behausen,
V.;
einmaliges Auftreten der starken Flexion bei
Wackernell, H. v. Montfort
wohl reimbedingt.
– Vorwiegend obd.
1.
›etw. (ein Grundbesitztum, Hofgut) mit Wohngebäude(n) und sonstiger für die Bewirtschaftung notwendiger Ausstattung versehen‹; oft als part. Adj.
behaust
1 gebraucht, dann: ›mit Wohngebäude(n) versehen (vom Grundbesitztum gesagt)‹; dazu als Hypallage: ›zu einem Grundbesitztum gehörig (vom Gebäude o. ä. gesagt)‹; dazu als Metonymie: ›sich aus der Zugehörigkeit zu einem Grundbesitztum herleitend (z. B. von einem Zehnt gesagt)‹.
Rechts- und Wirtschaftstexte.
Syntagmen:
das haus, den hof b., die hofstat mit häusern / scheuern b
.;
behauster dienst / zehent, behaustes gut
(oft).
Wortbildungen:
behausenschaft
›Wohnstätte‹.

Belegblock:

Welti, Stadtr. Bern  (
halem.
,
1404
):
da ein seshus ist vnd daz vormals ze einem huse behuset was.
Ebd. (
1405
):
die hofstetten, so vor disen nechsten zwein bruͥnsten mit huͥsren oder rechten schuͥren behuset waren.
Merz, Urk. Lenzb.
133, 6
 (
halem.
,
1603
):
da […] Hoffman vß einem spycher … ein behusenschafft machen laßen.
Winter, Nöst. Weist. Anm. * (
moobd.
,
1414
):
so habent mein herrn daselbs […] ze veld grossen und chlainn und ze darf behausten zehent.
Rintelen, B. Walther 
4, 20
(
moobd.
,
1552
/
8
):
Die dienstbaren oder zinsparen Güeter sein unterschiedlich; dann etlich sein behausst, etlich unbehausst. Ein behaust Guet wirdt verstanden das Hauß oder Hof, so der Hold oder Zinßman von dem Grundtherren innhat, samt dem, waß zu sollichem Hauß oder Hof gehörig ist […]. Die unbehaussten Güeter sein die Jhenigen, darauf kein Hauß oder Hof steet, die auch zu keinem Hauß oder Hof gehörig sind, es seindt Äcker, […], auch Erbstück.
Winter, Nöst. Weist. (
moobd.
,
16. Jh.
):
setzt er aber ainem ain stecken zu nachet, ist verfallen zwenundsibenzig pfening, es sei in gärten oder behaust güeter.
Ebd. (
2. H. 17. Jh.
):
ein ieder so ein behaustes guet, überlent oder andere grünt kauft.
Uhlirz, Qu. Wien 2, 2, ; 3, ;
UB ob der Enns 10, 
827, 13
;
Rintelen, a. a. O.
19, 10
;
Preuss. Wb. (Z)
1, 482
;
2.
›etw. (ein Gebäude o. ä., eine Stadt) mit Bewohnern besetzen, ausstatten, belegen; jn. mit einem Hause belehnen, ansässig machen‹; refl.: ›sich an einem Ort niederlassen‹; oft als part. Adj.
behaust
2, dann ansatzweise lexikalisiert: ›mit einem Wohnsitz belehnt; wo ansässig, wohnhaft; mit Hausbesitz ausgestattet‹.
Bedeutungsverwandte:
 1,  10; zum part. Adj.: , (s. v.  3), (s. v.  2), ,  1,  1, , , .
Gegensätze:
.
Syntagmen:
die feste / stat b., einen man b., sich in der stat b., glaube sich wo b
.;
in dem hause, im paradies, in js. grenzen, in des himmels tron, in eren kreis, um den markt behauset sein, mit jm. behauset sein
;
behauster bürger / dieb / hold / meister / untertan
.
Wortbildungen:
behauser
›Anwohner‹ (a. 1510; 1599),
behauster
›Person, „welche ein Schloß oder Haus von der Herrschaft inne hat‹ (); allg. ›der Grundbesitz habende Einwohner‹ (s. dazu s. v.
Vollbürger
).

Belegblock:

Schöpper  (
Dortm.
1550
):
Wonen / hausen haußhäblich wonhafftig wonend seßhafft […] behaußt sein.
Bindewald, Texte schles. Kanzl.
155, 76
(
schles.
,
1358
):
alle di, di in mynin greniczczin behwsit adir beerbit syn.
Gille u. a., M. Beheim 
70, 6
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
und [got] schuf vil edler engel werd | […] | die mit im in des himels thron | all solten sein pehauset.
Ebd.
161, 494
:
die all czeit vor dir sten und wund | und mit dir sein pehausent.
Primisser, Suchenwirt  (
oobd.
,
2. H. 14. Jh.
):
Da vindest du vil milde, | Gute herren, die ich wais | Wehauset in eren chrais.
Dirr, Münchner Stadtr.  (
moobd.
,
um 1365
):
Swer umb den margt behaust ist, der anderthalben in der innern stat einen keller […] hat, da er nicht privetz gehaben mag, der sol seinen unflat in den pach tragen.
Klein, Oswald
104, 3
(
oobd.
,
1431
/
2
):
Von trauren möcht ich werden taub, | seid das der vorder winderklaub | herwider hat behauset sich | auff seinen alten sitz.
Grossmann, Unrest. Öst. Chron.  (
oobd.
,
3. Dr. 15. Jh.
):
Wyenn, […] Du pist genannt das haws von Osterreich, darinne manige hertzog von Osterreich behawst ist worden.
Wackernell, H. v. Montfort  (
soobd.
, Hs.
A. 15. Jh.
):
gen Senenberg behusen | ward ich do ze stunden | trûrig gentzlich funden.
Fichtner, Füetrer. Trojanerkr.  
554, 7
(
moobd.
,
1473
/
8
):
Noch waren do mer sechs und sibentzig tausent | […], | die in der statt zue Troya sich behausent.
Winter, Nöst. Weist. (
moobd.
,
M. 15. Jh.
):
es sol auch ain ieder behauster hold, er kauf oder verkauf, der sol desselbigen guts ab- oder anfarn zu rechten tagen.
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. (
m/soobd.
,
16.
/
17. Jh.
):
ain jeder angesessener und behauster [soll] sein gemaingelt drei pfenning […] dem richter schuldig zu erlegen sein.
Dierauer, Chron. Zürich ;
Spiller, Füetrer. Bay. Chron. ;
Reithmeier, B. v. Chiemsee ;
Dietz, Wb. Luther ;
Scherzius
111
;
Preuss. Wb. (Z)
1, 482
;
3.
›jn. beherbergen, als Gast aufnehmen; jm. (meist: gegen die Ordnung) Unterkunft, Zuflucht gewähren; jn. für immer in sein Haus aufnehmen; (einer Einrichtung, z. B. Klöstern) eine Entfaltungsmöglichkeit bieten‹; auch intrans.: ›übernachten‹.
Bedeutungsverwandte:
,  1,  9, (V.) 18,  1,  1,  4, (V.) 1, .
Syntagmen
jn
. (neutral:
gäste / kranke / ritter / frauen
), (negativ beurteilend:
den absager / betler / krämer / krätzentrager / landstreicher / mörder / müssiggänger / spieler / übeltäter, die feinde / täufer, das gesinde
)
b
.,
gotshausman / (haus-)vater, frauen jn. b
.,
jn. wissentlich, mit freuden, in einer kamer, in dem hofe / schlos b
.

Belegblock:

Ziesemer, Proph. Cranc Jes.
58, 8
(
preuß.
,
M. 14. Jh.
):
vor dinem antlitze wirt gen dine gerechtikeit, und di ere des herren wirt dich behuysen.
Kopp, Volks- u. Gesellschaftsl. (Hs. ˹
pfälz.
,
M. 16. Jh.
˺):
Monch closter der sein mher dan dreisig taussent | ia die allein die Christenheit behausset.
Pyritz, Minneburg 
2546
(
nobd.
, Hs.
um 1400
):
Nu gib mir herberge | In dines hertzen clusen | Tu mich da inne behusen | Durch din hohe wirde!
Bihlmeyer, Seuse  (
alem.
,
14. Jh.
):
etlich gůtherzig frowen hetin in [diener] gern behuset, do engedorstan si.
Bernoulli, Basler Chron. 6, 
306, 3
(
alem.
, zu
1487
, Hs.
um 1530
):
das sy niemand behussen oder hoͤffen, deszglichen essen und trincken geben dorfft.
Rennefahrt, Staat/Kirche Bern (
halem.
,
1566
):
die jhenigen, so sölliche ungehorsame lüth und thöüffer dafürhin behusen und beherbergen wurden.
Haltaus, Liederb. Hätzlerin (
schwäb.
,
1471
):
So will ich dich behausen | Mit gantzen fräden manigualt, | So wirst du, fraw, in eren alt.
Henisch (
Augsb.
1616
):
Wer armut wol behausen kan / Den halt ich fuͤr ein reichen Mann.
Niewöhner, Teichner 
65, 8
(Hs. ˹
moobd.
,
1360
/
70
˺):
daz er [herre] wıͤrt von im [diener] geschaiden | und behauset einen laiden | der im nie geviel sein tag.
Ebd.
404, 17
:
also ist der wint ein tunst, | daz er nyndert stat behaust.
Ebd.
604, 3
(
1469
):
Vier und czwainczig junger frawn | […]. | die pehaust man da allain | in eyner chamer.
Karnein, de amore dt. 
124, 350
(
moobd.
,
v. 1440
):
Die ritter wurden auch mit allen freẅden behaust.
Munz, Füetrer. Persibein
220, 7
(
moobd.
,
1478
/
84
):
pis an den abent gar, | da er [Persibein] zw walld pey aim klosner pehawset.
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. (
m/soobd.
,
16. Jh.
):
Unbekante leüt nit zu behausen.
Wackernell, Adt. Passionssp. Pf. II,
1168
Var. (
tir.
,
1514
):
Ich will auch der nicht vergessen, | Die mit dem eepruch send pesessen | Und die sollich leut phausn und pherbergen.
Piirainen, Stadtr. Kremnitz
55
 (
mslow. inseldt.
,
1537
):
Das kain gastgeb […] kainen fremden vnnbekanten müssigennger, Speler, […] mit nichte behause od(er) auffhalte beÿ verlust leibs.
Rennefahrt, a. a. O. ;
ders., Zivilr. Bern ;
Welti, Stadtr. Bern ; ;
Müller, Alte Landsch. St. Gallen ; ;
Dirr, Münchner Stadtr. ;
Turmair 5, ;
Mell u. a., Steir. Taid. ;
Bischoff u. a., a. a. O. ; ;
Winter, Nöst. Weist. ;
Dietz, Wb. Luther ;
Preuss. Wb. (Z)
1, 482
;
Vgl. ferner s. v. .
4.
›an einem Ort verbleiben, wohnen; etw. bewohnen, inne haben‹.

Belegblock:

Kopp, Volks- u. Gesellschaftsl. (Hs. ˹
pfälz.
,
M. 16. Jh.
˺):
ich wil dir ein wirdt bevelchen: | im wilden waldt | behausen solt.
Kurz, Waldis. Esopus  (
Frankf.
1557
):
zu Siracusen | Thet er etlich Monat behausen.
Mayer, Folz. Meisterl.  (
nobd.
,
um 1480
):
Jung swalben plut ein stein gepirt | Durch dez natur fil feintschafft wirt geirt, | Die fil der leng | In herczen det behausen.
Spiller, Füetrer. Bay. Chron.  (
moobd.
,
1478
/
81
):
Umb des willen muest er lang und stät auf seinem schloss Weyhenstefen behawsen.
Reithmeier, B. v. Chiemsee  (
München
1528
):
Nur durch ainen verstandigen wirt das vaterland behawst, aber durch drey vngerecht verlassen.
Toeppen, Ständetage Preußen 5, 
166, 6
.