V.,
regelmäßige und unregelmäßige Formen nebeneinander: im Sing. Präs. Ind. vereinzelt
bedeucht
; Prät. generell:
bedauchte
, vereinzelt
bedäuchte
(oobd., östliches Inseldeutsch); Part. Prät.:
bedunkt
und
bedaucht
; zu den schweiz. Formen vgl.
, 688f; vgl. ferner:
Dammers u. a., Flexion der st. und schw. Verben.
1988, 63
;
507
f.
1.
›etw. nach einem unbestimmten Eindruck, nach vagen Anzeichen, auf grund allgemeiner Erfahrungen meinen, glauben, jn. dünken, den Eindruck haben, dafür halten, erachten, jm. scheinen, daß […]‹; offen zu
2 bis 6.
Bedeutungsverwandte:
2,
,
(V.)
1,
(V.)
1,
2
1,
,
,
.
Syntagmen:
etw.
[Subj.]
jn. b., das […] / als […] / zu […], jn. b
., [+ Hauptsatz im Ind. oder Konj.] / [+ Infinitivsatz mit oder ohne
zu
] / [+ konj. Nebensatz mit
das / wie / denne ob
],
jn. etw. von nöten b
.;
es bedünkt jn. zeit
; formelhaft:
als mich bedünkt
.
Belegblock:
Tiemann, E. v. Nassau-S. Kgn. Sibille
137, 10
(
rhfrk.
,
um 1435
):
mich bedüncket man müsse andern ratt zü diesen sachen süchen.
Opitz. Poeterey
9, 15
(
Breslau
1624
):
das so offte er des Herodotus seine Historien lese / es jhn beduͤncke / als wehre es Homerus selber.
zu Dohna u. a., Staupitz/Scheurl
119
(
Nürnb.
1517
):
Mich bedunkt, erfarn ze haben, das dise, die arbeten, einer hitzigern suese genisen in Christo dann etwan die andern.
Reichmann, Dietrich. Schrr.
130, 10
(
Nürnb.
1548
):
[die welt] lest sich dagegen beduncken / wenn man zuͤrne […] / das stehet eim man zu.
Wie denn dise anfechtung den Eheleuten hart zu setzt / das sie bedunckt / es woͤllen der meuler jmmer zu vil werden.
Williams u. a., Els. Leg. Aurea
217, 4
(
els.
,
1362
):
Noch den [ephele] gewan er so grosze begirde daz in beduhte, es were danne daz er sinen lust gebuͤste an den ephelen, er muͤste sterben.
Es hat mich Bedunckt / ich hab sein stimm gehoͤrt vor der thür.
Als er die [schwester] ansahe bedaucht in nit eynen menschen. besunder einen engel gesehen haben.
in dem bedaucht in wol der nebel nicht von natur, sunder von zauberey zesein.
Beduncken / dafür halten / vermeinen / erachten / opinari, videri.
Quint, Eckharts Pred.
;
;
;
Williams u. a., a. a. O.
58, 29
;
358, 16
;
474, 14
;
690, 8
;
703, 9
;
‒
Vgl. ferner s. v.
1,
4.
2.
›nach begründeten Eindrücken, bestimmten Anzeichen, gewisser Überlegung etw. meinen, glauben, überzeugt sein‹.
Syntagmen:
j. jn. b
., [+ Hauptsatz im Konj.],
jn. b., das […]
(oft) /
zu […] / wie […], sich b. lassen, zu […], jn. b
., [+ Hauptsatz im Konj.],
jn. des b., das […], jn. not b., das […]
.
Belegblock:
Wyss, Limb. Chron.
(
mfrk.
, zu
1374
):
unde sollent […] vur ein recht wisen, wes si bedunket, daz recht si.
Köbler, Ref. Franckenfort
65, 4
(
Mainz
1509
):
wen die Schoͤffen […] mehr dar by zusein noturfftig bedũcken würde.
Feudel, Evangelistar
49, 6
(
omd.
,
M. 14. Jh.
):
nu hat ir gehort dy loͤgene. Wes bedunket uch nu? do sprach dy schare: ‘her ist schuldik’.
Williams u. a., Els. Leg. Aurea
159, 6
(
els.
,
1362
):
In beduhte er were me gezieret mit der kettin der gefengnisse denne mit einre kostlichen cronen.
Adrian, Saelden Hort
3202
(
alem.
, Hss.
E. 14.
/
15. Jh.
):
do si des beduhte | und och ain tail bekanden | daz sie wan in ir landen.
Gagliardi, Dok. Waldmann
2, 370, 16
(
halem.
,
1489
):
dorumb beduͤchte sy not, das sy sich anheimsch fuͤgten.
won uns bedunkt dz jetweder teil des andren klag jn dem stuck wol verantwort hab.
Nun wil die Gelehrte allerding beduncken / daß selbige herkommen von dem garstigen Abgott Como.
Fischer, Eunuchus d. Terenz
(
Ulm
1486
):
und beduncket mich das der text besser sye nach dem sinn.
Mollay, H. Kottanerin
14, 5
(
moobd.
,
1439
/
40
):
Da riet ich an ainen, der mich bedeuͤcht, er wër meiner frawn mit ganczen trewen.
Grosch u. a., Schöffenspr. Pössneck
279, 28
;
Fuchs, Murner. 4 Ketzer
2162
;
Brévart, K. v. Megenberg. Sphaera
51, 2
;
3.
›etw. relativ zu einer Erwartung für etw. halten, etw. in bestimmter Weise beurteilen, jm. in bestimmter Weise vorkommen‹.
Syntagmen:
etw
. (Subj.)
jn. bitter / dienstlich / eben / gut / teuer / unbillich b., etw. jn. billich / fremd / götlich / nüzlich / recht / ungnädig sein b., etw. jn. ein erbärmliches ding b., etw. e. S
. (Dat.)
abscheulich / seltsam zu sein b., j. jn. tauglich / ungestalt (zu) sein b., jn. unziemlich b., das […]
.
Belegblock:
Obe schon ein solicher Sin vnsere vernufft weith übertrifft / oder dere selsam vnd abschewlich zu sein bedũckt.
Thiele, Chron. Stolle
(
thür.
,
3. Dr. 15. Jh.
):
ab uns solche hulffe zu swach adder ouch dy von erffort der er sucht zu swere adder zu vil syn beducht.
Williams u. a., Els. Leg. Aurea
538, 9
(
els.
,
1362
):
Do lebte sant Bernhart in grosser strengkeit vnd beduchte in keine zit fúrlorn denne die zit do er schlief.
den beduchte vnzimelich das er dise […] zarte maget solte zů einre gemahelen haben.
Haas u. a., Erasmus/Jud. Klag
24r, 26
(
Zürich
1521
):
vn hat dich das ein erbaͤrmklich ding beducht.
Es hat mich gut Bedůcht / Jch was der meinung.
Lauater. Gespaͤnste
18v, 24
(
Zürich
1578
):
ein lieblich suͤssen wyn / der bedunckt jn bitterer dañ ein gall.
der [orden] beduͤcht sy zů disem jrem fürnemmen dienstlich.
Fischer, Eunuchus d. Terenz
(
Ulm
1486
):
darumb bedücht in der alt vil dester ungestalter ze sein.
Spiller, Füetrer. Bay. Chron.
(
moobd.
,
1478
/
81
):
do bedaucht es all herren guet.
Grossmann, Unrest. Öst. Chron.
(
oobd.
,
3. Dr. 15. Jh.
):
Die lanndtlewdt bedawcht solichs ungenadig und frömbt sein.
Mollay, H. Kottanerin
14, 4
(
moobd.
,
1439
/
40
):
Da wart der rat an mich geschoben, wer mich bedewcht dar zuͤ tugleich wër.
Bömer, Pilgerf. träum. Mönch
;
Bell, G. Hager
29, 2, 13
;
Lemmer, Brant. Narrensch.
111, 55
;
Fuchs, Murner. 4 Ketzer
2597
;