begreiflich,
begriflich,
Adj.;
Schreibungen mit Diphthong und Monophthong werden hier durch ein Doppellemma repräsentiert. Eine Trennung in 2 Wortbildungen, nämlich zur 1. und 2. Hochstufe des Verbs
begreifen
, ist für alle Texte, die die Diphthongierung nicht durchgeführt haben, nicht sicher möglich. Doppel- bzw. Einfachschreibung des
-f-
liefert wegen seiner Fakultativität keine zuverlässige Entscheidungshilfe.
1.
›sinnlich greifbar, betastbar, berührbar‹;
vgl.  2.
Bedeutungsverwandte:
 2, (s. v. , Adj., 4),  1.

Belegblock:

Köbler, Ref. Wormbs
152, 7
 (
Worms
1499
):
nit allein beweglicher oder vnbeweglicher begrifflicher od’ lyphafftiger güter. Sonder auch vnbegrifflicher vnnd vnlyphafftiger dinge mag einer entsetzt werden.
Mayer, Folz. Meisterl.  (
nobd.
,
um 1480
):
so sy geberen, so haben sye wesenliche leichnam oder begreüfliche leichnam, wan auß den leichnam von der luft möchten si nit geberen.
solt Got eine solche enge stat haben, so wer er meslich wegreifflich.
Kurrelmeyer, Dt. Bibel  Var. (
Straßb.
1466
; Var.
Augsb.
um 1475
):
Wann ir habt eúch nit genachent zů dem berúrlichen
[Var.:
begreyflichen
]
vnd zů dem genechlichen feúer.
Dietz, Wb. Luther .
2.
›begreiflich, faßlich, verstehbar (von Bezugsgegenständen)‹; verschoben auf den Verstehenden: ›etw. erfassend, begreifend‹;
vgl.  12.

Belegblock:

Quint, Eckharts Pred. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
daz got gegeben hât und daz got gelobet hât ze gebenne, daz ist gar wunderlich und ist unbegrîfelich und unglouplich. Und dem ist reht; wan wære ez begrîfelich und wære ez glouplich, sô enwære ez niht reht.
Anderson u. a., Flugschrr. 3, 
8, 14
(
Wittenb.
1525
):
wie denn das volck […] leicht zu vberreden ist / das es die ding glewbe / wilche der vernunfft wolgefallen vnd begreyfflich sind.
Morgan u. a., Mhg. Transl. Summa
165, 24
(
schwäb.
,
14. Jh.
):
wan die begriflich craft (der) begerlichen offebaret iren gegenwurf.
Stackmann u. a., Frauenlob 
10, 1
[A], 6;
Voc. inc. teut.
s iiijv
;
3.
›fähig, etw. (oft: religiöse Bezugsgegenstände) zu erfassen, zu verstehen‹;
vgl.  12.
Bedeutungsverwandte:
(Adj.) 2.
Syntagmen:
b. vernunft
.

Belegblock:

Schmidt, Rud. v. Biberach 
54, 3
(
whalem.
,
1345
/
60
):
so si [verstandnissi] ze hohern […] dingen wirt gefuͤrt, so wirt si deste witer vnd dest begriffelicher.
Ebd.
138, 24
:
Dv frúnt Thimothee, daz dv́ begriflich werdest der verborgen beschoͮde vnd ofnunge, dv́ solt ingelipt […] werden dem goͤtlichen glantze.
Morgan u. a., Mhg. Transl. Summa
130, 2
(
schwäb.
,
14. Jh.
):
daz die umbesinten creaturen niht begriflich sint der ere nah in selber.
Ebd.
169, 3
:
Ez ist zemerken, ob gevolgen allein behöre zuo dem begriflichen teile der sele.
Ebd.
341, 1
:
die redelich creaturen, die da begriflich ist dez ewigen lebennes.
Haas u. a., Erasmus/Jud. Klag 
3r, 10
:
Ein eyntzig thier / hat die natur geschaffen / den menschen / vnnd den allein / der da vernunfft hat / vnd begrifflich ist der gotheit.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat.  (
oobd.
,
1349
/
50
):
wan diu vernunft ist begreifleich aller dinge gotes.
Lutz, Buch Alfadol
200, 12
(
obd.
,
n. 1478
):
Der mensch sol die künst | lernen wan er ist ir wol | begrifflich.
4.
›etw. unternehmend, initiativ handelnd‹;
vgl.  16.

Belegblock:

Toeppen, Ständetage Preußen
1, 218, 10
(
preuß.
,
1413
):
welch hus […] von vnserm hern Romisschen konige […] listlichen vnd begrifflichen wart […] gebuwet.
5.
›inhaltlich; inhaltsreich, Wesentliches enthaltend‹;
vgl.  22.
Syntagmen:
etw. b. durchlaufen
;
b. brief
.

Belegblock:

Maaler (
Zürich
1561
):
Etwas in einer sum̃ vnd kurtz Begrifflich durchlauffen.
6.
›umfassend, umgreifend‹;
vgl.  1922.

Belegblock:

Meijboom, Pilgerf. träum. Mönch 
3340
(
rib.
,
1444
):
Want umb des hertzen cleyne behalt | Hain ich dat broit cleyne gemacht, | Ind durch syne groisse begrijfliche acht | Hain ich dat overste guyt dar in gestoissen.
Kurrelmeyer, Dt. Bibel  Var. (
Straßb.
1466
; Var.
Augsb.
1518
):
ein vnwirdigkeit die do ist die begrifffenst:
[Var.:
begrifflichißt
]
mit trunckenheit vnd mit seer.