bejag,
der
.
– Älteres und mittleres Frnhd.; nahezu ausschließlich Verstexte religiösen und didaktischen Inhalts.
1.
›auf Kriegs- oder Jagdbeute zielende Tätigkeit; Auseinandersetzung, Kampf‹;
vgl.  1.

Belegblock:

Chron. Strassb. (
els.
,
A. 15. Jh.
):
doch fůrent sü nahtes gar nohe umb die stat uf den bejag.
Koppitz, Trojanerkr. (Hs. ˹
noschweiz.
,
15. Jh.
˺):
Sy baide ritten durch bejag, | Der ritter vederspilles pflag.
Angst und grosse arbaitt | Was in baiden da beraitt | Der herren stritlich bejag.
ain vil selger tag | Waz in betagtt und rich bejag | One alle misse wende.
2.
›Erwerb, Erlangung, Gewinnung, Erzielung von etw.‹;
offen zu 5; vgl.  3.
Syntagmen:
etw. der saelde ein b. sein
;
jn. mit goldes b. übergelten, an tugenden b. über jn. bekommen
;
minne b., des liechtes b
.;
nach preis b., nach des lobes b., durch der besserunge / gunst / notdurft
(›Erwerb des Lebensunterhaltes‹)
/ tugende b., durch rechtes / saelden b., durch der nuz b
. (jeweils: ›um e. S. willen, e. S. halber‹).

Belegblock:

Strehlke, Nic. Jerosch. Chron. (
preuß.
,
um 1330
/
40
):
Der arbeit durch den werdin man | ich mich angenumen hân | und wil durch sîner gunst bejac | sî volbrengin.
Gerhard, Hist. alde e
4640
(
omd.
,
um 1340
):
Di phorte, da man inne phlag | Teidingen durch rechtes beiag.
Reissenberger, Väterb. (
md.
, Hs.
14. Jh.
):
Pafuncius vil dicke pflac | Durch bezzerunge bejac | Daz er hin quam zu closter.
Fischer, Brun v. Schoneb. (
md.
, Hs.
um 1400
):
nach dines lobes bejage | han ich vorwendet alle mine tage.
Karsten, Md. Paraphr. Hiob (
omd.
,
1338
):
Der mensch zu des liechtes bejac | Mit Gotes helfe kumen mac.
Hübner, Buch Daniel (
omd.
, Hs.
14.
/
A. 15. Jh.
):
Reine vrowen niemant mac | Uber gelden mit bejac
[hier: ›Geschenk‹]
| Goldis, silbers, gesteine.
Munz, Füetrer. Persibein
22, 3
(
moobd.
,
1478
/
84
):
rait aus durch abentewr | aber nach preis peiage | Gaban.
Reissenberger, a. a. O. ; ; ; ; ;
Hübner, a. a. O. ;
Koppitz, Trojanerkr. .
3.
›Gewinn, Errungenschaft, Erworbenes; Ertrag (im übertragenen Sinne); Erhöhung, Steigerung (als Resultat der Bemühung um etw.)‹; Metonymie zu 1; 2.
Bedeutungsverwandte:
 2,
1
 3.
Syntagmen:
(den) b. bringen / empfangen
;
etw. der sälde ein b. sein, b. an jm
. (z. B.
an weiben
)
liegen
;
es komt an den b
. ›es kommt dazu‹,
durch b. etw. kiesen
;
b. des lebens / lobes / lustes, der freude
(jeweils als genitivus explicativus lesbar);
granatener / himmelischer / reicher b
.

Belegblock:

˹Am ehesten hierher:
Fischer, Brun v. Schoneb. (
md.
, Hs.
um 1400
):
min munt sal kleine viren, | biz ich brenge uf ir bejach
[›zu ihrer vollen Bedeutung bringen‹]
| di rede di Salomon e sprach
alsus kuset got durch bejach | im ouch zu eime obirdach | des vil heiligen menschen sele.
Frantzen u. a., Kölner Schwankb. (
Köln
um 1490
):
Want alle dye in dem orden syn, | Dye brengen all yr bejach by dat dijn.
Reissenberger, Väterb. (
md.
, Hs.
14. Jh.
):
Sines lebens bejac | Zoch der brudere vil da hin.
˹Am ehesten hierher: Hübner, Buch Daniel (
omd.
, Hs.
14.
/
A. 15. Jh.
):
sich, der bejac
[verhüllend für ›Schwangerschaft‹; vgl. diese Bedeutung
Verwijs/Verdam
1, 771]
| Wart ir
[Maria]
nach deme gruze: | Got mensche, der vil suze
Pyritz, Minneburg
1379
(
nobd.
, Hs.
um 1400
):
Sie versumet ir selber sure | Der hochsten freude und lustes bejag.
Koppitz, Trojanerkr. (Hs. ˹
noschweiz.
,
15. Jh.
˺):
Es kuntt licht an den bejag | Daz mir din wibhaitt lönen sol, | Ob dir min dienst gevallet wol.
Wibes wiblicher sitt | Wa der manes mütte mitt | Wonde ist nacht unde tag, | Das ist der selden ain bejag.
An rainen wiben litt bejag.
An in lag erren und bejag, | Sälde und fröwen kliche zuchtt.
Primisser, Suchenwirt (
oobd.
,
2. H. 14. Jh.
):
Jn der blumen suzzen smak, | Mein hertz enphie so reich peiak.
Reissenberger, a. a. O. ;
Fischer, Brun v. Schoneb. ;
Karsten, Md. Paraphr. Hiob ;
Stackmann u. a., Frauenlob
1, 20, 34
;
Koppitz, a. a. O. ; ; .
4.
›Zutun, Hilfe, Mitwirkung von etw.; Ausnutzung von etw.‹.

Belegblock:

Gerhard, Hist. alde e
540
(
omd.
,
um 1340
):
Erst di eldeste bi im lac | In der trunkenheit beiac.
Karsten, Md. Paraphr. Hiob (
omd.
,
1338
):
Noch daz schilf an wazzers bejac | Gewachsen noch gegrunen mac.
5.
›Geschäft, Treiben, Tätigkeit, Wirken (von Personen und Sachen); Bemühen, zielgerichtetes Streben nach etw.‹, vereinzelt Tendenz zu ›Erwerb des Lebensunterhaltes‹;
vgl. am ehesten  5.
Bedeutungsverwandte:
(
das
4.
Syntagmen:
(sein) b. treiben
;
b. auf etw. liegen
;
etw. durch b. der notdurft (tun)
;
b. der bösen welt
, ˹
des spottes / (der) warheit b
. (Genitivi explicativi)˺;
liebster / rechter / (sälden)reicher / tugendlicher / weltlicher b
.

Belegblock:

Helm, H. v. Hesler. Apok. (
nrddt.
,
14. Jh.
):
Diz heizet ein wertlich bejac | Und nicht ein munchlich gewerb.
Kehrein, Lieder 14./15. Jh. (
14.
/
15. Jh.
):
alles das da lebentig ist | freẅt sich gein der lieben czeit | [...] | vnd treibt alles reich beiag.
Reissenberger, Väterb. (
md.
, Hs.
14. Jh.
):
An der arbeit ich joch vaht | Biwilen verre in die naht | Durch der notdurft bejac
[›wie es die Notwendigkeit gebot‹].
Karsten, Md. Paraphr. Hiob (
omd.
,
1338
):
vol wollust der sunden smac, | Und zu sunden stet ir bejac.
Stackmann u. a., Frauenlob
2, 12, 2
(Hs. ˹
schles.
,
14. Jh.
˺):
Der blumen glanz gar sunder schranz belibet, | swie wite ir smac, ir süz bejag
[›Ausstrahlung ihres Duftes‹]
sich tribet.
Koppitz, Trojanerkr. (Hs. ˹
noschweiz.
,
15. Jh.
˺):
Wer sich noch so verschlichten | Mitt gütter wandelunge mag, | Daz ist ain seldenricher bejag.
ir bejage | Uff andern sachen nit enlage | Won daz sy fürsten unde land | Geben in der fürsten hand.
Adrian, Saelden Hort
8282
(
alem.
, Hss.
E. 14.
/
15. Jh.
):
so vil er dez vertriben | mit allen sinen creften mag, | daz ist der liebst sin bejag.
Niewöhner, Teichner
42, 29
(Hs. ˹
moobd.
,
1360
/
70
˺):
maniger spricht, im geschech nicht schon, | wann im wıͤrt ein sawrer lon | nach der posen werlt bejag.
Ebd.
452, 48
:
wie er guͤt gewinnen mag, | daz ist allez ein recht bejag.
Spechtler, Mönch v. Salzb.
28, 14
(
oobd.
,
3. Dr. 14. Jh.
):
alle swär zu tal sich hebt, | alle ring in lüften swebt | und treibt alles reich bejag.
Reissenberger, a. a. O. ; ;
Koppitz, a. a. O. .