beisesse,
beisässe
(letztere Schreibung seltener),
der
;
–/-n
; ob mhd.
-sâze/-sæze
oder
-sëzze
( [Nachtr.
]) zugrundeliegt, ist nicht entscheidbar; die Mundartwörterbücher zum Wobd. setzen die
ä-
Form an.
1.
›Mitglied eines Kollegiums, Gremiums, Rates (o. ä.)‹; zu (
der
).
Bedeutungsverwandte:
(
der
10; vgl.  1.
Syntagmen:
jm. einen b. zuordnen
;
landvögtlicher b
.
Wortbildungen:
beisesrichter
(a. 1631).

Belegblock:

Rwb ; 1480 (a. 
1507ff.
);
Schweiz. Id. (a. 
1491ff.
).
2.
›in der Nachbarschaft Wohnender, Nachbar‹; zu (
der
).
Bedeutungsverwandte:
 1, .

Belegblock:

Rwb (
15.
/
16. Jh.
);
Schweiz. Id. (
seit 15. Jh.
).
3.
›Bewohner eines Rechtsraums, der kein oder ein geringeres Bürgerrecht dieses Raums hat, dem aber der Schutz der Behörden zusteht‹; oft in Absetzung gegen
bürger
gebraucht; zur rechtlichen und sozialen Stellung des
beisessen
vgl. das
Schweiz. Id.
(s. u.), weiter
Lex. d. Mal.
1, 1824/5
und
Hrg
1, 354
(
Beisasse
) sowie (
Schutzverwandter
2); offen zu 2; zu (
der
).
Rechts- und Wirtschaftstexte.
Bedeutungsverwandte:
 12, ,  5; vgl.  2.
Syntagmen:
den b. verzeichnen
;
b
. (Subj.)
jm. etw
. (z. B.
ein gut
)
verkaufen, b. jn. an das gericht gebieten
;
jn. zu b. annemen / empfangen
.

Belegblock:

Foltz, UB Friedb. 1,  (
hess.
,
1376
):
schuldigen wir sie, daz sie nach unsern biiseßen sten, die zu uns in die burg sin gefarn […], daz sie ir middeburger ein deils uß der stad in die burg sin gezogin, die wir enphangen han und mogen deme riche und der burg zu notze und sie damidde zu befesten ane wachte, ane huͤde und andirs dez riches burge zu nuͤcze; und brengin uns darmidde zu großen kosten und můwesal.
Ebd. (
1382
):
Auch soͤln der von Wetflar buͤrgere und bisezzen ir lip und guͤt bii uns in ůnser stat, wanne sie dar koment, fride und geleide haben.
Schmidt, Frankf. Zunfturk. (
hess.
,
1594
):
Es soll kein bierbrewer keinem burger oder beysessen noch frembden kein bier mit fessen liefern.
Ebd. (
1399
):
gewonne er abir dheim andern burger oder bisessen icht zuzusprechen, darumb sulde er in auch des rechten lassen begnugen vor des richs gericht.
Köbler, Ref. Franckenfort 
5, 4
(
Mainz
1509
):
Welcher burger oder byseß einem andern jngesessnen burger oder jnwoner diser statt Franckenfurt vor vnd an des heiligen reichs gericht gepieten wil.
Roder, Stadtr. Villingen  (
önalem.
,
1495
):
nachdem aber dieselb freiheit allein burger und burgerinnen zu Villingen und keinen beisessen noch einwoner daselbs in sunder bestimpte, wern si in sorgen, das inenn aus solchem in kunftig zeit irrung und nachteile erwachsen moͤchte und uns darauf diemuetigklichen angerůffen und gebetten, das wir inen soͤlch ir freiheit auf dieselben ir beisessen und einwoner auch zů geben und zů erstrecken und furter solch und alle ander ire genaden, freiheiten, recht brief, privilegia und handvesten … zů ernewen […] geruchten.
Vorarlb. Wb.
1, 278
;
Baumann-Zwirner, Augsb. Volksb.
1991, 408
.
4.
›Person, die in dinglicher Abhängigkeit von einem Grundherren steht‹; zu (
der
).
Bedeutungsverwandte:
, ; vgl.  9, .

Belegblock:

Foltz, UB Friedb. 1,  (
hess.
,
1377
):
wanne dy gezuge ir undersesse, bysesse, eygenluthe, knechte und dyner weren.
Müller, Alte Landsch. St. Gallen (
halem.
,
1690
):
der so von großer Anzahl in ihro Landen sich befindenden Bei- und Hindersässen verursachenden ohnertraglicher Beschwertnuß.
Gehring, Würt. Ländl. Rechtsqu.
3, 175, 6
(
schwäb.
,
1511
/
1680
):
Erstlich solle kein underthan oder beysäß […] keinen haasen abschrecken, lauschen noch schüeßen.
Boner, Urk. Aarau 
780, 7
(
halem.
,
1538
):
Vlin Senger, Oswald Wydt der Sattler, vnsere bysaͤßen.