befangen,
befahen,
V., unr. abl.,
gramm. Wechsel;
-h-
Schreibungen nur im Inf. und Präs.
1.
›ein Gewässer befischen, dort Fische fangen‹.

Belegblock:

Küther, UB Frauensee 
169, 18
(
thür.
,
1375
):
Wanne der tich zuͤ dem Berdans nich bevangen ist, so sol der muͤller des waßirs selbir vahe yn den tich alse vyͤle, alse her des zů nottorfft […] bedarff.
Ebd.
22
.
2.
›jn. (an der Hand) nehmen‹.
Syntagmen:
jn. bei der hand b
.

Belegblock:

Baumann-Zwirner, Augsb. Volksb.
1991, 285
.
3.
›sich räumlich erstrecken, sich ausdehnen, einen Umfang haben‹.

Belegblock:

Sievers, Oxf. Benedictinerr. (
hess.
,
14. Jh.
):
Daz closter sal also gesazt sin, […], daz allez des man bedarf innewendich dem termino bevangen sy: wazzer, molen, garten.
Bindewald, Texte schles. Kanzl.
106, 5
(
schles.
,
1346
):
als sÿ [huben] sich czihen vnd beuangen han in iren greniczen.
Ebd.
131, 3, 7
(
n. 1350
):
vnde hat sin gut […] mit alle sime nucze […], mit grenicz, also als iz an sime reine bevangin ist, […] vorkouft.
4.
›(eine Stadt) erreichen, (in eine Stadt) kommen‹.

Belegblock:

Reissenberger, Väterb. (
md.
, Hs.
14. Jh.
):
Hin unde her die naht er gienc, | Zu jungest er die stat bevienc.
5.
›etw. räumlich umfassen, umfangen; (eine Stadt) mit etw. (einem Landgürtel) umgeben; jn. umfangen, in die Arme schließen‹.
Bedeutungsverwandte:
, .

Belegblock:

Helm, H. v. Hesler. Apok. (
nrddt.
,
14. Jh.
):
Die masse des ersten | Himles der die werlt bevienc.
Strehlke, Nic. Jerosch. Chron.  (
preuß.
,
um 1330
/
40
):
Darnâch wart di burc gesat | […] | dâ si ouch noch hûte lît, | mit zwên mûrin bevân.
Hübner, Buch Daniel (
omd.
, Hs.
14.
/
A. 15. Jh.
):
Sine [boum] wite umme gienc, | Erden bodem sie bevienc, | Gepriset mit bletern wol.
Koppitz, Trojanerkr. (Hs. ˹
noschweiz.
,
15. Jh.
˺):
Ieder held und sin wib | Bevienge do mitt zuchtt iren lib | Mitt armen und schieden dan.
Rieder, St. Georg. Pred. (Hs. ˹
önalem.
,
1387
˺):
dú minne ist starke und het wit bevangin
(subst.),
und ir craft hat fúnf kunicriche undir sich gedruckit.
Piirainen, Stadtr. Sillein
61a, 2
(
sslow. inseldt.
,
1378
):
Wen nero […] bevinch dy stat mit eynem weyten gegent.
6.
phras.:
als die gürtel befangen hat, als j. mit der gürtel befangen ist
›wie er geht und steht, was er gerade auf dem Leibe hat‹.

Belegblock:

Dirr, Münchner Stadtr.  (
moobd.
,
um 1310
/
12
):
Ez sol dehein leitgeb cheinem burger […] oder chnehte iht geben noch hintz im niht weren, niur als diu guͤrtel bevangen habe, er welle im sein danne beiten ân vanchnuͤzze.
Winter, Nöst. Weist. (
moobd.
,
1357
):
so sol in unsers gotzhuses richter dem voget antwurten als er mit der gurtel bevangen ist.
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. ; ;
7.
›(ein Gut) gerichtlich ansprechen, mit Beschlag belegen, beschlagnahmen‹.
Syntagmen:
das gelt mit klage b
.

Belegblock:

Trübner, Dt. Wb.
1, 254
.
8.
›jn. (
got
, den Menschen) / etw. umschließen, umfassen, jn. umfangend begrenzen; etw. enthalten, fassen‹.

Belegblock:

Helm, H. v. Hesler. Apok. (
nrddt.
,
14. Jh.
):
Die sunne des gerechten | (Daz ist aber unser trechten) | Glich eime cleide sie bevienc.
Eichler, Ruusbr. obd. Brul. I,
777
(
els.
,
E. 14. Jh.
):
Von einre beschliessunge, die in ir beuangen het alle gerehtikeit.
Eichler, Ruusbr. steen  
47, 17
(
els.
,
sp. 14. Jh.
):
also bevinden wir vns zvͤ male bevangen in got.
Rieder, St. Georg. Pred. (Hs. ˹
önalem.
,
1387
˺):
er ist also groz daz in weder hýmelrich noch ertrich mag bevahen.
Ebd. :
Got ist in allen dingen und enist doch drinne nit bevangen.
9.
›etw./jn. (
got
) erfassen, begreifen; etw. in bestimmter Weise auffassen‹.

Belegblock:

Rieder, St. Georg. Pred. (Hs. ˹
önalem.
,
1387
˺):
da von sprichet er [sant Paulus] daz wir ez mit geloben bevahent, won ez ist úns kúnftig, und mugent ez noch nit gesehen.
herre, naige dinen hohen gewalt her nider, daz wir dich bevahen mugent.
Tobler, Schilling. Bern. Chron.  (
whalem.
,
1484
):
unser gar geflissen bitt, […] die verzúg, die us keinem ungehorsamen grund, […] gan, gevaͤllenklich zů bevachen.
10.
›jn. ergreifen, erfassen, überkommen, befallen (von positiv wie negativ bewerteten Bezugsgrößen)‹.
Vorwiegend älteres und mittleres Frnhd.; gehäuft Verstexte religiösen oder didaktischen Inhalts.
Syntagmen
etw
. (z. B.:
anschlag / schwerer mut / tücke / wille
, jeweils Subj.)
jn. b
.;
j. mit liebe / leide / ritten / siechheit, mit einer suche, mit luste, mit dem bösen geiste b. sein, j. schädlichen b. sein, die stat mit krieg b. sein
.

Belegblock:

Helm, H. v. Hesler. Apok. Anm. (
nrddt.
,
14. Jh.
):
Der selbe wille der in spuen
[Var.:
bevinc
] |
Und der selbe rat den her riet, | […] | Die werlt geschuf von nichte.
Kehrein, Kath. Gesangb. (
Köln
1582
):
daß ihr [gotlosen] anschleg, lose tuͤck, | Jhr list erdachter bůbenstuͤck | Sie selbs einmal befangen.
Hübner, Buch Daniel (
omd.
, Hs.
14.
/
A. 15. Jh.
):
Swerer mut en so bevienc | Daz er im den slaf benam.
Neumann, Rothe. Keuschh. 
1083
(
thür.
,
1. H. 15. Jh.
):
di liebheber sint alle blint | di mit fleislicher liebe befangen sint.
Bechstein, M. v. Beheim. Evang. Lk. (
osächs.
,
1343
):
Simônis swiger was bevangen mit grôzin ritten.
v. Tscharner, Md. Marco Polo
14, 5
(
osächs.
,
2. H. 14. Jh.
):
unde [inwoner] sint alle mit luste bevangin unde gegebin der ytelkeit.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
E. 14. Jh.
):
der grunt ist zůmole bekumbert mit den creaturen und schedelichen bevangen.
Matthaei, Minner. I, (Hs. ˹
nalem.
,
1459
˺):
ye groͤsser lieb befacht, | ye groͤsser laid do öch macht, | wan es der wider fal also git.
Feudel, Evangelistar 
24, 13
;
111, 25
;
Neumann, a. a. O.
2785
;
Eichler, Ruusbr. steen
45, 1
;
Henschel u. a., Heidin
1465
;
Jaksche, Gundacker ;
11.
›jn. mit etw. (z. B. einem Amt) beauftragen, jn. zu etw. verpflichten‹.

Belegblock:

Sievers, Oxf. Benedictinerr. (
hess.
,
14. Jh.
):
alle die die mit ambete bevangen sint halden diz gebot.
12.
›sich in etw. (z. B. einen Krieg) einlassen, sich in etw. hineinbegeben‹.
Syntagmen:
sich des krieges b
.

Belegblock:

Vorarlb. Wb.
1, 268
(a. 
1546
).
13.
phras.:
stat befangen
›sich erfüllen, Realität werden‹.

Belegblock:

Helm, H. v. Hesler. Apok. (
nrddt.
,
14. Jh.
):
Daz die wort stat beviengen, | Da David bat rechen sich.