beichten,
(mit Rundungsschreibung vereinzelt:)
beuchten,
(archaisierend:
begichten
), V.
1.
›jm. Recht widerfahren lassen, ein Urteil in seinem Sinne zukommen lassen‹.Belegblock:
2.
›beichten, gegenüber Gott oder einem Priester (als Verwalter des Bußsakramentes) unter der Voraussetzung der Bereitschaft zur Umkehr und in der Hoffnung auf Vergebung ein persönliches Schuldbekenntnis ablegen; (seltener:) etw. beichten, bekennen‹.Phraseme
nas beichten
›unaufrichtig, vergeblich beichten‹, (am ehesten hier anschließbar): bei dem henker beichten gehen
›peinlich befragt, gefoltert werden‹.Syntagmen:
jm
. (z. B. gotte, dem beichtvater / priester / pfarrer
) b
.; die / der
(vereinzelt) sünde b
.; dicke / gerne / lebend / gesund b
.; in die gnade b
. ›in der Hoffnung auf Ablaßerteilung beichten‹; vereinzelt refl.: sich (aller sünde) b., sich gegen jm. b., sich erlos b
.; beichtender mensch
.Wortbildungen:
beichtbuch
beichtlos
beicht- und buslos
als Schlagwort der Reformation), beichttafel
beichtzettel
Belegblock:
Meijboom, Pilgerf. träum. Mönch
2226
(rib.
, 1444
): Zo vil onreynicheit ind stancks, | Ind dat is as gebiget ind beruwet overlangs.
Österley, Kirchhof. Wendunmuth
3, 332, 3
(Frankf.
1602
): Er aber absolviret sie und gab ihr ein beichtzettel, mit seiner hand geschrieben, daß er hiervon niemand offenbaren […] solte.
Neumann, Rothe. Keuschh.
5573
(thür.
, 1. H. 15. Jh.
): wer nu sines mudes geweldet | das her di kuscheid reine heldet | unnd di andern haubt sunde nicht | bewaret, der had nass gebicht.
Schönbach, Adt. Pred.
14, 23
(osächs.
, 1. H. 14. Jh.
): du solt din bicht tun vor dinem tode, lebendine und gesunt soltu bichten.
Ebd.
19, 1
: wanne wir dicke unsern herren got erzuͤrnen […], so ist daz billic daz wir dicke bichtin und uns bezzern.
v. d. Lee, M. v. Weida. Spigell
68, 14
(omd.
, 1487
): Wen tegliche sunde […] nÿmãt úorpflicht Jn sunderheitt zcu beichten noch zcu bussen.
Kisch, Leipz. Schöffenspr.
131, 5
(osächs.
, 1523
/4
): sal der gerecht werden, der muß peichten und pußen kegen got, das er unrecht geschworen hat.
Kehrein, Kath. Gesangb.
1, 332, 6
(Leipzig
1537
): der Suͤnd zu beichten eben, | So kommen wir ins ewig Leben.
Gille u. a., M. Beheim
313, 6
(nobd.
, 2. H. 15. Jh.
): Nun wil ich mich furpaz | gen ainem priester peichten.
Rieder, St. Georg. Pred.
333, 27
(Hs. ˹önalem.
, 1387
˺): er sol gerne inne sin, nit uzwendig, nit vil geklaffen, nit maͤre sagen, gerne in kilchen sin, gern betten, gerne bihten und dike sin súnde flisseklich wainen.
Bihlmeyer, Seuse
80, 4
(alem.
, 14. Jh.
): do hůb der morder an ze bihten und verjah im alle die totschlege und dú mord.
Vetter, Pred. Taulers
137, 35
(els.
, 1359
): In disem bichtent si, und den heiligen lichamen unsers herren enphohent si.
Ebd.
203, 16
: Wissent das das bichten und das stroffen ist recht als ein wunde die frisch ist und smirzet.
Chron. Strassb.
354, 19
(els.
, A. 15. Jh.
): das sü zů jungest cristen wurdent und sich liessen touffen und bihtetent ire sunde.
Morrall, Mandev. Reiseb.
145, 9
(schwäb.
, E. 14. Jh.
): Wen sie gesúndent hond, so bichtend sie irm priester; und wenn ainer hät gesaicht in sin huß, so getar kainer mer dar in kommen.
Sappler, H. Kaufringer
17, 110
(schwäb.
, Hs. 1464
): so sprecht ir, wenn ich peichte mich; | es ist pesser die sünd gelaun | dann alle tag ze peichten gaun.
Anderson u. a., Flugschrr.
29, 6, 19
([Augsb.
] 1524
): vnser prediger sagt man dürff nym̃er beten / den hayligen dienen / fasten / beychten / wallẽ / Meßhoͤren / Vigilg / Seelmessen / Jartagsstifftẽ Ablaß loͤßen / vñ sey kain gůt werck zůr saͤligkait nütz.
Chron. Augsb.
5, 71, 22
(schwäb.
, 1523
/7
): wer in die gnad beucht, der můst so vil in die gnad geben, als vil ainer mit seinem hausgesind im haus verzert.
Ebd.
6, 19, 14
(zu 1514
): den fuert man aus und schlůg im das haupt ab. der gieng aus als ain viech, weder beicht noch bericht.
Gilman, Agricola. Sprichw.
2, 54, 19
([Augsb.
] 1548
): Es kan sich ainer wol ehrloß beichten. Beichten / haißt begichten oder bejahen / das ist / Ja sagen und bericht thůn / deß darumb wir gefragt werden.
Ebd.
238, 11
: Wann ain Pfaff oder Münch dem andern beichtet / so ists eben / als wann ain Hund dem andern flohet.
Gehring, Würt. Ländl. Rechtsqu.
3, 570, 16
(schwäb.
, 1588
): setzen […] wir, daß ain jeder unser underton […] zu den osterlichen zeiten ainem pfarrer seine sünd beichte.
Henisch
255
(Augsb.
1616
): Phr. Bei dem Hencker beichte
[!]
gehen / carnifici confiteri, apud carnificem (nouercam) queri. Ebd.
256
: Wer (recht) beichtet / dem gibt man rechte buß. […]. Ein gar zu spate beicht / ist selten waare beicht. […]. Gebeichte vnd versuͤnte suͤnd ist keine suͤnd. Beichten ohne Rew / lieb haben one trew.
Fischer, Eunuchus d. Terenz
97, 15
(Ulm
1486
): sie sagen allso. Wilt mich zetod fragen so laß mich vor beichten.
Barack, Zim. Chron.
3, 517, 28
(schwäb.
, M. 16. Jh.
): wie er gebeuchtet, also wardt im buess gesprochen.
˹Im Zusammenhang mit einer Wirtshausschlägerei: Klein, Oswald
105, 88
(oobd.
, 1431
/2
): wer der keulen nicht empfand, | die si dar brachten in der hand, | wie wol des manger ward unfro, | der hett nicht wol gebeicht
.˺
Röhrich u. a., Cod. Dipl. Warm.
4, 479, 21
; Thiele, Minner. II,
10, 24
; Neumann, a. a. O.
4894
; Rieder, a. a. O.
5, 31
; Vetter, a. a. O.
398, 25
; Warnock, Pred. Paulis
28, 121
; Müller, Lands. St. Gallen
88, 11
; ders., Alte Landsch. St. Gallen
88, 11
; Koller, Ref. Siegmunds
57, 13
; Eschenloher. Medicus
13, 13
; Dirr, Münchner Stadtr.
114, 1
; Klein, a. a. O.
39, 56
; Schmitt, Ordo rerum
603, 5
; Volkmar
203
; Dietz, Wb. Luther
1, 239
; Schwäb. Wb.
1, 789
; Schmeller/F.
1, 200
; Lepp, Schlagwörter.
1908, 104
.3.
›jm. die Beichte abnehmen‹.Wortbildungen:
beichthengst
beichtrat
Belegblock:
Rennefahrt, Statut. Saanen
68, 13
(halem.
, 1447
): sol darumb der obgenant kilcherre ein jegklich person […] bichten, verwaren und im sin rechtsami tůn.