begerlich,
Adj.
1.
›begehrlich, erotisch; in erotischem Verlangen bestehend‹;
zu (V.) 1.
Wortbildungen:
begerliche
1 ›Sinnlichkeit‹.

Belegblock:

Neumann, Rothe. Keuschh.
2766
(
thür.
,
1. H. 15. Jh.
):
wer ein wip begerlich ane sehet | unnd der unkuschlichen begeret.
Ebd.
3970
:
das mit unkuscheid ist erfolt, | widder sine begerliche geluste | di her dar mete gerne buste.
Morgan u. a., Mhg. Transl. Summa
186, 9
(
schwäb.
,
14. Jh.
):
so ist die liebi niht in der begerlichi, sunder si ist alleine in der redelichen nature.
2.
›begehrenswert, zum Besitz und zur Verfügung angestrebt‹;
vgl. (V.) 5.

Belegblock:

Ziesemer, Proph. Cranc. Jes.
32, 12
(
preuß.
,
M. 14. Jh.
):
beweynet di bruste, daz begerliche lant, den vruchtberin wingarten.
Eggers, Psalter 
39, 25
(
thür.
,
1378
):
Si sint begerlicher wanne golt vñ ture steyne.
Morgan u. a., Mhg. Transl. Summa
202, 5
(
schwäb.
,
14. Jh.
):
die meinunge dez sündenden dü enist […], daz er meinet etwaz begerlichez guotez.
Schmitt, Urkundenspr.
1936, 154
.
3.
›flehend, bittend‹;
vgl. (V.) 8.

Belegblock:

Meisen, Wierstr. Hist. Nuys
690
(
Köln
1476
):
Die geschach des hilgen cruytzdayges exaltatio | Myt begerlyger innicheyt eyn schoen processio.
Ebd.
1735
:
Also begerlych dayr baeden | All dye Nuysser vmb genaeden | Got almechtich ind sent Quirijn.
Preuss. Wb. (Z)
1, 465
.
4.
›etw. wünschend, sehnlich; lieb (in der Anrede)‹;
vgl. (V.) 10.
Wortbildungen:
begerliche
2.

Belegblock:

Rueff, Rhein. Ostersp. 
269
(
rhfrk.
,
M. 15. Jh.
):
Begerlicher herre, sys willekommen!
Feudel, Evangelistar 
60, 22
(
omd.
,
M. 14. Jh.
):
begerlich han ich begert diz ostirlamp mit uch czu ezzene, er ich lyde.
Kurrelmeyer, Dt. Bibel  (
Straßb.
1466
):
mein aller liebsten brúder vnd begerlichsten.
Morgan u. a., Mhg. Transl. Summa
280, 18
(
schwäb.
,
14. Jh.
):
volkomen, daz hat ein rede der begerlichi unde des guotes.
5.
begerlich sein
›etw. rechtsförmlich beantragen‹;
vgl. (V.) 10.

Belegblock:

Doubek u. a., Schöffenb. Krzemienica
113
 (
schles. inseldt.
,
1456
):
vnd seyn begarlich gewast czu lassen dy vorechtunge von Schlimpers kinder.
6.
›religiös sehnsüchtig, in Sehnsucht bestehend‹; mit Verschiebung der Bezugsgröße: ›religiös ersehnt, den Gegenstand religiöser Sehnsucht bildend‹;
zu (V.) 12.
Gehäuft Texte der Mystik.
Bedeutungsverwandte:
 1, , ,  5,  1.
Syntagmen:
b. kraft
eine der Seelenkräfte.
Zur Sache:
Nicklas, Seuse.
1914, 54
;
Kirmsse, Tauler.
1930, 92-4
.

Belegblock:

Strauch, Par. anime int.
126, 12
(
thür.
,
14. Jh.
):
hirumme ist he [Got] daz allir begerlichiste.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
E. 14. Jh.
):
ich wil dir geben ein begerlich erterich und ein verklert erbe […]. Weliche ist nu dis begerlich ertrich das er sinen frúnden […] gelobete? Das ist das ertrich irs lichames, die von naturen widerspenig was, das die also begerlich wurt und also undertenig.
das si iren Got und iren schoͤpfer hatte in irre schosse und an iren armen und in den aller begerlichesten lustlichesten wisen, die úber alle sinne woren.
Bihlmeyer, Seuse  (
alem.
,
14. Jh.
):
Zum dritten mal můsz man kommen über all begerung und über die begerliche kraft.
Morgan u. a., Mhg. Transl. Summa
164, 8
(
schwäb.
,
14. Jh.
):
daz die erwellunge ist ,des begerlichen verstan, oder der begirde der verstenlichen dinge‘.
Ebd.
361, 21
:
ob die gotlich selikeit innevalte alle selikeit. Dez sache zemerken ist, daz alles daz, daz da begerlich ist, daz daz ist in einer ieklichen selikeit.
Ebd.
168, 31
;
170, 16
;
Preuss. Wb. (Z)
1, 465
.