bejagen,
begagen
(letzteres selten),
V.,
im Part. Prät. kontrahierte Formen mit
-ei-, -ai-
.
1.
›(ein Wild) jagen; (einen Wald) bejagen, die Jagd ausüben‹.
Bedeutungsverwandte:
 1.
Syntagmen:
den hirsch / forst, das gehülze / gejäge b
.

Belegblock:

Henisch (
Augsb.
1616
):
Bejagden / den Hirsch / zwischen dem Schweinhatz jagen.
2.
›jn. gerichtlich vorladen, gerichtlich belangen‹.
Wortbildungen:
bejagung
(a. 1616).

Belegblock:

Welti, Stadtr. Bern (
halem.
,
1538
):
Zyl vnd tag, vorsagenn, kundtschafft oder ander ze bejagen. Wellicher vor gricht an kundtschafft oder vorsagenn dinget, oder sunst etwarn zebejagen sich verwigt, der soll in vnnd zwüschen disern zylenn vnnd tagen die sach verziehen, namlich, ist der, den er zu kundtschafft oder vorsagenn darstellen oder sunst bejagenn will etc. in der statt Bernn grichtgsessenn, so hat er zyl dry die nechstenn grichtstag.
Rennefahrt, Zivilr. Bern (
Bern
1615
):
Wer innert bestimpter zyt kundtschafft, vorsaͤger etc nit bejagt.
Dirr, Münchner Stadtr. (
moobd.
,
um 1365
):
so sol in der richter vahen und dez naechsten tages fuͤr gericht begagen auf daz recht.
Rennefahrt, a. a. O. ;
Dirr, a. a. O. ; ;
3.
›etw. gewinnen, erwerben, erringen (häufiger von abstrakten als konkreten Bezugsgegebenheiten gesagt, meist positive Bewertung der Bezugsgröße)‹; bei negativer Bewertung auch ›etw. erleiden, erdulden‹; auch: ›für etw. sorgen, sich um etw. bemühen, ein Ziel verfolgen‹.
Gehäuft älteres und mittleres Frnhd.; besondere Belegdichte für Verstexte religiösen und didaktischen Inhalts; Vergleichbares gilt für 5-8.
Bedeutungsverwandte:
 3,  1.
Syntagmen:
den / einen raub / sieg b., frieden / preis / segen b., (die / eine) ere
(oft)
/ gnade / gunst / künheit / minne / narung / notdurft / pein / wirdekeit b., das gut b., jm. den tod b
. ›jn. in den Tod treiben‹,
einen erlichen tag b
. ›einen ehrenvollen Tag erleben‹,
etw. an / auf jn. b., etw. gegen jn. b., b., das [...]
;
sein bejagen betreiben
›seinen Vorteil suchen‹.

Belegblock:

Ziesemer, Proph. Cranc. Jes.
9, 3
(
preuß.
,
M. 14. Jh.
):
als sich vroyen di do gesegit haben und einen roub bejayt haben.
Thiele, Minner. II,
25, 21
(Hs. ˹
md.
/
rhein.
,
1. V. 15. Jh.
˺):
daz hee ir gůnste mach bejagen | und gůeden wyben wail behagen.
Chron. Köln (
rib.
, Hs.
1. H. 15. Jh.
):
sy en wolden eme gein vrdel sagen | da hie goit myt moichte bejagen.
dyn leiff kint hait vns bejagit | vur den vient ewelichen vrede.
Ebd. (
Köln
1499
):
ich sal noch hude dairumb sterven, of die geslechte sullen ein eirlichen dach bejagen.
Wiese, UB Wetzlar (
hess.
,
1328
):
swanne unser vrunt [...] mith einandir vedin uf dem velde ane baner, so waz danne gew(u)nne wurde und bejagith uf die viende, daz sal man deilin.
Neumann, Rothe. Keuschh.
2698
(
thür.
,
1. H. 15. Jh.
):
di eine wile ynwennig gote behage, | di ander wile uss wennig priss bejage.
Gille u. a., M. Beheim
118, 404
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
daz hat die ain perssone | In der gathait für uns pejait.
Bihlmeyer, Seuse (
alem.
,
14. Jh.
):
nie weicher můt kein er bejagt!
[ähnlich
Kehrein
, Kath. Gesangb. 3, 124, 5].
Päpke, Marienl. Wernher (
halem.
,
v. 1382
):
Du minnekliche schoͤne, | Dú den sig bejaget hat.
Lindqvist, K. v. Helmsd.
1779
(
halem.
, Hs.
um 1435
):
er můss gross pin bejagen.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, Hs.
16. Jh.
):
ob sie wolten mit in scharmützlen und ain er oder künhait an in bejagen.
Jaksche, Gundacker (
oobd.
, Hs.
1. H. 14. Jh.
):
mir hat mein munt den tot bejagt.
Primisser, Suchenwirt (
oobd.
,
2. H. 14. Jh.
):
Er hat mit heldes mut beiait | Der werlde lob und gotes gunst.
Niewöhner, Teichner
62, 2
(Hs. ˹
moobd.
,
1360
/
70
˺):
Ich hoͤr manigen tumen sagen, | waz er fruͤmchait hab bejagen | sunderleich mit seiner macht.
Ebd.
305, 27
:
also leb wir all nach wan. | yeder mensch treibt sein bejagen | anders nicht denn auf ein wagen.
Ebd.
316, 35
:
mag ich der werch nicht bejagen, | so wil ich mich der wort betragen.
Guth, Gr. Alex. (Hs. ˹
oobd.
,
E. 14. Jh.
˺):
Ich pit daz ir bejagt | Daz sie zu Kriechen künigein | Werd.
Weber, Füetrer. Poyt.
128, 1
(
moobd.
,
1478
/
84
):
Kund ich nicht mer peiagen | gen euch mit all mein trewen, | dann das ir ainen zagen | mir gabt zw lon.
Kehrein, a. a. O. ;
Helm, H. v. Hesler. Apok. ;
Neumann, a. a. O.
1519
;
Mone, Adt. Schausp. ;
Gille u. a., a. a. O.
14, 32
;
Henschel u. a., Heidin
229
;
Banz, Christus u. d. minn. Seele
164
;
Päpke, a. a. O. ;
Lindqvist, a. a. O.
4282
;
Luginbühl, Brennwalds Schweizer Chron.
2, 280, 16
;
Primisser, a. a. O. ;
Kummer, Erlauer Sp. ;
Weber, a. a. O.
41, 7
;
Schmidt, Hist. Wb. Elsaß .
4.
›(Abgaben o. ä.) eintreiben‹.
Syntagmen:
fälle / bussen / strafen, gelt / liedlon b
.

Belegblock:

Müller, Alte Landsch. St. Gallen (
halem.
,
1559
):
das si die [fäl und vaßnachthennen] von inen [...] inziechen und bejagen möge.
Rennefahrt, Staat/Kirche Bern (
halem.
,
1634
):
gewalt, die verfallenen gelt-straffen [...] durch ihre weybel [...] wie ander herrschafft-bůssen zubejagen.
5.
›mit jm. umgehen, mit jm. sein Spiel treiben; sich mit etw. beschäftigen, e. S. nachgehen; etw. in bestimmter Weise behandeln‹.

Belegblock:

Bömer, Pilgerf. träum. Mönch (
rhfrk.
,
um 1405
):
Wer ich sij, balde genug wil ich dirs sagen; | Ich wil aber vor mit dir bejagen | Und dich mynre duͤcke underwijsen.
Gille u. a., M. Beheim
69, 209
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
hilff mir, ewige weishait, | das mein geticht hie werd pejait | nach ymer werndem preise!
Guth, Gr. Alex. (Hs. ˹
oobd.
,
E. 14. Jh.
˺):
Da von die heilig geschrift sagt | Vil, der sie bejagt | Und list.
6.
›etw. bekämpfen, gegen etw. (z. B. die Sünde) angehen; jn. ereilen, überkommen‹.

Belegblock:

Gille u. a., M. Beheim
240, 123
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
Mit zoren, unkeusch, nachtrakait | kain sund wurt nummer mer pejait.
Lindqvist, K. v. Helmsd.
1693
(
halem.
, Hs.
um 1435
):
waz dich lidens múg bejagen, | Dar inn solt ain froͤlich hertz tragen.
7.
›zu Werke gehen; sich durchschlagen; sein Leben fristen; seinen Lebensunterhalt erwerben‹.

Belegblock:

Meijboom, Pilgerf. träum. Mönch
9418
(
rib.
,
1444
):
In alsulcher wijs sich dese hant beiaicht | Ind deit vil quaitz bij dage ind bij nacht.
Frantzen u. a., Kölner Schwankb. (
Köln
um 1490
):
Lijcht vur dem wynde, dunne vur dem hagen, | Alsus moystu dich bejagen, | Und in den orden varen.
Chron. Strassb. (
els.
,
1261
):
hievon komet daz sich unser armen burger von der stat nüt bejagen mügent in dem lande.
Munz, Füetrer. Persibein
162, 7
(
moobd.
,
1478
/
84
):
wer nacht seld hie erwerben wil, | der múeß beiagen mit schillt vnd auch mit spere.
8.
›etw. (negativ Bewertetes) begehen, tun‹.

Belegblock:

Meijboom, Pilgerf. träum. Mönch
5168
(
rib.
,
1444
):
Nye in allen dynen dagen | Mochtes du merre geckheit beiagen.
Bömer, Pilgerf. träum. Mönch (
rhfrk.
,
um 1405
):
in allen dinen dagen | Hast du nye großer dorheit bejagen.
Lindqvist, K. v. Helmsd.
1369
(
halem.
, Hs.
um 1435
):
Die [Frow Susanna] sachent zwen ewarten | Ainig in irem garten | Und woltend súnd mit ir bejagen.
Haltaus, Liederb. Hätzlerin (
schwäb.
,
1471
):
Wie solt ich dauon [půlschafft] peichten mich? | Ich hab nye sünd damit beiagt!