behauen,
V., unr. abl.
1.
›etw. mit einem Hau- oder Schneidegerät bearbeiten, behauen, etw. (z. B. Bauholz) durch Hauen (mit dem Beil, der Axt) zurichten, zuschlagen; (Erde) umgraben; etw. abhauen, abholzen; (Gras) mähen; etw. zimmern‹; speziell: ›die Masse der auf der Kelter aufgeschütteten Trauben, soweit sie unter den Brettern hervorragen, abschneiden‹.

Belegblock:

Bömer, Pilgerf. träum. Mönch  (
rhfrk.
,
um 1405
):
Das man das holtz vor und ee abe sal hauwen | Dann is die kaufflude solden beschauwen, | Und sij is deden recht stellen, | Recht behauwen odir fellen.
Schwartzenbach (
Frankf.
1564
):
Behauwen. […]. Rauchwercken / Als so ein Schreiner oder Zimmerman / erstlich etwas vberhobelt oder beschlecht / daß es alß denn dester leichter zu arbeiten sey.
Ziesemer, Proph. Cranc Hes.
31, 12
 (
preuß.
,
M. 14. Jh.
):
vremde werdin in
[Zedernbaum, sinnbildl. für Assyrien]
behouwin.
Küther, UB Frauensee
400, 20
 (
thür.
,
1531
):
In der zeyt hab sein vatter ein behaussung behauben.
Luther. Hl. Schrifft.
Jos. 8, 31
 (
Wittenb.
1545
):
altar von gantzen steinen, die mit keinem eisen behawen waren.
Ders., WA Bibel (
1528
):
Der ander zymert holtz, vnd missets mit der schnur […] vnd behewet es.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
E. 14. Jh.
):
so behǒwet er [ackerman] und besnidet sin bǒme […] und keret sin ertterich umb […]; also sol der mensche mit vil grossem flisse sich selber umbegraben […] und behǒwe sin bǒme, daz sint sine ussern sinne und sine nidersten krefte.
Maaler (
Zürich
1561
):
Behauwen / Vornen abhauwen / Glatt dannen hauwen. […]. Behauwen / Vnden abschneyden / Ein wenig abhauwen.
2.
›sich verschanzen‹.

Belegblock:

Strehlke, Nic. Jerosch. Chron.  (
preuß.
,
um 1330
/
40
):
Nû hattin sich behouwin | dî Prûzin und vorheinit.
3.
›jn. (auch: einen Körperteil) mit dem Prügel bearbeiten, schlagen, verhauen, züchtigen‹; hier anschließbar die Ütr.: ›jn. (mit Sünden) schlagen, beflecken‹.

Belegblock:

Kochendörffer, Tilo v. Kulm (
preuß.
,
1331
):
wo behibe | Durch rechter czucht in libe | Ein vater sin sönil zart.
Gereke, Seifrits Alex.
2219
(
oobd.
, Hs.
1466
):
so han ich mir des gedacht | das ich im den rukchen sein | mit ainer gaisel riemein | ser lan behawen.
Niewöhner, Teichner
465, 214
 (Hs. ˹
moobd.
,
1370
/
80
˺):
die da zeihent unser frawn | dazz mit sünden sey behawn | nach ir menschleichait besunder.
4.
›e. P. (auch: deren Sinne) bearbeiten, zurechtstutzen, formen, erziehen‹; Ütr. zu 1.
Bedeutungsverwandte:
 2.

Belegblock:

Meijboom, Pilgerf. träum. Mönch
3998
 (
rib.
,
1444
):
Ich sprach: ,vrowe, we verstain ich dat ? | […] | Sal mich eyn tzymmerman besnyden, | Off behauwen.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
E. 14. Jh.
):
Also der usser mensche und die nidersten und obersten krefte wol behǒwen und bereit sint.
Bömer, Pilgerf. träum. Mönch ;
Dietz, Wb. Luther .
5.
›die Gesteinsbeschaffenheit, Festigkeit des Gesteins durch Schläge, Abschlagen von Gesteinsteilen prüfen; Gestein (verschoben: Gänge, Klüfte) abbauen‹.
Omd.; Bergrechtstexte.

Belegblock:

Löscher, Erzgeb. Bergr.
92, 12
 (
omd.
,
um 1559
):
so mag der aufnehmer uberfarne genge und kluft, behauen und unbehauen […] an sich bringen.
Ebd.
146, 25
(
1554
/
1633
):
es hab dan zuvorn der bergkmeister undt geschworne die tiefsten örter und försten behauen und […] in verzeuchnus gebracht.
Ermisch, Sächs. Bergr. (
osächs.
,
1499
/
1500
):
sollenn die geschwornen zuvor die orther besehen, den stein behawenn.
Ebd. (
1503
):
die ortter, darauff man dingen wil, tzuvor besichtigen unnd behawen.
Löscher, a. a. O.
89, 18
;
106, 18
;
121, 5
;
Ermisch, a. a. O. , Anm. b.
6.
›etw. berechnen, bedenken, überlegen, genau erwägen; urteilen‹.
Bedeutungsverwandte:
2
 3, (V.) 23,  1,  2, .

Belegblock:

Maaler (
Zürich
1561
):
Fleyssig vnd wol Behauwen. Reputare.
Rot
347
(
Augsb.
1571
):
Reputirn, Fleissig vnd wol behawen. Jtem wol betrachten / ein ding fleissig besinnen vnnd bedencken / außraiten.
7.
phras.
gar nichts behauen
›nichts bewirken‹;
jm. den bachanten behauen
›jn. übers Ohr hauen, verarschen‹.

Belegblock:

Lichtenstein, Lindener. Rastb. 
160
(o. O.
1558
):
Einer will im den narren bören, den cornuten stechen, bachanten behauen, oder sonst die blerpe mit witwen leym bedungen.
Luther, WA (
1535
):
Nonne est Ierosolymis in der mechtigen, gewaltigen stad, ubi timere deberet utramque potestatem, behawet gar nichts.