihlmeyer, Seuse (
alem.
,
14. Jh.
):
kan uns der túfel bekoren und betruͤben, so kan uns daz goͤtliche ewige liep Jhesus Cristus heimliche bi ston.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
E. 14. Jh.
):
Wie moͤhte er sú me versůcht und bekort han, und sú naher gejaget und getriben haben?
Eichler, Ruusbr. obd. Brul.
2, 580
(
els.
,
E. 14. Jh.
):
wurdent sv́ von solichem geiste vnd von solichem liehte bekort, sú enmoͤhtent im nút schaden.
Rieder, Gottesfr. (
els.
,
1371
):
sú wurdent doch alse gar balde bekoret, daz sú zů stunt wider von uns wurbent mit grosseme ernste.
Helm, H. v. Hesler. Nicod. ;
ders., H. v. Hesler. Apok. ; ;
Meijboom, Pilgerf. träum. Mönch
2237
;
Reissenberger, Väterb. ;
Rieder, St. Georg. Pred. ;
Eichler, a. a. O.
1, 269
;
Vetter, a. a. O. ;
Päpke, Marienl. Wernher ;
Dietz, Wb. Luther ;
Pfeiffer, Kölner Ma.
1854, 306
.
7.
›(Gott) herausfordern, in ungebührlicher Weise versuchen‹.

Belegblock:

Ziesemer, Proph. Cranc. Jes.
7, 12
(
preuß.
,
M. 14. Jh.
):
do sprach Achaz: ich bitte nicht, ich bekore ouch den herren nicht.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
1359
):
Nút das man Got út súlle bekoren.
Feudel, Evangelistar
20, 26
.
8.
›jn. ernsthaft um etw. bitten, ansuchen, angehen‹.

Belegblock:

Loesch, Kölner Zunfturk. (
rib.
,
1412
):
sodat sich vele goider lude [...] darumb moeden ind unse herren ernstlich moeden, baden ind bekorden.
Kurz, Waldis. Esopus (
Frankf.
1557
):
das wir | [...] | Mit eim Pater Noster Gott bekoͤren, | Ob er vielleicht vns wuͤrd erhoͤren.
Quint, Md. Karl u. Eleg.
1051
(Hs. ˹
thür.
,
n. 1455
˺):
Got, aller werlde he
s
re, | Ich bekoͤre dich czů sere, | [...] | Gyb my frist noch eine nacht.
Pyritz, Minneburg
3841
(
nobd.
, Hs.
um 1400
):
Daz du wollest gevolgig sin, | Waz din liep an dich bekort.
Quint, a. a. O.
872
.
9.
›nach etw. trachten, sich um etw. bemühen‹.

Belegblock:

Strehlke, Nic. Jerosch. Chron. (
preuß.
,
um 1330
/
40
):
Dise rede hâte | ein abt vornumin und gehoͤrt | unde wart darûf bekort, | daz er irvarn dî mêre | wold, ob iz wâr wêre.
Reissenberger, Väterb. (
md.
, Hs.
14. Jh.
):
Horet ieman von den nehsten sin | Uf sich sagen ein bose wort | Und sich sine herze des bekort | Daz er im scharpfe antwurte gebe.