beiwonen,
V.
1.
›in der Nähe e. P. oder einer Lokalität wohnen, ansässig sein‹.Bedeutungsverwandte:
.2.
›jm. nahe sein, mit jm. zusammen sein, wohnen, in js. Nähe sein‹, mit offenem Übergang zu ›mit jm. geschlechtlich verkehren‹; in den Belegen auf die Ehe, außereheliche Beziehungen, auf die Gemeinschaft mit Gott und abstrakte Bezugsverhältnisse unterschiedlicher Art bezogen; vereinzelt von Sachen gesagt.Gehäuft Texte religiösen und didaktischen Inhalts.
Belegblock:
Beywohnen. Gemeinschafft mit einem haben / viel freundschafft mit einem halten [...] Wohne gern bey den alten / vñ halte dich zu den Weisen.
wer aber gote wil wonen by, | der sal mit den selben [vinden] nicht frolich sy.
Daz by wonen hilffet baz | Zu lieb dann uff erden iht!
ich ger czu sterben auf das ich erwerbe | Christum czu sehen, im zu wonen pey.
˹Als Fluch: Ebd.
53b, 70
: es sein wicht, | der teufel won in beÿ!
˺
Ebd.
444, 149
: triegereie. | der nam der teufel ach wal gunfft. | nun merkend, wer ir wune beie | und ir vermahelt seie.
das solch ehelich beywonen / Gott nur zwischen zweyen geordnet hab.
Der dich an eren wol bewar, | Mit allen trúwen wone big, | Din pfleger und geselle sig.
[ich] han den menschen nit erkant | [...], | Noch han im nút gewonet bi, | Als ir wænent das ich si!
Wer lyden mag das syn frow sy | Jm eebruch / vnd er wont jr by | [...] | Den halt ich für keyn wysen nycht.
Vor senenden | Enden | Wendt sich all mein wunn; | Die sunn wont vns nachent bey. | Nun wach, gesell!
Neumann, a. a. O.
1401
; Gille u. a., a. a. O.
444, 25
; Kurrelmeyer, Dt. Bibel Var.;
A. à S. Clara. Glori ;
Barke, Spr. d. Chymie.
1991, 192
.3.
›an etw. aktiv oder beobachtend teilnehmen, (einer Feier) beiwohnen; sich an etw. beteiligen, etw. ausüben, bei etw. mitmachen‹.Späteres Frnhd.
Bedeutungsverwandte:
vgl. .Syntagmen:
der hochzeit / inquisition / messe / predigt / prozession / schwentung / solennität, dem bergwerk / festtag / hochampt / turnier b
.; e. S. eifrig / emsig / fleissig b
.Wortbildungen:
beiwonung
Belegblock:
desgleichen die beiwohnunge und Ceremonien der thumbkirchen.
welche die Meß für ein teuffelische Abgoͤtterey halten / vnd sie dennoch Lesen oder ihr beywohnen?
damit wir in befreiung dererselben dem lieben bergwerk desto embsiger und mit mehr bauender lust beiwohnen können.
Rudolphus hatte dem Thurnier auch ein paar tage beygewohnt.
Procession (dero etlich tausend Menschen von Augspurgeren vnd Frembden beygewohnt).
welcher nun auf die ansagung solcher schwentung nit beiwant oder ain schlechten pueben darzue schickt.
dem H. Hoch⸗Amt mit gebogenen Knien andaͤchtigst beywohnte.
dieśer aber leibeß śchwachheit halber śolcher Fahsion nicht beywohnen können.
‒
Vgl. ferner s. v. .4.
›jm. beistehen, helfen, mit jm. sein, hilfreich zugegen sein‹.Belegblock:
sait anders wat vr wille sy, | der ouerste conync wont vns by.
Der Heilig Geist uns wone bey | Mit seinen gaben mancherley.
Tů nu das mir lieb sy, | So wil ich dir wonen by | Und von dir triben alles laid.
o höchster trost, nu won uns pei | für zweifel und für ketzerei.
5.
›jm. innewohnen, eigen sein, jm. anhaften; über etw. verfügen; in jm. leben, jn. kennzeichnen; etw. enthalten; in etw. enthalten sein‹.Älteres und mittleres Frnhd.; nahezu ausschließlich Verstexte religiösen und didaktischen Inhalts.
Syntagmen:
jm. ere / hoffart / not / schuld / torheit / weisheit / liecht b., jm. gulden / urteil / zeichen b., got stärke b., dem glücke unfal b., der rede warheit b., dem schwebel flamme b., dem adel gerechtigkeit b., den klöstern geitigkeit b
.Wortbildungen:
beiwonung
Belegblock:
wie wundirlich dise rede si, | ir wonet doch die ganze warheit bi.
O heylges liecht won vns bey, | Mach vns aller blyntheyt frey.
wem die vir czaichen wonen peÿ, | der mag wol hoffen, das er sey | erwelt.
Und gebst von deynem gut, weil es dein seye | Und dir das licht wan peye.
Die kron und die nagel dry | Wonent dir nit recht by.
Das wir liden muͤssen, | Die alte schulde buͤssen, | Dú úns armen vaigen | Beliben ist erbe und aigen | Und úns iemer wonet bi.
ir edeln thüt darzü und thüt ewer adelschafft gnück! gerechtigkeyt soll dem adel pey wonen.
flamm wont dem swebel pei.
Ob es güt oder übel gewesen sey, | darnach want ewch urtail pey.
hat er [menschlicher geist] doch sein vbernatürlich leben, das ist gotlicher gnaden beywonung, nit gehabt, sonder erst in seiner tauf erlangt.