beizen,
V.;
Kausativum zu (V., unr. abl.), mit Ausgleich des ursprünglichen Wechsels von
-ss-
und Affrikata zugunsten letzterer; vgl. (V.).
1.
›mit abgerichteten Tieren (in den diesbezüglich interpretierbaren Belegen: mit Vögeln) jagen‹; auch ›(ein Tier) jagen, verfolgen‹;
zu (V.) 1.
Zur Beizjagd mit Vögeln s.
Lex. d. Mal.
1, 1825-9
.

Belegblock:

Luther, WA (
um 1535
):
Wer mit eülen beitzt fehet meüse.
[Sinn: ›mit untauglichen Mitteln ist wenig zu erreichen‹; zur Jagd auf Wild sind Falken nötig.] Ebd. (
1545
):
Sie muͤsten mit dem Keiser wie mit einem todten Falcken baytzen
[›leere Drohungen mit dem Kaiser ausstoßen‹].
Bolte, Pauli. Schimpf u. Ernst (
Straßb.
1522
):
ein Edelman, der het ein Sperwer, mit dem er beitzt und vil Froͤd mit het.
Luginbühl, Brennwalds Schweizer Chron.
1, 126, 2
(
halem.
,
1508
/
16
):
als er [...] über die lustigen witen felder kam, hůb er an zů beitzen und warf sinen vogel.
Gereke, Seifrits Alex.
4961
(
oobd.
, Hs.
1466
):
die vertreiben ir zeit | mit nicht wann mit behendikait, | mit jagen und mit pierssen | [...] | mit paiczen auf der haid.
Winter, Nöst. Weist. (
moobd.
,
17. Jh.
):
ob aber einer ein schwein im schaden funte und laidiget sich mit schlagen oder werfen schiessen oder paizen.
Stackmann u. a., Frauenlob
7, 8, 16
;
Holtzmann, Gr. Wolfdietrich ;
Koppitz, Trojanerkr. ; ;
Primisser, Suchenwirt ;
Stackmann u. a., Wb. zur Gött. Frauenlob-Ausg.
1990, 24
;
2.
›jn. zu etw. veranlassen, reizen, verlocken, verführen‹.
Bedeutungsverwandte:
 2,  123,  3,  23, .
Syntagmen:
jn. b
.;
beizende holdseligkeit / lieblichkeit
.

Belegblock:

Schöpper (
Dortm.
1550
):
anregen anreitzen weiglen hetzen / beitzen.
Sachs (
Nürnb.
1563
):
Wenn ihn der arge feind wil beytzen, | Zu den sünden locken und reytzen.
3.
›etw. zermürben, zu Fall, zur Strecke bringen; jn. niedertreten, zugrunderichten‹.

Belegblock:

Helm, Maccabäer (
omd.
/
nrddt.
, Hs.
A. 15. Jh.
):
Do er so sterben sich versach, | zu sinen sunen er do sprach: | ,Nu ist die hochvart gebeizet‘.
da wart er daz volc zu reizen | unde an urlouge beizen.
4.
›etw. mit Säure, Lauge oder scharfen Stoffen bearbeiten, tränken und dadurch haltbar machen, gerben, beizen, weichen‹;
zu (V.) 3.
Wortbildungen:
beizbrühe
,
beizwasser
.

Belegblock:

Hajek, Gůte spise
55
(
rhfrk.
/
nobd.
,
um 1350
):
Dar zvͦ solt du nemen einen bersich gebeizt in ezzig.
Ermisch u. a., Haush. Vorw.
79, 8
(
osächs.
,
1570
/
7
):
Die wurzeln klein gepulfert und eine nacht in weineßig gebeizet, dann wiederumb ausgetruckt.
Wutke, Schles. Bergb., Cod. Sil. (
schles.
,
1650
):
dass ihr die kunst mitbringet, wie das beizwasser zu machen.
Welti, Stadtr. Bern (
halem.
,
E. 15.
/
A. 16. Jh.
):
das [...] alle kuͥrsener ire fell an der matten, oder in dem ober gerwer graben weschen, fleischen vnd beitzen suͥllend.
Maaler (
Zürich
1561
):
Beitzwasser Beitzbruͤye / Dz stincke͂d wasser von gebeitztem laͤder.
Eyntuncken / Jn ein farb stossen / Erstli befeüchten / beünen / bicken / beitze͂.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
wenn man in [tarant] tœt und in paizt in öl, daz öl ist guot wider des tarandes hecken.
wer die weinper behelt und si auf hæht oder si paizt mit honig.
Haage, Hesel. Arzneib.
5r, 12
(Hs. ˹
noobd.
/
md.
,
E. 15. Jh.
˺):
der sol nemen centauriam und baiz die ain luczel in aschen.
Ott-Voigtländer, Rezeptar
214v, 30
;
Broszinski, Minner. Chir. Parva
74v, 10
;
Gleinser, Anna v. Diesb. Arzneib.
1989, 53
;
Löffler, Columella/Österreicher ;
Hulsius
B ijr
;
Dietz, Wb. Luther ;
Schmidt, Hist. Wb. Elsaß ;