beiwonen,
V.
1.
›in der Nähe e. P. oder einer Lokalität wohnen, ansässig sein‹.
Bedeutungsverwandte:
.

Belegblock:

Maaler (
Zürich
1561
):
Beywonen oder nachwonen / sitzen als bey einem wasser / holtz / etc. Nachbaur seyn. Accolere.
2.
›jm. nahe sein, mit jm. zusammen sein, wohnen, in js. Nähe sein‹, mit offenem Übergang zu ›mit jm. geschlechtlich verkehren‹; in den Belegen auf die Ehe, außereheliche Beziehungen, auf die Gemeinschaft mit Gott und abstrakte Bezugsverhältnisse unterschiedlicher Art bezogen; vereinzelt von Sachen gesagt.
Gehäuft Texte religiösen und didaktischen Inhalts.

Belegblock:

Schade, Sat. u. Pasqu. (
wmd.
1521
):
die beiwonenden außerhalb der ee zu schetzen.
Ulner (
Frankf.
1577
):
Beywohnen. Gemeinschafft mit einem haben / viel freundschafft mit einem halten [...] Wohne gern bey den alten / vñ halte dich zu den Weisen.
Neumann, Rothe. Keuschh.
2693
(
thür.
,
1. H. 15. Jh.
):
wer aber gote wil wonen by, | der sal mit den selben [vinden] nicht frolich sy.
Pyritz, Minneburg
3810
(
nobd.
, Hs.
um 1400
):
Daz by wonen hilffet baz | Zu lieb dann uff erden iht!
Gille u. a., M. Beheim
15, 90
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
ich ger czu sterben auf das ich erwerbe | Christum czu sehen, im zu wonen pey.
˹Als Fluch: Ebd.
53b, 70
:
es sein wicht, | der teufel won in beÿ!
˺
Ebd.
444, 149
:
triegereie. | der nam der teufel ach wal gunfft. | nun merkend, wer ir wune beie | und ir vermahelt seie.
Dietrich. Summaria
26r, 10
(
Nürnb.
1578
):
das solch ehelich beywonen / Gott nur zwischen zweyen geordnet hab.
Bihlmeyer, Seuse (
alem.
,
14. Jh.
):
weis ieman, wo Jhesus si, | dem min hertze wonet bi?
Päpke, Marienl. Wernher (
halem.
,
v. 1382
):
Der dich an eren wol bewar, | Mit allen trúwen wone big, | Din pfleger und geselle sig.
[ich] han den menschen nit erkant | [...], | Noch han im nút gewonet bi, | Als ir wænent das ich si!
Lemmer, Brant. Narrensch.
33, 38
(
Basel
1494
):
Wer lyden mag das syn frow sy | Jm eebruch / vnd er wont jr by | [...] | Den halt ich für keyn wysen nycht.
Haltaus, Liederb. Hätzlerin (
schwäb.
,
1471
):
Vor senenden | Enden | Wendt sich all mein wunn; | Die sunn wont vns nachent bey. | Nun wach, gesell!
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. (
m/soobd.
,
1608
):
daß die pauern daß unerbare beiwohnen den knechten und dürnen so fast wissentlich gestatten.
Kurz, Waldis. Esopus ;
Neumann, a. a. O.
1401
;
Gille u. a., a. a. O.
444, 25
;
Kurrelmeyer, Dt. Bibel Var.;
Päpke, a. a. O. ; ;
Dietz, Wb. Luther ;
Barke, Spr. d. Chymie.
1991, 192
.
3.
›an etw. aktiv oder beobachtend teilnehmen, (einer Feier) beiwohnen; sich an etw. beteiligen, etw. ausüben, bei etw. mitmachen‹.
Späteres Frnhd.
Bedeutungsverwandte:
vgl. .
Syntagmen:
der hochzeit / inquisition / messe / predigt / prozession / schwentung / solennität, dem bergwerk / festtag / hochampt / turnier b
.;
e. S. eifrig / emsig / fleissig b
.
Wortbildungen:
beiwonung
4.

Belegblock:

Chron. Magdeb. (
nrddt.
,
1565
/
6
):
desgleichen die beiwohnunge und Ceremonien der thumbkirchen.
Rosenthal. Bedencken
15, 30
(
Köln
1653
):
welche die Meß für ein teuffelische Abgoͤtterey halten / vnd sie dennoch Lesen oder ihr beywohnen?
Wutke, Schles. Bergb., Cod. Sil. (
schles.
,
1667
):
damit wir in befreiung dererselben dem lieben bergwerk desto embsiger und mit mehr bauender lust beiwohnen können.
v. Birken. Erzh. Österreich (
Nürnb.
1668
):
Rudolphus hatte dem Thurnier auch ein paar tage beygewohnt.
Eschenloher. Medicus (
Augsb.
1678
):
Procession (dero etlich tausend Menschen von Augspurgeren vnd Frembden beygewohnt).
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. (
m/soobd.
,
17.
/
18. Jh.
):
welcher nun auf die ansagung solcher schwentung nit beiwant oder ain schlechten pueben darzue schickt.
A. à S. Clara. Deo Gratias (
Wien
1680
):
dem H. Hoch⸗Amt mit gebogenen Knien andaͤchtigst beywohnte.
Grothausmann, Stadtb. Karpfen
101, 15
(
mslow. inseldt.
,
1612
):
dieśer aber leibeß śchwachheit halber śolcher Fahsion nicht beywohnen können.
Skála, Egerer Urgichtenb.
189, 4
;
Weise. Jugend-Lust ;
v. Birken. a. a. O. ;
Eschenloher. a. a. O. ; ;
Preuss. Wb. (Z)
1, 503
.
Vgl. ferner s. v. .
4.
›jm. beistehen, helfen, mit jm. sein, hilfreich zugegen sein‹.

Belegblock:

Chron. Köln (
rib.
, Hs.
1. H. 15. Jh.
):
sait anders wat vr wille sy, | der ouerste conync wont vns by.
Luther, WA (
1539
):
Der Heilig Geist uns wone bey | Mit seinen gaben mancherley.
Kehrein, Kath. Gesangb. (
Bautzen
1567
):
Dein hülff die wohn vns armen bey.
Banz, Christus u. d. minn. Seele
564
(
alem.
,
1. H. 15. Jh.
):
Tů nu das mir lieb sy, | So wil ich dir wonen by | Und von dir triben alles laid.
Spechtler, Mönch v. Salzb.
33, 106
(
oobd.
,
3. Dr. 14. Jh.
):
o höchster trost, nu won uns pei | für zweifel und für ketzerei.
Kehrein, a. a. O. ; 6;
Spechtler, a. a. O.
43, 24
.
5.
›jm. innewohnen, eigen sein, jm. anhaften; über etw. verfügen; in jm. leben, jn. kennzeichnen; etw. enthalten; in etw. enthalten sein‹.
Älteres und mittleres Frnhd.; nahezu ausschließlich Verstexte religiösen und didaktischen Inhalts.
Syntagmen:
jm. ere / hoffart / not / schuld / torheit / weisheit / liecht b., jm. gulden / urteil / zeichen b., got stärke b., dem glücke unfal b., der rede warheit b., dem schwebel flamme b., dem adel gerechtigkeit b., den klöstern geitigkeit b
.
Wortbildungen:
beiwonung
6.

Belegblock:

Fischer, Brun v. Schoneb. (
md.
, Hs.
um 1400
):
wie wundirlich dise rede si, | ir wonet doch die ganze warheit bi.
Karsten, Md. Paraphr. Hiob (
omd.
,
1338
):
Alsust Gote wandels vry | Wonet so groze sterke by.
Kehrein, Kath. Gesangb. (
Leipzig
1537
):
O heylges liecht won vns bey, | Mach vns aller blyntheyt frey.
Gille u. a., M. Beheim
80, 218
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
wem die vir czaichen wonen peÿ, | der mag wol hoffen, das er sey | erwelt.
Mayer, Folz. Meisterl. (
nobd.
,
v. 1496
):
Und gebst von deynem gut, weil es dein seye | Und dir das licht wan peye.
Wem nit vil gulden wonen pey, | Der geb ein groschen oder drey.
Banz, Christus u. d. minn. Seele
989
(
alem.
,
1. H. 15. Jh.
):
Die kron und die nagel dry | Wonent dir nit recht by.
Päpke, Marienl. Wernher (
halem.
,
v. 1382
):
Das wir liden muͤssen, | Die alte schulde buͤssen, | Dú úns armen vaigen | Beliben ist erbe und aigen | Und úns iemer wonet bi.
Koller, Ref. Siegmunds (Hs.
um 1474
):
ir edeln thüt darzü und thüt ewer adelschafft gnück! gerechtigkeyt soll dem adel pey wonen.
Guth, Gr. Alex. (Hs. ˹
oobd.
,
E. 14. Jh.
˺):
Daz mich dunkt, dir wone pey | Uberige hoffart.
Spechtler, Mönch v. Salzb.
1, 57
(
oobd.
,
3. Dr. 14. Jh.
):
flamm wont dem swebel pei.
Schülke, Geistl. Gemahelsch.
1457
(
moobd.
, Hs.
15. Jh.
):
Ob es güt oder übel gewesen sey, | darnach want ewch urtail pey.
Reithmeier, B. v. Chiemsee (
München
1528
):
hat er [menschlicher geist] doch sein vbernatürlich leben, das ist gotlicher gnaden beywonung, nit gehabt, sonder erst in seiner tauf erlangt.
Schützeichel, Mrhein. Passionssp.
919
;
Gille u. a., a. a. O.
241, 66
;
Fischer, Folz. Reimp.
27, 7
;
Päpke, a. a. O. ;
Lemmer, Brant. Narrensch.
66, 111
;
Sappler, H. Kaufringer
3, 322
;
4, 124
;
25, 96
;
Weber, Füetrer. Poyt.
55, 7
.